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Hubertus Büschel

Geschichte der Entwicklungspolitik

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11.02.2010
https://docupedia.de//zg/Geschichte_der_Entwicklungspolitik

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.591.v1

Artikelbild: Geschichte der Entwicklungspolitik

Demokratische Republik Kongo, 2008, Foto: Julien Harneis <a rel="nofollow" class="external text" href="https://www.flickr.com/photos/julien_harneis/2293386471/">Flickr</a&gt; (<a rel="nofollow" class="external text" href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/">CC BY-SA 2.0</a>)

Mit dem Begriff Entwicklungspolitik wird das wirtschaftliche, soziale, politische und auch kulturelle Engagement von Staaten und ihren Institutionen, von internationalen oder nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in Regionen bezeichnet, die als „unterentwickelt" eingestuft werden. Verbunden mit diesem Begriff sind auch synonym genutzte – wie Entwicklungshilfe oder Entwicklungszusammenarbeit – die bei näherer Betrachtung allerdings Unterschiede aufweisen, welche Hubertus Büschel in seinem Artikel betrachtet und auch die Ziele und Motivation hinter den verschiedenen Politiken beschreibt.

Geschichte der Entwicklungspolitik

von Hubertus Büschel

Entwicklungspolitik – Entwicklungshilfe – Entwicklungszusammenarbeit

Unter Entwicklungspolitik wird gemeinhin das wirtschaftliche, soziale, politische und auch kulturelle Engagement von Staaten und ihren Institutionen, von internationalen oder nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in Regionen verstanden, die als „unterentwickelt" und damit bedürftig eingestuft werden.[1] Institutionen der Entwicklungspolitik sind beispielsweise die US-amerikanische Agency for International Development (AID), die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) oder die internationale World Health Organization (WHO). Aufgaben in Projekten vor Ort übernehmen häufig auch sogenannte Entwicklungsdienste, in denen sich vor allem jüngere Entwicklungshelfer/innen engagieren. Solche Dienste sind der britische Voluntary Service Overseas, der amerikanische Entwicklungsdienst Peace Corps, die französischen Les Volontaires du Progrès, der Deutsche Entwicklungsdienst (DED), der internationale Weltfriedensdienst oder konfessionelle Jugenddienste wie die deutschen Dienste in Übersee. Den Entwicklungsdiensten stehen als counterparts in den Einsatzländern Partnerorganisationen gegenüber wie beispielsweise in den 1960er- und 1970er-Jahren die TANU Youth League in Tansania oder die Organisation Jeunesse Pionnière Agricole in Togo.

Die Empfängerländer der Entwicklungspolitik werden seit einer Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) im Jahr 1971 in Least Developed Countries (LLDC) und in Less Developed Countries (LDC) unterschieden.[2] Als sogenannte Entwicklungsländer gelten heutzutage vor allem südliche Regionen außerhalb Europas in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Dies war nicht immer so: In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bisweilen auch Staaten an der Peripherie Europas zu Entwicklungsländern gezählt, wie beispielsweise Finnland, Portugal, Süditalien, Jugoslawien, Griechenland oder die Türkei.

Verbunden mit dem Begriff „Entwicklungspolitik" ist eine Perspektive auf die internationale Politik, und somit vor allem auf Entwicklungskonzepte, Leitlinien und Prämissen, auf planende Institutionen und nationale bzw. internationale Rahmenbedingungen – weniger allerdings beispielsweise auf konkrete Praktiken vor Ort. Die dergestalt verstandene Entwicklungspolitik kann sich auf wirtschaftliche und soziale, aber auch verteidigungspolitische oder kulturelle Bereiche beziehen. In der Regel umfasst der Begriff Entwicklungspolitik nicht die Aktivitäten von sozialistischen bzw. kommunistischen Staaten. Hier sprach und spricht man stattdessen von „Internationaler Solidarität".

Mit dem Begriff Entwicklungspolitik sind weitere Begriffe verbunden, die häufig deckungsgleich gebraucht werden – wie Entwicklungshilfe oder Entwicklungszusammenarbeit. Bei näherer Betrachtung zeigen sich allerdings Unterschiede: So fokussieren Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit in der Regel stärker auf Praktiken der Entwicklungspolitik, wobei auch das Verhältnis zwischen „Gebern" und „Nehmern" thematisiert wird. Bis in die 1980er-Jahre hinein wurde die entwicklungspolitische Praxis häufig „Entwicklungshilfe" genannt und implizierte damit die Überlegenheit der „helfenden" Geberländer und -organisationen. Heute ist der bereits seit den 1950er-Jahren parallel dazu gebräuchliche Begriff „Entwicklungszusammenarbeit" üblicher, steht er doch für ein globales Ziel der als zeitgemäß angesehenen Entwicklungspolitik, nämlich das partnerschaftliche Wirken von Gebern und Empfängern.[3] Die Praktiken der Entwicklungspolitik können wiederum unterschieden werden in solche, die innerhalb der empfangenden Gesellschaften von oben (trickle down) oder von unten (bottom up) wirken sollen. Um jene Perspektiven gruppieren sich auch Begrifflichkeiten wie „Entwicklungsexpertise", „Reformprogramm" oder „Hilfe zur Selbsthilfe" und „Grass Roots Development".

Als Ziele der Entwicklungspolitik gelten gemeinhin als universal gedachte „Verbesserungen" der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort, die nachhaltige Sicherung der Ernährungslage, die Senkung von Arbeitslosigkeit, das Eindämmen von Krankheiten und Kindersterblichkeit, die Steigerung von Einkommen, landwirtschaftlichem Ertrag oder Bildung. Seit den letzten Jahren werden jedoch auch zunehmend soziale und politische Ziele betont, wie der Schutz sogenannter Indigener, die Bekämpfung von Korruption, die Demokratisierung oder der Umweltschutz. Der Variationsbreite entwicklungspolitischer Felder entsprechend wirkten auch verschiedene Wissenschaftsdisziplinen bei der Konzeption von Zielen, Formen und Praktiken der Entwicklungshilfe bzw. Entwicklungszusammenarbeit mit.[4] Neben der Ökonomie[5] spielte im Spätkolonialismus die Anthropologie eine große Rolle, wenn es beispielsweise darum ging, vor Ort angemessene Formen der Entwicklung zu finden. Psychologen entwarfen zu jener Zeit Kataloge für Verhaltensrichtlinien von Entwicklungsexperten. Techniker erfanden landwirtschaftliche Maschinen, die sich für die Tropen eigneten. Immer wichtiger wurden in den 1950er-Jahren auch Agrarwissenschaft und Chemie, die Düngemittel und Anbaumethoden für die Landwirtschaft in „Übersee" entwickelten. In jüngster Zeit sind – entsprechend den aktuellen Zielen der Entwicklungspolitik – die Politik- und Umweltwissenschaften maßgeblich, während Anthropologen oder Psychologen sich kaum noch mit Fragen dieses Themengebiets beschäftigen.

Als Motive der Entwicklungspolitik werden auf Seiten der gebenden Länder neben altruistischen, humanitären oder religiösen Hintergründen immer auch wirtschaftliche und politische Eigeninteressen (wie z.B. die Blockbildung im Kalten Krieg) beschrieben. In jüngerer Zeit kam die Erkenntnis hinzu, dass globale Probleme wie Krankheiten, die Umweltzerstörung und die Klimaveränderung nur gemeinsam mit Entwicklungsländern gelöst werden können.

Datierungen und Konjunkturen

Der Beginn von Entwicklungspolitik wird zumeist mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang gebracht. Genau genommen ist es das legendäre Point-Four-Program des amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman vom 20. Januar 1949, das meist als grundlegender Anstoß für Entwicklungspolitik beschrieben wird. Truman hatte im Zusammenhang mit der Gründung der North Atlantic Treaty Organization (NATO) erklärt, künftig müssten die entwickelten Industrienationen den unterentwickelten Ländern helfen, sich selbst zu helfen.[6]

In der Tat ist Entwicklungspolitik jedoch weitaus älter. Mit Recht haben manche Historiker/innen die Entwicklungspolitik als Produkt des „Spätkolonialismus und der Krise der großen Kolonialreiche Englands und Frankreichs in den 1930er-Jahren" beschrieben.[7] Bereits mit der Übertragung der ehemaligen osmanischen und deutschen Kolonien an Mandatsmächte verband der Völkerbund einen Entwicklungsauftrag.[8] Schon im Versailler Friedensvertrag von 1919 war zu lesen, dass die „Vormundschaft über die unterentwickelten Völker" mit der „heiligen Aufgabe der Zivilisation" und mit der Sorge um das „Wohlergehen und die Entwicklung [dieser] Völker" verbunden sei.[9] Bereits Ende der 1920er-Jahre entwarfen sowohl Großbritannien als auch Frankreich eine Entwicklungspolitik für ihre Kolonien und Mandatsgebiete: 1929 verabschiedete das Londoner Parlament den Colonial Development Act, der vorsah, jährlich eine Million Pfund für Infrastruktur, Gesundheit, Ausbildung und Agrarentwicklung zur Verfügung zu stellen.[10]

Eine weitere Etappe britisch-kolonialer Entwicklungspolitik war 1940 die Gründung des Fabian Colonial Bureau, das in enger Kooperation mit der Labour Party Entwicklungskonzepte erarbeitete. Die französisch-koloniale Entwicklungspolitik begann bereits im April 1921 mit Planungen des damaligen Kolonialministers, des Sozialisten Albert Sarraut. Im Jahr 1931 wurden – aufbauend auf die Vorschläge Sarrauts – Programme für öffentliche Arbeiten in den französischen Kolonien entworfen und durch staatliche Anleihen gefördert.[11] Konzeptionell waren die kolonialen britischen und französischen Entwicklungsprojekte grundlegend für die künftige Entwicklungspolitik: Hier wurde der sogenannte koloniale Humanismus vertreten, dessen Verfechter erklärtermaßen die Kultur und Wünsche der Betroffenen vor Ort mit einbeziehen wollten. Hilfe zur Selbsthilfe, Community Development und Animation[12] entstanden zu jener Zeit – Ansätze, die heute noch als zentral, erstrebenswert und – mehr oder minder berechtigterweise – als gelungen gelten.[13]

Im Zweiten Weltkrieg wurden entwicklungspolitische Erwägungen – bis auf den Ausbau der Infrastruktur im Zuge deutscher kolonialrevisionistischer Planungen oder der fortgesetzten japanischen Bemühungen, einen Entwicklungskolonialismus in Ostasien zu installieren – weitgehend zurückgestellt. Die Zeit nach 1945 bis zur Jahrtausendwende gilt – beginnend mit Trumans Point-Four-Program – dann als eigentliche Kernphase der global verbreiteten Entwicklungspolitik.[14] Häufig werden in diesem Zusammenhang vier Dekaden unterschieden, die den Zeitraum 1960-2000 umfassen.[15]

Die Jahre 1950-1960 werden dabei als eine Art Vorstufe der Entwicklungspolitik beschrieben, als eine Zeit der expliziten außenpolitischen Instrumentalisierung von Entwicklungsbemühungen im Rahmen der Blockbildung. Als zentrales entwicklungspolitisches Ziel dieser Phase wird die Eindämmung (containment) der Ausbreitung des Kommunismus genannt. Bis 1989, so wird in diesem Zusammenhang argumentiert, habe die Blockbildung eine wichtige Rolle in der Entwicklungspolitik gespielt, wenngleich sie in den 1970er-Jahren gegenüber anderen Interessen allmählich in den Hintergrund getreten sei.[16] Übersehen wird bei dieser Kennzeichnung allerdings bisweilen, dass sich zahlreiche entwicklungspolitische Institutionen, wie beispielsweise die Kirchen, staatlichen Interessen verweigerten. Auch werden bei dieser Sichtweise entwicklungspolitische Prämissen von vornherein mit Handlungsoptionen und -entschlüssen der Akteure vor Ort gleichgesetzt. Es ist hingegen zu bezweifeln, dass ideologische Leitlinien ohne weiteres und uneingeschränkt auch die alltägliche Projektarbeit bestimmten.[17]

Die erste eigentliche entwicklungspolitische Dekade 1960-1970 wird in der Regel als Hoch-Zeit globaler ökonomischer Modernisierungsbestrebungen beschrieben.[18] Sowohl multilaterale als auch bilaterale Entwicklungspolitik sei von der Vorstellung geprägt gewesen, es könne regelrecht automatisch zu nachhaltiger Entwicklung kommen, wenn nur für ausreichend wirtschaftliches Wachstum gesorgt würde. Der einzige Weg für die Entwicklungsländer sei die Industrialisierung nach westlichem Vorbild. Zugeschossenes Kapital könne Wachstum und Wohlstand fördern. Man sprach in diesem Zusammenhang vom trickle-down-Effekt, dem „Durchsickern" eingeflossener Mittel „von oben nach unten" bis hin zu den einzelnen Bedürftigen. Auch die Einbindung der Entwicklungsländer in den Weltmarkt, so hieß es damals, würde sich in jedem Fall günstig auf das lokale Wirtschaftswachstum auswirken.

Entsprechend wurde bei der Ersten Welthandelskonferenz (UNCTAD) 1964 die „Gruppe der 77" gegründet, die das Ziel verfolgte, die Positionen der Entwicklungsländer auf dem Weltmarkt zu verbessern. Vieles spricht also dafür, diese entwicklungspolitische Dekade als ökonomisch-modernisierungstheoretisch geprägt zu beschreiben. Dies zeigen exemplarisch auch die Gründungen von neuen Institutionen, wie das bundesdeutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Andererseits zeigen institutionelle Neugründungen aber auch, dass es oft nicht primär um Finanzhilfen und die damit verbundene Hoffnung auf den trickle-down-Effekt ging: So entwarfen die in den 1960er-Jahren entstehenden Jugenddienste wie der DED oder die Peace Corps in Projekten der Hilfe zur Selbsthilfe oder des Grass Roots-Development häufig ganz explizit Alternativen zu von oben gesteuerter, ökonomischer und an Modernisierungstheorien orientierter Entwicklung.[19]

Die zweite entwicklungspolitische Dekade von 1970 bis 1980 gilt vielen Historiker/innen als Zeit der Revision. Eine Wende im ökonomischen Fortschrittsoptimismus brachte 1969 ein von Lester Pearson, einem kanadischen Diplomat und Ökonom, vorgelegter Bericht, der eindringlich das bisherige Scheitern entwicklungspolitischer Bemühungen ausführte.[20] In jenem Pearson-Bericht wurde herausgehoben, dass Wachstum trotz reichlicher Kapitalzuschüsse häufig schlichtweg ausgeblieben und Kapital wirkungslos versickert sei. Wo es überhaupt zu wirtschaftlichem Wachstum gekommen war, sei dieses nicht selten regional uneinheitlich verteilt. In manchen Regionen sei die Armut sogar angestiegen. Häufig profitierten lediglich die Eliten. Mit Bezug auf den Pearson-Bericht stellte der Weltbank-Präsident Robert McNamara das Scheitern des Konzepts „Entwicklung durch Wachstum" fest. McNamara entwickelte demgegenüber die sogenannte Grundbedürfnisstrategie, die auf der Annahme basierte, dass ökonomisches Wachstum auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Menschen vor Ort folgen müsse und werde. Darunter wurden neben Nahrung und Gesundheit auch Bildung, Freiheit und Selbstbestimmung verstanden.

Plausibel ist die gängige Interpretation der 1970er-Jahre als Dekade der Sicherung von Grundbedürfnissen, sieht man sich globale Kampagnen der internationalen Institutionen an: So trat zu jener Zeit die Food and Agriculture Organization (FAO) unter dem Schlagwort „Nahrung für alle" für Agrarreformen und Soforthilfe ein. Die World Health Organization (WHO) erklärte „Gesundheit für alle" zu ihrem vordringlichen Anliegen, die United National Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) „Bildung für alle" und die International Labor Organization (ILO) „Arbeit für alle". Übersehen wird bei jener Etikettierung allerdings, dass die Sicherung von Grundbedürfnissen bereits ein Anliegen kolonialer Entwicklungspolitik gewesen war – und zwar nicht zuletzt mit dem Ziel, Konflikten vorzubeugen und die Dekolonisierung hinauszuzögern.

Die dritte entwicklungspolitische Dekade von 1980 bis 1990 wird häufig als „verlorenes Jahrzehnt" beschrieben.[21] Am 11. Februar 1980 legte eine internationale Nord-Süd-Kommission unter dem Vorsitz des bundesdeutschen Altkanzlers Willy Brandt der UNO eine im Auftrag der Weltbank entstandene Studie mit dem Titel „Das Überleben sichern. Gemeinsame Interessen der Industrie- und Entwicklungsländer" vor.[22] Zentral in diesem „Brandt-Bericht" war die Vision einer neuen Wirtschaftsordnung, in der die Entwicklungsländer mit Unterstützung der Industrienationen als Partner auftreten würden. Auch wurde hier auf Zusammenhänge zwischen globaler Aufrüstung und Armut verwiesen. In der Tat waren viele Entwicklungsländer zu Beginn der 1980er-Jahre nahezu zahlungsunfähig. Die Ölkrise der 1970er-Jahre, die Wirtschaftskrise zu Beginn der 1980er-Jahre und fallende Rohstoffpreise führten zu einem immensen Anstieg der Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer. Sogenannte Schwellenländer wie Brasilien oder Erdöl fördernde Länder wie Nigeria gerieten in schwere wirtschaftliche, soziale und politische Krisen.

1987 veröffentlichte eine Weltkommission für Umwelt und Entwicklung unter der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland einen Bericht, in dem Forderungen für nachhaltige Entwicklung formuliert wurden: Entwicklung sollte dauerhaft sein und auch künftigen Generationen Nutzen bringen. Auch sollte die Nutzung von Ressourcen in harmonischem Einklang stehen mit technologischer Entwicklung und institutionellem Wandel.[23] Gerade mit Blick auf den „Brundtland-Bericht" und die damit einsetzende Reflexion über Nachhaltigkeit ist es nur wenig angemessen, die entwicklungspolitische Dekade 1980-1990 als „verlorenes" Jahrzehnt zu beschreiben. Wenngleich auch vor dem Hintergrund der Ölkrise und der Wirtschaftskrise Entwicklungsprojekte in zahlreichen Regionen ohne Wirkung blieben, so wandelten sich andererseits ehemals als unterentwickelt geltende Regionen wie zum Beispiel Indien oder Singapur zu Industrienationen.

Die vierte Dekade der Entwicklungspolitik von 1990 bis 2000 gilt als Zeit des Strebens nach Nachhaltigkeit im Gefolge des „Brundtland-Berichts". Entscheidend war die Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992, bei der die sogenannte Agenda 21 aufgestellt wurde. Schlagworte waren – neben „Nachhaltigkeit" – wiederum „Hilfe zur Selbsthilfe", Ressourcenverbrauch oder Eigenständigkeit. Getragen war die Agenda nach wie vor von dem prinzipiellen Optimismus, dass es für die Gesellschaften Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sinnvolle Entwicklungswege nach dem Vorbild und den Maßstäben der Industrienationen geben könne.[24] Im Herbst 2000 veröffentlichte schließlich die 55. Generalvollversammlung der UNO, die als sogenannter Millenniums-Gipfel tagte, Daten, die ergaben, dass jeder fünfte Mensch auf der Erde mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen muss und dass mehr als 700 Millionen Menschen hungern und unterernährt sind. Am 8. September 2000 verabschiedeten 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die „Millenniums-Erklärung", einen grundlegenden Katalog für die Zielsetzungen aller UN-Mitgliedsstaaten.[25] Hier waren unter anderem auch der Schutz von Menschenrechten und die sogenannte gute Regierungsführung (Good Governance) enthalten.

Die historische Beurteilung jener Dekade als Periode einer vermehrten Reflexion über Nachhaltigkeit ist schon allein aufgrund der Quellenlage und der hiermit verbundenen, noch andauernden Sperrfrist einschlägiger Akten problematisch. Wenngleich auch global geführte Diskurse immer wieder auf die Agenda 21 Bezug nahmen, ist anzuzweifeln, dass dergleichen Leitlinien bis hinein in die entwicklungspolitische Praxis wirkten. Ausgeklammert wird von jener Sicht auf die Dekade überdies, dass nach 1989 neben allen Debatten über Nachhaltigkeit zugleich in den Empfängerländern durchaus begrüßte Alternativen der Entwicklungspolitik, wie die der sozialistischen Internationalen Solidarität der DDR, abgewickelt wurden.[26]

Mit Bezug auf die Entwicklungspolitik wird die Zeit nach 2000 gemeinhin als Periode massiver Kritik bezeichnet und bisweilen sogar das baldige Ende der Entwicklungszusammenarbeit prognostiziert.[27] Hier dominieren vielfach Stimmen von Vertreter/innen aus den Entwicklungsländern selbst. Am bekanntesten ist wohl James Shikwati aus Kenia, der fordert, jegliche Entwicklungspolitik sofort einzustellen, denn erst dann würden die Afrikaner/innen beginnen, Verantwortung zu übernehmen und ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen.[28] Ähnlich urteilte die Kamerunerin Axelle Kabou, die auch auf das unvermeidliche Machtgefälle zwischen „schwarzen Eliten" und „weißen Helfern" einerseits, den Empfängern von Entwicklungshilfe, den „kleinen Leuten" vor Ort andererseits, hinwies.[29] In diesem Sinne forderte jüngst auch Damisa Moyo ein baldiges Ende der Entwicklungspolitik.[30]

Gerade vor dem Hintergrund der postkolonialen Kritik von Intellektuellen aus Entwicklungsländern an den Millenniums-Zielen wird heutzutage oftmals von einem „Post-Development"-Zeitalter gesprochen.[31] Wie berechtigt solche Kritik auch sein mag – es sei hier dennoch auch darauf verwiesen, dass sie ihrerseits harsche Ablehnung provoziert hat, und zwar keineswegs nur aus den Kreisen derer, die sich innerhalb von Institutionen der Entwicklungspolitik bewegen. So haben auch Historiker/innen darauf verwiesen, dass die Kritik an der Entwicklungspolitik häufig gerade von Autor/innen geübt wird, die selbst zu jenen Eliten in oder aus Entwicklungsländern gehören, die sie letztlich angreifen. Auch böten die Kritiker/innen nur wenig konstruktive Vorschläge und übersähen, dass Entwicklungshilfeprojekte insofern zu begrüßen seien, als manche von ihnen die daran beteiligten oder von ihnen betroffenen Menschen schlichtweg am Leben erhalten könnten. Denn Verlierer eines etwaigen Endes der Entwicklungspolitik seien vor allem diejenigen, denen Kritiker wie Shikwati ihre Stimme zu leihen vorgäben.[32] Dem ist hinzuzufügen, dass die Forderungen nach einem Ende der Entwicklungspolitik aus den Empfängerländern auch eurozentrischen, konservativ-reaktionären Positionen eine Legitimation dafür bieten können, finanzielle Aufwendungen und damit die Verantwortung für die armen Regionen der Welt ganz einzustellen.

Bezeichnete man die Gegenwart der Entwicklungspolitik vor allem als Post-Development-Zeitalter, ließe man schlichtweg außer Acht, dass nach wie vor entwicklungspolitische Institutionen und Akteure tätig sind und dass immer wieder neue Konzepte der Entwicklungspolitik aufgelegt werden – wie beispielsweise das der Mikrokredite. Nicht zuletzt würde übersehen, dass die Kritik an der Entwicklungspolitik so alt ist wie diese Politik selbst. Bereits von Kolonialexperten der 1930er-Jahre wurde die Effizienz einzelner Projekte in Frage gestellt, auf die Vernichtung indigener Lebensweisen durch Entwicklung hingewiesen und davor gewarnt, die Wünsche und Gewohnheiten der Menschen vor Ort zu übergehen.[33] Im Umfeld der Dekolonisierung in den 1950er- und 60er-Jahren wurde immer wieder das (Neo-)Koloniale in der Entwicklungspolitik kritisiert, und das auch schon von Autoren aus den sogenannten Entwicklungsländern wie Frantz Fanon oder Albert Memmi.[34]

Wenn es überhaupt Sinn macht, die Entwicklungspolitik in historische Dekaden einzuteilen, dann trägt am ehesten die These, dass nach der auf Ökonomie und Modernisierung fixierten Phase der 1960er-Jahre entwicklungspolitische Perioden folgten, die immer wieder aufs Neue proklamierten, Innovationen zur Verbesserung der Entwicklungspolitik gefunden zu haben – wie „Hilfe zur Selbsthilfe" oder „Nachhaltigkeit". Bei genauerer Betrachtung erweisen sich jene vermeintlichen Innovationen allerdings als äußerst langlebige, oftmals koloniale Entwicklungskonzepte.

Historiografische Meistererzählungen und Deutungen

Die Art und Weise, wie mit den Begriffen Entwicklungspolitik, Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit umgegangen wird, sowie die hiermit verbundene Einteilung in entwicklungspolitische Dekaden entsprechen den dominierenden Erzählsträngen der Forschung. Gerade in den letzten Jahrzehnten ist die Entwicklungspolitik ein boomender Gegenstand der Geschichtsschreibung geworden. Ein Grund dafür mag die sich mehr und mehr durchsetzende Erkenntnis sein, dass die Probleme der Entwicklungsländer globaler Natur sind, beispielsweise hinsichtlich der Umweltzerstörung, Klimaerwärmung oder mit Blick auf Krankheiten wie Aids. Auch die erhöhte Aufmerksamkeit, die Ansätze wie transnationale Geschichtsschreibung und Globalgeschichte seit einigen Jahren erfahren, begünstigt zweifellos die historiografische Erforschung des Themenfeldes Entwicklungspolitik.

Nicht zuletzt führte die – bereits angesprochene – strittige Datierung des Beginns von Entwicklungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem wachsenden Interesse: Als vermeintlich typisches Thema der Zeitgeschichte rückte die Entwicklungspolitik – vergleichbar dem Boom der 1970er-Jahre als Untersuchungsfeld – zu dem Zeitpunkt in den Fokus der Aufmerksamkeit, als die Sperrfrist der grundlegenden Akten ablief.[35]

Zunehmend erscheinen auch Arbeiten, die eine differenzierte Sicht auf die Kolonialgeschichte, die Prozesse der Dekolonisierung und damit auch auf koloniale und postkoloniale Entwicklungspolitik bieten. Dabei wird auch die Beteiligung der Kolonisierten stärker in den Blick genommen als bisher, und die zeitliche Dichotomie zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus wird hinterfragt, wenn nicht gar aufgelöst.[36]

Insgesamt dominiert heute – bis auf wenige Ausnahmen – eine Sichtweise, die der Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe ein Scheitern attestiert. Eindrucksvolle Datenmengen, die versickernde Geldströme repräsentieren, werden zum Beleg für dieses Scheitern genauso aufgeboten wie Sterbeziffern, die sich trotz groß angelegter Hilfskampagnen kaum veränderten. Als ein wichtiger Grund für dieses Scheitern wird der über alle ideologischen Unterschiede der Geberländer hinweg verbreitete, gleichermaßen unerbittliche wie fatale Glaube an die Vorteile der Industrialisierung angesehen, den die Geber mit der Überzeugung von den je eigenen zivilisatorischen Fähigkeiten und der Geringschätzung des Wissens der Empfänger verbanden.[37] Jenes Scheitern der Hilfe wird in der Regel wiederum selbst historisiert: Diskurse, Ideologien und Praktiken werden in vergangene Kontexte gestellt, die misslungene Entwicklung wird den Ausbeutungsbestrebungen der Kolonialmächte, den Konkurrenzen im Kalten Krieg, den Interessenlagen der gebenden Metropolen oder der noch nicht ausreichend fortgeschrittenen Demokratisierung im Empfängerland angelastet.[38]

Mit dem Ende des Kolonialismus bzw. des Kalten Kriegs, so die mehr oder minder explizite Annahme, sei deshalb jeweils ein missliches Kapitel der Entwicklungszusammenarbeit abgeschlossen worden. Verschiedene Autor/innen haben vor diesem Hintergrund die Dynamik modernisierungstheoretischer Deutungshoheiten untersucht und kritisch hinterfragt.[39] Leitend war dabei meist die nationale Perspektive, in der die Entwicklungspolitik als Instrument der Außenpolitik interpretiert wurde. Wiederholt wurde aufgezeigt, wie sich, von nationalen oder blockpolitischen Interessen motiviert, zivilisationsmissionarische, wirtschaftliche und machtpolitische Beherrschungsapparaturen über die Empfängerländer ausbreiteten, die die Menschen vor Ort als handelnde Subjekte weder erkennen noch zulassen konnten.

In ihrer Summe ergeben diese Forschungsarbeiten ein master narrative, das immer wieder aufs Neue das Ringen um außenpolitische Machtpositionen und die (bisweilen nur vermeintliche) Verlagerung des Imperialismus bzw. Kalten Krieges aus seinen industrialisierten Zentren (Europa, USA, Sowjetunion) in die Peripherien (Asien, Afrika, Lateinamerika) betont. Erst unter dem Druck nationaler Interessen wäre demnach der Boden bereitet worden für jene fatale Hybris, derzufolge die ganze sogenannte Dritte Welt nicht nur modernisiert werden müsste, sondern auch könnte.[40]

Die grundlegende Studie „Seeing Like a State" des US-amerikanischen Politikwissenschaftlers und Anthropologen James C. Scott von 1998 und die darin enthaltene Kritik westlicher Modernisierungsmodelle und ihrer rigorosen Umsetzung in Siedlungsprojekten in Tansania Anfang der 1970er-Jahre, den sogenannten Ujamaa-Dörfern, markiert zweifellos einen Höhepunkt zahlreicher Interpretationen, die Macht-Asymmetrien in Projekten der Entwicklungspolitik aufzeigten.[41] Scott gelingt es hier, den maßgeblichen Anteil westlicher Theorien an der Ujamaa-Politik in Tansania auf differenzierte und luzide Art nachzuweisen. Auch der US-amerikanische Anthropologe Arturo Escobar hat die unterschiedlichsten Deutungen der jeglicher Entwicklungspolitik immanenten Asymmetrie von Macht und Verfügungsgewalten als Unterdrückung per se gekennzeichnet.[42] Die Quintessenz aller Entwicklungspolitik liege – so Escobar – letztlich in der geradezu mechanistischen konzeptuellen Starrheit der Entwicklungs- und Modernisierungstheorien des Nordens.

Der US-amerikanische Anthropologe James Ferguson hat in diesem Zusammenhang das treffende Bild der „Entwicklungsmaschine" geprägt, die die Länder der „Dritten Welt" durchpflüge.[43] In ähnlicher Weise wies Scott auf den rigorosen Durchsetzungsanspruch von Entwicklungskonzepten hin.[44] Diese Unterdrückung, so wurde immer wieder herausgestellt, konnte sich in der mehr oder minder offensichtlichen Fortführung kolonialer Institutionen und Praktiken der Geberländer in den dekolonisierten Empfängerländern manifestieren oder in der brachialen Durchsetzung von Interessen der „Entwicklungsmaschinerie" gegen lokale Interessen bestehen.[45]

Die Studien, die die Debatte der Entwicklungspolitik nach 1945 am stärksten bestimmt haben, beruhen insgesamt auf der Prämisse einer strikten Dichotomie zwischen Gebern und Empfängern – man könnte auch sagen: zwischen Herrschern und Beherrschten der Hilfe. Sie legen ihr Augenmerk vor allem auf die theoretischen und pragmatischen Vorannahmen der Entwicklungspolitik, auf ihre Ideologie,[46] auf die Prägekraft westlicher Institutionen,[47] Wissensstrukturen und -disziplinen für diesen Politikbereich.[48] Die Institutionen der Entwicklungspolitik wurden dabei häufig als Laboratorien, Katalysatoren oder Instrumente westlicher Gesellschaften und ihrer in der Entwicklungspolitik realisierten Herrschaftsstruktur angesehen.

Aus diesen Forschungsschwerpunkten auf nordamerikanische und europäische Institutionen, Wissensbestände und Semantiken ergab sich denn auch geradezu zwangsläufig ein zweites dominierendes master narrative zur Geschichte der Entwicklungspolitik: Wie oben skizziert, erzählt es von einer schier unüberwindbaren, meist recht statisch gedachten, aus kolonialen, wirtschaftlichen und kulturellen Konstellationen herrührenden Macht-Asymmetrie, die notwendig jegliche Beziehung zwischen Erster und Dritter Welt strukturiere.

Die hier genannten Studien waren weiterführend und bleiben nach wie vor zentral. Allerdings bergen sie das tiefgreifende Problem, dass hier die Machtwirkungen und die Havarien des Entwicklungsunternehmens auf Imperialismen und Systemkonflikte reduziert und zugleich die Akteure der Entwicklungspolitik vor Ort meist nur wenig untersucht werden.

Forschungslücken und -perspektiven

Vor dem Hintergrund dieser Forschungslandschaft ist es weiterführend, die Geschichte der Entwicklungspolitik nicht allein als Geschichte globaler Modernisierungskatastrophen oder kolonialer bzw. postkolonialer Konkurrenzen im Kalten Krieg zu beschreiben. So könnte die Erforschung von Traditionslinien und Brüchen die vermeintliche Zäsur zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus hinterfragen, wenn nicht gar zeigen, dass es womöglich nur sehr wenige entwicklungspolitische Annahmen, Konzepte und Praktiken gab, die nicht schon im Kolonialismus etabliert waren. Zielt die Analyse nationaler Konkurrenzen bisweilen auf Erklärungsmodi ab, die viel mehr über die Verhältnisse im Geberland aussagen als über diejenigen in der Region, in der eine entwicklungspolitische Maßnahme zum Einsatz kommt, könnte die Betrachtung globaler Konstellationen hervorheben, wie maßgebliche Strukturen in grundverschiedenen Verhältnissen auftreten und wirken konnten.

Konkret eröffnen sich dabei folgende Perspektiven: Obwohl luzide diskursanalytische Studien zum Begriff der Entwicklung und zu Entwicklungsdiskursen vorliegen,[49] sind lokal produzierte und global wirksame Deutungsangebote, Gewissheiten oder Mechanismen der Evidenzstiftung und Kohärenzherstellung bislang nur wenig untersucht worden. Das betrifft zum einen den häufig statisch konzipierten und wenig reflektierten Begriff von [Moderne|Moderne]] bzw. Modernisierung, um den viele Arbeiten kreisen.[50] Der Soziologe Shmuel N. Eisenstadt hat vielfach darauf hingewiesen: Nicht ein weltweit einheitlicher und seinem Ziel nach unilinear gerichteter Prozess des sozioökonomischen Wandels taugt als Grundlage für die sozialwissenschaftliche Beschreibung von Gesellschaften, sondern ein multiples Modell, das lokale Entwicklungen als eigenständige Ausprägungen begreift, anstatt lediglich deren Abweichung von einer gedachten, am Modellfall des „Westens" entwickelten Norm zu messen.[51]

In Anlehnung an Eisenstadt ist zu berücksichtigen, dass gerade im Zusammenhang mit der Entwicklungspolitik – einer politisch-sozialen Beziehung, an der in der Regel die unterschiedlichsten Institutionen und Akteure beteiligt und bei der räumliche sowie kulturelle Distanzen zu überwinden sind – Prozesse der Modernisierung selbst als normative Konstrukte, als sich ständig wandelnde Ergebnisse historischer Aushandlungsprozesse zu begreifen sind. Dabei spielt die Historisierung von Wissensbeständen, wie sie in entwicklungspolitische Planungen, Steuerungen und Evaluationen einfließen, eine wichtige Rolle.[52] So ist generell zu fragen, vor welchen Hintergründen Akteure der Entwicklungspolitik Kategorien für das Gelingen und Scheitern der in Frage stehenden Politik ausbildeten, wie diese Kategorien sich wandelten und wie sie durchgesetzt wurden.

Die Geschichten der Entstehung, Veränderung und Kritik von Gewissheiten wie des trickle-down-Effekts oder von Utopien wie des Grass-Root-Development sind weitgehend unerforscht. Vieles gilt nach wie vor als unpolitisch und beinahe ahistorisch, wodurch Essentialismen der entwicklungspolitischen Praxis fortgeschrieben statt konsequent historisiert werden.[53] Dabei sind solche scheinbaren Selbstverständlichkeiten in Wahrheit freilich äußerst erklärungsbedürftig: So beinhaltet beispielsweise der auf den ersten Blick neutrale und harmlose Begriff „Übersee", der zum terminologischen Haushalt der verschiedensten westlichen Entwicklungspolitiken gehört(e), Vorstellungen von homogenen Räumen des Fremden, des Anderen, in denen vermeintlich auf der ganzen Welt mehr oder minder gleiche Prinzipien der Unterentwicklung walten.

Auch hat die Konzentration auf nationale oder Block-Interessen im Kalten Krieg den kritischen Blick auf global agierende Organisationen und Institutionen der Entwicklungspolitik und ihre jeweiligen Akteure verstellt, sodass auch hier bislang erst wenige Forschungen vorliegen.[54] Nur selten ist nach der gesellschaftlichen Exklusion von Menschen, die sich an Projekten der Entwicklung nicht beteiligen wollten oder als „nicht entwickelbar" eingestuft wurden, gefragt worden.[55]

Ein weiteres Desiderat ist die Erforschung von Entwicklungspolitik in konkreten Fallstudien.[56] Hier bieten sich global-, lokal- und kulturhistorische Perspektiven an, die das miteinander verflochtene Handeln verschiedener Akteure und die aufeinander bezogenen Diskurse, Ideologien und Deutungskonkurrenzen gleichermaßen in den Blick nehmen. [57]

Methodisch besonders anregend ist in diesem Zusammenhang Shalini Randerias Ansatz der „verflochtenen, geteilten Geschichten",[58] der Möglichkeiten eröffnet, die Zuschreibung von aktivem Handeln und passivem Hinnehmen ebenso wie die Begriffsbildung und -verwendung von „Modernität", „Unterentwicklung" oder „Primitivität" kritisch zu hinterfragen. Globale und lokale Perspektiven bringt beispielsweise der von den Soziologen Robert Robertson und Zygmunt Bauman geprägte Begriff der „Glokalisierung" zusammen, der einen exemplarischen Zugriff auf die globale Durchsetzungsdynamik des Entwicklungsversprechens an einzelnen Orten oder in isolierbaren Wissensgebieten eröffnet.[59] Hieraus resultiert auch die Möglichkeit, Diskurse oder Entwicklungsprojekte als Mikro-Räume globaler Vergesellschaftung zu untersuchen, in denen immer wieder aufs Neue nicht allein politische Positionen, sondern auch Vorstellungen von Modernisierung, Identitäten oder Kultur verhandelt werden.[60]

Hierbei sollten allerdings möglichst alle an einem Ort Beteiligten berücksichtigt werden. So sollte eine Geschichte lokaler Entwicklungspraktiken in ihren globalen Zusammenhängen nicht zuletzt die in zahlreichen Untersuchungen nach wie vor fest verankerte Vorstellung von aktiv handelnden Gebern und passiv empfangenden Nehmern hinterfragen, wenn nicht gar auflösen. Sie sollte herausarbeiten, dass und wie Entwicklungspolitik immer auch ein Austauschprozess vor Ort ist, der getragen ist von Mitmachen und Vorantreiben, aber auch von Verweigern und Konterkarieren. Erst eine konsequente Perspektive auf geteilte Gewissheiten, Erfahrungen oder Wahrnehmungen kann der Geschichte von Entwicklungspolitik in ihrer globalen Dimension gerecht werden.


Empfohlene Literatur zum Thema

Hubertus Büschel, Daniel Speich (Hrsg.), Entwicklungswelten. Globalgeschichte der Entwicklungszsuammenarbeit, Campus, Frankfurt a. M. 2009, ISBN 978-3-593-39015-4.

Franz Nuscheler, Entwicklungspolitik, Dietz, Bonn 2004, ISBN 3-8012-0350-6.

Gilbert Rist, The History of Development. From Western Origins to Global Faith, 3. Auflage. Zed Books, London 2008, ISBN 978-1-8481-3188-0.

Sharad Chari, Stuart Corbridge (Hrsg.), The Development Reader, Routledge, London 2008, ISBN 0-415-41504-7.

Zitation
Hubertus Büschel, Geschichte der Entwicklungspolitik, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11.2.2010, URL: http://docupedia.de/zg/Geschichte_der_Entwicklungspolitik

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Anmerkungen

    1. Zur Definition: Klaus Bodemer, Entwicklungspolitik, in: Dieter Nohlen (Hrsg.), Lexikon Dritte Welt, Reinbek bei Hamburg 1993, S. 215-220. Als Einführung: Franz Nuscheler, Entwicklungspolitik, Bonn 2004; Gilbert Rist, The History of Development. From Western Origins to Global Faith, London 32008 (1. Aufl. 1996); Sharad Chari/Stuart Corbridge (Hrsg.), The Development Reader, London 2008. Patricia Lanois ist für Korrekturen zu danken, Christoph Kalter für wichtige Hinweise.
    2. Nuscheler, Entwicklungspolitik, S. 99-103.
    3. Hubertus Büschel/Daniel Speich, Einleitung – Konjunkturen, Probleme und Perspektiven der Globalgeschichte von Entwicklungszusammenarbeit, in: dies. (Hrsg.), Entwicklungswelten. Globalgeschichte der Entwicklungszusammenarbeit, Frankfurt a. M. 2009, S. 7-29, hier S. 7.
    4. Vgl. Frederick Cooper/Randall Packard (Hrsg.), International Development and the Social Sciences: Essays on the History and Politics of Knowledge, Berkeley 1997.
    5. Vgl. Daniel Speich, Travelling with the GDP through Early Development Economics' History, in: Working Papers on the Nature of Evidence: How Well Do Facts Travel? No 33/2008, London School of Economics, Department of Economics History, http://www.tg.ethz.ch/dokumente/pdf_files/2008_Speich_Travelling_GDP.pdf (28.01.2010).
    6. Harry Truman, Inauguration Speech 20th January 1949, in: Department of State Bulletin January 30, 1949, Washington D.C. 1949, S. 123; vgl. Rist, History of Development, S. 69-79.
    7. Andreas Eckert/Albert Wirz, Wir nicht, die Anderen auch. Deutschland und der Kolonialismus, in: Sebastian Conrad/Shalini Randeria (Hrsg.), Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt a. M. 2002, S. 372-392, hier S. 377.
    8. Christoph Marx, Geschichte Afrikas: Von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn 2004, S. 158; Michael Callahan, A Sacred Trust. The League of Nations and Africa, 1914-1931, Brighton 2004.
    9. Versailler Friedensvertrag vom 28.06.1919, Art. 22, Abs. 1, zitiert nach: Jürgen Osterhammel, Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 1995, S. 41.
    10. Zur britischen kolonialen Entwicklungspolitik: David John Morgan, The Official History of Colonial Development, Bd. 1-5, London 1980; Herward Sieberg, Colonial Development. Die Grundlegung moderner Entwicklungspolitik durch Großbritannien, 1919-1949, Stuttgart 1985.
    11. Zur französischen kolonialen Entwicklungspolitik: Gary Wilder, The French Imperial Nation-State. Negritude and Colonial Humanism between the Two World Wars, Chicago 2005.
    12. Der Begriff „Animation“ beinhaltet die auf die Schriften Maurice Delafosse zur Kolonialverwaltung in Afrika zurückgehende Vorstellung, dass durch europäische und afrikanische Entwicklungsexperten – sogenannte Animateure – die Menschen vor Ort dazu gebracht werden sollten und könnten, sich aus ihrer angeblichen Lethargie zu befreien und an Entwicklungsprojekten stärker aktiv zu beteiligen. Maurice Delafosse, Les Libériens et les Baoulés: Nègres dits civilisés et Nègres dits Sauvages, in: Le milieux et les Races (1901, Avril/Mai), S. 97-122, S. 139-149. Vgl. Benoît Hazard, Orientalisme et ethnographie chez Maurice Delafosse, in: L’Homme 146 (1998), S. 265-268; Emmanuelle Sibeud, The Elusive Bureau of Colonial Ethnography in France, 1907-1925, in: Helen Tilly/Robert J. Gordon (Hrsg.), Ordering Africa. Anthropology, European Imperialism, and the Politics of Knowledge, Manchester 2007, S. 49-65, hier S. 58.
    13. Vgl. Hubertus Büschel, Eine Brücke am Mount Meru. Zur Globalgeschichte von Hilfe zur Selbsthilfe und Gewalt in Tanganjika, in: Büschel/Speich, Entwicklungswelten (Hrsg.), S. 175-206.
    14. Rist, The History of Development, S. 69-79.
    15. Nuscheler, Entwicklungspolitik, S. 77-97.
    16. Vgl. Thomas Borstelmann, The Cold War and the Color Line. American Foreign Policy in the Era of Globalization, Cambridge 2002; Christopher Andrew/Vasili Mitrokhin, The World Was Going Our Way. The KGB and the Battle for the Third World, New York 2005; Friedhelm Raden, Christliche Hilfswerke im Kalten Krieg, Herbolzheim 2000; Odd Arne Westad, The Global Cold War: Third World Interventions and the Making of Our Times, Cambridge 2006.
    17. Vgl. hierzu ausführlicher: Hubertus Büschel, In Afrika helfen: Akteure westdeutscher „Entwicklungshilfe“ und ostdeutscher „Solidarität“ 1955-1975, in: Archiv für Sozialgeschichte 48 (2008), S. 333-365.
    18. Nils Gilman, Mandarins of the Future. Modernization Theory in Cold War America, Baltimore 2003; David C. Engerman (Hrsg.), Staging Growth: Modernization, Development, and the Global Cold War, Amherst 2003.
    19. Vgl. Büschel, In Afrika helfen.
    20. Lester B. Pearson, Der Pearson-Bericht. Bestandsaufnahme der Kommission für Internationale Entwicklung, Wien 1969.
    21. Nuscheler, Entwicklungspolitik, S. 80-81.
    22. Franz Nuscheler (Hrsg.), Entwicklung und Frieden im 21. Jahrhundert. Zur Wirkungsgeschichte des Brandt-Berichts, Bonn 2000.
    23. Volker Hauff (Hrsg.), Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, Greven 1987.
    24. Nuscheler, Entwicklungspolitik, S. 85-86.
    25. Millenniumserklärung, verabschiedet von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Abschluss des vom 6.-8. Septembers in New York abgehaltenen Millenniumsgipfels http://www.unric.org/html/german/millennium/millenniumerklaerung.pdf (28.01.2010).
    26. Vgl. hierzu beispielsweise Ilona Schleicher/Hans-Georg Schleicher (Hrsg.), Engagiert für Afrika. Die DDR und Afrika II, Münster 1994.
    27. Majid Rahnema/Victoria Bawtree (Hrsg.), The Post-Development Reader, London 1997.
    28. Vgl. Dieter Neubert, Weg mit der Entwicklungshilfe! Die provokanten Thesen des kenianischen Publizisten James Shikwati, in: Le Monde Diplomatique 5 (2009), S. 20-25, hier S. 22.
    29. Axelle Kabou, Weder arm noch ohnmächtig. Eine Streitschrift gegen schwarze Eliten und weiße Helfer, Basel 2001.
    30. Damisa Moyo, Dead Aid: Why Aid is not Working and How There is a Better Way for Africa, Oxford 2009.
    31. Vgl. Aram Ziai, Zwischen Global Governance und Post-Development. Entwicklungspolitik aus diskursanalytischer Perspektive, Münster 2006, S. 33-41.
    32. Andreas Eckert, Nachwort, in: Büschel/Speich (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 311-320, hier S. 313-314.
    33. Vgl. Wilder, French Imperialism.
    34. Frantz Fanon, Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt a. M. 2008 (französisch 1961); ders., Schwarze Haut – weiße Masken, Hamburg 1985 (französisch 1968); Albert Memmi, Der Kolonisator und der Kolonisierte. Zwei Portraits, Hamburg 1980 (französisch 1966); vgl. zu Fanons Text auch Christoph Kalter, „Le monde va de l’avant. Et vous êtes en marge”. Dekolonisierung, Dezentrierung des Westens und die Entdeckung der ‚Dritten Welt’ in der radikalen Linken in Frankreich in den 1960er-Jahren, in: Archiv für Sozialgeschichte 48 (2008), S. 99-132, hier S. 108-116.
    35. Vgl. Henrik Bispinck, Die Zukunft der DDR-Geschichte. Potentiale und Probleme zeithistorischer Forschung, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4 (2005), S. 547-570; Andreas Rödder, Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, München 2004, S. 148.
    36. Vgl. Wilder, French Imperial Nation-State; Monica M. van Beusekom, Negotiating Development. African Farmers and Colonial Experts at the Office du Niger, 1920-1960, Oxford 2002.
    37. Eckert/Wirz, Wir nicht, die Anderen auch; vgl. Dirk van Laak, „Weiße Elefanten“. Anspruch und Scheitern technischer Großprojekte im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1999.
    38. Borstelmann, Cold War; Andrew, Mitrokhin, The World; Westad, The Global Cold War; Raden, Christliche Hilfswerke; sehr instruktiv zu Asien: Marc Frey, Indoktrination, Entwicklungshilfe und ‚State Building’. Die USA in Südostasien 1945-1960, in: Boris Barth/Jürgen Osterhammel (Hrsg.), Zivilisierungsmissionen. Imperiale Weltverbesserung seit dem 18. Jahrhundert, Konstanz 2005, S. 335-362.
    39. Gilman, Mandarins; Engerman, Staging Growth.
    40. Büschel/Speich, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 18.
    41. James C. Scott, Seeing Like a State. How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed, New Haven 1998, S. 103-146, S. 223-261; vgl. Michael Cowen/Robert Shenton, The Invention of Development, in: Jonathan Crush (Hrsg.), Power of Development, London 1995, S. 27-43.
    42. Arturo Escobar, Power and Visibility: The Invention and Management of Development in the Third Word, Ann Arbour 1986.
    43. James Ferguson, The Anti-Politics Machine. Development, Depoliticization, and Bureaucratic Power, Cambridge 1990.
    44. Scott, Seeing Like a State, S. 103-146, S. 223-261; vgl. als glänzenden Überblick zur diskursiven Machtasymmetrie des Entwicklungsansatzes: Michael Herzfeld, „Developmentalism“, in: ders. (Hrsg.), Anthropology. Theoretical Practice in Culture and Society, Oxford 2001, S. 152-170.
    45. Ferguson, The Anti-Politics Machine.
    46. Vgl. Jürgen Osterhammel, The Great Work of Uplifting Mankind. Zivilisierungsmission und Moderne, in: Barth/Osterhammel (Hrsg.), Zivilisierungsmissionen, S. 263-425; George Steinmetz, Decolonizing German Theory: An Introduction, in: Postcolonial Studies 9 (2006), S. 3-13.
    47. Vgl. Martha Finnemore, Redefining Development at the World Bank, in: Frederick Cooper/Randall Packard (Hrsg.), International Development and the Social Sciences: Essays on the History and Politics of Knowledge, Berkeley 1997, S. 203-227; Kathryn Sikkink, Development Ideas in Latin America: Paradigm Shift and the Economic Commission for Latin America, in: Cooper/Packard, International Development, S. 228-256; Heide-Irene Schmidt, Pushed to the Front: The Foreign Assistance Policy of the Federal Republic of Germany, 1958-1971, in: Contemporary European History 12 (2003), S. 473-507; Amy Staples, The Birth of Development. How the World Bank, Food and Agriculture Organization, and Worlds Health Organization Changed The World, 1945-1965, Kent 2006; Bastian Hein, Die Westdeutschen und die Dritte Welt. Entwicklungspolitik und Entwicklungsdienste zwischen Reform und Revolte 1959-1974, München 2006; Daniel Maul, Menschenrechte, Sozialpolitik und Dekolonisation: die internationale Arbeitsorganisation (IAO) 1940-1970, Essen 2007; Olav Stokke, The UN and Development. From Aid to Cooperation, Bloomington 2009.
    48. Zur Übersicht der Forschungslage: Cooper/Packard, Introduction, in: dies. (Hrsg.), International Development, S. 1-41.
    49. Vgl. die Anregungen zur Historisierung entwicklungspolitischer Annahmen in: Reinhart Kößler, Entwicklung, Münster 1998; Ziai, Global Governance, S. 33-41; Gilman, Mandarins; Engerman, Staging Growth; Wolfgang Sachs (Hrsg.), The Development Dictionary. A Guide to Knowledge as Power, London 1992.
    50. Vgl. Büschel/Speich, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 14-16.
    51. Shmuel Eisenstadt, Multiple Modernities, in: Daedalus 129 (2000), S. 1-30. Vgl. zur Anwendung dieses Konzepts in der Globalgeschichte: Sebastian Conrad/Andreas Eckert, Globalgeschichte, Globalisierung, multiple Modernen: Zur Geschichtsschreibung der modernen Welt, in: dies./Ulrike Freitag (Hrsg.), Globalgeschichte. Theorien, Ansätze, Themen, Frankfurt a. M. 2007, S. 7-54, hier S. 18-20.
    52. Vgl. Lutz Raphael, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen als methodische und konzeptionelle Herausforderung für eine Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996), H. 2, S. 165-193; vgl. Philipp H. Lepenies, Lernen vom Besserwisser: Wissenstransfer in der „Entwicklungshilfe“ aus historischer Perspektive, in: Büschel/Speich (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 33-59.
    53. Vgl. hierzu ausführlicher: Büschel/Speich, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 20-22.
    54. Erste auf Akteure konzentrierte Perspektiven schlagen vor: Madeleine Herren, Inszenierung des globalen Subjekts. Vorschläge zur Typologie einer transgressiven Biographie, in: Historische Anthropologie 13 (2005), S. 1-18; Véronique Dimier, Bringing the Neo-Patrimonial State Back to Europe. French Decolonization and the Making of the European Development Aid Policy, in: Archiv für Sozialgeschichte 48 (2008), S. 433-457; Büschel, In Afrika helfen; Young-Sun Hong, Entwicklungsutopien und globale Identitäten: Südkoreanische Krankenschwestern in der Bundesrepublik Deutschland der 1960er und 1970er Jahre, in: Büschel/Speich (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 207-239; Martin Rempe, Fit für den Weltmarkt in fünf Jahren? Die Modernisierung der senegalesischen Erdnusswirtschaft in den 1960er Jahren, in: Büschel/Speich (Hrsg.), Entwicklungswelten, S. 241-273.
    55. Vgl. Shrestha, „Development Category“.
    56. Ein Beispiel für eine äußerst gelungene Fallstudie bietet: Richard Rottenburg, Weit hergeholte Fakten. Eine Parabel der Entwicklungshilfe, Stuttgart 2002.
    57. Vgl. Tim Allen, Taking Culture Seriously, in: Tim Allen/Alan Thomas (Hrsg.), Poverty and Development in the 1990s, Oxford 1992, S. 331-346.
    58. Vgl. Shalini Randeria, Geteilte Geschichte und verwobene Moderne, in: Jörn Rüsen (Hrsg.), Zukunftsentwürfe. Ideen für eine Kultur der Veränderung, Frankfurt a. M. 1999, S. 87-96.
    59. Vgl. Roland Robertson, Glokalisierung, Homogenität und Heterogenität in Raum und Zeit, in: Ulrich Beck (Hrsg.), Perspektiven der Weltgesellschaft, Frankfurt a. M., S. 192-220.
    60. Vgl. Charles Bright/Michael Geyer, Globalgeschichte und die Einheit der Welt im 20. Jahrhundert, in: Conrad/Eckert/Freitag, Globalgeschichte, S. 53-80, hier S. 58.