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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Friederike Sattler

Geschichte der Banken und Finanzmärkte

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 27.07.2010
https://docupedia.de//zg/Geschichte_der_Banken_und_Finanzm%C3%A4rkte

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.319.v1

Artikelbild: Geschichte der Banken und Finanzmärkte

„Am Bankschalter, 1971" Quelle: Historisches Institut der Deutschen Bank AG©, mit freundlicher Genehmigung.

Erst angestoßen durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise, entwickelte sich in der Zeitgeschichte ein reges Interesse für einen vormals „blinden Fleck“: Die Geschichte der Banken und Finanzmärkte. Ausgehend von einer Erläuterung über den Handelsgegenstand von Banken und einem kurzen Abriss über ihre Geschichte, beschreibt Friederike Sattler die Entfaltung des Forschungsfeldes anhand von Institutionen, Themen und Debatten und wagt einen Blick in die zukünftig möglichen Forschungsperspektiven.

Geschichte der Banken und Finanzmärkte

von Friederike Sattler

Von „blinden“ und von „weißen“ Flecken. Zur Nicht-Wahrnehmung der Banken- und Finanzmarktgeschichte durch die Zeitgeschichte

Die Geschichtsschreibung über Banken und Finanzmärkte im Industriezeitalter als spezieller Zweig der Wirtschaftsgeschichte wurde von der Zeitgeschichte, sowohl in ihrer klassischen politik- und sozialhistorischen als auch in ihrer aktuellen, stärker kulturalistischen Ausprägung, bisher kaum zur Kenntnis genommen: Banken und Finanzmärkte scheinen Opfer „blinder Flecken“ in der Wahrnehmung der Zeithistoriker/innen zu sein. Jüngere Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kommen in aller Regel ohne nähere Ausführungen zur Tätigkeit von Banken, Sparkassen und anderen Finanzdienstleistern aus, einmal abgesehen von Verweisen auf die Bedeutung der Währungsreform von 1948 für den wirtschaftlichen Wiederaufbau, auf die Unabhängigkeit der Deutschen Bundesbank für die Wirtschaftsordnung und vielleicht noch einigen Sätzen zu der von ihr zu verantwortenden Geld- und Währungspolitik.[1] Selbst namhafte Bankiers wie Robert Pferdmenges und Hermann Josef Abs erscheinen in diesen Gesamtdarstellungen, wenn überhaupt, nicht etwa als Handelnde in ihrem eigenen Metier, sondern als Politikberater Konrad Adenauers, oder aber, wie Jürgen Ponto und Alfred Herrhausen, die Vorstandssprecher der Dresdner Bank bzw. der Deutschen Bank, als Opfer der Roten Armee Fraktion.

Erst die gegenwärtige globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat ein regeres Interesse der Zeitgeschichte an der Geschichte von Banken und Finanzmärkten wachgerufen, wobei das Hauptaugenmerk nun auf der von markanten Umbrüchen geprägten Entwicklung seit den mittleren 1960er-Jahren liegt, also auf der unmittelbaren „Vorgeschichte der Gegenwart“. Doch auf diese steigende Nachfrage ist die Banken- und Finanzgeschichte, um es knapp und ungeschönt vorwegzunehmen, eher schlecht als recht vorbereitet. Und dies liegt nicht nur daran, dass sie, von ersten Ansätzen abgesehen, infolge des oft schwierigen, weil an die Wahrung des Bankgeheimnisses gebundenen Quellenzugangs in die Erforschung dieser Jahrzehnte noch gar nicht richtig vorgedrungen ist, also selbst zahlreiche „weiße Flecken“ aufweist. Es liegt auch daran, dass sie selbst stark selbstreferentiell ist und nur wenige Anknüpfungspunkte für sozial- oder kulturgeschichtlich interessierte Zeithistoriker/innen zu bieten scheint. Der folgende Beitrag versucht zu zeigen, dass dies nicht so bleiben muss.[2]

Zum Gegenstand – oder: „Womit handeln Banken?“

Hauptgegenstand der Banken- und Finanzmarktgeschichte des Industriezeitalters ist das „moderne Bankgeschäft“, dessen Grundlagen freilich bereits in der Frühen Neuzeit mit dem Aufschwung des Fernhandels gelegt wurden.[3] Nach gängiger Definition umfasst das moderne Bankgeschäft, wenn man es nach seinen Arten systematisiert, erstens Finanzierungsleistungen, zweitens Geld- und Kapitalanlageleistungen, drittens Zahlungsverkehrsleistungen sowie viertens weitere spezielle Finanzdienstleistungen, darunter der Devisen- und Edelmetallhandel, Vermittlungsgeschäfte für Immobilien, Versicherungen, Unternehmensbeteiligungen etc. sowie außerdem Beratungstätigkeiten.[4] Doch die Frage, womit Banken eigentlich handeln, lässt sich von höherer Abstraktionswarte aus auch anders, nämlich mit der Nennung der „Risiken von Zahlungsversprechen“ beantworten.[5] Mit dieser Formulierung verweist der Soziologe Dirk Baecker auf einen für die Entstehung der kapitalistischen Wirtschaft, die von der Ausweitung „rational“ kalkulierter, dennoch risikobehafteter geldwirtschaftlicher Transaktionen auf immer neuen Märkten vorangetrieben wurde, ganz zentralen Zusammenhang: den zwischen „Rationalität“ und „Risiko“.

Wirtschaftliche „Rationalität“, verstanden als grundlegendes, auf die möglichst „vernünftige“ Konditionierung des menschlichen Eigennutzes gerichtetes Handlungsmodell der Moderne, diente im Übergang von der alteuropäischen zur modernen Wirtschaft dazu, bei nicht mehr religiös oder ständisch gebundenen, sondern sich durch Marktbildung und Wissenschaft ständig erweiternden Handlungsoptionen vermeintliche Entscheidungssicherheit für eine unbekannte Zukunft zu entwerfen, also Ungewissheiten zu bewältigen.[6] Denn abhängig davon, ob die ungewisse Zukunft dem eigenen Entscheiden oder aber unbeeinflussbaren Ereignissen zugerechnet wird, erscheint sie dem Menschen, dies hat die interdisziplinäre Risikoforschung herausgearbeitet, entweder als kalkulierbares „Risiko“ oder aber als drohende „Gefahr“.[7] Anders gesagt: Gestützt auf das Handlungsmodell der „Rationalität“ können Ungewissheiten in kalkulierte „Risiken“ transformiert werden und stellen sich auf diese Weise – zumindest für den Entscheidungsträger selbst – nicht länger als „Gefahren“ dar.[8] Die so überhaupt erst ermöglichte massenhafte Ausweitung von wirtschaftlichen Risikoentscheidungen in der modernen Gesellschaft, an der die Banken und sonstigen Finanzdienstleister mit dem Handel der „Risiken von Zahlungsversprechen“ einen erheblichen Anteil hatten und noch immer haben, bringt allerdings unweigerlich neue Ungewissheiten hervor. Die Geldwirtschaft beispielsweise erzeugt ganz allgemein gesagt das Konjunktur- und Krisenphänomen. Der Versuch, die mit erweiterten individuellen Handlungsoptionen verbundenen neuen Unsicherheiten zu bewältigen, etwa durch individuelle und kollektive Sicherungssysteme, führt dazu, dass die auf wirtschaftlicher „Rationalität“ aufgebauten Sicherheitsillusionen immer weiter verbreitet werden. Die zentrale Rolle der mit den „Risiken von Zahlungsversprechen“ handelnden Banken und Finanzdienstleister für die moderne Wirtschaft und Gesellschaft liegt damit auf der Hand. Ihre Erforschung sollte nicht allein den spezialisierten Banken- und Finanzmarkthistoriker/innen überlassen bleiben.

Zur Entfaltung des Forschungsfeldes – Institutionen, Themen und Debatten

Institutionen

Die Erforschung der Banken- und Finanzmarktgeschichte des Industriezeitalters ist ein relativ junger Zweig der Wirtschaftsgeschichte, dessen neuere Erträge bislang nur selten in Überblicksdarstellungen zusammengefasst wurden.[9] Besonders verdient gemacht um Anfänge einer Banken- und Finanzmarktgeschichte jenseits der oft unwissenschaftlichen Jubiläumsschriften hat sich das in den frühen 1960er-Jahren ins Leben gerufene „Institut für bankhistorische Forschung“, eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit Sitz in Frankfurt am Main, die sämtliche Bereiche der Kreditwirtschaft, von den privaten Aktienbanken und Realkreditinstituten, über die öffentlich-rechtlichen Sparkassen bis hin zu den Genossenschaftsbanken im Blick hat.[10] Erst viel später, nach dem Ende des Kalten Krieges, hat sich daneben die „European Association for Banking and Financial History“ etabliert, ebenfalls mit Sitz in Frankfurt am Main; ihr gehören inzwischen rund 80 Banken aus 25 west- und osteuropäischen Ländern an.[11] Beide Einrichtungen treten für einen Dialog zwischen bankbetrieblicher Praxis und akademischer Forschung ein. Als deren Pionier ist Karl Erich Born zu nennen, der neben einer Analyse der Bankenkrise von 1931 auch ein erstes Grundlagenwerk zu Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert vorgelegt hat.[12] An den deutschsprachigen Lehrstühlen für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist die Banken- und Finanzgeschichte allerdings bis heute nicht sehr stark verankert.

Zentrale Themen und Debatten – sowie, nicht zuletzt: Defizite

Nationale Bankensysteme und Universalbanken. Im Mittelpunkt der Studien, wie sie insbesondere vom Institut für Bankhistorische Forschung vorangetrieben wurden, stand zunächst die Frage nach der Herausbildung nationaler Bankensysteme, die in Europa seit dem späten 19. Jahrhundert maßgeblich von den jungen, auf eine liberalisierte Gesetzgebung gestützten Aktienbanken geprägt wurden.[13] Warum gelang es gerade diesen Aktienbanken, sich gegen die Konkurrenz der etablierten und international oft bestens vernetzten Privatbankiers durchzusetzen? Hat es damit zu tun, dass sie im wirtschaftlich relativ „rückständigen“ Kontinentaleuropa – im Gegensatz zum industriellen Vorreiter Großbritannien – rasch dazu übergingen, sämtliche Arten des Bankgeschäfts, also die kurz-, mittel- und langfristige Kreditvergabe, das Emissionsgeschäft für Unternehmen, den Wertpapierhandel, aber auch das auf Filialen gestützte Einlagengeschäft zu betreiben, um die enorm wachsenden Finanzierungsbedürfnisse der Industrie besser befriedigen zu können? Die von Alexander Gerschenkrons Thesen zur Vorteilhaftigkeit „relativer Rückständigkeit“ angeregte Forschung hat dies so gesehen und die große Bedeutung der entstehenden „Universalbanken“ für das beschleunigte Wachstum der kontinentaleuropäischen Volkswirtschaften im späten 19. Jahrhundert hervorgehoben.[14]

Jüngere Forschungen dagegen führten die Herausbildung von Universalbanken nicht unmittelbar auf die „relative Rückständigkeit“ kontinentaleuropäischer Volkswirtschaften zurück, sondern betonten soziale und politische Faktoren; vor allem aber stellten sie grundsätzlich in Frage, dass die Universalbanken tatsächlich einen besonderen Beitrag zum schnellen, nachholenden volkswirtschaftlichen Wachstum leisteten.[15] Diese Kritik kann mit Blick auf zwei quellengesättigte Untersuchungen inzwischen als weitgehend überholt betrachtet werden.[16] Offen geblieben ist allerdings, ob Universalbanken, auch wenn ihnen meist eine eher risikoscheue Geschäftspolitik attestiert wird, infolge der durch sie verursachten Konzentration von Geschäftsfeldern und -volumina generell mit einer größeren Gefahr für die Stabilität des jeweiligen Bankensystems verbunden sind als die angelsächsischen „Trennbanken“. In den aktuellen politischen Debatten über die aus der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise zu ziehenden Konsequenzen wird erneut mit Verve über diesen Punkt gestritten.

Konzentrationsprozesse und „Macht der Banken“. Neben den Ursachen für die Herausbildung der Universalbanken hat sich die bankhistorische Forschung früh für den Verlauf, die Phasen und die Wirkungen des damit verbundenen Konzentrationsprozesses in der deutschen Kreditwirtschaft interessiert.[17] Mit dem in Öffentlichkeit und Politik bereits seit dem späten 19. Jahrhundert diskutierten Schlagwort von der „Macht der Banken“, denen eine massive Machtballung unterstellt wurde, die leicht zu Ungunsten von Konkurrenten, Kunden und der Volkswirtschaft insgesamt ausgenutzt zu werden drohe, hat sie sich aber erst in den späten 1980er-Jahren näher auseinandergesetzt.[18] Die Kritiker/innen der Universalbanken hatten (und haben teils noch immer) gewichtige Argumente: Hierzu zählte insbesondere der umfangreiche Beteiligungsbesitz der Aktienbanken an Nichtbankunternehmen (der historisch nicht selten aus deren Kreditfinanzierung erwuchs), die damit verbundene starke Präsenz der Banken in den Aufsichtsräten dieser Nichtbankunternehmen und das zusätzlich zum eigenen Aktienbesitz für die Wertpapierkundschaft wahrgenommene Depotstimmrecht. Ein anderer Kritikpunkt zielte auf die aus der Bündelung der Geschäftsfelder resultierende Gefahr der unlauteren Nutzung von Insiderinformationen: Universalbanken, die sich gleichzeitig im Kredit- und Wertpapiergeschäft betätigen, sind potenziell in der Lage, sich selbst oder bevorzugten Kunden aus dieser Konstellation Informationsvorteile zu verschaffen.

Für die Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik hat die Forschung einen Teil der Vorwürfe ausgeräumt, vor allem was die vermeintliche Herrschaft der Banken über die Industrie angeht, aber doch viele Fragen offen gelassen. Dies gilt für die Hintergründe der immer wieder aufflammenden Diskussion um „Bankenmacht“, die mit politischen Ereignissen und der Entwicklung der Medienlandschaft zusammenhängen, vor allem aber für den langfristigen Wandel der Unternehmensfinanzierung nach 1945. Obwohl die Kreditfinanzierung der Unternehmen durch die Geschäftsbanken bis in die 1990er-Jahre hinein zentral für den „rheinischen Kapitalismus“ blieb, bevor sie einer wachsenden Kapitalmarktorientierung zu weichen begann, wurde dieses Forschungsfeld bisher stark vernachlässigt. Das mag daran liegen, dass Banken auch bei Öffnung ihrer Archive an das Bankgeheimnis gebunden bleiben, Unterlagen über Kreditbeziehungen (und Beteiligungen) also nicht ohne Weiteres genutzt werden können, aber es hat sicher auch damit zu tun, dass sich bisher weder die Wirtschafts- noch die Unternehmensgeschichte übermäßig für dieses Thema interessiert haben.[19] Lediglich für Kreditinstitute mit besonderen, öffentlichen Aufgaben im Bereich der Unternehmensfinanzierung liegen bereits detaillierte Untersuchungen vor.[20]

Bank- und Finanzplätze. Ein Thema, dem die bankhistorische Forschung dagegen bereits mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat, ist die Geschichte der Bank- und Finanzplätze, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert meist in traditionellen Messestädten herausgebildet haben.[21] Mit Blick auf die Börsen liegt neben Einzeldarstellungen auch eine „Deutsche Börsengeschichte“ vor, die zwar schon älter ist, aber noch immer einen guten Überblick bietet.[22] Caroline Fohlin hat sich jüngst mit dem Berliner Kapitalmarkt des Kaiserreichs befasst und misst ihm – anders als die ältere Forschung – einen sehr hohen Stellenwert für das Funktionieren des grundsätzlich bankorientierten Finanzsystems zu; ob mit diesem an sich interessanten Befund allerdings tatsächlich, wie Fohlin meint, die systemprägende Rolle der Universalbanken als solche ins Wanken gerät, scheint fraglich.[23] Jüngere Studien zu Finanz- und Bankplätzen, die einen zeitlich engeren Zuschnitt wählten, haben das Bild mit quellenbasierten Untersuchungen, die auch auf die Geschäftsentwicklung der an diesen Plätzen vertretenen Kreditinstitute selbst eingehen, inzwischen vertieft.[24] Erkenntnisfortschritte wurden überdies durch den Vergleich der Entwicklungen europäischer Finanzzentren erzielt.[25] Dabei konnte u.a. herausgearbeitet werden, dass der hohe politische Stellenwert der Geldwertstabilität in der Bundesrepublik ausschlaggebend dafür war, dass der Finanzplatz Frankfurt – im Vergleich etwa mit der City of London – wesentlich weniger von den mit der ersten Ölpreiskrise 1973/74 enorm expandierenden Eurodollarmärkten (das sind Geldmärkte, auf denen Banken außerhalb der USA mit auf US-Dollar lautenden Guthaben handelten) profitieren konnte.[26]

Für die Börsen und die internationalen Geld- und Kapitalmärkte mangelt es aber noch immer an Untersuchungen, die auch die dramatischen Veränderungen seit den 1990er-Jahren mit in den Blick nehmen.[27] Die Darstellung von Youssef Cassis zu den „Metropolen des Kapitals“ reicht hier sicher am weitesten, doch auch sie verliert für die jüngeren Zeitabschnitte an Tiefenschärfe.[28] Ein besonderes Defizit stellt die fast vollständige Ausblendung der privaten Versicherungsunternehmen als Akteure an den Finanzmärkten dar, was im krassen Gegensatz zu ihrer wachsenden Bedeutung für die Risikovorsorge und Lebensgestaltung der Menschen in den modernen Industrie- und Massenkonsumgesellschaften steht. An den Versuch, eine globale Geschichte der Wertpapiermärkte vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein zu schreiben, hat sich als ausgewiesener Kenner der City of London inzwischen Ranald C. Michie herangewagt.[29]

Banken im Nationalsozialismus. Ein Thema, das Banken wie Bankengeschichte lange nur äußerst zurückhaltend behandelt haben, stellte sich in den 1990er-Jahren mit Vehemenz: die Frage nach der Rolle der Banken im Nationalsozialismus. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden nicht nur die zuvor weitgehend verschlossenen Archive in der DDR und den ehemaligen staatssozialistischen Ländern zugänglich, die u.a. Unterlagen des Reichswirtschafts- und -Reichsfinanzministeriums, der Reichsbank und der Deutschen Bank umfassten, auch die Frage nach der Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus in Osteuropa durch deutsche Unternehmen stellte sich neu. Nach einer Pionierstudie von Christopher Kopper über die staatliche Bankenpolitik im Nationalsozialismus, die den Handlungsspielraum der privaten Kreditwirtschaft genauer auszuloten half,[30] sorgte wachsender öffentlicher Druck dafür, dass sich schließlich auch die großen Geschäftsbanken der Aufarbeitung widmen mussten.

Den ersten Schritt machte die Deutsche Bank, als sie in der Festschrift zu ihrem 125-jährigen Bestehen auch ein umfangreiches, quellenfundiertes Kapitel zur NS-Zeit brachte.[31] Harold James, der Autor, konnte seine Arbeit anschließend in der 1998 eingesetzten Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit fortsetzen. Er legte zwei weitere Bände vor, in denen er darlegte, dass es nicht zuletzt der Wettbewerb zwischen den Banken war, der auch die Manager der Deutschen Bank dazu bewog, sich trotz geschäftlicher Skepsis und moralischer Bedenken an der „Arisierung“ jüdischen Eigentums zu beteiligen und Bankhäuser in fast allen besetzten Ländern Ost- wie Westeuropas zu übernehmen.[32]

Die Dresdner Bank, die in ihrer Festschrift zum 120-jährigen Bestehen noch meinte, die NS-Zeit in aller Kürze abhandeln zu können,[33] beauftragte 1998 ebenfalls ein unabhängiges Historikerteam, das die Ergebnisse seiner achtjährigen Forschungsarbeit 2006 in einer vierbändigen Gesamtdarstellung präsentierte.[34] Ihre Kernaussage besteht darin, dass die Bank in das NS-Regime nicht etwa nur passiv „verstrickt“ gewesen sei, sondern in vielen Bereichen ihre Handlungsautonomie bewahren konnte, weshalb von einer aktiven Komplizen- und Mittäterschaft zu sprechen ist. Dem politischen Regime, das an möglichst effizienten Strukturen interessiert war, gelang es demnach, die ökonomischen Eigeninteressen der Bank – wie die der privaten Unternehmen ganz generell – für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Dies war nicht zuletzt daher möglich, weil die Bank und ihre Mitarbeiter in fast allen Geschäftsbereichen neben den politisch induzierten Geschäften, wie etwa der Kredite für die SS, auch ihr „ganz normales“ Bankgeschäft weiterführen konnten. Anders gesagt: Politische und ökonomisch-rationale Motive bewirkten Regimenähe und Mittäterschaft der Bank.

Die Commerzbank, die zu ihrem 125-jährigen Bestehen einen Band herausgab, in dem der Nationalsozialismus fast gar nicht vorkam,[35] hat ihre NS-Geschichte inzwischen ebenfalls durch unabhängige Historiker aufarbeiten lassen.[36] Diese standen vor der Schwierigkeit einer nur rudimentären Überlieferung von Primärquellen; die Forscher haben dieses Manko produktiv zu wenden versucht, indem sie den Blick stärker auf den Vergleich der drei Großbanken richteten. Dabei zeigte sich, wie herausfordernd dieses Unterfangen angesichts der heterogenen Überlieferungen und der zahlreichen politischen wie wirtschaftlichen, sozialen und sonstigen Einflussfaktoren ist.

Die Aufgabe des systematischen, auf eine allgemeine Synthese angelegten Vergleichs steht im Wesentlichen noch bevor.[37] In ihn sollten freilich auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken einbezogen werden, die eine kritische Aufarbeitung ihrer NS-Geschichte noch immer nicht geleistet haben. Eine Leitfrage für ein solches Synthese-Vorhaben könnte die nach der je spezifischen Mischung politischer und ökonomisch-rationaler Motive sein, aus der sich ein bestimmter Grad an Regimenähe ergab. Überdies wird es darum gehen, die langlebige, von einem kaum nachlassenden Interesse der Öffentlichkeit und der Medien mitgetragene Forschungskonjunktur zur Geschichte von Unternehmen im Nationalsozialismus ihrerseits zu historisieren.[38]

Banken nach 1945. Im Gegensatz zu der inzwischen – alles in allem – doch relativ gut erforschten NS-Geschichte der Banken sieht es für die Nachkriegszeit deutlich schlechter aus. Allgemeine Orientierung bietet ein von Hans Pohl herausgegebenes Handbuch zur „Geschichte der deutschen Kreditwirtschaft seit 1945“, das den Forschungsstand von Mitte der 1990er-Jahre widerspiegelt.[39] Die Geschichte der Kreditwirtschaft erscheint in diesem Handbuch allerdings ganz überwiegend als Branchengeschichte, denn die Beiträge gehen, dem damaligen Forschungsstand entsprechend, nicht auf die Geschäftspolitik einzelner Kreditinstitute oder gar auf deren interne Entscheidungsprozesse ein. Zumindest punktuell ist der Forschungsstand in dieser Hinsicht inzwischen aber erweitert worden.

An erster Stelle zu nennen wäre hier die Deutsche Bundesbank selbst: Zu ihrem 50-jährigen Bestehen präsentierte sie eine wissenschaftliche Festschrift, in der die Notenbank im Staats- und Finanzgefüge verankert und die Analyse ihrer Geldpolitik in den Mittelpunkt gerückt, aber auch ihr Beitrag zur Währungsintegration in Europa kritisch gewürdigt wurde.[40] Die Frage nach den historischen Wurzeln und der Qualität der politischen Unabhängigkeit der Bundesbank hat auch ausländische Beobachter beschäftigt und zu intensiven Diskussionen geführt.[41] Die internen Entscheidungsprozesse und versuchten politischen Einflussnahmen wurden inzwischen zumindest für die späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre vertiefend analysiert.[42] Mit nüchterner britischer Außenperspektive ist überdies die maßgeblich von deutscher Seite mitbestimmte Entstehungsgeschichte des Euro kritisch beleuchtet worden.[43] Der europäische und internationale Kontext, in dem sich die deutsche Währungs- und Geldpolitik nach 1945 zu bewegen hatte, ist recht gut erforscht.[44]

Bei den privaten Geschäftsbanken dagegen ist – trotz erster Ansätze – das Forschungsfeld der Nachkriegszeit noch weitgehend unbestellt. Für die Deutsche Bank ist nochmals auf die Festschrift zum 125-jährigen Bestehen zu verweisen; sie umfasst zwei Beiträge für die Zeit nach 1945, die den Weg von der schwierigen Rekonstruktion zum Aufstieg der Bank zu einem weltweit agierenden Finanzkonzern nachzeichnen.[45] Das Quellenfundament wird dabei allerdings für die jüngeren Jahrzehnte immer dünner, und bestimmte Aspekte, wie etwa die Personalpolitik und Personalentwicklung, bleiben ganz ausgeblendet. Für die Dresdner Bank gilt Ähnliches: Hier liegt eine von Ralf Ahrens auf breiter Quellenbasis erarbeitete Unternehmensgeschichte für die ersten Nachkriegsjahre vor, die fragt, inwiefern es der Bank gelang, der alliierten Bankenpolitik ein bewusstes „Identitätsmanagement“ entgegenzusetzen, welches die eigene unternehmenskulturelle Kontinuität bewahren sollte.[46] Für spätere Jahrzehnte muss man aber, wie auch bei der Commerzbank, weiterhin auf ältere Festschriften zurückgreifen, die lediglich allgemeine Entwicklungslinien skizzieren.[47]

Für die Sparkassen, die sich angesichts des wachsenden Wohlstands und der komplexer werdenden Bedürfnisse ihrer Firmen- und Privatkunden immer mehr zu Universalbanken entwickelten, liegen zahlreiche Einzeldarstellungen vor; an regional übergreifenden Studien, die Aufschluss über das Wechselverhältnis der Sparkassen mit ihrem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld geben könnten, mangelt es allerdings.[48] Dies gilt auch für die Giroverbände und die Landesbanken, die sich dem Wettbewerb im globalen Maßstab spätestens in den 1990er-Jahren nicht mehr entziehen zu können glaubten. Am Beispiel der BayernLB wurde jüngst gezeigt, welches Potenzial eine methodisch reflektierte Unternehmensgeschichte auch für die öffentlich-rechtliche Kreditwirtschaft bietet.[49] Zum Sparkassenwesen insgesamt liegt bereits ein Überblick für das 20. Jahrhundert vor, der die Forschung systematisch zusammenfasst und aufbereitet.[50]

Innerhalb des sich entfaltenden Forschungsfeldes zu den Banken und Finanzmärkten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert steht eine Gruppe von Kreditinstituten bisher, trotz ihrer unbestreitbaren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung, weitgehend im Abseits: die Genossenschaftsbanken.[51] Dies ist wohl in erster Linie dem außerordentlich schwierigen Zugriff auf die Primärquellen geschuldet, der u.a. aus der dezentralen Struktur dieses Sektors der Kreditwirtschaft resultiert. Die Stiftung GIZ – Genossenschaftliches Dokumentationszentrum versucht seit einigen Jahren, hier bewusst gegenzusteuern[52] – und hat erste Erfolge vorzuweisen.[53]

Über die dargelegten Ansätze zur Erforschung der einzelnen Zweige und Institute der Kreditwirtschaft hinaus hat die Bankgeschichte in den letzten Jahren begonnen, sich verstärkt den Bankiers und Bankmanagern des 20. Jahrhunderts zuzuwenden.[54] Dabei standen zunächst die in der NS-Zeit besonders exponierten oder wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus der Wirtschaftselite verdrängten Bankiers im Mittelpunkt.[55] Inzwischen hat sich der Blick aber auch auf die Nachkriegskarrieren geweitet.[56] Von einer empirisch fundierten, sozialhistorischen Kollektivbiografie der westdeutschen Bankiers und Bankmanager, die Auskunft über den Wandel von Anforderungsprofilen und Rekrutierungsmustern, sozialen Differenzierungen und Integrationsmechanismen, Werthaltungen, Selbst- und Fremdbildern sowie gesellschaftlichen Legitimationsstrategien gibt, ist man allerdings noch weit entfernt.[57] Infolge der bis in die 1990er-Jahre hinein gegebenen dichten Personalverflechtungen zwischen den Geschäftsbanken und der Industrie ließe sich gerade mit Hilfe historisch-kritischer Einzel- und Kollektivporträts von Bankmanagern der Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt erschließen; neben ihrer Tätigkeit in den Kreditinstituten und ihrem Wirken in den Aufsichtsgremien und Beiräten der Industrie wären dabei auch ihre Verbindungen zur Politik, ihr Auftreten in den Medien und ihre Vernetzung mit Wissenschaft und Kultur zu thematisieren.[58]

Thematische Perspektiven für die künftige Forschung

Die Entwicklung der Banken und der Finanzmärkte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist von zwei „Megatrends“ bestimmt, die auch als wichtigste thematische Perspektiven für die künftige Forschung zu betrachten sind: Zum einen geht es um den stark wachsenden Stellenwert des Privatkundengeschäfts für die Banken im Kontext der Herausbildung und Entfaltung der westeuropäischen Massenkonsumgesellschaften, zum anderen ist auf die Ausweitung der internationalen Geschäftstätigkeit der Banken im Zusammenhang mit den allgemeinen wirtschaftlichen Globalisierungsprozessen zu verweisen. Auf beiden Feldern, die zahlreiche Berührungspunkte mit der allgemeinen Zeitgeschichte aufweisen, steht die bankhistorische Forschung noch ganz am Anfang.

„Megatrend“ Privatkundengeschäft

Mit dem „Wirtschaftswunder“ stieg der gesellschaftliche Wohlstand – und damit die Bedeutung der Privatkundschaft für die Kreditinstitute.[59] Für die Sparkassen hatten sie schon immer eine große Rolle gespielt. Um die Einlagenseite ihrer Bilanzen zu stärken und so den Geschäftsradius insgesamt erweitern zu können, versuchten nun aber auch die Aktienbanken, die sich traditionell für die großen Firmenkunden und die vermögende Privatkundschaft „zuständig“ gefühlt hatten, ihre Kundenkreise in die Schicht der abhängig Beschäftigten hinein auszuweiten. Sie taten dies mit immer neuen Produktangeboten etwa im Bereich des „Investmentsparens“ (bald verbunden mit der Vermittlung von Lebensversicherungen und der Immobilienfinanzierung) und der „Konsumkredite“ und verschärften so den Wettbewerb in dem seit Ende der 1950er-Jahre rasch expandierenden „Massen-“ oder „Mengengeschäft“ erheblich. In der Folge kam es zu einer immer stärkeren Überschneidung der vormals zwischen den Institutsgruppen relativ klar abgegrenzten Geschäftsfelder, denn die Sparkassen und Kreditgenossenschaften, die sich traditionell auf die „kleinen“ Sparer und die Finanzierung des gewerblichen wie bäuerlichen Mittelstandes konzentriert hatten, reagierten auf die geschäftliche Herausforderung mit der Hinwendung zum Wertpapiergeschäft, das zuvor eine Domäne der Aktienbanken gewesen war.

Für fast alle Unternehmen der Kreditwirtschaft gewannen der Auf- und Ausbau eines gesellschaftsorientierten sowie an wissenschaftlichen Standards ausgerichteten Marketing durch die Professionalisierung von Marktforschung, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit nun erheblich an Bedeutung. Organisations- und Vertriebsstrukturen wurden umgebaut, neue Berufsbilder entstanden, interne Aufstiegskanäle veränderten sich – gerade auch für weibliche Angestellte.[60] Insbesondere bei den Sparkassen ist ein bisher erst in Ansätzen erforschter grundlegender Wandel hin zum „vertriebsorientierten Finanzdienstleister“ zu beobachten.[61] Aber es trifft wohl auf fast alle Unternehmen der Finanzbranche zu, dass sie sich nicht nur, aber besonders im Privatkundengeschäft immer stärker zu Spiegeln gesamtgesellschaftlicher Trends – Stichworte hierfür wären Individualisierung, Pluralisierung und Wertewandel – entwickelten, während sie gleichzeitig selbst stärker als jemals zuvor in die Gesellschaft hineinzuwirken begannen. Eine für die Banken- wie die Zeitgeschichte gleichermaßen interessante Hypothese bestünde vor diesem Hintergrund etwa darin, den Banken eine zentrale Rolle bei der Ökonomisierung des Sozialen zuzumessen.

„Megatrend“ Internationalisierung

Im westeuropäischen Vergleich blieben die bundesdeutschen Geschäftsbanken bei der Ausweitung ihrer internationalen Aktivitäten bis in die 1960er-Jahre hinein zurückhaltend; letztlich war das eine Konsequenz des zweimaligen Verlustes ihres Auslandsvermögens nach den Weltkriegen.[62] Nach 1945 knüpften sie zwar rasch wieder Kontakt zu ausländischen Korrespondenzbanken überall auf der Welt, eröffneten bald auch neue eigene Repräsentanzen in Spanien, Südamerika, Kleinasien, im Nahen Osten, in Nord- und Südafrika sowie in Japan und erwarben überdies erste Minderheitsbeteiligungen an Finanzierungsgesellschaften und Banken in Entwicklungs- und Schwellenländern. Doch mit der Gründung eigener Tochtergesellschaften und Niederlassungen oder mit dem Erwerb von ausländischen Mehrheitsbeteiligungen zögerten sie. Erst in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre gaben die deutschen Geschäftsbanken diese Zurückhaltung allmählich auf. Vor allem an den Eurodollarmärkten, etwa in London, und in den USA mit ihren diversifizierten Geld- und Wertpapiermärkten, kam es nun zur Gründung von Auslandstöchtern und -filialen und zu stärkeren Beteiligungen. Neben den drei großen Geschäftsbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank, die über Erfahrung im Auslandsgeschäft verfügten, waren an dieser Expansion nun auch Regional- und Landesbanken beteiligt, etwa die Bayerische Vereinbank, die Bank für Gemeinwirtschaft, die BHF-Bank, die DG Bank Deutsche Genossenschaftsbank und die Westdeutsche Landesbank.

Anders als vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit traten die deutschen Banken bei vielen Aktivitäten nun gemeinsam mit Partnerbanken aus dem kontinentalen Westeuropa auf, wobei die Kooperationsformen häufig über die klassischen Emissions- oder Kreditkonsortien hinausgingen. Als wichtigste Determinanten dieses Wandels in den Geschäftsstrategien der westdeutschen Banken nennt die Forschung, die bislang noch überwiegend auf gedruckten Quellen und Zeitzeugeninterviews beruht, neben den anspruchsvoller werdenden Finanzierungsbedürfnissen der Firmenkunden das Kalkül, reale oder erwartete Wettbewerbsnachteile auf den heimischen Märkten durch eine ausgeweitete Auslandstätigkeit kompensieren zu können. Denn auf den heimischen Märkten sahen sich die deutschen Kreditinstitute einem zunehmend harten Wettbewerb ausgesetzt – untereinander, aber auch mit amerikanischen Banken.

Für die einzelnen Banken besteht in diesem Feld noch erheblicher Forschungsbedarf, mit Blick auf die jeweiligen Geschäftsmodelle, vor allem aber in Bezug auf ihre praktische Umsetzung in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Umfeldern.[63] Bislang ist über die europäischen Gemeinschaftsunternehmen und die Auslandsniederlassungen der deutschen Banken kaum mehr bekannt als ihr Gründungsdatum, ihre allgemeine Ausrichtung und eventuell die Namen ihres Führungspersonals. Doch wie sah die alltägliche Geschäftspraxis im Zusammentreffen mit anderen politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, bankgeschäftlichen und auch mentalen Kulturen aus? Hier kann die methodisch transnationale, kulturwissenschaftlich informierte Zeitgeschichte der klassischen Bankengeschichte sicher wichtige Anregungen bieten.

Ausblick: Ein mögliches Fundament für den Brückenbau

Bei der wünschenswerten Öffnung der Bankengeschichte hin zur allgemeinen, seit den 1990er-Jahren stark kulturalistischen Zeitgeschichte könnte vor allem die jüngere Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte zur Konstruktion eines tragfähigen Brückenfundaments beitragen. Denn diese hat bereits vor einiger Zeit begonnen, sich ebenso kritisch wie konstruktiv mit der „kulturalistischen Herausforderung“ auseinanderzusetzen; zugleich interessiert sie sich stärker für den Strukturwandel der Industriegesellschaften, die sich möglicherweise hin zu postmodernen Dienstleistungsgesellschaften entwickeln.[64] Banken, Sparkassen, Versicherungen und andere Finanzdienstleister werden deshalb, so viel Prognose sei erlaubt, stärker in den Blick der Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte geraten und mit deren Methoden bearbeitet werden.

Gerade die Unternehmensgeschichte arbeitet bereits mit innovativen, nicht zuletzt durch die akteursbezogenen Grundannahmen der Neuen Institutionenökonomie (NIÖ) inspirierten Ansätzen,[65] die sich für eine interdisziplinäre Forschung von Ökonom/innen, Historiker/innen und Kulturwissenschaftler/innen gut eignen.[66] Unter gesellschaftlichen Institutionen versteht die NIÖ alle informellen und formellen Regeln, die den „rational“ handelnden Individuen zur „realistischen“ wechselseitigen Erwartungsbildung dienen, damit die stets gegebene Ungewissheit über zukünftige Entwicklungen (verursacht durch das noch nicht bekannte Handeln anderer Individuen) in kalkulierte „Risiken“ transformiert werden kann. Für Banken zum Beispiel ist es wesentlich, beim Handel mit Kreditrisiken davon ausgehen zu können, dass die Kreditnehmer ihre Rückzahlungsversprechen einhalten – sei es, weil sie sich moralisch dazu verpflichtet fühlen, sei es, weil ihnen andernfalls harte Sanktionen drohen. Zu den gesellschaftlichen Institutionen im Sinne der NIÖ zählen Moralvorstellungen, kulturelle Gebräuche, Normen und Werte ebenso wie simple Konventionen oder private und gesetzliche Vereinbarungen, sofern sie nur mit inneren oder äußeren Bindungen versehen sind, die ihnen Gültigkeit verschaffen (genau genommen wird eine Regel erst durch eine funktionierende Sanktion zu einer Institution).

Einer Unternehmensgeschichte, die mit diesem Institutionenbegriff arbeitet, sind erfolgreiche Brückenschläge zwischen Banken- und Zeitgeschichte durchaus zuzutrauen. Besonders vielversprechend sind dabei die Versuche, das der NIÖ zugrunde liegende, neoklassisch-rationale Handlungsmodell des homo oeconomicus um kulturell bedingte, letztlich individual- und sozialpsychologisch zu erklärende Faktoren, wie beispielsweise Emotionen, zu „erweitern“.[67] Ob und wie dies gelingen könnte, wird derzeit – ausgelöst durch die an den Börsen und Finanzmärkten immer wieder zu beobachtenden, oft nur wenig „rationalen“ Entscheidungen der Akteure – auch in den Wirtschaftswissenschaften neu diskutiert.[68] Fundierte historische Argumente sollten hier künftig eine zentrale Rolle spielen, denn sie könnten in den Wirtschafts- und den Kulturwissenschaften das Verständnis dafür schärfen, dass es nicht darum gehen kann, endlos über eine Verbesserung des „Realitätsgehalts“ des vermeintlich universellen Handlungsmodells vom homo oeconomicus zu streiten, sondern dieses Modell selbst als ein historisches, sich wandelndes Phänomen zu begreifen.[69]

Richtet man, wie Werner Plumpe empfiehlt, den Blick darauf, dass sich dieses Modell, das den menschlichen Eigennutz nicht zum Naturgesetz erhebt, sondern gerade nach seiner „vernünftigen“ Einhegung fragt, im Übergang von der alteuropäischen zur modernen Wirtschaft erst herausbildete, dann wird auch der historische Prozess seiner Entstehung nachvollziehbar. Er lässt sich fassen als eine Koevolution von Semantiken (also der kulturell bedingten Bedeutungszuschreibungen, vor allem mit Blick auf den Eigennutz, der nicht länger als ausschließlich verwerflich, sondern zunehmend auch als nützlich für die Gemeinschaft angesehen wurde), von gesellschaftlichen Institutionen (also der Regeln zur wechselseitigen Erwartungsbildung von Individuen) sowie von alltäglichen Praktiken (also der mitunter von diesen Regeln deutlich abweichenden praktischen Verfahrensweisen). Zugleich tritt die Multifunktionalität des Modells vom „rational“ handelnden Menschen selbst hervor: Es kann – oft sehr überzeugend – beanspruchen, empirische Aussage zu sein; es dient zweitens zugleich als Handlungsnorm; und drittens fungiert es als Axiom der Theoriebildung zum Zwecke der Selbstbeobachtung einer sich als eigenständige gesellschaftliche Sphäre herausbildenden modernen Ökonomie. In all diesen Funktionen ist es nicht statisch, sondern historisch wandelbar, denn nicht die anthropologische Konstante „menschlicher Eigennutz“, sondern dessen jeweils zeitgenössisch als „vernünftig“ geltende Einhegung macht das Modell des homo oeconomicus aus. Rationalitätskriterien aber sind, im Gegensatz zu anthropologischen Konstanten, sowohl im Sinne empirischer Beschreibungen als auch im Sinne von Handlungsnormen und theoretischen Axiomen um kulturell bedingte Faktoren differenzier- und erweiterbar – wenn auch nicht unbedingt mathematisch berechenbar.

Gerade die Banken- und Finanzmarktgeschichte, die es mit Unternehmen zu tun hat, die durch ihren Handel mit den Risiken von Zahlungsversprechen stark zur Ausweitung der auf wirtschaftlicher „Rationalität“ aufgebauten Sicherheitsillusionen in der Gesellschaft beitragen, ist prädestiniert, durch quellenbasierte Studien einen Beitrag zum Verständnis sich wandelnder Rationalitätskriterien in Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Falls ihr das gelingt, hätte sie weit mehr erreicht, als nur ihre verbal-kommunikative „Anschlussfähigkeit“ an eine Zeitgeschichte unter Beweis zu stellen, die leider zu oft oberflächlich-kulturalistisch daherkommt und die ökonomischen Fundamente der Gesellschaft sträflich vernachlässigt.

Empfohlene Literatur zum Thema

Harald Wixforth, Ralf Ahrens (Hrsg.), Strukturwandel und Internationalisierung im Bankwesen seit den 1950er Jahren, Franz Steiner, Stuttgart 2010, ISBN 9783515097116.

Dirk Baecker, Womit handeln Banken? Eine Untersuchung zur Risikoverarbeitung in der Wirtschaft, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2008, ISBN 9783518285466.

Youssef Cassis, Stefano Battilossi (Hrsg.), European Banks and the American Challenge. Competition and Cooperation in International Banking under Bretton Woods, Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 9780199250271.

Barry Eichengreen, Globalizing Capital. A History of the International Monetary System, Princeton University Press, Princeton 2008, ISBN 9780691139371.

Michel Lescure, Banking and Finance, in: Jonathan Zeitlin, Geoffrey Jones (Hrsg.), The Oxford Handbook of Business History. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 9780199263684, S. 319-46.

Christoph Maria Merki (Hrsg.), Europas Finanzzentren. Geschichte und Bedeutung im 20. Jahrhundert, Campus, Frankfurt a. M. u.a. 2005, ISBN 9783593377438.

Hans Pohl (Hrsg.), Geschichte der deutschen Kreditwirtschaft seit 1945, Knapp, Frankfurt a. M. 1998, ISBN 9783781906198.

Zitation
Friederike Sattler, Geschichte der Banken und Finanzmärkte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 27.7.2010, URL: http://docupedia.de/zg/Geschichte_der_Banken_und_Finanzm.C3.A4rkte

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Anmerkungen

    1. Vgl. etwa Manfred Görtemaker, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart, München 1999; Edgar Wolfrum, Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 2006; Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Fünfter Band: Bundesrepublik und DDR 1949-1990, München 2008; Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis in die Gegenwart, München 2009. Mit stärkerer Akzentsetzung auf wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen: Andreas Rödder, Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, München 2004; Andreas Wirsching, Abschied vom Provisorium: 1982-1990, München 2006.
    2. Ähnlich argumentiert: Ralf Ahrens, Wege aus der Nische? Die deutsche Bankengeschichte und die Forschungskonjunktur der 1970er Jahre, in: ders./Harald Wixforth (Hrsg.), Strukturwandel und Internationalisierung im Bankwesen seit den 1950er Jahren, Stuttgart 2010, S. 199-213.
    3. Als instruktiver Überblick: Helma Houtman-De Smedt/Hermann van der Wee, Die Entstehung des modernen Geld- und Finanzwesens Europas in der Neuzeit, in: Hans Pohl (Hrsg.), Europäische Bankengeschichte, Frankfurt a. M. 1993, S. 73-173.
    4. Nach: Gabler Wirtschaftslexikon, 14. Aufl., Wiesbaden 1997, S. 409-410.
    5. Dirk Baecker, Womit handeln Banken? Eine Untersuchung zur Risikoverarbeitung in der Wirtschaft, Frankfurt a. M. 2008 (zuerst 1991).
    6. Dazu: Werner Plumpe, Rationalität und Risiko: Zum historischen Charakter der modernen Wirtschaft, in: Axel Honneth (Hrsg.), Befreiung aus der Mündigkeit. Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt a. M. 2002, S. 13-33. Ferner: Karl Polanyi, The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, Wien 1977 (zuerst 1944); Hansjörg Siegenthaler (Hrsg.), Rationalität im Prozess kultureller Evolution. Rationalitätsunterstellungen als eine Bedingung der Möglichkeit substantieller Rationalität des Handelns, Tübingen 2005.
    7. Grundlegend: Niklas Luhmann, Soziologie des Risikos, Berlin 1991; Wolfgang Bonß, Vom Risiko. Unsicherheit und Ungewissheit in der Moderne, Hamburg 1995; Gotthard Bechtmann, Risiko und Gesellschaft. Grundlagen und Ergebnisse interdisziplinärer Risikoforschung, Opladen 1997. Zur Konjunktur der Risikoforschung trug Ulrich Beck mit seiner Diagnose der „Risikogesellschaft“ erheblich bei; der von ihm verwendete Risikobegriff bleibt jedoch diffus. Vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a. M. 2003 (zuerst 1986).
    8. Wirtschaftliche Risikoentscheidungen wurden und werden oft in mehrfacher Hinsicht durch rationale Handlungsweisen abgesichert: durch die Beobachtung der Entwicklung von Preisen und Märkten, durch Selbstbeobachtung mittels Schriftlichkeit und Rechnungsführung, durch Risikostreuung mittels individueller und kollektiver Versicherungen. Vgl. Plumpe, Rationalität und Risiko, S. 25.
    9. Den besten, leider nicht mehr ganz aktuellen Überblick zum Forschungsstand für Deutschland bietet: Hans Pohl, Kredit- und Versicherungswesen, in: Günther Schulz/Christoph Buchheim/Gerhard Fouquet (Hrsg.), Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete – Probleme – Perspektiven, Stuttgart 2005, S. 147-173. Für die internationale Ebene, fokussiert auf den Vergleich nationaler „Finanzsysteme“: Michel Lescure, Banking and Finance, in: Geoffrey Jones/Jonathan Zeitlin (Hrsg.), The Oxford Handbook of Business History, Oxford 2008, S. 319-346.
    10. Das Institut für bankhistorische Forschung (IbF) verfügt über eine umfangreiche Fachbibliothek, veranstaltet Kolloquien und Symposien, gibt Buchpublikationen und die Fachzeitschrift „Bankhistorisches Archiv. Zeitschrift zur Banken- und Finanzgeschichte“ (mit Beiheften) heraus. Im Aufbau befindet sich ein Internet-Verzeichnis der deutschsprachigen kreditwirtschaftlichen Archive.
    11. Die European Association for Banking and Financial History (EABH) veranstaltet internationale Konferenzen, Kolloquien und Workshops, berät Banken bei der Einrichtung von hausinternen Archiven, Ausstellungen und Museen, gibt die Schriftenreihe „Studies in Banking and Financial History“ sowie „Publications on the Issues of Bank Archives“ heraus und unterstützt die Zeitschrift Financial History Review.
    12. Karl Erich Born, Die deutsche Bankenkrise 1931. Finanzen und Politik, München 1967; ders., Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1977 (zuerst: 1976).
    13. Einen auf dem Forschungsstand der frühen 1990er-Jahre basierenden Überblick zu allgemeinen Trends und nationalen Spezifika der westeuropäischen Bankensysteme bietet ein Handbuch, das den Bogen vom Mittelalter bis in die späten 1980er-Jahre spannt: Vgl. Hans Pohl (Hrsg.), Europäische Bankengeschichte, Frankfurt a. M. 1993. Ergänzend, u.a. mit Informationen zu einzelnen Banken: Manfred Pohl (Hrsg.), Handbook on the History of European Banks, Aldershot 1994.
    14. Vgl. Alexander Gerschenkron, Economic Backwardness in Historical Perspective, Cambridge 1962; Douglas J. Forsyth/Daniel Verdier (Hrsg.), The Origins of National Financial Systems. Alexander Gerschenkron Reconsidered, London u.a. 2003. Exemplarisch für Deutschland: Richard Tilly, Zur Entwicklung der deutschen Großbanken als Universalbanken im 19. und 20. Jahrhundert. Wachstumsmotor oder Machtkartell?, in: Sidney Pollard/Dieter Ziegler (Hrsg.), Markt, Staat, Planung. Historische Erfahrungen mit Regulierungs- und Deregulierungsversuchen der Wirtschaft, St. Katharinen 1992, S. 128-156.
    15. Vgl. insbesondere Caroline Fohlin, Universal Banking in Pre-World War I Germany. Model or Myth?, in: Explorations in Economic History 36 (1999), S. 305-343.
    16. Vgl. Carsten Burhop, Die Kreditbanken in der Gründerzeit, Stuttgart 2004; Detlef Krause, Die Commerz- und Disconto-Bank 1870-1920/23. Bankgeschichte als Systemgeschichte, Stuttgart 2004.
    17. Vgl. Manfred Pohl, Konzentration im deutschen Bankwesen (1848-1980), Frankfurt a. M. 1982; ders., Entstehung und Entwicklung des Universalbanksystems. Konzentration und Krise als wichtige Faktoren, Frankfurt a. M. 1986. Zu den Auswirkungen des Konzentrationsprozesses auf die Privatbanken: Harald Wixforth/Dieter Ziegler, The Niche in the Universal Banking System: The Role and Significance of Private Bankers within German Industry, 1900-1933, in: Financial History Review 1 (1994) 2, S. 99-119. Das endgültige Aus brachten für viele Privatbankiers erst die Weltwirtschaftskrise von 1929/31 und die „Arisierungen“ der frühen 1930er-Jahre. Dazu Ingo Köhler, Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, München 2005. Grundsätzlich zur Geschichte der Privatbanken: Youssef Cassis/Philip L. Cottrell (Hrsg.), The World of Private Banking, Aldershot 2009.
    18. Vgl. Volker Wellhöner, Großbanken und Großindustrie im Kaiserreich, Göttingen 1989; Harald Wixforth, Banken und Schwerindustrie in der Weimarer Republik, Köln u.a. 1995; Volker Wellhöner/Harald Wixforth, Unternehmensfinanzierung durch Banken – Ein Hebel zur Etablierung der Bankenherrschaft?, in: Dietmar Petzina (Hrsg.), Zur Geschichte der Unternehmensfinanzierung, Berlin 1990, S. 11-33. Für die europäische Ebene: Philip L. Cottrell/Håkan Lindgren/Alice Teichová (Hrsg.), European Industry and Banking Between the Wars. A Review of Bank-Industry Relations, Leicester u.a. 1992. Zur Diskussion um „Bankenmacht“ überhaupt: Jakob Tanner, „Bankenmacht“: politischer Popanz, antisemitischer Stereotyp oder analytische Kategorie?, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 43 (1998) 1, S. 19-34.
    19. Als Bestandsaufnahme: Bankkredit oder Kapitalmarkt. Alternativen der Industriefinanzierung in Deutschland, hg. vom Institut für bankhistorische Forschung, Stuttgart 2002, v.a. die Beiträge von Paul Thomes (Industriekredit und Kapitalmarktfinanzierung in den Westzonen und der Bundesrepublik Deutschland von 1945 bis 1990, S. 39-54) und Bernd Rudolph (Strukturwandel in der Industriefinanzierung seit den 1990er Jahren: Ursachen und Folgen, S. 55-69). Vgl. auch – eher journalistisch – Bastian Frien, Vom Wechsel zur Eigenkapitallücke: Unternehmensfinanzierung in Deutschland, in: Albrecht Hertz-Eichenrode (Hrsg.), Süßes Kreditgift. Die Geschichte der Unternehmensfinanzierung in Deutschland, Frankfurt a. M. 2004, S. 11-168, insbesondere S. 110-146.
    20. Vgl. Siegfried C. Cassier, Unternehmerbank zwischen Staat und Markt 1924-1995. Der Weg der IKB Deutschen Industriebank, Frankfurt a. M. 1996; Manfred Pohl, Wiederaufbau. Kunst und Technik der Finanzierung 1947-1953. Die ersten Jahre der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt a. M. 1973; Heinrich Harries, Wiederaufbau, Welt und Wende. Die KfW – eine Bank mit öffentlichem Auftrag, Frankfurt a. M. 1998; Armin Grünbacher, Reconstruction and Cold War in Germany. The Kreditanstalt für Wiederaufbau (1948-1961), Aldershot 2004.
    21. Für Deutschland liegen inzwischen vor: Carl-Ludwig Holtfrerich, Finanzplatz Frankfurt. Von der mittelalterlichen Messestadt zum europäischen Bankenzentrum, München 1999; Hans Pohl (Hrsg.), Geschichte des Finanzplatzes Berlin, Frankfurt a. M. 2002; Hans Pohl (Hrsg.), Geschichte des Finanzplatzes München, München 2007.
    22. Exemplarisch für die Einzeldarstellungen: Bernd Baehring, Börsen-Zeiten. Frankfurt in vier Jahrhunderten zwischen Antwerpen, Wien, New York und Berlin, Frankfurt a. M. 1985. Außerdem: Hans Pohl (Hrsg.), Deutsche Börsengeschichte, Frankfurt a. M. 1992.
    23. Caroline Fohlin, Finance Capitalism and Germany’s Rise to Industrial Power, Cambridge u.a. 2007, hier insbesondere S. 222-277. Vgl. zur Kritik der weitreichenden Thesen Fohlins eine Rezension Dieter Zieglers.
    24. Zu nennen sind für die Zeit nach 1945: Markus Rudersdorf, Der Wiederbeginn des Bankgeschäfts nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Kölner Institute, Köln 1996; Sebastian T. Pollems, Der Bankplatz Berlin zur Nachkriegszeit. Transformation und Rekonstruktion des Ost- und Westberliner Bankwesens zwischen 1945 und 1953, Berlin 2006.
    25. Vgl. Christoph M. Merki (Hrsg.), Europas Finanzzentren. Geschichte und Bedeutung im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2005.
    26. Dies ist das Ergebnis der instruktiven Detailstudie von Tobias Straumann, Finanzplatz und Pfadabhängigkeit: Die Bundesrepublik, die Schweiz und die Vertreibung der Euromärkte (1955-1980), in: Merki, Europas Finanzzentren, S. 245-268.
    27. Als Zusammenfassung des älteren Forschungsstandes: 30 Jahre Kapitalmarkt in der Bundesrepublik Deutschland, hg. vom Institut für Kapitalmarktforschung an der J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1982.
    28. Youssef Cassis, Capitals of Capital. A History of International Financial Centres, 1780-2005, Cambridge 2006.
    29. Ranald C. Michie, The Global Securities Market. A History, Cambridge 2006. Vgl. ders., The City of London. Continuity and Change, 1850-1990, Basingstoke 1992; ders., The London Stock Exchange. A History, Oxford 1999; ders./Philip Williamson, The British Government and the City of London in the Twentieth Century, Cambridge 2004.
    30. Christopher Kopper, Zwischen Marktwirtschaft und Dirigismus. Bankenpolitik im „Dritten Reich“ 1933-1939, Bonn 1995.
    31. Harold James, Die Deutsche Bank und die Diktatur 1933-1945, in: Lothar Gall u.a., Die Deutsche Bank 1870-1995, München 1995, S. 315-408.
    32. Harold James, Die Deutsche Bank und die „Arisierung“, München 2001; ders., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, München 2003.
    33. Hans G. Meyen, 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik 1872 bis 1992, Frankfurt a. M. 1992.
    34. Vgl. Johannes Bähr, Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs. Unter Mitarbeit von Ralf Ahrens, Michael C. Schneider, Harald Wixforth und Dieter Ziegler (= Die Dresdner Bank im Dritten Reich, 1), München 2006; Dieter Ziegler, Die Dresdner Bank und die deutschen Juden. Unter Mitarbeit von Maren Janetzko, Ingo Köhler und Jörg Osterloh (= Die Dresdner Bank im Dritten Reich, 2), München 2006; Harald Wixforth, Die Expansion der Dresdner Bank in Europa. Unter Mitarbeit von Johannes Bähr, Jörg Osterloh, Friederike Sattler und Dieter Ziegler (= Die Dresdner Bank im Dritten Reich, 3), München 2006; Klaus-Dietmar Henke, Die Dresdner Bank 1933-1945. Ökonomische Rationalität, Regimenähe, Mittäterschaft (= Die Dresdner Bank im Dritten Reich, 4), München 2006.
    35. Vgl. Die Bank – Dienstleister im Wandel. 125 Jahre Commerzbank. 1870-1995, hg. von der Commerzbank AG, Frankfurt a. M. 1995.
    36. Vgl. Ludolf Herbst/Thomas Weihe (Hrsg.), Die Commerzbank und die Juden 1933-1945, München 2004; Christoph Kreutzmüller, Händler und Handlungsgehilfen. Der Finanzplatz Amsterdam und die deutschen Großbanken 1918-1945, Stuttgart 2005; Ingo Loose, Kredite für NS-Verbrechen. Die deutschen Kreditinstitute in Polen und die Ausraubung der polnischen und jüdischen Bevölkerung 1939-1945, München 2007.
    37. Für die Unternehmen insgesamt: Christoph Buchheim, Unternehmen in Deutschland und NS-Regime 1933-1945: Versuch einer Synthese, in: Historische Zeitschrift 282 (2006), S. 351-390; ders. (Hrsg.), German Industry in the Nazi Periode, Stuttgart 2008.
    38. Vgl. Norbert Frei/Tim Schanetzky (Hrsg.), Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur, Göttingen 2010.
    39. Hans Pohl (Hrsg.), Geschichte der deutschen Kreditwirtschaft seit 1945, Frankfurt a. M. 1998. Vgl. auch: Theo Horstmann, Die Alliierten und die deutschen Großbanken. Bankenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland, Bonn 1991. Die Grundstrukturen des Zentralbanksystems und die Geldpolitik der Bundesbank lassen sich hier ebenso nachverfolgen wie die Entwicklung der einzelnen Bankengruppen. Auch das Kreditwesen der DDR wird relativ ausführlich behandelt, und ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit den Folgen der Währungsunion von 1990 für die neuen Bundesländer. Abgerundet wird der Band durch eine Skizze zur Herausbildung des europäischen Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen.
    40. Fünfzig Jahre Deutsche Mark. Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948, hg. von der Deutschen Bundesbank, München 1998. Vgl. auch: Monika Dickhaus, Die Bundesbank im westeuropäischen Wiederaufbau. Die internationale Währungspolitik der Bundesrepublik Deutschland 1948 bis 1958, München 1996.
    41. David Marsh, The Bundesbank. The Bank that Rules Europe, London 1992; Helge Berger, Konjunkturpolitik im Wirtschaftswunder. Handlungsräume und Verhaltensmuster von Bundesbank und Regierung in den 1950er Jahren, Tübingen 1997; ders./Friedrich Schneider, The Bundesbank’s Reaction to Policy Conflicts, in: Jakob de Haan (Hrsg.), The History of the Bundesbank. Lessons for the European Central Bank, London u.a. 2000, S. 43-66; Christoph Buchheim, Die Unabhängigkeit der Bundesbank. Folge eines amerikanischen Oktrois?, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 49 (2001) 1, S. 1-30.
    42. Christian N. Wolz, Konflikte zwischen der Notenbank und der Regierung in der Bundesrepublik Deutschland 1956-1961, Stuttgart 2009.
    43. David Marsh, The Euro. The Politics of the New Global Currency, New Haven (Conn.) 2009. Vgl. auch: Otmar Issing, Der Euro. Geburt, Erfolg, Zukunft, München 2008.
    44. Überblicksdarstellungen bieten: Horst Ungerer, A Concise History of European Monetary Integration. From EPU to EMU, Westport 1997; Francis J. Gavin, Gold, Dollars, and Power. The Politics of International Monetary Relations, 1958-1971, Chapel Hill u.a. 2004; Barry Eichengreen, Globalizing Capital. A History of the International Monetary System, Princeton 2008.
    45. Vgl. Gall u.a., Deutsche Bank, hier v.a. den Beitrag des Finanzhistorikers Carl-Ludwig Holtfrerich (Die Deutsche Bank vom Zweiten Weltkrieg über Besatzungsherrschaft zur Rekonstruktion 1945-1957, S. 409-578, der auf der Auswertung von Archivmaterialien beruht) und den Beitrag des Bankbetriebswirts Hans E. Büschgen (Die Deutsche Bank von 1957 bis zur Gegenwart. Aufstieg zum internationalen Finanzdienstleistungskonzern, S. 579-877, der sich kaum auf ungedruckte Archivquellen stützt).
    46. Ralf Ahrens, Die Dresdner Bank 1945-1957. Konsequenzen und Kontinuitäten nach dem Ende des NS-Regimes, München 2007.
    47. Vgl. Meyen, 120 Jahre Dresdner Bank; Die Bank – Dienstleister im Wandel.
    48. Einen Überblick zum Forschungsstand bietet: H. Pohl, Kredit- und Versicherungswesen, S. 162-165.
    49. Johannes Bähr/Axel Drecoll/Bernhard Gotto, Die Geschichte der BayernLB, hg. vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin im Auftrag der BayernLB, München 2009.
    50. Hans Pohl/Bernd Rudolph/Günther Schulz (Hrsg.), Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2005. Die sparkassenhistorische Forschung hat in den letzten Jahren erheblich von der aktiven Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe profitiert. Dabei wird die Wissenschaftsförderung durch den Arbeitskreis für Sparkassengeschichte beraten und kooperiert u.a. mit der European Savings Banks Group (ESBG) in Brüssel.
    51. Als eine der wenigen bisher erarbeiteten Gesamtdarstellungen: Arnd Holger Kluge, Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften. Zur Entwicklung mitgliederorientierter Unternehmen, Frankfurt a. M. 1991.
    52. Die Stiftung GIZ. Genossenschaftshistorisches Informationszentrum, getragen vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, von der DZ BANK und von der Akademie der deutschen Genossenschaften, nahm 2005 ihre Arbeit in Berlin auf. Ihr Ziel ist es u.a., ein historisches Archiv-Netzwerk für die Volksbanken und Raiffeisenbanken aufzubauen (vgl. dazu die Online-Datenbank GenoFinder). Das GIZ pflegt die Archive der DZ BANK AG, Frankfurt a. M. und des Bundesverbands der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Berlin. Es ist Ansprechpartner für Wissenschaft und Öffentlichkeit.
    53. Vgl. mit interessanten Befunden zu den Genossenschaftsbanken in der DDR: Marvin Brendel, Rationalisierungsbestrebungen im Bankensektor der DDR. Das Beispiel der Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe, in: Ahrens/Wixforth, Strukturwandel und Internationalisierung, S. 13-34.
    54. Zuvor stand die „Hochfinanz“ des Kaiserreichs im Mittelpunkt: Vgl. insbesondere Morten Reitmayer, Bankiers im Kaiserreich. Sozialprofil und Habitus der deutschen Hochfinanz, Göttingen 1999.
    55. Vgl. Avraham Barkai, Oscar Wassermann und die Deutsche Bank. Bankier in schwieriger Zeit, München 2005; Andreas Graul, Gustav und Victor Klemperer. Eine biographische Skizze, Dresden 2005; Christopher Kopper, Bankiers unterm Hakenkreuz, München 2005; ders., Hjalmar Schacht. Aufstieg und Fall von Hitlers wichtigstem Bankier, München 2006; Vivian J. Rheinheimer (Hrsg.), Herbert M. Gutmann – Bankier in Berlin, Bauherr in Potsdam, Kunstsammler, Leipzig 2007. Außerdem: Martin Münzel, Die jüdischen Mitglieder der deutschen Wirtschaftselite 1927-1955. Verdrängung – Emigration – Rückkehr, Paderborn 2006.
    56. Vgl. Lothar Gall, Der Bankier. Hermann Josef Abs. Eine Biographie, München 2004; Andreas Platthaus, Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere, Reinbek bei Hamburg 2007; Friederike Sattler, Ernst Matthiensen (1900-1980). Ein deutscher Bankier im 20. Jahrhundert, Dresden 2009. Eine Biografie von Ralf Ahrens und Johannes Bähr über Jürgen Ponto befindet sich in Vorbereitung. Vgl. außerdem die Sammlung von Kurzporträts: Hans Pohl (Hrsg.), Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2007.
    57. Anzuknüpfen wäre hier vor allem an: Dieter Ziegler, Strukturwandel und Elitenwechsel im Bankwesen 1900-1957, in: Volker R. Berghahn/Stefan Unger/Dieter Ziegler (Hrsg.), Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Kontinuität und Mentalität, Essen 2003, S. 187-218.
    58. Diesem Ansatz folgt die von mir bearbeitete Studie „Alfred Herrhausen. Manager und Symbolfigur des Rheinischen Kapitalismus“, die als biografische Pilotstudie zu dem Forschungs- und Editionsvorhaben „Rheinischer Kapitalismus. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in der Bonner Republik 1949-1990“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angelegt ist.
    59. Künftige Forschungen zu dieser Thematik können anknüpfen an: Investmentgesellschaften in Geschichte – Gegenwart – Zukunft, hg. vom Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für bankhistorische Forschung, Frankfurt a. M. 1999; Johannes Bähr, 50 Jahre dit. Aufbruch – Wachstum – Zukunft. 1955-2005, Frankfurt a. M. 2006; Martin L. Müller, DWS Investments. Eine Erfolgsgeschichte. 1956-2006, München u.a. 2006; Paul Thomes/Rebecca Belvederesi, Gesellschaftlicher Wandel und das Privatkundengeschäft der Sparkassen seit 1945, in: Thorsten Wehber (Hrsg.), Sparzwang oder Kaufrausch? Spar- und Konsumverhalten im Wandel, Stuttgart 2007, S. 19-41; Die DekaBank seit 1918. Liquiditätszentrale, Kapitalanlagegesellschaft, Asset Manager, hg. vom Institut für bankhistorische Forschung, Stuttgart 2008; Reinhard Frost, Wünsche werden Wirklichkeit. Die Deutsche Bank und ihr Privatkundengeschäft, München u.a. 2009; Friederike Sattler, „Investmentsparen“ – ein früher Durchbruch der Geschäftsbanken zu breiteren Privatkundenkreisen?, in: Ahrens/Wixforth, Strukturwandel und Internationalisierung, S. 35-70.
    60. Als einzige substanzielle historische Untersuchung hierzu bisher: Mandy Weidner, Die Beschäftigung von Frauen in der Bankwirtschaft am Beispiel der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank AG von 1835 bis 1985 mit einem Ausblick auf die Bayerische Vereinsbank, in: Bankhistorisches Archiv 31 (2005) 2, S. 107-133. Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen könnten europäisch vergleichend angelegte sozialwissenschaftliche Untersuchungen bieten: Vgl. insbesondere Sigrid Quack/Jacqueline O’Reilly/Swen Hildebrandt, New Patterns of Recruitment and Training in German, UK, and French Banks, Berlin 1995; Sigrid Quack, Karrieren im Glaspalast. Weibliche Führungskräfte in europäischen Banken, Berlin 1997; Janne Tienari/Sigrid Quack/Hildegard Theobald, Organizational Reforms and Gender: Feminization of Middle Management in Finnish and German Banking, Berlin 1998.
    61. Vgl. Rebecca Belvederesi-Kochs, Von der „moralischen Anstalt“ zum vertriebsorientierten Finanzdienstleister. Der unternehmenskulturelle Wandel des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands im Spiegel seiner Marketingstrategie, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 53 (2008), 2, S. 192-215.
    62. Künftige Forschungen zu dieser Thematik können anknüpfen an: Rudolf Regul/Herbert Wolf (Hrsg.), Das Bankwesen im größeren Europa, Baden-Baden 1974; Ursel Steuber, Internationale Banken. Auslandsaktivitäten von Banken bedeutender Industrieländer, Hamburg 1974; dies., Internationale Bankenkooperation. Deutsche Banken in Internationalen Gruppen. Europartners, Ebic, SFE/Abecor, Orion, Frankfurt a. M. 1977; Geoffrey Jones (Hrsg.), Banks as Multinationals, London u.a. 1990; Youssef Cassis (Hrsg.), Finance and Financiers in European History, 1880-1960, Cambridge 1992; Cooperation and Competition of the European Banks since the Middle of the 19th Century, hg. vom Institut für bankhistorische Forschung, Frankfurt a. M. 1994; Karsten Steinke, Die Internationalisierung britischer, französischer und deutscher Kreditinstitute aus historischer Sicht, Aachen 2000; Carsten Hartkopf, Die Geschäftspolitik amerikanischer Banken in Deutschland, 1960-1990, Frankfurt a. M. 2000; Stefano Battilossi/Youssef Cassis (Hrsg.), European Banks and the American Challenge. Competition and Cooperation in International Banking under Bretton Woods, Oxford 2002; Internationalisierungsstrategien von Kreditinstituten, hg. vom Institut für bankhistorische Forschung, Stuttgart 2003. Eine zusammenfassende Darstellung auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes bietet: Harald Wixforth, „Global Players“ im „Europäischen Haus“? Die Expansionsstrategie deutscher Großbanken nach 1945, in: Ahrens/Wixforth, Strukturwandel und Internationalisierung, S. 97-120.
    63. Lediglich für die Aktivitäten der Dresdner Bank in Lateinamerika und der Deutschen Bank in den USA liegen bisher Spezialuntersuchungen vor, die jedoch – gerade was die USA und die jüngeren Jahrzehnte betrifft – noch manche Frage offen lassen: Vgl. Johannes Bähr, Zwischen zwei Kontinenten. Hundert Jahre Dresdner Bank Lateinamerika vormals Deutsch-Südamerikanische Bank, Dresden 2007; Christopher Kobrak, Die Deutsche Bank und die USA. Geschäft und Politik von 1870 bis heute, München 2008. Für die Commerzbank gibt es immerhin einen ersten Überblick: Detlef Krause, Die Auslandsniederlassungen der Commerzbank von 1870 bis in die 1960er Jahre, in: Bankhistorisches Archiv 29 (2003), 1, S. 25-46.
    64. Vgl. v.a. Anne Nieberding/Clemens Wischermann, Unternehmensgeschichte im institutionellen Paradigma, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 43 (1998) 1, S. 35-48; Jan-Otmar Hesse/Christian Kleinschmidt/Karl Lauschke (Hrsg.), Kulturalismus. Neue Institutionenökonomik oder Theorienvielfalt. Eine Zwischenbilanz der Unternehmensgeschichte, Essen 2002; Clemens Wischermann (Hrsg.) unter Mitwirkung von Anne Nieberding und Britta Stücker, Unternehmenskommunikation deutscher Mittel- und Großunternehmen. Theorie und Praxis in historischer Perspektive, Dortmund 2003; Hartmut Berghoff/Jakob Vogel (Hrsg.), Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte. Dimensionen eines Perspektivenwechsels, Frankfurt a. M. u.a. 2004 sowie die unternehmens- und wirtschaftshistorischen Beiträge in: Konrad H. Jarausch (Hrsg.), Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008 bzw. Thomas Raithel/Andreas Rödder/Andreas Wirsching (Hrsg.), Auf dem Weg in eine neue Moderne? Die Bundesrepublik Deutschland in den siebziger und achtziger Jahren, München 2009.
    65. Einen Überblick über die Vielfalt der jüngeren, in der Regel mit theoretisch fundierten Ansätzen arbeitenden Unternehmensgeschichte bieten: Paul Erker, „Externalisierungsmaschinen“ oder „Lizenznehmer der Gesellschaft“? Trends, Themen und Theorien in der jüngsten Unternehmensgeschichtsschreibung, in: Archiv für Sozialgeschichte 46 (2006), S. 605-658; Morten Reitmayer/Ruth Rosenberger (Hrsg.), Unternehmen am Ende des „goldenen Zeitalters“. Die 1970er Jahre in unternehmens- und wirtschaftshistorischer Perspektive, Essen 2008.
    66. Grundsätzlich: Hansjörg Siegenthaler, Geschichte und Ökonomie nach der kulturalistischen Wende, in: Geschichte und Gesellschaft 25 (1999), S. 276-301. Die Grundlagen für eine institutionenökonomische Interpretation der Wirtschaftsgeschichte schuf Douglass C. North. Vgl. ders., Structure and Change in Economic History, New York 1981; ders., Institutions, Institutional Change and Economic Performance, Cambridge u.a. 1990; ders., Understanding the Process of Economic Change, Princeton u.a. 2005. Zur Kritik, die sich vor allem an der mangelnden Erklärungskraft des rein eigeninteressierten Handelns von Individuen für den langfristigen institutionellen Wandel entzündet: Werner Plumpe, Die Neue Institutionenökonomik und die moderne Wirtschaft. Zur wirtschaftshistorischen Reichweite institutionenökonomischer Argumente am Beispiel des Handlungsmodells der Rationalität, in: Karl-Peter Ellerbrock/Clemens Wischermann (Hrsg.), Die Wirtschaftsgeschichte vor der Herausforderung durch die New Institutional Economics, Dortmund 2004, S. 31-57; Ingo Pies/Martin Leschke (Hrsg.), Douglass Norths ökonomische Theorie der Geschichte, Tübingen 2009.
    67. Auf die prinzipielle Ähnlichkeit der Handlungsmodelle in den Wirtschafts- und Kulturwissenschaften, die durch sehr unterschiedliche Semantiken verdeckt wird, hat Jakob Tanner hingewiesen: ders., „Kultur“ in den Wirtschaftswissenschaften und kulturwissenschaftliche Interpretationen ökonomischen Handelns, in: Friedrich Jäger/Jörn Rüsen (Hrsg.), Handbuch der Kulturwissenschaften, Bd. 3: Themen und Tendenzen, Stuttgart 2004, S. 195-224.
    68. Einen wichtigen neuen Anstoß dazu gaben jetzt: George A. Akerlof/Robert Shiller, Animal Spirits. How Human Psychology Drives the Economy, and Why it Matters for Global Capitalism, Princeton 2009.
    69. Vgl. Werner Plumpe, Die Geburt des „Homo oeconomicus“. Historische Überlegungen zur Entstehung und Bedeutung des Handlungsmodells der modernen Wirtschaft, in: Wolfgang Reinhard/Justin Stagl (Hrsg.), Menschen und Märkte. Studien zur historischen Wirtschaftsanthropologie, Köln u.a. 2007, S. 319-352; ders., Ökonomisches Denken und wirtschaftliche Entwicklung. Zum Zusammenhang von Wirtschaftsgeschichte und historischer Semantik der Ökonomie, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2009/1, S. 27-52