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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Walther L. Bernecker, Sören Brinkmann

Spanien – Zwischen Erinnerung und Zeitgeschichte

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 17.03.2011
https://docupedia.de//zg/Spanien_-_Zwischen_Erinnerung_und_Zeitgeschichte

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.308.v1

Artikelbild: Spanien – Zwischen Erinnerung und Zeitgeschichte

Exhumierung von Opfern des spanischen Bürgerkriegs durch die Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica. Foto: Archivo fotográfico Foro Cultural Provincia de El Bierzo. <a rel="nofollow" class="external text" href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Exhumaci%C3%B3n_ARMH.jpg?uselang… Commons</a> (<a rel="nofollow" class="external text" href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en">CC BY-SA 3.0</a>)

Der Beitrag von Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann ist eine Wiederveröffentlichung des 2004 in der Publikation „Zeitgeschichte als Problem. Nationale Traditionen und Perspektiven in Europa“ erschienenen Artikels und betrachtet den Umgang mit der Zeitgeschichte in Spanien. Den Beginn der historia contemporánea, der „zeitgenössischen Geschichte” markiert in Spanien das Jahr 1808. Unter dessen Dach ist eine historiographische Behandlung der jüngsten Vergangenheit angesiedelt und wird als eigenständiges Forschungsfeld diskutiert. Die Herausbildung und Entwicklung einer Zeitgeschichte und ihrer Begrifflichkeiten verbinden die Autoren mit den Eigentümlichkeiten der spanischen Geschichtsschreibung und der historischen Aufarbeitung der beiden Ereignisse Bürgerkrieg und Transition zur Demokratie.

Spanien – Zwischen Erinnerung und Zeitgeschichte

von Walther L. Bernecker, Sören Brinkmann

Begriff und Begründung

Das Jahr 1808 als historischer Moment, an dem der Auftakt der Napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel mit den Anfängen der liberalen Revolution konvergierte, markiert in Spanien für gewöhnlich den Beginn der historia contemporánea, der „zeitgenössischen Geschichte”, und erst vor kurzem ist in fachhistorischen Kreisen die Frage aufgeworfen worden, ob zur Untersuchung dieser knapp zwei Jahrhunderte eine weitere Epochenunterteilung von Nutzen sein kann.[1] Dabei hat man in Anlehnung an die Vorbilder einer histoire du temps présent in Frankreich oder der deutschen zeitgeschichtlichen Forschung in erster Linie eine gesonderte wissenschaftliche Behandlung der allerjüngsten Vergangenheit im Blick. Deren Herauslösung als eigenständiges Forschungsfeld mit abweichenden Methoden und Fragestellungen ist bislang jedoch weder theoretisch noch institutionell in nennenswerter Weise formalisiert worden. Zugleich ist allerdings zu vermerken, daß eine historiographische Behandlung der jüngsten Vergangenheit de facto schon seit langem unter dem Dach der historia contemporánea angesiedelt ist. Ihre Begründung als eigenständiges Forschungsfeld innerhalb der historischen Wissenschaften bedarf daher nicht nur der theoretischen Reflexion, sondern verlangt darüber hinaus eine eingehende Bestandsaufnahme, die ihrerseits Desiderata benennt und die Fragestellungen künftiger Forschungsarbeit formuliert. In beiderlei Hinsicht jedoch steht die Historiographie in Spanien erst am Anfang, und es ist nicht einmal abzusehen, ob den jüngsten Bemühungen einzelner Autoren überhaupt ein dauerhafter Charakter beschieden sein wird.

Ein Schlaglicht auf die mangelnde Formalisierung einer spanischen Zeitgeschichtsforschung wirft bereits die Konkurrenz der Bezeichnungen. So scheint sich zwar die etwas paradox anmutende Formel einer historia del tiempo presente, also einer „Geschichte der gegenwärtigen Zeit”, dem französischen Vorbild folgend als allgemein akzeptierter Oberbegriff zu verstetigen. Mit der Gründung des „Verbandes für Aktuelle Geschichte” (Asociación de Historia Actual) im Jahr 2001 ist zugleich jedoch ein paralleles Namensangebot etabliert worden,[2] und in den einschlägigen Debattenbeiträgen finden sich Hinweise auf eine ganze Reihe weiterer Bezeichnungsoptionen.[3] Davon abgesehen ist festzuhalten, daß der Begriff der historia contemporánea, gegen den sich die neue Subdisziplin abheben möchte, ein Erbe des 19. Jahrhunderts darstellt, mit dem die damaligen Zeitgenossen dem Bewußtsein Ausdruck verliehen, in einem neuen, von Aufklärung und Liberalismus geprägten Zeitalter zu leben. In ihrem Ursprung also stand die mittlerweile zwei Jahrhunderte umfassende „zeitgenössische Geschichte” in Spanien als Etikette für eben jene „erlebte” bzw. „mitgelebte” Geschichte, für die heute ein neuer Terminus gesucht wird. Daher verwundert es nicht, daß in der Debatte bisweilen auch von einer „Rückgewinnung” der zeitgenössischen Geschichte die Rede ist.[4]

Jenseits des Namenstreites scheint in Anlehnung an die ausländischen Vorbilder auch für die spanischen Forscher die Qualität des „Miterlebens” und damit zugleich auch die Zeitzeugenschaft des Historikers das zentrale Kriterium für die Begründung einer historia del tiempo presente zu sein.[5] Unterschiedliche Vorschläge wurden dagegen im Hinblick auf eine exakte Periodisierung anhand historischer Zäsuren laut, und auch die heikle Frage, welche „Qualität” und welche zeitliche Mindestdistanz zum Betrachter die Ereignisse der jüngsten Zeit aufweisen müssen, um ihnen gegenüber ein spezifisch „historisches” Erkenntnisinteresse begründen zu können, ist in der Debatte bisweilen angeklungen. Auf die Frage, was eine historiographische Annäherung an die „gegenwärtige” Zeit als der eigentlichen Domäne von Soziologie, Politikwissenschaft und Ökonomie rechtfertigt, antwortet der Madrider Historiker Julio Aróstegui mit einem Plädoyer für disziplinenübergreifenden Austausch und interdisziplinäres Arbeiten. So könne und dürfe die Historie in bezug auf die gegenwärtige Zeit zwar kein völlig unabhängiges Forschungsfeld abstecken. Statt dessen sollte ihr Beitrag vor allem darin bestehen, den Untersuchungsfeldern der übrigen Gesellschaftswissenschaften eine geschichtliche Dimension anzubieten und deren oft aus der Fixierung auf die „kurze Frist” gewonnene Erkenntnisse in zeitlich übergreifende Zusammenhänge zu integrieren.[6]

Von den mühsamen Begründungsversuchen im engen Raum zwischen den gesellschaftswissenschaftlichen Nachbardisziplinen abgesehen heben andere Autoren insbesondere die Chancen und Möglichkeiten hervor, die eine historiographische Behandlung der jüngsten Zeit in sich birgt. Je näher an der Gegenwart, desto rascher vermehrt sich zwar die Menge an Daten und Informationen, so daß sich gerade der Zeithistoriker mit einem permanenten Informationsüberfluß konfrontiert sieht. Zugleich bietet die „Epoche der Mitlebenden” aber spezifische Quellentypen, die neue Untersuchungsfelder und Zugänge eröffnen. An erster Stelle wird hier der lebende Zeitzeuge bzw. das Feld der mündlich überlieferten Erinnerung angeführt, die die historische Betrachtung bestimmter Ereignisse vor allem um einen Blick „von unten”, d.h. um die Sicht derer, die mit Blick auf andere Epochen in der Regel sprachlos bleiben, erweitern kann. Für Mercedes Vilanova, eine Pionierin der Arbeit mit mündlichen Quellen, fungiert die Oral history – in Spanien historia oral – daher auch in erster Linie als Korrektiv gegenüber gewollten und ungewollten Lücken in der Überlieferung, die oftmals auch in die Interpretationen einer ausschließlich auf schriftliche Quellen gestützten Geschichtsschreibung eingehen.[7] Abgesehen von der klassischen Befragung von Augenzeugen des Spanischen Bürgerkrieges, die Ronald Fraser bereits in den 1970er-Jahren durchgeführt hat,[8] ist es insbesondere der Initiative Vilanovas zu verdanken, daß die historia oral sich in Spanien als Forschungszweig etablieren konnte. Maßgeblich hierfür war die 1990 an der Universität von Barcelona gestartete Zeitschrift Historia y Fuente Oral, die seit 1996 unter dem Titel Historia, Antropología y Fuentes Orales erscheint.[9]

Fotodokumente sowie vor allem Ton- und Filmmaterial sind weitere Quellentypen, die vor allem der zeitgeschichtlichen Forschung zur Verfügung stehen und auch in Spanien seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Historiker gefunden haben. An vorderster Stelle sind hierbei die Namen der beiden katalanischen Historiker José María Caparrós Lera und Rafael de España zu nennen, die der Filmgeschichte durch die Gründung des Centro de Investigaciones Film-Historia zu Beginn der 1980er-Jahre neben dem in Madrid bereits bestehenden staatlichen Filminstitut, der Filmoteca Española, einen institutionellen Rahmen verliehen haben. Neben verschiedenen Fachtagungen erscheint seit 1991 die Zeitschrift Film-Historia, die nach dem Vorbild angelsächsischer Publikationen zur Filmgeschichte gestaltet ist. Darüber hinaus gelang es dem Kunsthistoriker Caparrós Lera, im Fachbereich für Neuere Geschichte der Universität von Barcelona eine eigene Sektion zur Kinogeschichte einzurichten und diese außerdem unter dem Titel Historia Contemporánea y Cine als Wahlfach im Rahmen der universitären Geschichtsausbildung zu etablieren.[10]

Festzuhalten bleibt allerdings, daß weder die Filmgeschichte noch die historia oral Anspruch auf die Begründung einer spezifisch zeitgeschichtlichen Forschung erhoben haben, ja daß in ihrem Umfeld der Begriff der historia del tiempo presente nicht einmal explizit auftaucht. Eine etwas andere Haltung nimmt demgegenüber ein weiteres Forschungsfeld ein, das ebenfalls erst in jüngster Zeit unter dem Stichwort der memoria unter spanischen Historikern Verbreitung gefunden hat: die Erinnerungsforschung.[11] Soweit es sich hierbei um die Untersuchung der Prozesse und Methoden kollektiver Identitätsstiftung handelt, beschränkt sich diese Forschungsrichtung freilich keineswegs auf die Epoche der Mitlebenden. Dies zeigt vor allem die seit Beginn der 1990er-Jahre stark angewachsene Zahl an kulturgeschichtlichen Arbeiten zur nationalen Frage in Spanien, deren Blick sich insbesondere auf das 19. Jahrhundert richtet.[12] Soweit aber die kollektive Erinnerung selbst zum Gegenstand der Untersuchung avanciert, und diese zugleich auch das Verschweigen und Vergessen als gleichberechtigte Gedächtnisfunktionen thematisieren soll, bleibt der Rekurs auf die Träger dessen, was Jan Assmann als kommunikatives Gedächtnis bezeichnet hat, unabdingbar. Für den Madrider Historiker Abdón Mateos gilt die kollektive Erinnerung daher auch als Schlüssel für die Periodisierung der historia del tiempo presente.[13]


Zur Herausbildung und Entwicklung des contemporaneísmo

Die neuere Diskussion über eine mögliche Herausbildung einer historia del tiempo presente als eigenständiges Forschungsfeld mit spezifischen Fragestellungen und Methoden wurde durch den gewaltigen institutionellen und personellen Aufschwung der historia contemporánea – die im deutschen Kontext am besten mit „Neuere und Neueste Geschichte” wiederzugeben ist – ermöglicht. Vor allem seit dem Übergang in die Demokratie und der Gründung immer neuer Universitäten war eine quantitative Zunahme historischer Lehrstühle zu registrieren; am meisten nahmen – sieht man von Kunstgeschichte ab – die Lehrstühle für Neuere und Neueste Geschichte (Historia Contemporánea) zu: zwischen 1986 und 1998 von 35 auf 69. Noch beeindruckender stieg in diesem Zeitraum die Zahl der Assistenzprofessuren (profesores titulares): von 107 auf 245. Dieser Anstieg läßt sich einerseits als Reaktion der staatlichen Behörden auf das rapide Wachstum der spanischen Universitäten interpretieren – Carlos Forcadell spricht von einem "administrativen Wunder" –, andererseits ist es die Antwort auf die Spezialisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte.[14]

Die liberale Historiographie der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts war durch den Bürgerkrieg von 1936 radikal unterbrochen worden.[15] Während die wichtigen geschichtswissenschaftlichen Debatten im ausländischen Exil stattfinden mußten – erinnert sei nur an die berühmt gewordene Auseinandersetzung zwischen Claudio Sánchez Albornoz und Américo Castro –, verkam die innerspanische Historiographie zu internationaler Bedeutungslosigkeit. Gonzalo Pasamar hat darauf hingewiesen, daß die spanische Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit sich zwischen akademischem Desinteresse und politischer Instrumentalisierung bewegt habe.[16] Zeitgeschichtsschreibung diente – von wenigen Ausnahmen abgesehen – vorwiegend der politischen und ideologischen Rechtfertigung des Regimes. 1942 waren die ersten Lehrstühle für Neuere und Neueste Geschichte geschaffen worden; ihre Inhaber beschäftigten sich – auch aus Gründen politischer Konvenienz – allerdings nicht mit zeitgeschichtlichen Themen, sondern vor allem mit der Habsburger- und der frühen Bourbonenperiode der spanischen Monarchie. In Anbetracht der enormen Probleme, denen sich eine regimeferne, unabhängige Geschichtswissenschaft ausgesetzt sah, optierten viele junge angehende Historiker für die Fortsetzung ihrer Studien und ihrer Forschungstätigkeit im Ausland, vor allem in Großbritannien und in Frankreich. In Großbritannien bildeten sich in den 1960er-Jahren um Raymond Carr in Oxford und um Hugh Thomas in Reading liberale Hispanistengruppen, die in den folgenden Jahrzehnten für die spanische Historiographie von ausschlaggebender Bedeutung werden sollten. In Frankreich war es zuerst Pierre Vilar, später dann der exilierte Spanier Manuel Tuñón de Lara, die der Spanienforschung wesentliche Impulse gaben.

Die Professionalisierung der Neuesten und der Zeitgeschichte begann in Spanien selbst mit zwei ideologisch sehr unterschiedlich ausgerichteten Historikern: dem Christdemokraten Jesús Pabón und dem vom Regime zuerst zensierten und relegierten Katalanen Jaime Vicens Vives. Dieser veröffentlichte 1950 seinen vieldiskutierten Essay über Geopolitik, in dem er die spanische Gegenwart aus ihrer Geographie und Geschichte heraus erklärte[17]; Pabón wiederum lieferte mit seinen beiden Bänden über den katalanischen Politiker Francesc Cambó aus liberal-konservativer Sicht das umfangreichste und damals am nächsten an die unmittelbare Gegenwart heranreichende Werk zur spanischen Zeitgeschichte.[18]

In einem inzwischen "klassischen" Text aus dem Jahr 1974 zog der Neuzeithistoriker José María Jover ein vielbeachtetes Fazit zum damaligen Stand der spanischen Historiographie.[19] Er wies darauf hin, daß in der Schlußphase des Franquismus die historische Disziplin einen schnellen Wandel durchlaufen und ihre Wissenschaftlichkeit wieder errungen hatte, die sie in den ersten Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg (1936-1939) zugunsten einer Legitimierung des politisch autoritären Regimes hatte preisgeben müssen. Erst allmählich konnte die dekretierte Ablehnung des Liberalismus überwunden und ein objektiver Zugang zu dem vom Franquismus radikal abgelehnten 19. Jahrhundert gefunden werden. Die "Wiederentdeckung" des Liberalismus erfolgte, Jover zufolge, als Reaktion auf die politisch illiberalen Zustände unter dem Franquismus; der gewaltige historiographische Nachholbedarf führte dazu, daß bei der zeitgleich stattfindenden Studienreform die "Neuere und Neueste Geschichte" (contemporaneísmo) in die neuen Curricula aufgenommen wurde.

Mit der Wiederherstellung der Demokratie knüpfte die Historiographie in Spanien nicht an die liberale-positivistische Tradition der Vorkriegszeit an; sie wandte sich vielmehr verstärkt den gemeineuropäischen Tendenzen, insbesondere dem Marxismus und der Annales-Schule, zu. Schon die zweite Hälfte des Franquismus[20], besonders aber die Zeit danach ist als "historiographische Revolution" bezeichnet worden. In dieser Phase entwickelte sich vor allem die Wirtschafts- und Sozialgeschichte; übernommen wurden die historiographischen Strömungen und Entwicklungen aus den anderen europäischen Ländern, besonders aus Frankreich.[21] Die "historiographische Öffnung" jener Zeit orientierte sich stark am wissenschaftlichen Diskurs Westeuropas; zugleich erfolgte eine zunehmende Ausdifferenzierung verschiedener historischer Teilgebiete an den zahlreich entstehenden neuen Universitäten in praktisch allen Provinzen des Landes.[22]

Da die neuen Historikergenerationen ihre politische und wissenschaftliche Sozialisation überwiegend im Kampf gegen den Franquismus während der 1960er und 1970er-Jahre erfahren hatten, starteten sie ihre Tätigkeit in der Demokratie unter starkem marxistischen Einfluß. Enric Ucelay da Cal hat für diese Geschichtsschreibung den Begriff „Volksfronthistoriographie” geprägt[23]; er wollte damit zum Ausdruck bringen, daß die Historiographie keine Transition wie im politischen Bereich durchlief, sondern in den Ansätzen und Fragestellungen der 1930er-Jahre verhaftet blieb und den Geist des Bürgerkrieges aufrechterhielt. Sehr bald aber erwies sich dieser Ansatz (nicht nur aus historiographischen, sondern vor allem aus politischen Gründen) als unzeitgemäß: Die kämpferischen, im Antifranquismus geschulten Historiker wurden aufgefordert, jene Haltungen abzulegen, die zur weiteren „Spaltung” der Spanier beitragen könnten, und eine der sich herausbildenden Demokratie gegenüber „positive” Haltung einzunehmen. Inzwischen vermißt die neuere Generation eine offene Debatte über revisionistische Positionen in der Geschichtsschreibung.

Der Aufschwung der Neuesten Geschichte, vor allem seit den 1980er-Jahren, hat im spanischen Fall zwei Ausprägungen: Zum einen war die Ausweitung des Faches auf einen ernormen Aufschwung der Lokal- und Regionalgeschichte zurückzuführen.[24] Seit längerem wird bereits beklagt, daß die Neuzeithistoriker den Blick für das Ganze eingebüßt haben, daß wegen der außergewöhnlichen Zunahme räumlich fragmentierter Studien die Angst vor Generalisierungen um sich gegriffen habe; Nationalgeschichte ist zu einer sekundären Beschäftigung geworden. Der Hauptakzent liegt auf der Regionalisierung der historischen Analyse, der Fragmentierung des historischen Objekts. Für diese Tendenz gibt es historiographische und politisch-konjunkturelle Gründe. Zu den historiographischen Gründen zählt in Spanien die verspätete Rezeption der Annales-Schule, die in der übrigen europäischen Geschichtswissenschaft schon von den 1960er-Jahren an zu einer räumlichen Begrenzung der Objekte historischer Analysen geführt und eine methodisch erneuerte Histoire Regionale oder Landesgeschichte hervorgebracht hatte. In Spanien machte sich der Einfluß der Annales und der britischen Social History zu einem Zeitpunkt bemerkbar, zu dem die universitäre Geschichtswissenschaft in Expansion begriffen war und Anschluß an europäische Tendenzen suchte.

Zu diesen historiographischen gesellten sich politisch-konjunkturelle Gründe: Die methodische Innovation der Historiographie erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem seit der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre die Demokratisierung der politischen Institutionen und die Reorganisation des Staatswesens stattfanden. Spanien wurde zu einem Staat der Autonomen Gemeinschaften mit einem völlig neuen Selbstverständnis. Die aus dem Franquismus ererbte Vorstellung des spanischen Staates, der Nation und des konservativ-spanischen, integristischen und katholisch-imperialen Nationalismus wurde nun einer radikalen Revision unterzogen, und mit der Schaffung der Autonomen Gemeinschaften entstand die Notwendigkeit ihrer historischen Legitimierung. Nahezu alle neuen politischen Einheiten versuchten, ihre „Restauration” mit einer ethnisch-kulturellen Existenz zu begründen, die Jahrhunderte, zum Teil sogar Jahrtausende zurückreichte.[25]

Die Umwandlung des einstigen Zentralstaates in einen (laut Verfassung) "Staat der Autonomien und Nationalitäten" hat zu einem einzigartigen, auch institutionell geförderten Aufschwung der Historiographie zu den einzelnen Regionen, Autonomien und Nationalitäten im spanischen Staat geführt. Die geschichts- und politikwissenschaftliche Debatte zum Verhältnis zwischen Gesamtstaat und einzelnen Regionen oder Nationalitäten hat inzwischen nicht nur einen gewaltigen Umfang angenommen, sondern auch ein hohes theoretisches Niveau erreicht.[26]

Zum anderen hing der Aufschwung der spanischen Geschichtsschreibung der Neuesten Zeit ab den 1970er-Jahren auch mit der Institutionalisierung und Konsolidierung der sogenannten sektoralen Historiographien zusammen. An erster Stelle ist die Wirtschaftsgeschichte zu nennen, die in den 1950er-Jahren von Jaime Vicens Vives begründet worden war.[27] Seither hat dieser Zweig der spanischen Geschichtswissenschaft immer wieder (und weit mehr als jeder andere) historiographische Forschungserträge und methodische Diskussionszusammenfassungen präsentiert und auf diese Weise Rechenschaft über seine Probleme und Fortschritte abgelegt.[28] Als Unterzweig der Wirtschaftsgeschichte kristallisiert sich seit ungefähr einem Jahrzehnt deutlich die Unternehmensgeschichte als eigenständige Forschungsrichtung heraus.[29] Sodann ist auf Frauen- und (allgemeiner) Gender-Studien zu verweisen, die seit der Erneuerung der spanischen Geschichtswissenschaft Mitte der 1970er-Jahre betrieben werden; inzwischen liegen die ersten Zwischenberichte vor.[30]

Was sich ab Mitte der 1970er-Jahre unter spanischen Historikern vor allem bemerkbar machte, war eine Rückbesinnung auf methodische Fragen.[31] Parallel dazu entfaltete sich eine Geschichtsvorstellung, die stark von politischen Zielsetzungen geprägt war. "Wiedergewinnung unserer Geschichte" (recuperación de nuestra historia) wurde zum Leitspruch einer Generation, die es als ihre Aufgabe verstand, nach der langen Diktatur und intellektuellen Knebelung einem ganzen Volk sein zugeschüttetes Kollektivgedächtnis zurückzugeben.

Was die methodischen Debatten betraf, so waren sie stark vom Marxismus beeinflußt. Betont wurde die (angebliche) Konvergenz mit Nachbardisziplinen, die dominierende Sozialgeschichte wurde als eine (historische) Sozialwissenschaft verstanden. Einig war man sich in der Ablehnung des historiographischen Positivismus und des Historismus. Aus Frankreich flossen auch viele Elemente der Annales-Schule in die spanische Zeitgeschichtsschreibung ein. Während die Schule der Annales sich in ihrem Ursprungsland jedoch vor allem gegen individualisierende Geschichtsschreibung, gegen politische und Zeitgeschichte wandte, konzentrierte sich die spanische Rezeption auf die Betonung wirtschaftlicher und sozialer Aspekte sowie bestimmter Themen, wie etwa Arbeiterbewegung. Das Ergebnis dieser unterschiedlichen Methodeneinflüsse aus dem Ausland war eine Sozialgeschichtsschreibung, die methodische Elemente verschiedener Strömungen vereinigte.

In den 1950er-Jahren hatte die Rezeption der Annales-Schule begonnen. 1960 wurde in der Revista Internacional de Sociología auf spanisch der zwei Jahre zuvor in Annales E.S.C. publizierte Artikel von Fernand Braudel "Histoire et sciences sociales. La longue durée" veröffentlicht. Im gleichen Jahr erschien in zweiter Auflage das bis dahin wohl bedeutendste Buch in spanischer Sprache zur Geschichtstheorie, "Teoría del saber histórico" von José Antonio Maravall, in dem der Autor unter Rückgriff auf José Ortega y Gasset, Wilhelm Dilthey, Max Weber, Hans Freyer, aber auch Fernand Braudel deutliche Kritik an der "individualisierenden Methode" übte und sich für "Sozialgeschichte" in einem allumfassenden Sinne aussprach.[32]

Mittel- und langfristig sollte der Einfluß der Annales-Schule – insbesondere ihrer Hauptvertreter Febvre, Bloch, Braudel, Labrousse und (für die spanische Rezeption besonders wichtig) des Marxisten Pierre Vilar – von größter Bedeutung für die Entwicklung der Neuesten, vor allem der Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Spanien werden. Allmählich wurden die methodischen Überlegungen Vilars durch den katalanischen Wirtschaftshistoriker Jaime Vicens Vives und dessen Schüler in Spanien bekannt und rezipiert. Vilar ging es um das enge Zusammenwirken der Geschichts- und der Wirtschaftswissenschaft sowie um den Unterschied zwischen Geschichtsphilosophie und Marxismus im Sinne einer historischen Theorie. Für ihn konnte nur der Marxismus die angestrebte histoire totale ermöglichen. Den endgültigen Durchbruch erfuhr die Sozialgeschichte in Spanien in der kritischen Endphase des Franquismus und während des Übergangs in die Demokratie, somit in den 1970er-Jahren. Die institutionellen und methodischen Veränderungen im Bereich der Geschichte liefen parallel zur "Beschleunigung der Geschichte Spaniens" (David Ruiz) in jenen Jahren: Zahlreiche Geschichtszeitschriften wurden gegründet und in Massenauflagen vertrieben, historische Werke hatten Hochkonjunktur, der schulische Geschichtsunterricht und die universitäre Geschichtslehre wurden reformiert, eine neue Generation junger und gut ausgebildeter Historiker betrieb ernsthaftes Quellenstudium, Methodenreflexion griff wieder um sich.

Dieser neuerliche Aufschwung der Geschichtswissenschaft läßt sich an zwei Namen festmachen: Manuel Tuñón de Lara und Josep Fontana Lázaro. Tuñón de Lara hatte als politischer Flüchtling in den vorhergehenden Jahren an der französischen Universität Pau ein vielbeachtetes Spanienzentrum (Centre de Recherches Hispaniques) aufgebaut, in dem zahlreiche Kolloquien zur neueren Geschichte Spaniens stattfanden und das wesentlich zur Verankerung der marxistisch beeinflußten Sozialgeschichtsschreibung unter den jüngeren spanischen Historikern beitrug.[33] Seine Methodenüberlegungen[34], die auf dem "Dialog" beruhten, den die französischen Historiker mit den Strukturalisten geführt hatten, insbesondere mit Althusser, fielen in Spanien auf fruchtbaren Boden, da der französische Strukturalismus an den Hochschulen des Landes seit den 1960er-Jahren um sich gegriffen hatte.[35] Für Tuñón de Lara war, ganz im Stile der Annales, jegliche Geschichte Sozialgeschichte; zugleich stand für ihn jedoch fest, daß Sozialgeschichte die gründliche Kenntnis sogenannter Sektoralgeschichten – und dazu gehörte auch die Kulturgeschichte – voraussetzte.

Die alljährlich in Pau stattfindenden Spanienkolloquien entwickelten sich zu einem Gradmesser des Entwicklungsstandes der spanischen Geschichtswissenschaft. Längere Zeit dominierten die Forschung Themen in Zusammenhang mit Sozialkonflikten, Oppositionsbewegungen und Arbeiterschaft, da praktisch alle Historiker des Pau-Kreises – trotz im einzelnen unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung – in deutlicher Konfrontation zum franquistischen Regime standen. Ein Großteil der spanischen Historiographie des Spätfranquismus stellt daher auch eine politische Stellungnahme dar. 1982 riefen deshalb José Alvarez Junco und Manuel Pérez Ledesma dazu auf, sich vom ökonomisch-strukturalistischen Ansatz zu lösen, die Historiographie (insbesondere die zur Arbeiterbewegung) zu "entpolitisieren" und über einen zweiten "Bruch" in der Geschichtsschreibung die historische Realität präziser zu erfassen.[36]

Josep Fontana war der bedeutendste und einflußreichste Schüler von Jaime Vicens Vives; er wurde zum eigentlichen Vertreter einer Wirtschaftsgeschichte als selbständiger Disziplin. Wie Tuñón de Lara, war auch Fontana ein undogmatischer Marxist, dessen Ziel eine theoretisch fundierte "plurikausale" Geschichtsschreibung war, die sich durch kritisches Engagement für die Gegenwart auszeichnete. Er bezeichnete sich als Schüler von Pierre Vilar; ausdrücklich lehnte er eine Wirtschaftsgeschichte ab, die sich nicht für die Menschen interessiert.[37] Dem Strukturalismus und den Vorstellungen Braudels gegenüber verhielt er sich reserviert, die große Zeit des Annales-Einflusses war seiner Meinung nach vorüber. Er zog den Begriff "integrative Geschichte" dem der histoire totale vor und berief sich dabei auf E. P. Thompson.[38]

1988 fand in La Coruña ein Neuzeithistorikertreffen statt, auf dem das Fach kritisch durchleuchtet werden sollte. Santos Juliá und José Alvarez Junco wiesen in ihrem Beitrag[39] zu diesem Treffen auf vier Aspekte hin: Zum einen beklagten sie eine übertriebene Abhängigkeit der Neustzeithistoriker von Jahrestagen und von politischen Initiativen, die von den Autonomen Gemeinschaften ausgingen; Folge dieses Verhaltens seien eine starke Regionalisierung der Geschichtsschreibung und das Fehlen überzeugender Synthesen. Diese Abhängigkeit hatte – zum zweiten – zur Folge, daß das Interesse der Historiker sich immer stärker auf das 20. Jahrhundert konzentrierte und "klassische" Themen des 19. Jahrhunderts kaum mehr Beachtung fanden. Da es sich zumeist um zeitlich und räumlich eng umgrenzte Untersuchungsgegenstände handelte, waren die Werke stark positivistisch orientiert, ohne methodische oder begriffliche Neuerungen aus Nachbardisziplinen zu übernehmen. Zum dritten stellten die Kritiker eine deutliche Phasenverschiebung bei der Rezeption aktueller Tendenzen der internationalen Historiographie fest. Zum vierten schließlich plädierten sie, vor allem im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, für eine stärkere theoretische und methodische Ausrichtung, nachdem in den Jahrzehnten zuvor diese Historiographie auch dazu gedient hatte, der antifranquistischen Opposition Argumente in ihrem politischen Kampf gegen die Diktatur zu liefern, dabei aber zugleich eine methodische Desorientierung und Beliebigkeit um sich gegriffen hatte.

In den 1990er-Jahren machte sich jedoch unter den Fachhistorikern weitere Kritik und Unzufriedenheit über den Zustand der spanischen Geschichtswissenschaft breit. Beklagt wurden die methodischen Mängel einer historiographischen Regionalisierung, die schon als "Balkanisierung" der spanischen Geschichte bezeichnet wurde, die geringe gesellschaftliche Relevanz historischer Werke, das Fehlen überzeugender Synthesen, der Mangel an Innovation und die Tendenz zum Positivismus. Die Vereinigung der Neustzeithistoriker wollte zumindest Rechenschaft über den Stand und die Entwicklung der spanischen Historiographie ablegen und veröffentlichte seit Beginn der 1990er-Jahre alljährlich eine Nummer ihrer Verbandszeitschrift Ayer unter dem Titel „La historia en el …” („Die Geschichte im Jahr …”).

Die Appelle zur Professionalisierung und Institutionalisierung blieben nicht ungehört. Als erster gründete der Verband der Wirtschaftshistoriker 1983 eine eigene Zeitschrift (Revista de Historia Económica), gefolgt vom Verband für historische Demographie (Boletín de Demografía Histórica), von den Sozialhistorikern (Historia Social) und zu Beginn der 1990er-Jahre von den Agrarhistorikern (Noticiario de Historia Agraria, inzwischen umbenannt in Historia Agraria). Weitere Fachzeitschriften kamen hinzu: die bereits erwähnte Historia y Fuente Oral, 1992 Historia Industrial und Historia Urbana, 1994 Taller de Historia als Plattform für Theorie und Praxis der Lokalgeschichte, Arenal für Gender-Geschichte. Die Historiker der Neustzeit verfügen seit den 1980er-Jahren über eine große Zahl von Fachzeitschriften, die zumeist von den jeweiligen Geschichtsabteilungen der Universitäten herausgegeben werden.[40] 1990 wurde die Asociación de Historia Contemporánea (Vereinigung für Neueste Geschichte) gegründet, seit 1991 gibt sie ihre Verbandszeitschrift Ayer heraus, die gewissermaßen als Hauptorgan der Neustzeithistoriker betrachtet werden kann.[41] Im Jahr 2000 zählte die Vereinigung bereits 464 Mitglieder.


Demokratisierung und Aufarbeitung der Vergangenheit

Im Übergang zur Demokratie sahen sich die Zeitgeschichtsforscher noch mit zahlreichen aus der Diktatur ererbten Problemen konfrontiert: Einige Jahre lang wurden ihre Publikationen noch Opfer der Zensur[42]; sodann mußten die Zeitgeschichtsarchive und -bibliotheken entweder restrukturiert oder überhaupt erst aufgebaut werden; viele Materialien von Parteien und Gewerkschaften, die noch während des Bürgerkrieges ins Ausland gebracht worden waren, konnten erst allmählich repatriiert werden; der Zugang zu Militär- und Kirchenarchiven wurde weiterhin (zum Teil bis heute) äußerst restriktiv gehandhabt.[43]

Eine gewissermaßen selbst auferlegte Hürde stellte für die Historiker während der Transition jene moralische Verpflichtung dar, konfliktive Themen zu meiden, die das friedliche Zusammenleben der Spanier hätten gefährden können. Hierzu zählten in erster Linie Studien über den Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur, da ja die Zeitgenossen dieser beiden Phasen spanischer Geschichte noch zahlreich unter den Lebenden weilten. Implizit war damit aus spanischer Perspektive eine pragmatische Antwort auf die Frage gegeben, was unter Zeitgeschichte zu verstehen ist. Grundsätzlich gilt, daß die chronologische Festlegung der historia del tiempo presente auf die Zeitgenossenschaft zwischen Forscher und Forschungsgegenstand noch nichts darüber aussagt, ob der entsprechende Zeitabschnitt Einheitlichkeit im Sinne des Epochenbegriffs repräsentiert und welche Feingliederung mit Blick auf dessen historiographische Behandlung nützlich sein könnte. Hinsichtlich der Frage einer konkreten Periodisierung anhand historischer Zäsuren variieren die Meinungen je nach individuellem Forschungsinteresse deutlich. Folgt man Autoren, die wie José Urbano Martínez Carreras als Epochengrenze den Zweiten Weltkrieg betonen, so ist klar, daß das Augenmerk primär auf der europäischen bzw. der Weltgeschichte liegt. An Bedeutung gewann das Jahr 1945 auch in Spanien vor allem durch das Fach Historia del Mundo Actual (”Geschichte der gegenwärtigen Welt"), das seit den 1990er-Jahren an vielen geisteswissenschaftlichen Fakultäten das Lehrangebot im Fach Geschichte bereichert.[44] Der Verankerung im Lehrbetrieb steht allerdings keine auch nur annähernd vergleichbare Durchdringung dieses Bereiches seitens der Forschung gegenüber, weshalb für den spanischen Fall eine von hier ausgehende Epocheneinteilung der zeitgeschichtlichen Forschung nur wenig geeignet erscheint.[45]

Von den Ereignissen und Zäsuren der jüngsten spanischen Geschichte aus betrachtet dürfte auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Frage der Epochengliederung relativ einfach zu beantworten sein: Die "Epoche der Mitlebenden" umfaßt hier sowohl die seit dem Tod des Diktators vergangenen knappen 30 Jahre als auch die Zeit der Franco-Diktatur, während deren unmittelbare Ursache, der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939), zugleich die äußerste Epochengrenze markiert. Dabei ist es neben der chronologischen Übereinstimmung dieser Etappen mit der Lebenszeit der betroffenen Generationen vor allem die kollektive Erinnerung, die diese drei Zeitabschnitte zu einer Einheit zusammenfügt.[46] Der Spanische Bürgerkrieg gilt als die wichtigste Zäsur der jüngeren spanischen Geschichte, die – abgesehen von den zahlreichen Opfern von Kriegseinwirkung und politischer Repression – vor allem als ein kollektives Trauma bis heute nachwirkt.

Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit ist bis heute aber keinesfalls abgeschlossen, was auf unterschiedliche wissenschaftspolitische und konjunkturelle Faktoren zurückzuführen ist. Großen Anteil hatten die Unterdrückungsmechanismen der auf den Bürgerkrieg folgenden Diktatur, die die Mehrzahl der Verlierer juristisch und vor allem sozialökonomisch diskriminierte. Und fast ebenso nachhaltig wirkte der während des Franquismus praktizierte Umgang mit der Vergangenheit, die die Erinnerung aller Beteiligten auf die drastisch verzerrte Version des antikommunistischen "Kreuzzuges" verpflichtete. Den Gefallenen der Rebellenseite huldigte das Regime dagegen mit einem landesweiten Totenkult, manifestiert in zahllosen Namenstafeln und Denkmälern, während die Verlierer – mit dem Stigma des "Anti-Spanien" versehen – symbolisch aus der Nationalgemeinschaft ausgeschlossen wurden. Die ideologische Repression der Franco-Diktatur sollte das Trauma der Niederlage auf diese Weise auch an die nachfolgenden Generationen übertragen und die latente Spaltung der Gesellschaft in Sieger und Besiegte weiterhin wachhalten.[47]

Nicht ganz einfach fällt daher die Erklärung, weshalb derart divergierende Erinnerungsbestände im kommunikativen Gedächtnis der spanischen Gesellschaft nach dem Tod des Diktators 1975 nicht sofort eine breite Debatte ausgelöst haben, und weshalb die Opfer und Leidtragenden von Bürgerkrieg und Diktatur von den mutmaßlich Verantwortlichen nicht öffentlich Rechenschaft einklagten. Tatsächlich ist etwas Entsprechendes weder unmittelbar nach dem Ende der Diktatur noch zu einem späteren Zeitpunkt der Transition in größerem Umfang geschehen. Als Grund hierfür wird in der Literatur immer wieder die besondere Art des politischen Übergangs in die Demokratie genannt. Denn anstelle eines abrupten Bruches sollte letztlich den Kräften des alten Regimes die Aufgabe zufallen, mit den neu formierten Oppositionsparteien die Rückkehr zu einem demokratischen Rechtsstaat auszuhandeln. Eine wichtige Voraussetzung hierfür stellten u.a. die beiden Amnestiegesetze vom Juli 1976 und Oktober 1977 dar. Während ersteres sich als Geste der Versöhnung auf die vom Regime Inhaftierten bezog, schloß die Amnestie von 1977 auch die Funktionseliten des Franquismus – und insbesondere den Polizeiapparat – mit ein und garantierte ihnen Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung der während der Diktatur begangenen Verbrechen.[48] Der Staat schuf somit einen für manche Betroffene schmerzlichen Ausgleich zwischen den Erben der beiden Bürgerkriegsparteien und signalisierte so den Wunsch zu einem gesellschaftlichem Neubeginn jenseits der Erfahrungen des Bürgerkrieges. Versöhnung – reconciliación – wurde zu einem der Schlagworte des Augenblicks, doch diese schien nur dann aussichtsreich, wenn man die Erinnerung an die ungesühnten Verbrechen aus rund 40 Jahren Geschichte bewußt ausblendete. Zum "Preis der Transition", wie es Gregorio Morán formuliert hat, avancierte so ein Pakt des Vergessens, eine ungeschriebene Verpflichtung zu kollektiver Amnesie gegenüber den dunkelsten Kapiteln der jüngeren spanischen Vergangenheit.[49]

Der hochgelobte gesellschaftliche ”Konsens" der Übergangszeit wurde mit einem Verschweigen der Vergangenheit, einer Tabuisierung der franquistischen Verbrechen erkauft. In der Tat kam es in Spanien weder zu einer juristischen Aufarbeitung der Diktatur noch vorerst zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussion über Verantwortlichkeiten in der Diktatur. Die Demokratisierung und der soziopolitische Frieden hatten ihren politischen und moralischen Preis. An vielen Orten überlebte auch das franquistische Symbolsystem, was die Spanier viele Jahre lang daran erinnerte, daß die politische Reform aus einem Pakt hervorgegangen ist, der innerhalb der autoritären Institutionen ausgearbeitet wurde und schließlich zum "Übergang in die Demokratie" führte. Diesem Übergangscharakter entsprechend gingen die Streitkräfte sowie alle anderen staatlichen Instanzen ohne jegliche Art von Säuberung von der Diktatur in den Postfranquismus über. Die Tatsache, daß es keinen klaren demokratischen Bruch mit der franquistischen Diktatur gab, hat einen Schatten auf jene Bereiche der Vergangenheit geworfen, die Pierre Nora "Orte des Gedächtnisses" genannt hat. Die Transition stellte eine Art Ehrenabkommen dar, durch das die Kompensation der Franquisten für die Übergabe der Macht in der Praktizierung einer kollektiven Amnesie erfolgte.

Inwieweit dem bewußten Vergessen eine allgemeine Einsicht, ein gesellschaftlicher Konsens zugrunde lag, ist schwer abzuschätzen. Tatsache ist aber, daß in den folgenden Jahren gerade die politischen Eliten gleich welcher Couleur in dieser Frage eine auffällige Zurückhaltung an den Tag legten. Als beispielhaft gilt hier der Kommentar des sozialistischen Regierungschefs Felipe González anläßlich des fünfzigsten Jahrestages des Kriegsausbruches im Juli 1986. Wohl auch aus Rücksicht auf die Wähler der politischen Mitte, deren Stimme in den unmittelbar bevorstehenden Parlamentswahlen benötigt wurde, erklärte der Regierungschef, daß der Bürgerkrieg als historisches Ereignis nicht erinnerungswürdig sei und in der Lebensrealität des gegenwärtigen Spanien keinen Ort haben dürfe.[50] Ein weiteres Indiz für die Absicht, die „Geister der Vergangenheit” aus der Politik herauszuhalten, findet sich im Umgang mit der öffentlichen Symbolik des alten Regimes. Nur sehr langsam verschwanden die Insignien der "Bewegung" und die Herrschaftszeichen der Diktatur aus dem öffentlichen Raum. Straßen, deren Namen sich einst wie ein Mitgliedsregister des Militäraufstands las, wurden nur dann um- bzw. zurückbenannt, wenn diese bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges existiert hatten, und während die letzten Pesetenstücke mit dem Konterfei des Diktators erst in den 1990er-Jahren endgültig aus dem Verkehr gezogen wurden, haben bis heute in Santander und Madrid Reiterdenkmäler des Caudillo überleben können.[51]

War eine kritische Auseinandersetzung mit der jüngsten spanischen Vergangenheit also bis vor kurzem nicht Thema für eine breitere Öffentlichkeit, so existierten doch stets Rand- und Teilöffentlichkeiten, in denen die Erinnerung an Krieg und Diktatur durchaus präsent war. An vorderster Stelle ist hier neben dem Spielfilm vor allem die Literatur zu nennen, die schon lange vor dem Ende der Diktatur den offiziellen Propagandadiskursen subversive Alternativbilder der spanischen Realität entgegengestellt hat.[52] Nach 1975 etablierten sich dann Bürgerkrieg und Franquismus in der Literatur sehr schnell als „Orte der Erinnerung” (Pierre Nora). Neben vielen anderen sei insbesondere verwiesen auf Manuel Vázquez Montalbán, Antonio Muñoz Molina, Rafael Chirbes, Manuel Rivas, Juan Manuel de Prada und neuerdings Andrés Trapiello, Dulce Chacón sowie Javier Cercas.[53] Einige dieser Werke sind inzwischen auch erfolgreich verfilmt worden.[54]


Bürgerkrieg und Repression in der Historiographie

Was die historische Aufarbeitung des Bürgerkrieges nach 1975 betrifft, ist einleitend auf einige Eigentümlichkeiten der Geschichtsschreibung zu verweisen: In Spanien selbst wurde die Forschung jahrzehntelang nicht als historisch-kritische Wissenschaft betrieben, sondern (zumindest teilweise oder notgedrungen) als Legitimation des Siegerregimes verstanden. Während engagierte Literaten auf republikanischer Seite und ein Großteil der Linken im Bürgerkrieg den „weltweiten Entscheidungskampf unseres Jahrhunderts zwischen Aufstieg im Sozialismus und Untergang in der Barbarei” (Alfred Kantorowicz) sahen, wurde der Kampf von den Siegern als antibolschewistischer „Kreuzzug” und „nationaler Befreiungskrieg” interpretiert. Kommunistische Darstellungen wiederum haben den „nationalrevolutionären” Aspekt des „Befreiungskrieges des spanischen Volkes” gegen die faschistischen Interventen, anarchistische Deutungen den sozialen Charakter des revolutionären Aufbruchs betont. Ein sehr großer Teil der kritischen Bürgerkriegshistoriographie erschien außerhalb Spaniens; erst das Ende des Franquismus brachte eine grundsätzliche Änderung: Zum einen verlagerte sich der um viele junge Nachwuchskräfte erweiterte Kreis der Wissenschaftler nach Spanien; zum anderen zeigten auch Thematik, Fragestellungen und Methoden der Forschung deutliche Unterschiede zu der Bürgerkriegsforschung auf, wie sie bis Ende der 1960er-Jahre betrieben worden war. Hatte sich bis dahin das Forschungsinteresse an den historischen Problemen des Bürgerkrieges fast ausschließlich auf die internationalen, diplomatischen und militärischen Aspekte des Kriegsgeschehens konzentriert, so fand nun ein deutlich wahrnehmbarer Wandel der Forschungsschwerpunkte in Richtung auf struktur-, wirtschafts- und sozialhistorische Fragestellungen sowie auf mentalitäts- und kulturgeschichtliche Probleme statt.

Heutige Historiker sehen sich – im Vergleich zur Phase des Spätfranquismus – einer radikal veränderten Forschungssituation gegenüber. Seit Francos Tod sind zahlreiche neue Veröffentlichungen erschienen, die es immer schwieriger werden lassen, sich im Labyrinth dieses kontroversen Themas zurechtzufinden – dies um so mehr, als neben der quantitativen Aufblähung eine ideologische Diversifizierung auch bei spanischen Autoren zu konstatieren ist, die früher nur für die ausländischen oder die im Ausland erschienenen Forschungen galt. Die außerordentliche Nachfrage nach zeithistorischen, politologischen und soziologischen Publikationen über die jüngste spanische Geschichte und Gegenwart führte nach 1975 zu einem nie dagewesenen Bücherboom. Der wissenschaftliche Dokumentationsdienst des Consejo Superior de Investigaciones Científicas kommt in seinen Listen für die Jahre 1975-1995 auf nicht weniger als 3.600 spanische Neuerscheinungen zu Bürgerkrieg und Franquismus.[55] Die allmähliche Öffnung der Archive, die Abschaffung der Zensur, das Mitteilungsbedürfnis jener, die jahrzehntelang zum Schweigen verurteilt waren, sowie das Informationsbedürfnis derer, die ebensolange kritische Literatur nur unter dem Ladentisch oder im Ausland kaufen konnten, die durch Orientierungslosigkeit im politischen Alltag (der plötzlich mitbestimmt werden durfte) bedingte Suche nach historischen „Modellen” und verschütteten Alternativen, sicherlich auch verlegerische Rührigkeit, die die günstige Konjunktur auszunützen verstand: Diese und andere Faktoren haben das Anschwellen der spanischen Bücherproduktion mitbedingt.

Der heutige Wissensstand über den Spanischen Bürgerkrieg baut zwar auf der (spanischen und vor allem internationalen) Forschung früherer Jahrzehnte auf; er ist aber vor allem in den Jahren der Demokratie unter politisch und wissenschaftlich gegenüber früher radikal veränderten Bedingungen erarbeitet worden. Für die Jahre der Transition gilt allerdings noch die weiter oben konstatierte auffällige Zurückhaltung der Historiker. Zuerst erschienen primär Memoiren (etwa die von Pablo de Azcárate, Francisco Franco Salgado Araujo, José María Pemán oder Vicente Rojo), Darstellungen gelebter Alltagsgeschichte (z. B. von Mika Etchebéhère oder Manuel Tagüeña Laporte) oder Neuauflagen besonders wertvoller Augenzeugenberichte (z.B. der Studie von Julián Zugazagoitia, des früheren sozialistischen Ministers der Republik, der 1940 in Paris von den Nationalsozialisten an Francos Schergen ausgeliefert und anschließend erschossen wurde).[56] Konfliktträchtige Themen wie die blutige Repression im Hinterland (beider Bürgerkriegslager) wurden bewußt vermieden, um nicht den Vorwurf des Revanchismus aufkommen zu lassen.

Erst allmählich, in den 1980er und 1990er-Jahren, deckte der Aufschwung der spanischen Bürgerkriegshistoriographie die großen Lücken in der Forschung auf und machte deutlich, daß ein Großteil der älteren Geschichtsschreibung ideologisch stark eingefärbt und quellenmäßig wenig abgesichert war. Die zahlreichen, vor allem jüngeren Historiker haben die Herausforderung, die diese Forschungssituation für die spanische Geschichtswissenschaft bedeutete, angenommen und begonnen, die Forschungslücken zu füllen.[57] Dabei lag zuerst ein Schwerpunkt der Untersuchungen in dem Bereich, den man – etwas verallgemeinernd – als „Sozialgeschichte des Bürgerkriegs” bezeichnen kann. Gefragt wurde nach den Bedingungen des Krieges im Hinterland, nach der (ideologischen und militärischen) Mobilisierung des Volkes, nach der (nicht institutionellen, sondern gesellschaftlichen) ‚Genese' des ‚Neuen Staates' im Krieg. Berücksichtigt wurden Gruppen, Schichten und Organisationen, die in der älteren Forschung ein eher marginales Dasein gefristet hatten, z. B. Frauen und Jugendliche.[58] Neben die sozialen Aspekte trat sodann ein weiteres Untersuchungsgebiet, das als Gesellschaftsgeschichte im weiteren Sinne bezeichnet werden könnte. Gegenstand dieser Darstellungen waren die Lebensverhältnisse der breiten Masse der Bevölkerung unter den durch Krieg, Revolution und Repression geschaffenen Verhältnissen. Ronald Fraser hat die Methodik der Oral History seiner Untersuchung zugrundegelegt und ein beeindruckendes Bild von der Stimmungslage, den Empfindungen, Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen in der Bevölkerung zeichnen können.[59] Rafael Abella geht in seinen verschiedenen Publikationen dem Alltagsleben während des Krieges nach[60]; er schildert die Sorgen der Bevölkerung, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Probleme bei der Nahrungsmittelbeschaffung, die Praxis des Schulalltags, die Unsicherheiten, die Furcht. Die Studie von Joan Villarroya i Font betrat mit der Untersuchung der materiellen und psychologischen Folgen der Bombardements für die Bevölkerung Neuland.[61]

Eines der umstrittensten Bürgerkriegsphänomene ist die Frage der Repression im Hinterland beider Kriegszonen. Dieses Thema wird erst neuerdings, ein Vierteljahrhundert nach Francos Tod, ernsthaft in Angriff genommen. Eine erste Pionierstudie war die solide Untersuchung von Alberto Reig Tapia[62], die das Funktionieren und die Folgen dessen untersucht, was der falangistische Innenminister Ramón Serrano Suñer zutreffend „die verkehrte Justiz” genannt hat, d. h. jenes System der „Nationalen”, das die Verteidiger der republikanischen Realität in Staatsverräter verwandelte und sie einer gnadenlosen Repression aussetzte. Reig Tapia belegt und beklagt die ideologische Manipulation, der franquistische Historiker das dunkle Kapitel unterworfen haben. Der Autor rechnet nicht quantitativ die Repressionen beider Seiten gegeneinander auf, wenn er auch die Mangelhaftigkeit bisheriger quantitativer Studien – wie die von Ramón Salas Larrazábal[63] – deutlich aufzeigt. Er betont vielmehr die qualitativen Unterschiede zwischen dem Terror in der franquistischen und dem in der republikanischen Zone; dabei geht er ausführlich auf die Mechanismen der Prozeßführung, d. h. auf die „legalisierte” Repressionsform ein. Im Lager der späteren Bürgerkriegssieger stand hinter dem Terror eine Ideologie; die Repression ging von oben aus und wurde Teil der Funktionsweise des entstehenden „Neuen Staates”, der meinte, das gegnerische „Anti-Spanien” (auch physisch) vernichten zu müssen, um selbst bestehen zu können. Verurteilungen des Terrors, wie sie im republikanischen Lager immer wieder gegen den Ausbruch von angestautem gewalttätigem Haß der säkular unterdrückten Unterschichten vorkamen, hat es bei den Siegern nicht gegeben.

Bis heute stellt die Frage der Repression besonders große Probleme im Hinblick auf jeglichen Quantifizierungsversuch. Um zu genaueren Ergebnissen zu kommen, ist die Frage der Bürgerkriegsrepression zurecht vor allem regionalhistorisch angegangen worden. Für Katalonien liegt die Studie von Josep M. Solé i Sabaté vor, für Navarra gibt es bereits zwei Bücher; das umstrittene Massaker von Badajoz ist neuerdings minutiös von Francisco Espinosa rekonstruiert worden, der in seiner Studie alle Entlastungsargumente der franquistischen Seite Lügen straft.[64] Für Aragonien liegt die Studie der Gruppe um Julián Casanova vor, für Córdoba die von Francisco Moreno Gómez, für La Rioja die von Antonio Hernández García; weitere detaillierte Studien werden erstellt.[65] In einem vorläufigen Fazit hebt Javier Rodrigo hervor, daß die Mordrate durch die Franquisten dreimal höher als die der Republikaner war[66]; für Katalonien kommt Conxita Mir zum Ergebnis, daß die Zahl der republikanischen Opfer dort doppelt so hoch wie die der nationalen Seite war.[67]

Für die Frage der Repression stellte das Ende des Bürgerkrieges keine Zäsur dar; vielmehr haben neuere Studien gerade für dieses Gebiet die thematische Zusammengehörigkeit von Bürgerkrieg und erster Nachkriegsphase (bis weit in die 1940er-Jahre hinein) herausgearbeitet. Es sollte allerdings fast ein Vierteljahrhundert dauern, bis die massive Nachkriegsrepression den geschichtspolitischen Historikerkonsens nicht mehr zu gefährden schien und dieses Thema zu einem bevorzugten Untersuchungsgegenstand der spanischen Geschichtswissenschaft wurde. Parallel zur parlamentarischen Verurteilung des Francoregimes – diese erfolgte erstmalig von allen im Parlament vertretenen Parteien am 20. November 2002 – häuften sich um die Jahrtausendwende die Studien, in denen detailliert und quellengesättigt die ungeheuerliche Repression der Nachkriegszeit dargestellt wird.[68]

Ins Zentrum des Interesses rückten schnell die franquistischen Konzentrationslager. Angelegt wurden sie bereits im Dezember 1936; in ihnen sollten Hunderttausende republikanischer Häftlinge umerzogen werden und sodann Verwendung als Quasi-Sklavenarbeitskraft beim Aufbau des „Neuen Staates” finden.[69] Die Bürokratie des Regimes hat gewaltige Mengen an Dokumenten produziert, mit deren Hilfe als zentrales Element des „Neuen Staates” die physische und moralische Gewalt definiert werden kann, die unerbittlich als Unterdrückungs- und Beherrschungsinstrument gegenüber den militärisch Unterlegenen und später den politischen Gegnern eingesetzt wurde.[70] Zu diesen zählten auch zahlreiche Frauen und ihre Kinder, gegen die sich die Repression nicht weniger gewalttätig wandte.[71] Die franquistischen Konzentrationslager waren keine Vernichtungslager; in einer perversen Symbiose von Kasernengeist und Klerikalmentalität sollten sie politische und ökonomische Funktionen erfüllen. Vor allem ging es um Ausmerzung, Liquidierung, Reinigung – so die Terminologie der Zeit – und um die Erlösung von der Sünde, vom rechten Weg abgekommen zu sein, durch Arbeitsleistung.

Eines der berüchtigtsten Repressionsinstrumente des Franquismus war das „Gericht für Öffentliche Ordnung” (Tribunal de Orden Público), das über politisch motivierte Fälle befand: 13 Jahre lang standen täglich (einschließlich sonn- und feiertags) im Durchschnitt zwölf Angeklagte vor diesem Gericht.[72] – Allmählich nahmen sich die Historiker auch der Gegenseite, der Unterlegenen, an. Neben Studien zur subversiven Arbeit verbotener Parteien und Gewerkschaften beschäftigten sich immer mehr Untersuchungen mit dem antifranquistischen Widerstand sowie mit den Untergrund- und Guerrillabewegungen der 1940er-Jahre.[73] Schon früh erschienen wegweisende Untersuchungen über das spanische Exil.[74]

Vergleichbar mit der Repressionsthematik wurde in den ersten Jahren der Transition auch die Person Francos nicht zum Gegenstand kritischer Untersuchungen. Die Auseinandersetzung mit Franco als Militär und Politiker wurde vielmehr Alt- und Neufranquisten überlassen, die ein durchgängig geschöntes Bild der Diktatur und ihrer Politik zeichneten. Hier tat sich vor allem Ricardo de la Cierva hervor, der in mehreren Monumentaldarstellungen ein Geschichtsbild propagierte, das Franco als Modernisierer Spaniens, als geschickten Staatsmann und als Wegbereiter der Demokratie zeichnete[75]; die zahlreichen Veröffentlichungen neofranquistischer Apologeten trugen zur Perpetuierung vieler franquistischer Mythen bei, z.B. Franco habe bewußt und geschickt einen Eintritt Spaniens in den Zweiten Weltkrieg verhindert, er habe viele Juden vor nationalsozialistischer Verfolgung gerettet, er habe von Anfang an eine bewußte Modernisierungspolitik betrieben. Nur sehr allmählich konnten einige dieser Mythen dekonstruiert werden.[76] Eine ernsthafte historiographische Auseinandersetzung mit Franco begann erst lange nach Abschluß der Transition und Konsolidierung der Demokratie; der 100. Geburtstag des früheren Diktators im Jahr 1992 war sodann Anlaß für zahlreiche Veröffentlichungen über den Generalísimo. In einer kritischen Sammelbesprechung dieser Publikationen kam Alberto Reig Tapia allerdings zum Ergebnis, daß selbst zu Beginn der 1990er-Jahre „das cleavage Franquismus/Anti¬franquismus” zu präsent war, um zu abschließenden Einschätzungen der Person und Politik Francos zu gelangen.[77]

Während die Forschung die soeben aufgezeigten konfliktträchtigen Themen längere Zeit mied, konzentrierte sie sich stattdessen schon früh auf strukturelle Aspekte wie die typologische Einordnung des franquistischen Systems in eine vergleichende Regimenlehre. Zur Diskussion standen im wesentlichen drei Interpretationsmodelle, die im einzelnen noch ausdifferenziert wurden und eine jahrzehntelange Debatte nach sich zogen, die mitunter das wissenschaftliche Terrain verließ und politische Züge annahm. Es ging darum, ob der Franquismus als Faschismus, als Autoritarismus oder als Entwicklungs- bzw. Modernisierungsdiktatur zu kennzeichnen sei.[78] Die lange Dauer des Franquismus und die gewaltigen Veränderungen, die Spanien in dieser Zeit im sozioökonomischen Bereich durchlief, lassen eine klare Konzeptualisierung der Gesamtdauer der Diktatur sehr schwer erscheinen. Als vorläufiges Fazit läßt sich festhalten, daß sich wohl kaum eine Typologie entwickeln läßt, die in umfassender Weise auf die gesamte Ära des Franquismus anwendbar ist. Die politische Anpassungsfähigkeit des Diktators (in Einzelfragen), die sein Überleben an der Macht jahrzehntelang ermöglicht hat, erschwert zugleich die wissenschaftlich korrekte kategoriale Erfassung seines Regimes. Unangemessen ist jedenfalls ein statisches Modell, das primär auf das Funktionsgefüge, auf bestimmte Zustände und Formen abhebt; die lange Lebensdauer des Regimes macht es vielmehr erforderlich, die dynamisch-prozeßhaften Elemente (vor allem im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich), die (politischen) Überlappungen und „Mischungsverhältnisse” ins Zentrum der Analyse zu stellen.

Was den Zugang zu den Archivalien der Franco-Ära und insbesondere jener die politische Repression betreffenden angeht, so klagen Historiker bisweilen noch immer über Hindernisse, die dem Interessierten in den Weg gelegt werden mit der Begründung, daß das Ansehen Mitlebender betroffen sein könnte.[79] An die Öffentlichkeit drang insbesondere der Streit um die Nationalstiftung Francisco Franco (Fundación Nacional Francisco Franco), deren Bestände schätzungsweise 27.000 Dokumente aus rund 40 Jahren spanischer Geschichte – darunter privates Material des Caudillo – umfaßt. Die Stiftung, der die Tochter des „Generalissimus”, Carmen Franco, vorsitzt und die von der Regierung wiederholt mit großzügigen Subventionszahlungen bedacht wurde, sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, kritischen Forschern systematisch den Zugang zu ihren Archivalien zu verwehren. Umso heikler erscheint diese Affäre, da Experten vermuten, daß die große Mehrzahl der Dokumente unmittelbar nach dem Tod des Diktators von Familienmitgliedern aus den Beständen des Regierungssitzes El Pardo entwendet wurden.[80]


Die Transition und der Umgang mit der Vergangenheit

Eine ähnlich detaillierte historiographische Aufarbeitung, wie im Falle der besonders traumatischen Kapitel der jüngsten Vergangenheit, hat auch die Transition, der Übergang von der Diktatur zur Demokratie, erfahren. Dabei war es insbesondere der weitgehend friedliche Vollzug dieses zweifellos tiefgreifenden politischen Wandels, der die Aufmerksamkeit von Historikern und Sozialwissenschaftlern weckte. Unabhängig von parteipolitischen Sympathien herrscht deshalb auch breite Einigkeit darüber, den Transitionsprozeß als eine geradezu „modellhafte Operation” und einen „großen historischen Erfolg” darzustellen.[81] Liberal-konservative Historiker rücken hierbei vor allem die zentralen Akteure des Übergangsprozesses als die eigentlichen „Helden” in den Mittelpunkt: König Juan Carlos, Ministerpräsident Adolfo Suárez, bestimmte Parteiführer.[82] Eher der linken Mitte zugehörige Historiker betonen demgegenüber den „Druck von unten”, von seiten der Zivilgesellschaft und insbesondere die Rolle der organisierten Arbeiterbewegung.[83] Kritikern des Übergangsprozesses, denen zufolge die damalige demokratische Opposition mehr hätte erreichen können und sollen, werden die einschränkenden Faktoren der Zeit entgegen gehalten – etwa der geringe Organisationsgrad der Opposition oder die Angst, durch Massendemonstrationen einen Militärputsch zu provozieren und damit den gesamten Prozeß zu beenden. Der Erfolg der Transition überrage die möglichen Defizite bei weitem. Das Ergebnis sei eine funktionierende parlamentarische Demokratie, der Abbau sozialer Ungleichheiten, der Aufbau eines Wohlfahrtsstaates, die Trennung von Kirche und Staat, die Lösung des Militärproblems, die Beendigung der Isolierung Spaniens und die Integration in die supranationalen Strukturen des Westens.[84]

Der Übergang in die Demokratie ließ ein Bild Spaniens entstehen, das versöhnlich mit seiner eigenen Geschichte umging. Viele Historiker sehen heute in ihrer Geschichte nicht mehr das ”Paradigma des Scheiterns" – wie es Santos Juliá ausgedrückt hat –, sondern betonen die "Normalität" des Landes. Dies aber bedeutet, daß eine neue Identität, zumindest eine neue Sicht der Vergangenheit, konstruiert werden mußte.

Seit Spanien in der EG und der Nato ist, seit das Land in den Kreis der demokratischen Staaten zurückgekehrt ist, wird die "Normalität" der historischen Entwicklung betont. Dies tun vor allem die jeweils regierenden Politiker; aber auch Historiker haben sich schnell in den Kreis der "Normalisierer" eingereiht. Sie wollen nichts mehr wissen von der "Anomalie", mit der die Liberalen des 19. Jahrhunderts die spanische Geschichte charakterisierten, vom "Schmerz" der 98er Generation, vom "Mißerfolg" und "Fehlschlag" der ökonomischen Entwicklung, wie sie Sozial- und Wirtschaftshistoriker während des Franquismus skizzierten. Die spanische Historiographie erlebt einen bedeutenden Paradigmenwechsel: Eine grundsätzliche Revision der Geschichte läßt diese nicht mehr von säkularem Mißerfolg beladen erscheinen. Die spanische Geschichte wird als ein Fall mehr in der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts dargestellt; gerade im Vergleich mit anderen europäischen Wirtschaften könne die spanische Erfahrung nicht als "atypisch" bezeichnet werden. Ganz im Gegenteil: Der Verlauf der spanischen Geschichte sei "vollständig europäisch", man könne und müsse vor allem auf die "Normalität" der Entwicklung verweisen.[85]

Der historiographische Perspektivenwechsel stellt gewissermaßen das Ergebnis der politischen Erfahrungen einer Historikergeneration dar, die erst nach der Katastrophe des Bürgerkrieges von 1936 geboren worden ist, die in den 1950er und 1960er-Jahren ein fehlgeschlagenes, isoliertes und der Sonderwegsidee verhaftetes Spanien kennenlernte, das tatsächlich nur erklärt werden konnte, wenn die Eigentümlichkeiten der Entwicklung der Vergangenheit aufgezeigt wurden, das dann aber nach 1975 schnell und erfolgreich einen Demokratisierungsprozeß durchlief, der jetzt seinerseits einer historischen Erklärung und Herleitung bedurfte. Sie begaben sich daher auf die Suche nach einem "anderen" Spanien, dem der industriellen Entwicklung, des politischen Liberalismus, der europäischen Ausrichtung. Demnach hatten die vorhergehenden Historikergenerationen ein rurales, zurückgebliebenes, fehlgeleitetes, von der allgemeineuropäischen Entwicklung isoliertes Spanien "erfunden", während inzwischen das alternativ-liberale, das (wenn auch mit manchen Verzögerungen und Abweichungen) schon immer europäische Spanien in den Mittelpunkt der Untersuchungen gerückt wird. Es geht heute nicht mehr um die Beantwortung der Frage, warum die spanische Entwicklung ein Fehlschlag war – da dieses Sonderwegsparadigma inzwischen als Mythos decouvriert wird –, sondern warum es erfolgreich ist.

Wenn die politische Realität des vergangenen Vierteljahrhunderts diese Interpretation durchaus zu stützen scheint, so fungierte die sozial- und geschichtswissenschaftliche Darstellung der Transition als success-story zugleich auch als eine wichtige Argumentationsressource für die Diskurse der politischen Öffentlichkeit. Der Soziologe Víctor Pérez Díaz hat darauf hingewiesen, daß die neue spanische Demokratie ihr symbolisches Repertoire weder der Francozeit noch der dramatisch gescheiterten Zweiten Republik entlehnen konnte. Eine „Tradition” zur Begründung der parlamentarischen Demokratie stand also nicht zur Verfügung, weshalb neue Bilder erforderlich wurden, die nun die Transition selbst lieferte: die nationale Versöhnung in Gestalt zweier Amnestiegesetze, die Protagonisten des Übergangsprozesses, die volkstümliche Monarchie, die Verfassung als Konsens aller Parteien, die symbolische und institutionelle Rückkehr Spaniens nach Europa. Die Transition bzw. ihre Symbolbilder avancierten zum Fluchtpunkt nicht nur für das Selbstverständnis des neuen Staates, sondern auch für das historische Bewußtsein vieler Spanier.[86] Einen entscheidenden Anteil an der Konsolidierung eines positiven Bildes dieser Periode tragen dabei nach Meinung von Víctor Sampedro und Raquel Saiz Tomé die Massenmedien. Ihrer auf Umfragen basierten Untersuchung zufolge habe insbesondere das Fernsehen eine Art staatsbürgerkundlicher Mission erfüllt, insofern bestimmte Urteile über die jüngere spanische Geschichte dort in systemstabilisierender Weise durch mannigfache Wiederholung im Bewußtsein der Bevölkerung zementiert wurden. Einen besonderen Platz auf dieser „kognitiven Landkarte” der Transitionsepoche nehmen demnach der König und sein Regierungschef Adolfo Suárez ein, die den Übergang gleichsam personifizieren, während ihre ursprünglichen Verbindungen zur Diktatur bei der Mehrzahl der Befragten völlig in Vergessenheit geraten waren.[87]

Obgleich diese Analyse für die große Mehrheit der spanischen Bevölkerung zutrifft, ist nicht zu übersehen, daß das Bild der Transition in bestimmten Landesteilen von einer deutlich anderen, oft zwischen Skepsis und Ablehnung schwankenden Haltung bestimmt ist. Dies gilt insbesondere für jene Regionen, in denen wie in Katalonien und im Baskenland eine starke nationalistische Partei den politischen Ton angibt. Während dort die Erinnerung an die franquistische Diktatur als Urerfahrung einer nicht nur politischen, sondern vor allem auch ethnisch-kulturellen Verfolgung wachgehalten wird, richtet sich die positive Assimilation der Transitionsperiode nach dem spezifischen Grad, mit dem die neue Demokratie die politischen Forderungen der Nationalismen zu erfüllen vermochte. Die militante Haltung des baskischen Radikalnationalismus, der in seiner Bedrohungsperzeption offenkundig bis heute nicht zwischen Diktatur und Demokratie unterscheiden will, nimmt in dieser Hinsicht zweifellos die Extremposition ein. Ignacio Sotelo hat in diesem Zusammenhang von regional unterschiedlichen historischen Gedächtnissen gesprochen und als möglichen Weg ihrer Annäherung eine kritische Auseinandersetzung mit der Franco-Diktatur, eine offizielle Vergangenheitsbewältigung für das gesamte Land angemahnt.[88]

Am Beispiel der stark nationalistisch geprägten Regionen wird deutlich, daß die identitätsstiftende Kraft der Transition begrenzt ist und daß vor allem die verdrängten Jahrzehnte davor weiterhin ihren Platz im kommunikativen Gedächtnis besetzen. Und genau hier, d.h. an der Frage nach dem spezifischen Umgang mit den Traumata der jüngeren Geschichte, an der ausgebliebenen „Vergangenheitsbewältigung”, setzt auch die allgemeine Kritik am Übergangsprozeß an. Zu den frühesten Kritikern der Transition zählt Gregorio Morán, der zunächst eine ambivalente Suárez-Biographie veröffentlichte und sich sodann in einer vieldiskutierten Studie der Frage nach dem Geschichtsbewußtsein und der Erinnerungspolitik der Transition zuwandte.[89] Für Morán stellt jener sprichwörtliche „Pakt des Schweigens” eine geschickte Manipulation des kollektiven Gedächtnisses durch die Eliten des Transitionsprozesses dar, die ihrerseits nicht bereit waren, eine historische Schuld einzugestehen.[90] Während sich die historische Tabuisierung zuerst auf den Bürgerkrieg beschränkt habe, sei sie später auf die Repression im Franquismus ausgedehnt worden. Wer sich – so Morán – auf die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit berief, sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, destabilisierend zu wirken, das fragile Gleichgewicht der noch jungen Demokratie zu gefährden und den politischen Konsens der Übergangszeit zu brechen.

Was die kritische Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit betrifft, so ist zumindest im Hinblick auf die Transition im Verlauf der 1990er-Jahre die Zurückhaltung deutlicher Kritik gewichen. So erblickt etwa Josep M. Colomer in der Übergangsperiode die Ursachen für bestimmte Funktionsmängel der demokratischen Institutionen. Dabei verweist er auf die Abhängigkeit der Rechtsprechung von den politischen Parteien, auf die Beeinflußbarkeit der Massenmedien durch die Regierung, auf das Fehlen von Mechanismen zur Konsensbildung.[91] Für den seit Jahren in der spanischen Politik feststellbaren Konfrontationskurs zwischen den beiden großen Parteien, dem konservativen Partido Popular und den Sozialisten (PSOE), seien das Wahlsystem, der Schutz der Parteien und die Regeln der Regierungsbildung verantwortlich. Während der Transition sei es den verantwortlichen Politikern vor allem darum gegangen, demokratische Institutionen zu schaffen, die die politische Stabilität sicherstellten. Besondere Kritik erfährt in diesem Zusammenhang das Wahlsystem, das noch vor den ersten demokratischen Wahlen von 1977 per Regierungsdekret verordnet worden ist. Das Wahlsystem sollte eine Zersplitterung des Kongresses verhindern und damit die Regierungsbildung erleichtern; faktisch verfälsche aber die Wahlkreisgeometrie den Proporz und bevorzuge die zwei dominierenden Parteien. Und für den früheren sozialistischen Politiker Pablo Castellano gilt die Transition sogar als ein vom und für den Franquismus entworfener Prozeß, der das Regime in gewisser Weise perpetuiere. Die Reformen hätten zwar nicht ohne die damalige demokratische Opposition durchgeführt werden können. Diese habe aber die realen Machtverhältnisse anerkennen und auf viele ihrer ursprünglichen, weit radikaleren Vorstellungen verzichten müssen. Die Spielregeln seien von der Regierung Suárez vorgegeben worden, und wer am Reformprozeß partizipieren wollte, mußte die Eckpunkte akzeptieren: monarchische Staatsform, parlamentarisches System, Verzicht auf Abrechnungen.[92]

Versucht man, die bisherigen Interpretationen der Transition systematisch zu klassifizieren, so lassen sich im Wesentlichen vier Ansätze herausarbeiten.[93] Der erste stellt eine soziostrukturelle Deutung des Übergangsprozesses als Klassenkampf dar, derzufolge eine neue und reformistische Bourgeoisie, die im Zuge der kapitalistischen Entwicklung während der zweiten Hälfte des Franquismus entstanden war, den politischen Wandel, von dem sie auch am meisten profitierte, betrieb. Die Protagonisten der Transition dienten (bewußt oder unbewußt) den Interessen dieser gesellschaftlich dominanten Schicht. Der politische Wandel läßt sich somit als eine Art "Revolution von oben" bezeichnen, eine Konzession des modernen Sektors der dominanten Schichten, die in Anbetracht der Wucht der Forderungen der Arbeiterschaft in der Spätphase des Franquismus und dessen anachronistischer politischer Struktur sich von den latifundistischen Oligarchien distanzierten und eine Reform der Institutionen durchsetzten, um auf diese Weise die ökonomische und soziale Kontrolle im Staate zu behalten. Der letzte Zweck der Transition bestand in der De-Aktivierung der massiven Arbeiterproteste, was auch mit den Moncloa-Pakten von 1977 und den weiteren Abkommen gelang: Die Streiks ließen nach, die Gewerkschaften ordneten sich den politischen Parteien unter, diese wiederum den Interessen und Anordnungen der Banken.

Diese Interpretation, die vor allem unter Vertretern der früheren antifranquistischen Opposition kursiert, sieht sich beim Realitätstest ernsthaften Schwierigkeiten gegenüber: Zum einen war die politische Rolle der neuen Wirtschaftseliten während der Transition gering. Sie stellten keinen einheitlichen Block dar und vertraten ihre Interessen nicht geschlossen. Auch die traditionellen Oligarchien, die eng mit dem franquistischen Regime verbunden waren, handelten nicht als politische Subjekte. Die politischen Akteure repräsentierten in der Transition nicht eindeutig sozio-ökonomische Kräfte. Zum anderen läßt die Zuschreibung einer Protagonistenrolle der Arbeiterschaft bei den Protestaktionen und Mobilisierungen der Spätphase des Franquismus viele Fragen offen. Die meisten linken Oppositionsorganisationen setzten sich keineswegs ausschließlich aus Arbeiterschichten zusammen; in ihnen waren vielmehr auch zahlreich Mittelschichtangehörige, Freiberufler und Intellektuelle vertreten, ganz zu schweigen von der Rolle der Studentenbewegung, der peripheren Nationalismen und der Kirche in der Oppositionsbewegung. Zum dritten war die Mobilisierungsfähigkeit der antifranquistischen Opposition viel begrenzter als die Propagandarhetorik ihrer Organisationen vermuten ließ. Schließlich hält auch die These von der Mäßigung und Einbindung des Arbeiterprotests durch die Transition und die Pakte der Realität nicht stand. Die Streiks nahmen nämlich später noch zu, und in den 1980er-Jahren übertraf ihre Zahl stets die des Spätfranquismus.

Der zweite Ansatz ist funktionalistischer Art und deutet die Demokratie als Folge der vorhergehenden Modernisierung. Dieser Interpretation zufolge war der eigentliche Agent der politischen Demokratisierung die vorhergehende wirtschaftliche Modernisierung. Die ökonomische Entwicklung der 1960er-Jahre hatte eine agrarische zu einer städtischen Gesellschaft werden lassen, es waren breite Mittelschichten entstanden, eine Bildungskampagne hatte die ganze Gesellschaft erfaßt; die Demokratie wurde schließlich eingeführt, als sei sie eine reife Frucht, die nur noch gepflückt werden mußte, eine gewissermaßen "natürliche" Folge sozio-ökonomischer Veränderungen während der desarrollistischen Regimephase.

Zweifellos haben die sozialen, ökonomischen und kulturellen Veränderungen der zweiten Phase des Franquismus Bedingungen geschaffen, die die Transition ganz wesentlich erleichterten. Aber von einem Automatismus im Übergang zur Demokratie läßt sich nicht sprechen, schon gar nicht, was die Art des Übergangs betrifft. Hier möge der Verweis auf das Baskenland genügen, eine der modernsten Regionen Spaniens unter Zugrundelegung sozio-ökonomischer Indikatoren, wo die Transition aber am schlechtesten funktioniert hat. Der Modernisierungstheorie zufolge hätten die Hauptrolle im Übergangsprozeß jene kurz vorher entstandenen, gemäßigten Mittelschichten spielen müssen, die im spanischen Fall in dieser Eindeutigkeit allerdings nicht auszumachen sind.

Der dritte Ansatz ist eine subjektive Interpretation und bemüht psychologisch-kulturelle Gründe sowie die Theorie des Führertums. Dieser Deutung zufolge waren es vor allem einzelne Personen, denen zuvörderst der Erfolg des Demokratisierungsprozesses geschuldet sei, allen voran König Juan Carlos und Ministerpräsident Adolfo Suárez. Hervorgehoben werden deren Verhandlungsgeschick und die mutigen Entscheidungen in besonders brenzligen Situationen. Dieser in liberal-konservativen Kreisen besonders beliebten Interpretation muß einschränkend entgegengehalten werden, daß Geschicklichkeit und Mäßigung allen Akteuren des Geschehens zuzusprechen sind, insbesondere auch den Oppositionsführern. Außerdem legten die nicht-politischen Eliten, etwa die Wirtschafts- oder Verwaltungseliten, ebenfalls Mäßigung an den Tag – eine Mäßigung, die wahrscheinlich vielfältige Ursachen hat und von Kontakten zu Europa über den erreichten Lebensstandard bis zum Trauma des letzten Bürgerkrieges reicht.

Neben anderen Autoren hebt auch José Alvarez Junco eine vierte, politisch-strukturelle Interpretation hervor, welche die Schwäche der Akteure und die Stärke des Staates betont. Dieser Deutung zufolge muß man im Grunde genommen nicht nur von der Schwäche und Fragilität der Opposition sprechen; sämtliche Akteure, auch das Regime, wiesen unübersehbare Schwächen auf. Der Tod von Diktator Franco hatte unter seinen Gefolgsleuten Uneinigkeit und Ungewißheit über die politische Zukunft zurückgelassen. Das dahinsiechende Regime verfügte nicht über ein politisches Zukunftsprojekt, konnte außerdem in seinen eigenen Reihen keine Disziplin herstellen. Seit längerem schon hatte sich der Franquismus außerstande gesehen, den neu entstandenen Konflikten mit der Arbeiterschaft, den Studenten und peripheren Nationalismen angemessen zu begegnen. Seine Legitimität war ernsthaft beschädigt.

Dieser relativen Schwäche des Regimes muß die seit Jahrzehnten gewachsene Stärke des Staates gegenübergestellt werden: Die Verwaltung war ausgebaut worden, Polizei und Streitkräfte funktionierten besser als in früheren Phasen der spanischen Geschichte; die öffentlichen Dienste wiesen zwar zahlreiche Mängel auf, bestimmten aber den Alltag der meisten Spanier (Gesundheitswesen, Sozialversicherung, öffentliche Erziehung, Sozialwohnungen, Straßennetz, Steuersystem). Diese Stärke des Staatsapparats bedingte auch seine Stabilität. Der Systemwechsel war zwar radikal, eine Staatskrise aber blieb aus. Es gab weder Säuberungen noch eine gesetzgeberische Leere oder einen legalen Bruch. Ganz im Gegenteil: Die Veränderungen wurden erheblich von reformistischen Vertretern des alten Systems vorangetrieben.

Es kam somit in Spanien zu einem Regimewechsel, ohne daß es eine Staatskrise gab. Diese Charakteristik ist auf die Stärke der Verwaltungsstrukturen beim Tode Francos – trotz der Schwäche der politischen Institutionalisierung seines Regimes – zurückzuführen. Diese Stärke führte zur Mäßigung der Opposition und zwang die Erben des Franquismus, den angebotenen politischen Kompromiß zu akzeptieren. Wenn die Regimeschwäche und die Staatsstärke noch mit der internationalen Konjunktur in Verbindung gebracht werden, erklärt sich daraus die schließliche Ausrichtung des spanischen Übergangsprozesses. Unter "internationaler Konjunktur" sind jene Faktoren zu verstehen, die von außen mäßigend auf die spanischen Akteure einwirkten: die Wirtschaftsrezession seit 1973, die zur Mäßigung der Forderungen anhielt; der portugiesische und der griechische Regimewandel ein Jahr zuvor, 1974, die die Gefahren radikaler Haltungen vor Augen geführt hatten; der Einfluß der Sozialistischen Internationale auf die noch marxistisch ausgerichteten spanischen Sozialisten.

Eine besonders in jüngster Zeit wachsende Aktualität gewann vor allem das Problem der Vergangenheitsbewältigung. Besonders umstritten ist dabei die Frage, ob jener sprichwörtliche „Pakt des Schweigens” auf kollektiver Einsicht beruhte oder von den in der Transition herrschenden politischen Eliten schlicht oktroyiert wurde. Gegen die kritischen Interpretationen behauptet der Madrider Historiker Santos Juliá, daß die historische Erinnerung lediglich aus der Politik, jedoch keineswegs aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt wurde. Der „Konsens des Schweigens” sei der weisen Absicht gefolgt, die Geschichte aus dem politischen Meinungsstreit herauszuhalten, und habe zugleich den Weg für eine nüchterne Aufarbeitung durch die Fachhistorie geöffnet.[94] Dagegen beklagt der Politikwissenschaftler Vicenç Navarro das Fehlen einer offiziellen Erinnerungskultur, einer kritischen Geschichtsbildung in der Bevölkerung, die letztlich auch eine potentielle Gefahr für die Legitimität der Demokratie darstellt. Darüber hinaus wendet Navarro sich gegen die allgemeine Tendenz zu einer verharmlosenden Gleichsetzung von Tätern und Opfern, die mit fragwürdiger Absicht den Kampf beider Seiten auf den Wunsch nach einem besseren Spanien reduziere.[95]

Parallel zum Streit um die offizielle Geschichtspolitik mehren sich außerdem die Anzeichen dafür, daß die Erinnerung an die Opfer von Bürgerkrieg und Diktatur schließlich doch zum Thema einer breiteren Öffentlichkeit wird.[96] So feierten, wie erwähnt, mehrere literarische Werke, die ganz zentral die Erinnerung an den Bürgerkrieg thematisieren, in den vergangenen Jahren große Publikumserfolge. Darüber hinaus wurde in Madrid im Herbst 2002 eine Ausstellung eröffnet, die dem Schicksal der republikanischen Exilanten gewidmet war und die aufgrund des großen Andrangs verlängert werden mußte. Von der Tagespresse aufmerksam verfolgt, ist außerdem die Frage der franquistischen Repression zum Thema von Fachtagungen und wissenschaftlichen Publikationen avanciert. Neue Archivalien erlaubten dabei die Aufdeckung einer erschreckenden Systematik des staatlichen Repressionsapparates, der bis Anfang der 1940er-Jahre schätzungsweise 150.000 Todesopfer forderte und Hunderttausende von Republikanern in über hundert Arbeitslagern ausbeutete.[97]

Besondere Aufmerksamkeit erhielten schließlich die „Verschwundenen” des Bürgerkrieges, jene in den ersten Kriegswochen von den Aufständischen mehr oder weniger systematisch Ermordeten, zu denen auch der prominente Schriftsteller Federico García Lorca zählte. 1995 bereits – somit noch in der Regierungszeit der Sozialisten – hatte das Verteidigungsministerium ein Abkommen mit der deutschen „Stiftung Volksbund” geschlossen, um die sterblichen Überreste der rund 4.500 spanischen Soldaten würdig gemeinsam auf dem Friedhof Pankovka zu bestatten, die als Mitglieder der Blauen Division im Kampf um Leningrad gefallen waren. Da die deutsche Seite den größeren Teil der Finanzlast übernahm, hatte die spanische Regierung bis Frühjahr 2003 nur rund 130.000 € investieren müssen; zwischenzeitlich konnten knapp 1.200 Leichen umgebettet werden. Seither wurde der Ruf laut, nun auch die schätzungsweise 30.000 republikanischen „Verschwundenen” in ähnlicher Weise zu behandeln. Der seit dem Jahr 2000 mit absoluter Mehrheit regierende konservative Partido Popular sollte sich in dieser Hinsicht jedoch als treuer Hüter des franquistischen Erbes erweisen und sich sowohl der öffentlichen Verurteilung des Militärputsches als auch der finanziellen Unterstützung von Exhumierungen mehrfach verweigern[98]; im November 2002 verurteilte zwar das spanische Parlament schließlich einstimmig die franquistische Diktatur und versprach den Familienangehörigen finanzielle Unterstützung, die eine Öffnung der anonymen Massengräber und eine Umbettung ihrer für die Republik gestorbenen Verwandten anstrebten; in der Folge weigerte sich die Regierung allerdings, die beantragten Mittel zu gewähren.

Angesichts der lange Zeit ablehenden Haltung der Regierung schritt im Herbst 2000 eine Bürgerinitiative in der nordkastilischen Ortschaft Priaranza del Bierzo selbst zur Tat und führte – von mehreren professionallen Archäologen unterstützt – die Exhumierung der Leichname von 13 „Verschwundenen” des Bürgerkrieges durch. Das große öffentliche Echo auf die Exhumierungen in Kastilien-León hatte die Gründung des „Vereins zur Rückgewinnung der historischen Erinnerung” (Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica, ARMH) sowie einiger ähnlicher Plattformen mit Internet-Präsenz zur Folge.[99] Diese kämpfen seither um die landesweite Aufklärung von politischen Morden und Massenhinrichtungen, die die Aufständischen während des Bürgerkrieges an den Anhängern der Republik verübt haben. Angesichts der großen Zahl nicht identifizierter Toter, die landesweit auf rund 30.000 geschätzt wird, fehlen dem Verein jedoch die für die Exhumierungen erforderlichen Mittel.


Zeitgeschichte und Erinnerung

Mit der geradezu buchstäblichen „Entdeckung” jener Verbrechen, die im Namen des franquistischen Staates seit Ausbruch des Bürgerkrieges begangen wurden, beginnt nun mit einer Verspätung von fast 70 Jahren die öffentliche Konfrontation mit einer Vergangenheit, die aus Sicht der Fachhistorie schon seit längerem kaum noch Geheimnisse barg. Die breite Öffentlichkeit indes betritt mit dieser Auseinandersetzung ein Neuland, das lange Zeit aufgrund der politischen Unwägbarkeiten sehr bewußt gemieden wurde. Bedeutsam ist dieser Vorgang wohl weniger für eine allgemeine Öffentlichkeit als für die individuelle Ebene. Zwar steht die juristische Aufarbeitung der unter der Diktatur begangenen Menschenrechtsverletzungen auch jetzt nicht auf der Tagesordnung. Folgt man jedoch den Stimmen derjenigen, die den unaufgeklärten Verlust eines Angehörigen zu beklagen haben, so geht es heute weniger um Rache und Vergeltung als um Aufklärung und Symbolik. Für viele Betroffene scheint die öffentliche Anerkennung des geschehenen Unrechts in Form einer durch den demokratischen Staat betriebenen Aufklärung jedenfalls der Geste genug, um mit der jüngsten Vergangenheit ihren Frieden zu schließen.[100] Dabei ist allerdings kaum abzusehen, welche Dynamik und welches tatsächliche Ausmaß die Auseinandersetzung mit den dunkelsten Kapiteln der Zeitgeschichte in nächster Zeit gewinnen kann, zumal die Generation der Zeitzeugen in naher Zukunft endgültig an die natürlichen Altersgrenzen gelangt sein wird.

Für eine breitere Öffentlichkeit relevant wurde insbesondere die literarische Behandlung der spanischen Vergangenheit, die mit mehreren Publikumserfolgen in jüngster Zeit einen ganz eigenen Beitrag gegen das kollektive Vergessen geleistet hat und die Thematik weit über den Kreis der unmittelbar betroffenen Zeitzeugen zur Erinnerung brachte. Eine vergleichbare Wirkung hatten auch historische Ausstellungen und Dokumentarfilme über die politische Repression, das Exil und den Widerstand der maquis, und das neu erwachte fachhistorische Interesse hat dem Thema der Vergangenheitsbewältigung letztlich eine breitere Repräsentation in der Öffentlichkeit als jemals zuvor verschafft. Auf die Zeitgeschichte als Fach bezogen stellt sich indes die Frage, inwieweit die Problematik des Umgangs mit der jüngsten Vergangenheit zu ihrem zentralen Anliegen werden könnte. Die jüngste Ausgabe der im Jahr 2002 gegründeten Zeitschrift Historia del Presente verweist mit ihrem Themenschwerpunkt „Die Erinnerung an die Zweite Republik” neben vielen anderen Publikationen auf eine solche thematische Konzentration.[101] Die bisherigen Bemühungen in Sachen Zeitgeschichtsschreibung offenbaren jedoch eine große Heterogenität, so daß ihre künftigen Themenfelder und Aufgaben weiterhin diffus bleiben.

Es fehlt, wie der Historiker Julio Pérez Serrano beklagt, eine allgemeine Koordination der Zeitgeschichtsschreibung, die nur von einer zentralen Institution geleistet werden kann, die zugleich als Forum für die methodische und inhaltliche Definition des Faches dient. Die Einrichtung eines entsprechenden Instituts nach französischem oder deutschem Vorbild ist derzeit jedoch nicht abzusehen. Dagegen dominieren bisher Einzelinitiativen verschiedener Hochschulen, wie etwa das Seminar für Zeitgeschichte an der Universität der Extremadura, die Madrider Zeitschrift Historia del Presente oder die „Vereinigung für Zeitgeschichte” (Asociación de Historia Actual), die an der Universität von Cádiz mit der Edition einer online-Zeitschrift begonnen hat. Aus der Distanz des ausländischen Beobachters erscheint diese regional fragmentierte Kristallisation einer neuen Subdisziplin indes als eine geradezu zwangsläufige Entwicklung, die mit allen auch von spanischen Forschern regelmäßig hervorgehobenen Stärken und Schwächen letztlich nur der politischen Regionalisierung des Landes folgt. Als ein Desiderat erweist sich hierbei aber vielleicht weniger der Verlust einer "nationalen" Perspektive als der Mangel an regional vergleichenden Untersuchungen, die nicht nur ein Licht auf die regional unterschiedlichen Erfahrungen mit der Diktatur werfen, sondern auch die Fragmentierung des kommunikativen Gedächtnisses und dessen politische Relevanz erhellen könnten. Eine regional vergleichende Untersuchung der historischen Erinnerungskultur in bezug auf die jüngste Vergangenheit gehört somit sicherlich zu den noch ausstehenden Gegenständen der zeitgeschichtlichen Forschung in Spanien.

Empfohlene Literatur zum Thema

Zitation
Walther L. Bernecker, Sören Brinkmann, Spanien – Zwischen Erinnerung und Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 17.3.2011, URL: http://docupedia.de/zg/Spanien_-_Zwischen_Erinnerung_und_Zeitgeschichte (Wiederveröffentlichung von: Walther L. Bernecker/Sören Brinkmann, Zwischen Geschichte und Erinnerung. Zum Umgang mit der Zeitgeschichte in Spanien, in: Alexander Nützenadel/Wolfgang Schieder (Hrsg.), Zeitgeschichte als Problem. Nationale Traditionen und Perspektiven in Europa, Göttingen 2004, S. 78-106.)

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Anmerkungen

    1. Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um eine ergänzte Wiederveröffentlichung eines Artikels aus dem Jahr 2004: Walther L. Bernecker/Sören Brinkmann, Zwischen Geschichte und Erinnerung. Zum Umgang mit der Zeitgeschichte in Spanien, in: Alexander Nützenadel/Wolfgang Schieder (Hrsg.), Zeitgeschichte als Problem. Nationale Traditionen und Perspektiven in Europa, Göttingen 2004, S. 78-106. Eine gute Übersicht über die zeitgenössische oder „Neueste“ Geschichte Spaniens als historische Disziplin und die Geschichtsschreibung zu dieser Epoche bei Gonzalo Pasamar, La historia contemporánea. Aspectos teóricos e historiográficos, Madrid 2000. Vgl. auch ders., Historiografía e ideología en la postguerra española: la ruputura de la tradición liberal, Zaragoza 1991 und ders. (zus. mit Ignacio Peiró), Historiografía y práctica social en España, Zaragoza 1987. Vgl. auch den knappen, gleichwohl aussagekräftigen Überblick zur Geschichte der spanischen Historiographie im 20. Jahrhundert (bis Ende der 1970er-Jahre) in der Einleitung zu Gonzalo Pasamar Alzuria/Ignacio Peiró Martín, Diccionario Akal de historiadores españoles contemporáneos (1840-1980), Madrid 2002, S. 9-45.
    2. Dieser Bezeichnung haben sich auch mehrere Symposien angeschlossen, die am Instituto de Estudios Riojanos, Logroño, Themen der jüngsten spanischen Vergangenheit behandelten. Vgl. Carlos Navajas Zubeldía, ¿Qué es la historia actual?, in: José Miguel Delgado Idarreta (Hrsg.), Franquismo y democracia. Introducción a la historia actual de La Rioja, Logroño 2000, S. 13-41.
    3. Ebenfalls geläufig sind die Begriffe historia del presente („Gegenwartsgeschichte“), historia inmediata („unmittelbare Geschichte“), historia reciente („jüngste Geschichte“) oder – als Alternative zur bereits etablierten historia contemporánea – die historia coetánea (ebenfalls „zeitgenössische Geschichte“). Vgl. Carlos Navajas Zubeldía, ¿Qué es la historia actual?, in: José Miguel Delgado Idarreta (Hrsg.), Franquismo y democracia. Introducción a la historia actual de La Rioja, Logroño 2000, S. 13-41; hier: S. 16f.
    4. Siehe hierzu Julio Aróstegui, La historia reciente o del acceso histórico a las realidades sociales actuales, in: Carlos Navajas Zubeldía (Hrsg.), Actas del Primer Simposio de Historia Actual de La Rioja, Logroño 1996, S. 17-43, hier: S. 35f. Zum Zeitgeschichtsverständnis in Spanien vgl. auch Javier Tusell, La historia del tiempo presente: algunas reflexiones sobre el caso español, in: Carlos Navajas Zubeldia (Hrsg.), Actas del II Simposio de Historia Actual. Logroño, 26-28 de noviembre de 1998, Logroño 2000, S. 15-36.
    5. Vgl. hierzu etwa Josefina Cuesta Bustillo, La historia del Tiempo Presente: estado de la cuestión, in: Studia Historica 1/4, 1983, S. 11; dies., Historia del presente, Madrid 1993, und dies. (Hrsg.), Ayer (Themenschwerpunkt: Memoria e Historia) 32, 1998.
    6. Julio Aróstegui, El análisis histórico social y la naturaleza de la historia del presente, in: Carlos Navajas Zubeldía (Hrsg.), Actas del II simposio de historia actual, Lorgoño 2000, S. 101-135; hier: S. 124ff.
    7. Vgl. Mercedes Vilanova, La historia presente y la historia oral. Relaciones, balance y perspectivas, in: Cuadernos de historia contemporánea 20 (1998), 61-70; dies., El poder en la sociedad: historia y fuente oral, Barcelona 1986; dies., Historia, Fuente y Archivo oral, Madrid 1990.
    8. Ronald Fraser, Blood of Spain. The experience of Civil War, London 1979 (span.: Ronald Fraser, Recuérdalo tú y recuérdalo a otros. Historia oral de la guerra civil española, 2. Bde., Barcelona 1997).
    9. Vgl. den Sammelband José Manuel Trujillano Sánchez (Hrsg.), Jornadas „Historia y Fuentes orales“. Memoria y sociedad en la España contemporánea, Avila 1993.
    10. Vgl. hierzu auch Arbeiten wie José María Caparrós Lera, Historia crítica del cine español, Barcelona 1999.
    11. Seit Beginn der 1990er-Jahre ist eine rasch wachsende Anzahl von Studien zum Thema der kollektiven Erinnerung zu verzeichnen. Zugleich ist jedoch zu bemerken, daß die theoretisch-methodische Auseinandersetzung der Entwicklung in Spanien deutlich nachhinkt. Eine eigene Tradition der Erinnerungsforschung hat in Spanien keine Wurzeln, und auch die u.a. in der Tradition von Maurice Halbwachs stehenden Beiträge von Gérard Namer in Frankreich und Aleida und Jan Assmann in Deutschland sind angesichts fehlender Übersetzungen bislang nur sporadisch rezipiert worden. Für die spanische Debatte vgl. vor allem Paloma Aguilar Fernández, Aproximaciones teóricas y analíticas al concepto de memoria histórica: Breves reflexiones sobre la memoria histórica de la Guerra Civil española (1936-1939), in: Carlos Barros (Hrsg.), La historia a debate, Bd. 2, Santiago de Compostela 1995, S. 129-142 sowie den von Josefina Cuesta Bustillo herausgegebenen Band „Memoria e historia“ der Zeitschrift Ayer 32 (1998).
    12. Vgl. hierzu etwa die Arbeiten von Carlos Serrano, El nacimiento de Carmen. Símbolos, mitos y nación, Madrid 1999, Borja de Riquer i Permanyer, Escolta, Espanya. La cuestión catalana en la época liberal, Madrid 2001 und José Alvarez Junco, Mater Dolorosa. La idea de España en el siglo XIX, Madrid 2001. Zum Aufleben der Kulturgeschichtsschreibung und ihrem Anspruch, eine historiographische Zusammenführung und Vereinheitlichung im Sinne einer disziplinären Homogenität herzustellen, vgl. den Sammelband von Ignacio Olábarri/Francisco Javier Caspistegui (Hrsg.), La ”nueva" historia cultural: la influencia del postestructuralismo y el auge de la interdisciplinariedad, Madrid 1996; vgl. auch Octavio Ruiz-Manjón, Nuevas orientaciones en Historia Cultural, in: Antonio Morales Moya/Mariano Esteban de Vega (Hrsg.), La historia contemporánea en España, Salamanca 1996, S. 196-205.
    13. Abdón Mateos, Historia, Memoria, Tiempo Presente, online unter http://hispanianova.rediris.es/general/articulo/004/art004.htm. Eine ähnliche Ansicht findet sich bei Josefina Cuesta Bustillo, Memoria e historia. Estado de la cuestión, in: Ayer 32, 1998, S. 203-246; hier: S. 221f.
    14. Einen Überblick über die Entwicklung des Faches Neueste Geschichte nach dem Spanischen Bürgerkrieg liefert Gonzalo Pasamar, Historiografía e Ideología en la postguerra española. La ruptura de la tradición liberal, Zaragoza 1991; ders., La Historia contemporánea. Aspectos teóricos e historiográficos, Madrid 2000; vgl. auch (stark positivistisch) José Manuel Cuenca Toribio, La historiografía sobre la Edad Contemporánea, in: José Andrés-Gallego (Hrsg.), Historia de la historiografía española, Madrid 1999, S. 183-296. Bestandsaufnahmen zum Stand der Forschung in Neuerer und Neuester Geschichte in Problemas actuales de la historia, Salamanca 1992; José Andrés-Gallego (Hrsg.), New history, nouvelle histoire. Hacia una nueva historia, Madrid 1993; Antonio Morales Moya/Mariano Esteban de Vega (Hrsg.), Historia contemporánea en España, Salamanca 1996; Carlos Barros (Hrsg.), Historia a debate. 3 Bde., Santiago de Compostela 1995.
    15. Gonzalo Pasamar, La historiografía profesional española en la primera mitad del siglo actual: una tradición liberal truncada, in: Studium (Zaragoza) 2, 1990, S. 133-156.
    16. Gonzalo Pasamar Alzuria/Ignacio Peiró Martín, Historiografía y práctica social en España, Zaragoza 1987.
    17. Jaime Vicens Vives, Tratado general de geopolítica. El factor geográfico y el proceso histórico, Barcelona 1950, 51981. Zehn Jahre zuvor hatte er bereits España. Geopolítica del Estado y del Imperio, Barcelona 1940 veröffentlicht, das gegen den Willen des Autors während des Zweiten Weltkriegs zu einer Art Handbuch der Geopolitik wurde.
    18. Jesús Pabón, Cambó 1876-1918, Barcelona 1952; ders., Cambó, II Parte Primera: 1918-1930; Parte Segunda: 1930-1947, Barcelona 1969.
    19. José María Jover, El siglo XIX en la historiografía española contemporánea (1929-1972), in: ders. (Hrsg.), El siglo XIX en España: doce estudios, Barcelona 1974, S. 9-152; vgl. auch ders., Corrientes historiográficas en la España contemporánea, in: Juan José Carreras u. a., Once ensayos sobre la historia, Madrid 1976, S. 215-247.
    20. Zur methodischen und thematischen Fortentwicklung der Teildisziplin Neueste Geschichte in den 1960er-Jahren vgl. den Beitrag von Miquel Marín Gelabert in: Carlos Forcadell/Ignacio Peiró (Hrsg.), Lecturas de la Historia. Nueve reflexiones sobre Historia de la Historiografía, Zaragoza 2001. Zu zahlreichen Detailaspekten der historiographischen Entwicklung im Spanien des 20. Jahrhunderts vgl. María Cruz Romeo/Ismael Saz (Hrsg.), El siglo XX. Historiografía e historia, Valencia 2002; zur Entwicklung seit den 1970er-Jahren (vor allem im Bereich der Sozialgeschichtsschreibung) vgl. Carlos Barros, El retorno del sujeto social en la historiografía española, online unter http://www.h-debate.com/cbarros/spanish/retorno.htm.
    21. Valentín Vázquez de Prada, La historia económica en España, 1940-1989. Esbozo de su nacimiento, in: Hispania 175, 1990, S. 473-487; Manuel Tuñón de Lara, Problemas actuales de la historiografía española, in: Sistema 1, 1973, S. 31-50.
    22. Gonzalo Bravo, Limitaciones y condicionamientos de la reflexión historiográfica española, in: Hispania 198, 1998, S. 49-64.
    23. Enric Ucelay da Cal, La Historiografía en Cataluña (1960-1980): marxismo, nacionalismo y mercado cultural, in: Historia y Crítica 1, 1991, S. 135ff.
    24. Die spanische Historiographie zur Lokal- und Regionalgeschichte unterscheidet sich von der italienischen microhistoria der 1970er-Jahre, mit der sie gleichwohl gemeinsame Wurzeln teilt. Auch sie hat ihren Ursprung in der Krise der historiographischen Paradigmata des Marximus und der Annales-Schule; einflußreiche Traditionen, auf die sie zurückgriff, waren die britische und die französische Sozialgeschichtsschreibung.
    25. Eine ausführliche Analyse dieser neuen funktionalistischen und legitimatorischen Geschichtsschreibung zu den Autonomen Gemeinschaften bei Aurora Rivière Gómez, Envejecimiento del presente y dramatización del pasado: una aproximación a las síntesis históricas de las Comunidades Autónomas españolas 1975-1995), in: Juan Sisinio Pérez Garzón u. a., La gestión de la memoria. La historia de España al servicio del poder, Barcelona 2000, S. 161-219. Vgl. auch dies., La historiografía autonómica en España: un balance, in: Cuadernos de Historia Contemporánea 22, 2000, S. 349-358.
    26. Aus der Fülle der bereits vorliegenden historiographischen Überblicke sei verwiesen auf Borja de Riquer, Sobre el lugar de los nacionalismos-regionalismos en la Historia Contemporánea Española, in: Historia Social 7, 1990, S. 105-126; Justo G. Beramendi, La historiografía de los nacionalismos en España, in: Historia Contemporánea 7, 1992, S. 135-154; Xosé Manoel Núñez Seixas, Historiographical Approaches to Nationalism in Spain, Saarbrücken 1993; Justo G. Beramendi u. a. (Hrsg.), Nationalisms in Europe. Past and Present. 2 Bde., Santiago de Compostela 1994.
    27. Jaime Vicens Vives, Hacia una historia económica de España. Nota metodológica, in: Hispania XIV/LVII, 1954, S. 499-510.
    28. Eine knappe Auswahl aus verschiedenen Jahrzehnten: Gabriel Tortella, La historia económica de los siglos XIX y XX: ensayo bibliográfico, in: José Luis García Delgado (Hrsg.), Historiografía española contemporánea. X Coloquio de Pau. Balance y resumen, Madrid 1980. S. 175-206; La nueva cara de la historia económica en España: Papeles de Economía Española (Sondernummer) 20, 1984; Pedro Martín Aceña/Luis Prados (Hrsg.), La nueva historia económica en España, Madrid 1985; Vicente Vázquez de Prada, La historia económica en España (1940-1989). Esbozo de su nacimiento y desarrollo, in: Hispania L/2 (175), 1990, S. 473-487.
    29. Vgl. Jesús María Valdaliso, Algunas reflexiones acerca de la historia empresarial y su desarrollo en España, in: Revista de Historia Económica XI/2, 1993, S. 417-433; Gregorio Núñez/Luciano Segreto (Hrsg.), Introducción a la historia de la empresa en España, Madrid 1994; Francisco Comín/Pablo Martín Aceña (Hrsg.), La empresa en la Historia de España, Madrid 1996.
    30. Mary Nash, Dos décadas de historia de las mujeres en España: una reconsideración, in: Historia Social 9, 1991, S. 137-161; dies., Identidades, representación cultural y discurso de género en la España contemporánea, in: Pedro Chalmeta u. a., Cultura y culturas en la Historia. Salamanca 1995, S. 191-203.
    31. Vgl. Elena Hernández Sandoica, La historia contemporánea en España: Tendencias recientes, in: Hispania LVIII/1, Nr. 198, 1998, S. 65-95; vgl. auch dies., Los caminos de la Historia. Cuestiones de historiografía y método, Madrid 1995 und dies., La Historia Contemporánea en España: presente y futuro, in: José Luis de la Granja/Alberto Reig Tapia/Ricardo Miralles (Hrsg.), Tuñón de Lara y la historiografía española, Madrid 1999, S. 355-364.
    32. Vgl. Gonzalo Pasamar, Los historiadores españoles y la reflexión historiográfica, 1880-1980, in: Hispania LVIII/1, Nr. 198, 1998, S. 13-48.
    33. Zu Tuñón vgl. Alberto Reig Tapia, Manuel Tuñón de Lara (1915-1997). Etica, política e historia, in: Sistema 137 (1997), S. 5-26.
    34. Manuel Tuñón de Lara, Metodología de la historia social de España, Madrid 1973.
    35. Vgl. hierzu Elías Díaz, Pensamiento español en la era de Franco (1939-1975), Madrid 1983.
    36. José Alvarez Junco/Manuel Pérez Ledesma, Historia del movimiento obrero. ¿Una segunda ruptura?, in: Revista de Occidente 12, 1982, S. 19-41.
    37. Josep Fontana, La historia, Barcelona 1973, S. 47.
    38. Vgl. seine späteren Überlegungen in Josep Fontana, Historia. Análisis del pasado y proyecto social, Barcelona 1982.
    39. Santos Juliá/José Alvarez Junco, Tendencias actuales y perspectivas de investigación en Historia contemporánea, in: Javier Faci (Hrsg.), Tendencias en historia, Madrid 1999, S. 53-63.
    40. Auf eine Auflistung wird verzichtet. Vgl. Enrique Moradiellos, Contemporary Spanish History Journals: an overview, in: Contemporary European History V, Nr. 2, 1996, S. 257-261; Alberto Marcos Martín/Pascual Martínez Sopena, Medieval, modern and contemporary Spanish historiography through Spanish periodicals and reviews, in: Historiografie in Spanje. Theoritische Geschiedenis XV, Nr. 3, 1988, S. 279-292.
    41. Ein gründliche Analyse der Zeitschrift und ihres Beitrags zur Erneuerung der Neuesten Geschichte als Fachdisziplin bei Miquel A. Marín Gelabert, AYER. Luces y sombras del contemporaneísmo español en la última década, in: AYER 41, 2001, S. 213-255.
    42. Ein besonders krasses Beispiel war die Bürgerkriegsstudie von Angel Viñas, El oro español en la guerra civil, Madrid 1976, deren Veröffentlichung trotz ihres „offiziösen“ Charakters längere Zeit verhindert wurde.
    43. Vgl. den Band über Bürgerkriegsarchive, Bibliographien und Filmographien von Juan García Durán, La guerra civil española: fuentes (Archivos, bibliografía y filmografía), Barcelona 1985. Zu den verschiedenen Bürgerkriegsarchiven auf spanischem Boden vgl. Walther L. Bernecker, Krieg in Spanien 1936-1939, Darmstadt 1991, S. 239-247.
    44. Siehe hierzu das Handbuch von José Urbano Martínez Carreras, Historia del mundo Actual, Madrid 1996. Einen eher welthistorischen Fokus hat auch die von der „Asociación de Historia Actual“ herausgegebene Zeitschrift Historia Actual. (Web.Adr.)
    45. Diese Haltung vertritt auch Julio Aróstegui, Historia y Tiempo Presente. Un nuevo horizonte de la historiografía contemporaneista, in: Cuadernos de historia contemporánea 20, 1998, S. 15-18.
    46. Dies deutet zumindest die katalanische Forscherin Mercedes Vilanova an. Vgl. C. Navajas, ¿Qué es la historia actual?, S. 23.
    47. Die latente Spaltung des Landes entlang den Bürgerkriegsfronten wird bis in die jüngste Zeit hinein etwa im Wahlverhalten oder in der sozialen Identifikation manifest. Vgl. hierzu Juan J. Linz, Das Erbe Francos und die Demokratie, in: Peter Waldmann/Walther L. Bernecker/Francisco López-Casero (Hrsg.), Sozialer Wandel und Herrschaft im Spanien Francos, Paderborn 1984, S. 371-391.
    48. Vgl. Paloma Aguilar Fernández, La amnesia y la memoria: las movilizaciones por la amnistía en la transición a la democracia, in: Rafael Cruz/Manuel Pérez Ledesma (Hrsg.), Cultura y movilización en la España contemporánea, Madrid 1997, S. 327-357 und Joaquín Ruiz Giménez, El camino hacia la democracia. Escritos en ’Cuadernos para el diálogo’ (1936-1976), Madrid 1985.
    49. So findet sich bereits in der Präambel des Amnestiegesetzes von 1976 eine deutliche Aufforderung an die Gesellschaft, das „diskriminierende Erbe der Vergangenheit“ zu vergessen. Vgl. Paloma Aguilar Fernández, La amnistía y la memoria histórica de la Guerra Civil en la Transición, in: Javier Tusell u. a. (Hrsg.), Historia de la transición y consolidación democrática en España (1975-1986), Bd. 1, Madrid 1995, S. 3-13. Siehe außerdem Gregorio Morán, El precio de la transición, Barcelona 1991.
    50. Vgl. hierzu Walther L. Bernecker, De la diferencia a la indiferencia. La sociedad española y la guerra civil (1936/39-1986/89), in: Francisco López-Casero/Walther L. Bernecker/Peter Waldmann (Hrsg.), El precio de la modernización, Frankfurt am Main 1994, S. 63-79.
    51. Auch in der galicischen Stadt El Ferrol, dem Geburtsort des Diktators, wurde eine Reiterstatue erst Anfang Juli 2002 auf Anweisung der Gemeinderegierung entfernt. Zu den materiellen und mentalen Relikten der Franco-Diktatur vgl. Fernando Jáuregui/Manuel Angel Menéndez, Lo que nos queda de Franco. Símbolos, personajes, leyes y costumbres, veinte años después, Madrid 1995.
    52. Vgl. hierzu etwa David Herzberger, Narrating the Past. Fiction and Historiography in Postwar Spain, Durham 1995.
    53. Vgl. (eine knappe Auswahl) Antonio Muñoz Molina, Beatus Ille, Madrid 1985; ders., Sefarad. Novela de novelas, Madrid 2001; Fernando Díaz-Plaja, El desfile de la victoria, Madrid 1976; Jesús Torbado, En el día de hoy, Barcelona 1979; Manuel Vázquez Montalbán, El pianista, Barcelona 1985; Rafael Chirbes, La Larga Marcha, Barcelona 1996; Juan Manuel de Prada, Las máscaras del héroe, Madrid 1996; Manuel Rivas, El lápiz del carpintero, Madrid 1998; ders., ¿Qué me quieres amor? Madrid 1996; Andrés Trapiello, La noche de los cuatro caminos. Una historia del maquis. Madrid 1945, Madrid 2001; Javier Cercas, Soldados de Salamina, Barcelona 2001; Dulce Chacón, La voz dormida, Madrid 2002; Jesús Ferrero, Las trece rosas, Madrid 2003. Zur romanhaften Verarbeitung der Transition vgl. Juan Luis Cebrián, Francomoribundia, Madrid 2003.
    54. Z.B. Soldados de Salamina (2002), unter der Regie von David Trueba. Das Buch zur Entstehung des Films: Javier Cercas/David Trueba, Diálogos de Salamina, un paseo por el cine y la literatura, Madrid 2002. Vgl. auch den Film von Montxo Armendáriz, Silencio roto (2001) über die Guerrilla in der Nachkriegszeit und den Dokumentarfilm (Produzent: Montxo Armendáriz; Regie: Javier Corcuera) La guerrilla de la memoria (2002) mit Interviews von Überlebenden des maquis. Vergleichbar in der Anlage (Gespräche mit Überlebenden) ist Jaime Camino, Los niños de Rusia (2001).
    55. Vgl. die ausgezeichnete Bibliographie zu Bürgerkriegsstudien nach 1975: CSIC, Centro de Información y Documentación Científica (CINDOC), La Guerra Civil (1936-1939). 2 Bde. (Bibliografías de Historia de España BIHES, Nr. 7), Madrid 1996.
    56. Julián Zugazagoitia, Guerra y vicisitudes de los españoles, Barcelona 2001.
    57. Früher äußerst einseitig und polemisch behandelte Themen wie etwa die Rolle der Amtskirche während des Bürgerkrieges erhalten neuerdings ausgewogene Darstellungen, die von Verurteilung genauso weit entfernt sind wie von Glorifizierung. Vgl. exemplarisch für diese neue Art der Geschichtsschreibung Hilari Raguer, La pólvora y el incienso. La Iglesia y la guerra civil española (1936-1939), Barcelona 2001.
    58. 1989 fand in Salamanca mit Beständen aus dem Archivo Histórico Nacional, Sección „Guerra Civil“, eine Ausstellung zum Thema Frau und Bürgerkrieg statt. Vgl. den Katalog (mit einem guten Essay von Mary Nash und den wichtigsten bibliographischen Titeln zum Thema): Ministerio de Cultura (Hrsg.), Las Mujeres en la Guerra Civil, Madrid 1989.
    59. Ronald Fraser, Recuérdalo. Die Stimmungslage des „kleinen Mannes“ an der Front und im Hinterland (Demoralisierung, Desertionen, Plünderungen, Disziplinlosigkeit) beschreibt neuerdings auch Michael Seidman, A ras de suelo. Historia social de la República durante la guerra civil, Madrid 2003.
    60. Rafael Abella, La vida cotidiana durante la Guerra Civil. 2 Bde., Barcelona 1975.
    61. Joan Villaroya i Font, Els bombardeigs de Barcelona durant la Guerra Civil (1936-1939), Barcelona 1981.
    62. Alberto Reig Tapia, Ideología e historia (sobre la represión franquista y la Guerra Civil), Madrid 1985.
    63. Ramón Salas Larrazábal, Los datos exactos de la Guerra Civil, Madrid 1980.
    64. Francisco Espinosa, La columna de la muerte. El avance del ejército franquista de Sevilla a Badajoz, Barcelona 2003.
    65. Josep M. Solé i Sabaté, La repressió franquista a Catalunya, 1938-1953, Barcelona 1985; Altaffaylla Kultur Tadea (Redaktion: María José Ruiz Vilas u. a.), Navarra 1936. „De la esperanza al terror“. 2 Bde., Tafalla 1986; Ramón Salas, Los fusilados en Navarra en la guerra de 1936, Madrid 1983; Julián Casanova u. a., El pasado oculto. Fascismo y violencia en Aragón (1936-1939), Madrid 1992; Franciso Moreno Gómez, La guerra civil en Córdoba (1936-1939), Madrid 1985; Antonio Hernández García, La represión en La Rioja durante la guerra civil, Logroño 1984.
    66. Javier Rodrigo, La bibliografía sobre la represión franquista. Hacia el salto cualitativo, in: Spagna Contemporanea 19, 2002, S. 151-169.
    67. Conxita Mir, Vivir es sobrevivir. Justicia, orden y marginación en la Cataluña rural de posguerra, Madrid 2002.
    68. Vgl. Julián Chaves Palacios, La historiografía reciente sobre la Guerra Civil de 1936-1939 en los umbrales del nuevo milenio, in: Anales de Historia Contemporánea 16, 2000, S. 409-430 (dort eine nahezu erschöpfende Auflistung sämtlicher Territorialstudien zur Repression im Spanien der Nachkriegszeit). Vgl. auch die Sammelrezension von Ángeles Egido, Memoria y represión, in: Historia del Presente 2, 2003, S. 139-147.
    69. Javier Rodrigo, Los campos de concentración franquistas, Madrid 2003.
    70. Vgl. die detaillierten Ergebnisse des Sammelbandes von Carme Molinero/Margarita Sala y Sobrequés (Hrsg.), Una inmensa prisión. Los campos de concentración y las prisiones durante la guerra civil y el franquismo, Barcelona 2003, und Emilio Silva/Santiago Macías, Las fosas de Franco, Madrid 2003.
    71. Ricard Vinyes, Irredentas. Las Presas políticas y sus hijos en las cárceles franquistas, Madrid 2002.
    72. Juan José del Aguila, El TOP. La represión de la libertad (1963-1977), Madrid 2002, hat in eindrucksvoller Weise die Geschichte dieses Gerichts aufgearbeitet.
    73. Besonders erwähnenswert sind Francisco Moreno Gómez, La resistencia armada contra Franco. Tragedia del maquis y la guerrilla, Barcelona 2002 (für Südspanien) und Secundino Serrano, Maquis. La guerrilla antifranquista, Madrid 2002 (für das gesamte Staatsgebiet). Die antifranquistische Opposition war schon in den Transitionsjahren in Einzelaspekten untersucht worden; vgl. u.a. Javier Tusell, La oposición democrática al franquismo (1939-1962), Barcelona 1977; José María Maravall, Dictadura y disentimiento político. Obreros y estudiantes bajo el franquismo, Madrid 1978; Víctor Alba, La oposición de los supervivientes (1939-1955), Barcelona 1978; Javier Tusell (Hrsg. u.a.), La oposición al régimen de Franco. 3 Bde., Madrid 1990.
    74. Vgl. etwa die fünfbändige Ausgabe (unter Mitarbeit maßgeblicher spanischer Historiker) von José Luis Abellán (Hrsg.), El exilio español de 1939. 5 Bde., Madrid 1976-1978. Einen guten Überblick über den zwischenzeitlich erreichten Stand der Forschung liefert Sonsoles Cabeza Sánchez-Albornoz, Balance historiográfico del exilio español, 1990-1999, in: Cuadernos de Historia Contemporánea 22, 2000, S. 135-157.
    75. Ricardo de la Cierva, Historia del franquismo, Barcelona 1975-1978; ders., La cuarta apertura, Madrid 1976; noch zu Lebzeiten Francos erschien ders., Francisco Franco. Un siglo de España. 3 Bde., Madrid 1972-1973.
    76. Zur Frage des Eintritts in den Zweiten Weltkrieg vgl. Víctor Morales Lezcano, Historia de la no-beligerancia española durante la segunda guerra mundial, Las Palmas 1980; Asamblea de Madrid (Hrsg.), El impacto de la II Guerra Mundial en Europa y en España, Madrid 1986; zur Politik gegenüber den Juden vgl. Antonio Marquina Barrio/Gloria Inés Ospina, España y los judíos en el siglo XX. La acción exterior, Madrid 1987.
    77. Alberto Reig Tapia, Francología centenaria, in: Notas 1, 1994, S. 11-22.
    78. Vgl. den Überblick und verschiedene Konzeptualisierungsansätze in der Sondernummer 8 von Papers. Revista de Sociología (el régimen franquista), Barcelona 1978; José Félix Tezanos, Una interpretación sociológica del franquismo, Madrid 1978; Sergio Vilar, La naturaleza del franquismo, Barcelona 1977; Javier Tusell (Hrsg. u.a.), Congreso Internacional. El Régimen de Franco (1936-1975), Madrid 1993; die klassische Definition von Autoritarismus in Anwendung auf den Franquismus bei Juan J. Linz, Una teoría del régimen autoritario. El caso de España, in: Stanley G. Payne (Hrsg.), Política y sociedad en la España del siglo XX, Madrid 1978, S. 200-263.
    79. Siehe etwa Santiago Vega Sombría, La superación positiva de la guerra civil, la asignatura pendiente de la transición, in: Carlos Navajas Zubeldía (Hrsg.), Actas del III simposio de historia actual, Bd. 2, Logroño 2002, S. 691-708.
    80. Vgl. El País, 20. September und 3. Oktober 2002. Von den Franco-freundlichen Publikationen der Stiftung vgl. insbesondere Fundación Francisco Franco (Hrsg.), Apuntes personales del Generalísimo sobre la República y la guerra civil, Madrid 1977; dies., El legado de Franco, Madrid 1993; Luis Suárez Fernández, Francisco Franco y su tiempo. 8 Bde., Madrid 1984.
    81. Etwa bei Juan Pablo Fusi/Jordi Palafox, España, 1808-1996. El desafío de la modernidad, Madrid 1998, S. 369.
    82. Z.B. Joaquín Bardavío, Los silencios del Rey, Madrid 1979; Charles T. Powell, El piloto del cambio. El Rey, la Monarquía y la transición a la democracia, Barcelona 1991; Carlos Seco Serrano, La Monarquía en la transición política y en la España democrática, in: Real Academia de la Historia (Hrsg.), Veinticinco años de reinado de S.M. Don Juan Carlos I, Madrid 2002, S. 54-68.
    83. Beispielsweise José María Maravall, The Transition to Democracy in Spain, London 1982; ders./Julián Santamaría, Crisis del franquismo. Transición política y consolidación de la democracia en España, in: Sistema 68-69, 1985, S. 79-129.
    84. Vgl. hierzu Andreas Stucki, Spanische Geschichtswissenschaft zwischen „Normalisierung“ und „Selbstzensur“. Eine Analyse des historiographischen Diskurses zur Transition, Unveröff. Lizentiatsarbeit Universität Bern 2003.
    85. Vgl. Santos Juliá, Anomalía, dolor y fracaso de España: Notas sobre la representación desdichada de nuestro pasado y su reciente abandono, in: Bulletin of the Society for Spanish and Portuguese Historical Studies 21, 1996, S. 6-27; zum Wandel des Geschichtsbildes vgl. auch die gute Zusammenfassung von Carlos Dardé Morales, La idea de España en la historiografía del siglo XX, Santander 1999.
    86. Víctor Pérez Díaz, La emergencia de la España democrática. La invención de una tradición y la dudosa institucionalización de una democracia, Madrid (CEACS Working Paper 18, Instituto Juan March) 1991.
    87. Während König Juan Carlos offiziell als Nachfolger Francos sein Amt antrat, hatte Adolfo Suárez bis zu seiner Berufung in das Amt des Regierungschefs als Generalsekretär die ursprünglich faschistische Staatspartei Falange geführt. Vgl. Víctor Sampedro/Raquel Saiz Tomé, Consumo de medios de comunicación y memoria histórica, online unter http://www.ciberdemocracia.es/publicaciones/contenidos3/consumomemoria.pdf.
    88. Ignacio Sotelo, Vergangenheitsbewältigung: Spanien – ein unpassendes Beispiel, in: Klaus Sühl (Hrsg.), Vergangenheitsbewältigung 1945 und 1989. Ein unmöglicher Vergleich? Berlin 1994, S. 44-57.
    89. Gregorio Morán, Adolfo Suárez. Historia de una ambición, Barcelona 1979; ders., El precio de la transición, Barcelona 1992.
    90. G. Morán, Precio, S. 87f.
    91. Josep M. Colomer, El régimen político de la transición, in: Santos Juliá/Javier Pradera/Joaquín Prieto (Hrsg.), Memoria de la transición, Madrid 1996, S. 700-703; ders., La transición a la democracia. El modelo español, Barcelona 1998.
    92. Pablo Castellano, Por Dios, por la patria y el rey. Una visión crítica de la transición española, Madrid 2001. Ähnlich argumentiert Paloma Aguilar Fernández, Justicia, política y memoria. Los legados del franquismo en la transición, Madrid (CEACS Working Paper 1673, Instituto Juan March) 2001.
    93. Zum folgenden vgl. José Alvarez Junco, Del Franquismo a la Democracia, in: Antonio Morales Moya/Mariano Esteban de Vega (Hrsg.), La Historia Contemporánea en España, Salamanca 1996, S. 159-170.
    94. Santos Juliá, Raíces y legados de la transición, in: Ders./Javier Pradera/Joaquín Prieto (Hrsg.), Memoria de la transición, Madrid 1996, S. 679-682, und ders., Acuerdo sobre el pasado, in: El País, 24. November 2002.
    95. Vicenç Navarro, Bienestar insuficiente, democracia incompleta. Sobre lo que no se habla en nuestro país, Barcelona 2002 sowie zuletzt in El País, 8. Januar 2003.
    96. Das „Totschweigen“ der Vergangenheit, der „Pakt des Schweigens“, ist wiederholt als Preis für das Gelingen der Transition bezeichnet worden. Inzwischen liegen mehrere Publikationen vor, die sich mit dem Phänomen der kollektiven Amnesie im Übergang zur Demokratie beschäftigen. Vgl. etwa Teresa M. Vilarós, El mono del desencanto, Madrid 1998; Joan Ramon Resina (Hrsg.), Disremembering the Dictatorship. The politics of Memory in the Spanish Transition to Democracy, Amsterdam 2000; Alberto Medina Domínguez, Exorcismos de la historia. Políticas y poéticas de la melancolía en la España de la transición, Madrid 2001. Vgl. auch Eduardo Subirats, Después de la lluvia: Sobre la ambigua modernidad española, Madrid 1993.
    97. Zu diesen Ergebnissen gelangte eine Tagung, die im Oktober 2002 im Museum für die Geschichte Kataloniens in Barcelona stattfand. Vgl. El País v. 21.10.2002. Vgl. außerdem Santos Juliá (Hrsg.), Víctimas de la guerra civil, Madrid 1999; Carlos Elordi (Hrsg.), Los años difíciles. El testimonio de los protagonistas anónimos de la guerra civil y la posguerra, Madrid 2002; Rafael Torres, Víctimas de la victoria, Madrid 2002; ders., Desaparecidos de la guerra civil de España, Madrid 2002; Julián Casanova (Hrsg.), Morir, matar, sobrevivir. La violencia en la dictadura de Franco, Barcelona 2002; Rodolfo Serrano/Daniel Serrano, Toda España era una cárcel, Madrid 2002.
    98. Im Februar 2002 etwa überstimmte der Partido Popular eine Gesetzesinitiative aller übrigen parlamentarischen Fraktionen, die vorsah, die Opfer des Franquismus zu rehabilitieren und ökonomisch zu entschädigen. Und als die Linkspartei Izquierda Unida im Oktober 2002 einen Antrag auf Anerkennung der franquistischen Zwangsarbeiter (esclavos del franquismo) präsentierte, stimmte die „Volkspartei“ zwar zu, lehnte jedoch erneut eine ökonomische Entschädigung ab. Vgl. Europa Press v. 19.2.2002 und El País v. 25.10.2002.
    99. Vgl. hierzu die Seiten der ARMH online unter http://www.memoriahistorica.org.es/joomla/ sowie der Vereinigung despage online unter http://www.nodo50.org/despage/.
    100. Dies zumindest zeigten die Beisetzungsfeiern in Valdestillas (Kastilien-León) im November 2002. Vgl. El País, 23.11.2002 und Süddeutsche Zeitung, 26.11.2002.
    101. Vgl. das Vorwort des Herausgebers Abdón Mateos in: Historia del Presente 2, 2003, S. 5f.