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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Ulrike von Hirschhausen, Kiran Klaus Patel

Europäisierung

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.11.2010
https://docupedia.de//zg/Europ%C3%A4isierung

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.313.v1

Artikelbild: Europäisierung

Plakat im Vorfeld des irischen Referendums zum Vertrag von Lissabon, 12. Juni 2008
[Originaltitel: No to Lisbon]. Foto: William Murphy Flickr (CC BY-SA 2.0)

In Ihrem Beitrag werfen Ulrike v. Hirschhausen und Kiran Klaus Patel einen kritischen Blick auf "Europäisierung" als empirischen Prozess und analytischen Begriff. Entsprechende sozialwissenschaftliche Diskussionen haben Historiker bislang weitgehend ignoriert - zu Unrecht, so von Hirschhausen und Patel. Beide sehen hier ein lohnendes Feld der Zeitgeschichte, dem sie sich mit einem konstruktivistischen Ansatz nähern: Nur dort, wo historische Akteure konkrete Phänomene als "europäisch" wahrgenommen und benannt haben, kann Europäisierung als Herstellung einer "vorgestellten Gemeinschaft" erforscht werden, ohne mit normativen Voranahmen über einen europäischen "Wesenskern" operieren zu müssen.
Europäisierung

von Ulrike von Hirschhausen, Kiran Klaus Patel

Europäisierung hat Konjunktur. Als Schlagwort in der politischen Öffentlichkeit ebenso allgegenwärtig wie in der Wissenschaft ist der Begriff primär ein semantischer Niederschlag des kontinuierlichen Bedeutungszuwachses der Europäischen Union. Konkret bezieht er sich meist auf die politische Integration Europas und beschreibt Veränderungen in den politischen und rechtlichen Systemen der EU, ihrer Mitgliedsstaaten und Beitrittskandidaten. Daraus erklärt sich auch, warum der Begriff in der wissenschaftlichen Debatte vor allem von Rechts- und Politikwissenschaftler/innen verwandt wurde.[1] Seit einiger Zeit haben Soziolog/innen und Ethnolog/innen damit begonnen, unter diesem Stichwort auch jene Selbstbilder und die damit verbundenen sozialen Praktiken zu analysieren, die den Prozess der europäischen Integration begründen, verstärken oder von ihm hervorgebracht werden.[2] In den verschiedenen Disziplinen hat der Begriff zudem eine doppelte Dimension: Europäisierung dient einerseits zur Benennung gegenwärtiger und vergangener empirischer Phänomene, wie etwa der Übernahme von Rechtsakten der Europäischen Union in ihren Mitgliedsstaaten. Andererseits verbinden sich mit dem Begriff spezifische wissenschaftliche Methoden und Konzepte zur Erforschung dieser Phänomene. In diesem doppelten Sinne – als empirische Bezeichnung wie als analytischer Begriff – ist unter dem Stichwort Europäisierung in den letzten Jahren eine lebhafte, von der Geschichtswissenschaft weitgehend ignorierte Debatte in den Sozialwissenschaften entstanden.

Dem Gros solcher Studien und Projekte ist gemeinsam, dass es Europäisierung empirisch und konzeptionell nur im Rahmen des institutionell verfassten Europas der Europäischen Union verortet. So fruchtbar ein solcher Europäisierungs-Ansatz für die Beschäftigung mit der Geschichte der EU, ihrer Vorläufer und Umfeldorganisationen sein mag, so sehr reduziert er Europäisierung auf einen Prozess, der notwendig an politische und institutionelle Entwicklungen der Gegenwart gekoppelt ist. Doch Historiker/innen, die sich mit Europa befassen, meinen zumeist nicht dieses institutionalisierte Europa.[3]

Vor diesem Hintergrund stellen sich folgende Fragen: Welche Strukturen und Prozesse der Vergangenheit lassen sich überhaupt als Europäisierung fassen? Mit welchen Vorannahmen nähern wir uns ihnen an? Und wie können sie untersucht werden? Chancen und Grenzen des Begriffs Europäisierung sind in der Geschichtswissenschaft bislang wenig behandelt worden, doch um völliges Neuland handelt es sich nicht.[4] Im deutschsprachigen Raum haben bisher vor allem Hartmut Kaelble, Michael Gehler, Ute Frevert und Martin Sabrow dazu Überlegungen angestellt, auf denen dieser Beitrag teils aufbaut, zugleich aber eigenständig fortzusetzen sucht.[5]

Was ist mit Europäisierung als historischem Phänomen gemeint? Darunter werden zunächst alle politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Prozesse gefasst, die europäische Verbindungen und Ähnlichkeiten durch Nachahmung, Austausch und Verflechtung vorantreiben oder relativieren. Aus unserer Perspektive erscheint es wichtig, dass diese Phänomene auch explizit als „europäisch” benannt und verhandelt wurden. Diese Definition beschränkt Europäisierung bewusst nicht auf integrierende Elemente, sondern beinhaltet ebenso parallele Prozesse der Begrenzung, der Fragmentierung oder des Konflikts. Eine solche Definition wendet sich explizit gegen die verbreitete Tendenz, friedliche oder reformorientierte Entwicklungen gleichsam automatisch als „europäisch” zu qualifizieren, während entgegengesetzte Phänomene als „anti-europäisch” aufgefasst werden.[6] Denn eine solche normative Festlegung steht einem historischen Verständnis von Europäisierung im Wege, dessen Potenzial gerade darin besteht, auch die fragmentierenden und gewalttätigen Seiten der europäischen Geschichte als Dimensionen von Europäisierung erkennbar zu machen. Ebenso wenig lässt sich Europäisierung als ein einseitig zielgerichteter Prozess begreifen: Vielmehr hat sie sich nie in linearen Entwicklungssträngen erschöpft, sondern immer ambivalent und dialogisch entfaltet, was eine Fülle gleichsam de-europäisierender Prozesse zwingend mit einschließt.

Im Folgenden wird erstens erläutert, was Europäisierung unseres Erachtens bedeutet und wie sie sich als historisches Phänomen definieren lässt. Zweitens wird die bislang gängige Forschungsrichtung, Europäisierung als grundsätzlich „positives” Phänomen verstärkter Integration wahrzunehmen, kritisch reflektiert und durch einen alternativen wissenschaftstheoretischen Ansatz in Frage gestellt. Auf dieser Grundlage werden drittens unterschiedliche methodische Zugänge zur Europäisierung vorgestellt. Ein vierter Teil fasst die Ergebnisse zusammen und fragt, welche Konsequenzen sich daraus für die europäische Zeitgeschichtsschreibung ergeben.

Drei Thesen, was Europäisierung (nicht) ist

1. Europäisierung ist kein einheitlicher, linearer und zielgerichteter Prozess. Zeiten und Formen intensiver innereuropäischer Verflechtung folgten häufig Perioden des Abklingens oder Rückgangs. Europäisierung lässt sich nicht als steter Wachstumsprozess denken, vielmehr existierten oft unterschiedliche Formen von Europäisierung nebeneinander, überschnitten oder ergänzten sich, rivalisierten miteinander oder ersetzten sich. Häufig führte eine besonders dichte Phase europäischer Verflechtung auch zu unerwarteten Nebenwirkungen oder gegensätzlichen Bewegungen, welche die erreichte Verflechtung wieder abschwächten.

Ein solches Verständnis von Europäisierung als einem offenen, nicht auf ein klares Ziel gerichtetes Phänomen vermittelt die Metapher eines „tidal Europe”, die Norman Davies in anderem Zusammenhang vorgeschlagen hat.[7] Dieses Bild eines „Europas der Gezeiten” ermuntert dazu, Europäisierung als vielschichtigen, multidirektionalen und offenen Prozess der europäischen Verflechtung und des Austauschs zu begreifen, der sich in parallelen Prozessen der Fragmentierung und Isolierung konstituiert.

2. Europäisierung hat keine festen geografischen Grenzen. Die Metapher eines „tidal Europe” hat neben einer zeitlichen auch eine räumliche Dimension. Denn obgleich Europäisierung grundsätzlich dazu beitragen kann, die bisherige Nationalfixierung der Historiografie zu überwinden, ist damit die für jede geschichtswissenschaftliche Studie zentrale Frage nach dem Untersuchungsraum noch nicht eindeutig geklärt.[8] Lässt sich Europäisierung dennoch räumlich bestimmen?

Bezieht man Europäisierung auf Strukturen und Prozesse in Europa, so ergibt sich zum einen das Problem einer hochgradig fragmentierten Historiografie. Die meisten Studien operieren auch heute noch im Rahmen nationalhistorischer Narrative. Und selbst in Arbeiten mit größerer Reichweite wird, ob stillschweigend oder ausgesprochen, häufig bestimmten Räumen des europäischen Kontinents eine höhere Bedeutung zugemessen als anderen. Europa, das meint gerade in der deutschen Historiografie auch heute noch meist Westeuropa, während die östliche Hälfte des Kontinents entweder fortfällt oder in getrennten Erzählungen, die häufig mit Kategorien wie „Rückständigkeit” und „Verspätung” operieren, gleichsam entsorgt wird.[9] Insofern hat Dipesh Chakrabartys Plädoyer für eine „Provinzialisierung Europas”, das heißt eine Prüfung der gängigen Kategorien der westlichen Geschichtswissenschaft, nicht nur eine globalhistorische Relevanz, sondern lässt sich auch auf die innereuropäische Lage anwenden.[10]

Zum anderen stellt sich die Frage, wie der Bezugsrahmen einer europäisierten Europaforschung aussieht, die den ganzen Kontinent im Blick hat. Konsens besteht in der Geschichtswissenschaft mittlerweile darüber, dass Europa sich nicht durch dauerhafte, räumliche Grenzen definieren lässt. Seit der Antike ist die Frage, wo Europas Grenzen liegen, umstritten. Das Wissen der Geografiebücher und Atlanten, Europa ende östlich am Ural, hat sich als Konstruktion des 18. Jahrhunderts herausgestellt, mit dem Russland seinen Anspruch, zu den europäischen Großmächten zu gehören, legitimieren wollte.[11] Europäische Geschichte – und daher auch Europäisierung als historisches Phänomen – lässt sich nicht ein für alle Mal territorial-geografisch bestimmen. Auch in räumlicher Hinsicht erscheint es uns deshalb sinnvoll, nicht von eindeutigen Verläufen und festen Grenzen auszugehen, sondern von „tidal forms”, mithin den Gezeiten von Europäisierung.

3. Europäisierung beschränkt sich nicht auf Europa und geht oft mit ähnlich gerichteten Makroprozessen einher. In der aktuellen interdisziplinären Debatte über Europäisierung wird gerne vergessen, dass der Begriff lange auf die außereuropäische Welt bezogen wurde. Man verstand darunter jene politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandlungsprozesse, welche die europäische Expansion seit der Frühen Neuzeit in anderen Kontinenten bewirkt hat.[12] Diese außereuropäische Dimension ist Gegenstand einer umfangreichen historischen Literatur geworden, wobei der Begriff „Europäisierung” dort heute weniger dominiert als in früheren Jahren: Allzu sehr legt er nahe, dass europäische Güter, Wissensbestände oder Praktiken eins zu eins in andere Weltteile transportiert wurden. Dagegen betont die neuere Forschung die Veränderungen, Transformations- und Adaptionsprozesse, die interkultureller Transfer notwendigerweise hervorbringt. Diese Komplexität erhöht sich noch, wenn die entsprechenden Phänomene aus der außereuropäischen Welt nach Europa zurück übertragen wurden und die vormaligen Produkte der „Europäisierung der Welt” nun zur „Europäisierung Europas” beitrugen.[13]

Zugleich war Europäisierung nie ein isoliertes Phänomen. Wenn man Europäisierung wie Hartmut Kaelble als spezifische Form der Internationalisierung versteht, wird man ähnlich gerichtete Phänomene wie Globalisierung oder Amerikanisierung kaum ignorieren können. Mit gutem Grund ließe sich etwa fragen, ob Jazz und Jeans im 20. Jahrhundert nicht mehr zur Angleichung europäischer Lebensweisen beigetragen haben als viele Phänomene, die ihren Ursprung eindeutig in Europa haben. Insofern sind solche weiteren Kontexte ebenfalls immer zu berücksichtigen.

Nimmt man diese drei Thesen zusammen und versteht Europäisierung demnach als vielschichtigen und richtungsoffenen Prozess mit verschwimmenden territorialen Grenzen und engen Beziehungen zu anderen Makroprozessen, kann sich leicht Ratlosigkeit einstellen. Das Phänomen, das hier skizziert wurde, erscheint so volatil, dass es schwer fällt, sich Wege zu seiner Erforschung vorzustellen.

Wissenschaftstheoretische Alternativen zur Erforschung von Europäisierung

Ein möglicher Zugang zur Erforschung von Europäisierung wäre ein normativer. Kategorisiert man bestimmte historische Gegenstände wie zum Beispiel die Verbreitung des Römischen Rechts, die Einhaltung von Menschenrechten oder das Bekenntnis zum christlichen Glauben als „europäisch”, lassen sich Europäisierungsprozesse vergleichsweise klar identifizieren und einordnen. Strukturen und Prozesse, die als Konstitutionsfaktoren Europas gelten, werden sodann auf ihre Entstehung und Ausbreitung hin untersucht. Ein solcher normativer Zugriff kennzeichnet etwa die Forschungen zu europäischen Friedensplänen von Dante über Kant und Rousseau bis zu de Gasperi und Spaak. Den meisten Studien liegt die Annahme zugrunde, dass Pazifismus und das Streben nach einer stabilen europäischen Ordnung Kernelemente der Europäisierung seien und dass es sich dabei um eine politische Denkrichtung gehandelt habe, die mit der Zeit in den europäischen Gesellschaften immer einflussreicher wurde und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert schließlich umgesetzt wird.[14]

Dieser normative Zugriff wirft indes gravierende Probleme auf und erscheint analytisch wie empirisch unbefriedigend. Denn die Identifikation von Europäisierung mit spezifischen Normen wie Menschenrechten, Christentum oder antiken Demokratieformen verdeckt die Vielschichtigkeit der Vergangenheit und marginalisiert all jene Erfahrungen und Phänomene, die dem ausgewählten Katalog nicht entsprechen. So lässt sich mit gutem Grund fragen, ob Europa tatsächlich für Frieden steht, obwohl sich in den letzten zwei Jahrhunderten hier mit die blutigsten Konflikte der Menschheit abspielten? Oder für Demokratie, wiewohl das 20. Jahrhundert den Fundamentalkonflikt divergierender Ideologien und Diktaturen sah?

Zudem sind viele dieser vermeintlich europäischen Normen keineswegs exklusiv in Europa erfunden und verbreitet worden, sondern in einem globalen Zusammenhang entstanden. So ist beispielsweise die Geschichte moderner Verfassungen ohne die Berücksichtigung nordamerikanischer Entwürfe nicht denkbar.[15] Nähert man sich der Geschichte der Europäisierung anhand von scheinbar europäischen Normen an, wiederholen sich tendenziell die Probleme nationaler Sonderwegsthesen auf europäischer Ebene. Diese Fragen verdeutlichen, dass ein Verständnis von Europäisierung als Durchsetzung spezifischer Wertvorstellungen mehr Probleme als Lösungen bringt. Es transportiert eine tendenziell teleologische Prozess-Vorstellung, die zudem gewisse Elemente als „europäisch” begreift, ohne diese Auswahl anders als wiederum normativ begründen zu können. Europa ist dann das, was europäisch sein soll – ein Zirkelschluss, der analytisch nicht befriedigt.

Viel weiterführender erscheint eine sozialkonstruktivistische Fundierung der Europäisierungsforschung. Was ist damit gemeint? In Anlehnung an die neuere Nationalismusforschung und besonders an Benedict Anderson verstehen wir Europa nicht als natürliche, dauerhafte und stabile Größe, sondern vielmehr als eine „imagined community”, und damit als eine von unterschiedlichen Akteuren vorgestellte und hergestellte kulturelle und soziale Formation, die in dauerndem Wandel begriffen ist.[16] Solche „imagined communities” sind immer mehr als bloße Gedankenspiele, weshalb auch die sozialkonstruktivistische Grundierung relativ ist. Diskurse ebenso wie soziale Praktiken haben Europa zu einer Erfahrungsgemeinschaft gemacht, deren ökonomische und politische Strukturen es ebenso zu erforschen gilt wie ihre kulturellen Repräsentationen.

Der Vorteil dieses Zugriffs besteht darin, dass sich damit einige definitorische Probleme von selbst erledigen. Es geht nicht mehr darum, zu einem stabilen Wesenskern von Europäisierung oder Europa vorzudringen. Diese Frage wird vielmehr grundsätzlich ad acta gelegt. Die zeitliche, räumliche oder inhaltliche Volatilität von Europäisierung stellt sich damit nicht mehr als Problem dar, sondern macht gerade den besonderen Reiz der Analyse aus, zumal die Geschichtswissenschaft über ein breites methodisches Instrumentarium verfügt, um just solchen Prozessen nachzugehen.

Zentral für den hier vorgestellten Ansatz ist es, dass historische Akteure ab einem gewissen Zeitpunkt das konkrete Phänomen als „europäisch” wahrnehmen und so benennen. Verdichtungsprozesse kultureller, ökonomischer, politischer und sozialer Art gab es schon lange, und viele davon fanden in dem Raum statt, den wir heute Europa nennen. Bindet man solche Verdichtungen jedoch nicht an die bewusste Bezeichnung als „europäisch” zurück, landet man unweigerlich bei einer Definition von Europa, die entweder normativ oder essenzialisierend ist oder aber lediglich auf common sense basiert – all dies ist analytisch unbefriedigend. Interessant ist vielmehr, wann und warum Prozesse jeder nur denkbaren Art als spezifisch europäisch wahrgenommen werden. Dazu gehören auch die Fragen, welche Erfahrungen, Erwartungen und Abgrenzungsbemühungen sich damit verbanden und welche zuvor dominierenden oder bedeutsameren Zuschreibungen – wie etwa christianitas, Abendland, Nation oder Empire – mit der Akzentuierung Europas an Einfluss verloren und begrifflich neu hierarchisiert und aufgeladen wurden.[17]

Ein weiterer Vorteil der hier vorgeschlagenen Definition besteht darin, dass ihr Fokus auf europäische Verbindungen und Ähnlichkeiten sowie deren Gegentendenzen die übliche Dichotomisierung zwischen „inner-” und „außereuropäischer” Europäisierung hinfällig macht. Vielmehr folgt unser Verständnis von Europäisierung den Akteuren an jene Orte und zu jenen Diskursen und Praktiken, die sie selbst wählen und so mit anderen Referenzpunkten neu verflechten. Wenn man sich etwa auf das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert konzentriert, landet man erstaunlich oft in kolonialen Kontexten, in denen es zu intensiven Aushandlungsprozessen über Europäisierung kam. So betonen einige neuere Studien, dass die gängige Geschichte der hochimperialen Konkurrenz ergänzt werden muss um die gemeinsame Suche der europäischen Kolonialmächte nach europäischen Lösungen, die ihre Überlegenheit gegenüber den indigenen Bevölkerungen beweisen sollten.[18] Insofern mag für die Geschichte der Europäisierung auch das zutreffen, was Salman Rushdie mit Blick auf die britische Geschichte gesagt hat: dass die Europäer einen wichtigen Teil ihrer Geschichte gar nicht kennen, da dieser außerhalb Europas stattgefunden habe.[19] Die Verbindungen zwischen unterschiedlichen Formen von Europäisierung zu untersuchen – und zwar unabhängig davon, wo auf der Welt sie sich entfaltet haben mögen –, wäre eine Antwort auf Rushdies Monitum.

Drei methodische Wege zur Europäisierung

Im Folgenden werden auf dieser sozialkonstruktivistischen Grundlage drei unterschiedliche methodische Zugänge zur Analyse von Europäisierungsprozessen vorgestellt und diskutiert. Ein erster Zugang konzentriert sich auf die rein diskursive Seite solcher Prozesse, mithin auf Europa als „gedachte Gemeinschaft”. Europäisierung findet aus dieser Perspektive überall dort statt, wo Menschen sich Europa vorstellen, darüber sprechen, singen, es mithin in Bild, Schrift und anderer gegenständlicher Form festhalten. Dieser kulturhistorische Ansatz betont die Rolle von Sprache, Vorstellung, Visualisierung und Erinnerung und ist etwa von Wolfgang Schmale in seiner „Geschichte Europas” überzeugend umgesetzt worden.[20]

Schmale und andere zeigen, dass Europa eine vergleichsweise moderne Idee ist, die im Verlauf der Frühen Neuzeit ältere christliche Gemeinschaftsvorstellungen in langen konfessionellen und religiösen Kämpfen ablöste und das neuzeitliche Bedürfnis nach einer neutraleren Form gemeinsamer Identitätsstiftung befriedigte. Zugleich spiegelt der Bedeutungsgewinn des Europa-Begriffs ein dramatisches Anwachsen interkontinentaler Kontakte wider, die ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Selbstvergewisserung und -verortung nach sich zogen. Ungeachtet der Tatsache, dass die Wurzeln des Begriffs bis in die Antike zurückreichen, hat sich Europa als Sinnwelt erst seit der Frühen Neuzeit langsam entfaltet.[21]

Ein solcher, kulturhistorischer Zugang zur Europäisierung überzeugt als Konzept und bietet erhebliches Potenzial für zukünftige Forschungen. Denn noch immer wissen wir überraschend wenig darüber, wie die Begriffe Europa, des Europäischen und des Europäers inhaltlich gefüllt und angewandt wurden und wie sich die Reichweite ihrer Verwendung veränderte. Dasselbe gilt noch mehr, wenn man den Blick auf Gruppen und Akteure lenkt, die von anderen als Nicht-Europäer verstanden wurden oder sich selbst so identifizierten.[22]

Über die offensichtlichen begriffs- und diskursanalytischen Zugänge hinaus könnte dieser Ansatz von Überlegungen der Nationalismusforschung profitieren. In Anknüpfung an Michael Billigs Konzept eines „banal nationalism” ließe sich diese Dimension auch als „banaler Europäismus” begreifen.[23] So wurden seit der Frühen Neuzeit und mehr noch seit dem späten 19. Jahrhundert Karten, Tabellen oder Statistiken häufig „europäisiert”: Landkarten zeigten dann nicht mehr einfach topografische Details, sie richteten sich auch nicht einfach nach den Umrissen von Staaten und Nationen. Vielmehr betteten sie diese häufig in einen spezifisch europäischen Kontext ein. Zugleich firmierten die europäischen Länder in solchen Tabellen immer öfter unter einer eigenen Überschrift, und Statistiker verhandelten lange darüber, divergierende Berechnungs- und Bemessungsgrundlagen auf ein gemeinsames „europäisches” Maß zu bringen. Gegentendenzen, die sich etwa mit der Geschichte europäischer Empires verbinden, wären in diese Analysen ebenso einzubeziehen wie die Frage, welche vormaligen Differenzierungen durch die Europäisierung verloren gingen. Ebenso interessant wäre eine systematische Untersuchung der Grenzen solcher banalen Europäismen.

Ein zweiter Zugang konzentriert sich auf die sozialen Praktiken, mit denen europäische Bindungen intentional hergestellt oder verändert werden. Das wohl prominenteste Beispiel solcher Praktiken ist die Geschichte der politischen Integration nach 1945, von ihren vielfältigen organisatorischen Ursprüngen wie der Montanunion, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft oder dem Europarat bis zu heutigen Projekten wie der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum. Das gilt umso mehr, wenn man den Blick über die Verhandlungsreigen auf staatlicher und zwischenstaatlicher Ebene hinaus weitet und, wie es in der einschlägigen Literatur zunehmend geschieht, auch nichtstaatliche Akteure wie Lobbygruppen, die Presse oder Parteien in den Blick nimmt.[24]

Bei der Analyse eines von politischen Eliten vorangetriebenen Integrationsprozesses handelt es sich nur um einen besonders offensichtlichen Fall von Europäisierung. Johan Schot und Thomas Misa haben daneben auf die Rolle der Technologie als Medium einer eher verborgenen, aber in ähnlicher Weise intendierten Europäisierung hingewiesen. Sie fragen, „how actors design and use technology to constitute and enact European integration (or fragmentation)”. Die beiden Technikhistoriker konzentrieren sich auf jene Konstellationen, „in which specific concepts and visions of Europe became embedded in particular designs for artefacts and systems”.[25] Vermeintlich neutrale Infrastrukturprojekte wie etwa die Standardisierung und Vernetzung über Telegrafenleitungen, Autobahnsysteme oder Pipelines rücken dabei ebenso ins Licht wie gescheiterte Anläufe, rivalisierende Ordnungsmodelle oder die neuen geografischen, technologischen und sozialen Grenzen, die Technologie als Medium der (Des-)Integration mit sich bringt. Schot und seine Kollegen zeigen, dass solche Europäisierungspraktiken häufig im Gewand rein sachlicher, apolitischer und technischer Notwendigkeit daherkamen. Die ihnen eingeschriebenen „europäischen” Qualitäten wurden von der Forschung oft übersehen, obgleich ein genauerer Blick zeigt, wie häufig den apolitischen Blaupausen eine entsprechende Intention zugrunde lag. Im Erfolgsfall entstanden „europäisierte” Räume, die neuartige, darauf zugeschnittene soziale Praktiken hervorbrachten.[26]

Methodisch kommt dieser Ansatz zur Erforschung „gewollter Europäisierung” nicht ohne die Rückbindung an Diskurse aus – nicht nur, da die Grenze zwischen den beiden Dimensionen fließend ist, sondern auch, weil sich ohne eine Analyse der Intentionen dieser Vorhaben ihre europäisierende Dimension manchmal gar nicht ergibt.

Drittens lässt sich davon ein Zugang unterscheiden, der die Analyse diskursiver Elemente mit der Untersuchung materieller Praktiken verbindet, aber weniger Wert auf die „europäisierende” Intention der Akteure legt. Für diese flexible Herangehensweise lassen sich mehrere Argumente anführen. So eröffnet ein rein diskursiver oder ein ausschließlich materieller Zugang oft zu wenig Spielraum, um abweichende Aspekte von Europäisierung zu berücksichtigen. Denn oft betrieben Akteure Europäisierung, ohne dies als solches zu artikulieren oder auch nur zu beabsichtigen. So lässt sich die Architektur der Gotik aus heutiger Perspektive als ein europäisierender Faktor in der Geschichte verstehen, obgleich sie im Mittelalter als solcher weder benannt noch betrachtet wurde.

Diese unintendierten Formen treten besonders deutlich zu Tage, wenn man sich den „dunklen Seiten” der Europäisierung zuwendet, die einen notwendigen Teil dieser Forschungsrichtung ausmachen. Krieg und Gewalt waren Motoren transnationaler Bewegungen wie auch von Europäisierungsprozessen im 20. Jahrhundert.[27] Sie führten zu Fragmentierung ebenso wie zu Austausch und neuen Verbindungen, wie die grenzüberschreitenden Erfahrungen von Soldaten, Krankenschwestern, Zwangsarbeiter/innen oder Vertriebenen belegen. In ihren Erinnerungen bewerteten Vertreter dieser Gruppen ihre Erfahrungen oft als europäischen Austausch und trugen damit zu einer „europäisierten” Erinnerungslandschaft bei.

Die Mehrheit der Beiträge zur europäischen Geschichte dürfte heute einem derartigen Zugang verpflichtet sein. Auch er wirft indes ein Problem auf, das in der entsprechenden Literatur kaum reflektiert wird. Je weiter man sich auf die Analyse dieser unintendierten Formen von Europäisierung einlässt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, wiederum essenzialistischen, normativen und selektiven Vorstellungen von Europa aufzusitzen. So umfasste kein einziger Krieg des 20. Jahrhunderts „ganz Europa” – und hätte nicht zugleich die weitere Welt ebenfalls tangiert. Der Zweite Weltkrieg, der Irland weniger als weite Teile Asiens oder Nordafrikas berührte, liefert dafür ein offensichtliches Beispiel.

Auch wer – um auf das oben eingeführte Beispiel zurückzukommen – etwa der Gotik heute eine europäisierende Dimension unterstellt, arbeitet mit einer anachronistischen Kategorie. Zwar verwenden Historiker/innen häufig eigene Begriffe zur Analyse der Vergangenheit, doch haben solche anachronistischen Begriffe und Konzepte nur dann einen Wert, wenn sie methodisch klar definiert werden. Wie eine solche Definition für die Gotik als Element mittelalterlicher Europäisierung aussehen könnte, ohne letztlich auf essenzialistische, normative und eurozentrische Argumente zurückzugreifen, ist jedoch äußert fraglich. Im Kontext der Europäisierungsforschung kann die Gotik dennoch eine wichtige Rolle spielen. So wurde etwa in der Romantik des 19. Jahrhunderts diesem Baustil eine europäisierende Dimension zugeschrieben, weshalb für diese Epoche mit ihren Zuschreibungen und Praktiken auch die Gotik Gegenstand der Europäisierungsforschung werden kann.

In Fällen von zunächst unintendierten Europäisierungsprozessen bildeten Akteure Strukturen aus und initiieren Entwicklungen, die sich in der Folge stabilisierten und festigten. Mit der Zeit können sie unterschiedlich interpretiert, benannt und benutzt werden. Ab einer gewissen Phase bezeichneten sie die Akteure jedoch als spezifisch europäisch, und nur dann können sie Gegenstand der hier vorgeschlagenen konstruktivistischen Europäisierungsforschung sein. Naheliegenderweise sollte sich eine historische Europäisierungsforschung deswegen vor allem für jene Umschlagmomente oder Räume interessieren, in denen Europa plötzlich zum Referenzpunkt gewisser Phänomene wird – oder diese Qualität auch wieder verliert. Ein solcher Moment wäre etwa das Ausdünnen von europäisierten Lebenswelten durch den Ersten Weltkrieg oder im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Wiederum zeigt sich, wie sehr Europäisierungsprozesse mit Brechungen, Diskontinuitäten und Widersprüchlichkeiten behaftet sind.

Jenseits der Treitschke-Versuchung: Europäisierung und Zeitgeschichte

Konrad H. Jarausch hat vor einigen Jahren vor der „Treitschke-Versuchung” der Geschichtswissenschaft gewarnt. Danach gilt es, der Tendenz zu widerstehen, die allenthalben in der Gegenwart stattfindenden Prozesse europäischer Integration und Europäisierung unkritisch durch die Konstruktion einer europäischen Meistererzählung zu rechtfertigen.[28] Dieser Beitrag hat zu zeigen versucht, welche methodischen Konsequenzen es für die Geschichtsschreibung hat, wenn sie dieses Plädoyer ernst nimmt und sich trotzdem der Analyse von Europäisierungsprozessen verschreibt. Lediglich eine sozialkonstruktivistisch fundierte Herangehensweise erscheint angemessen, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Zugleich eröffnen sich damit große, bislang kaum bearbeitete Forschungsfelder.

Mit ihrer Rückbindung auf die diskursive Ebene interessiert sich Europäisierungsforschung nicht nur für das, was eindeutig als europäisch gesehen und behandelt wurde. Mindestens ebenso interessant sind die Streit- und Aushandlungsprozesse über diesen Status, die keineswegs immer in Richtung „mehr Europa” entschieden werden. Und nicht einmal eine Momentaufnahme wird ein einheitliches Bild ergeben, kann doch derselbe Akteur in der einen Situation ein Phänomen als europäisch, in einer zweiten Situation als etwas ganz anderes wahrnehmen und benennen. Statt sich der essenzialistischen Suche nach einem festen Kern dessen, was europäisch ist, zu verschreiben, sind Historiker/innen vielmehr herausgefordert, das zu tun, was sie am besten können: die wechselnden Zuschreibungen und Aushandlungen quellennah untersuchen und herausfinden, wer wann aus welchen Gründen und mit welchem Ergebnis den Referenzraum Europa aktivierte, also wann Europa somit zu einer historischen Ressource wurde – und wann nicht. Wie in der Nationalismusforschung sind Lagerungen begrifflichen Konsenses somit weniger aufschlussreich und spannend als Phasen des Streits über unterschiedliche Zuschreibungen oder divergierende Füllungen des Europa-Bezugs. Und so wie dort interessieren auch in der Europäisierungsforschung jene inhaltlichen Anteile, die den zeitgenössischen Akteuren als so banal und selbstverständlich erscheinen, dass sie nicht weiter definiert werden.

Erst durch die Vielzahl derartiger Europäisierungsprozesse hat sich Europa seit der frühen Neuzeit zunehmend zu einer bedeutungsvollen Kategorie und Sinneinheit entwickelt – die es davor kaum war. Europäisierungsforschung sollte sich insofern besonders für die Knotenpunkte interessieren, an denen sich vormals isolierte Europäisierungsprozesse verknüpfen und neue Dynamiken nach sich ziehen. Europäisierung erscheint so als Resultat einer Vielzahl von Schnittmengen, Überschneidungen und Transfers, die in ihrer Verflechtung und Verdichtung Europäisches als solches immer wieder erst neu hervorgebracht haben.

Europäisierung ist nie ein isolierter Prozess. Diskurse über Europa müssen vielmehr in ihrer Abhängigkeit von alternativen, oft überlappenden Loyalitätsmustern gesehen werden, darunter beispielsweise nationale und regionale Selbstbilder oder auch kosmopolitische Zuschreibungen. Technologische ebenso wie politische und wirtschaftliche Integrationsprojekte überspannten fast immer Großräume wie den Nordatlantik oder das Mittelmeer und machen deutlich, dass Europäisierung oft in Zusammenhänge eingebettet war, die geografische Ferne mit emotionaler Nähe verbanden. Das Ausmaß dieser Interaktionen variierte. Manche Wellen jenes „tidal Europe” blieben begrenzt, andere verwoben sich mit parallelen Prozessen wie Regionalisierung, Nationalisierung und Globalisierung. Im 20. Jahrhundert ging vor allem von den USA ein wichtiger Einfluss auf die europäische Geschichte aus. Dies bedeutet indes nicht, dass Amerikanisierung einen kompletten Gegensatz zur Europäisierung bildete. Vielmehr konnten sich derartige Phänomene gleichzeitig entwickeln und gegenseitig beeinflussen. Und zugleich findet man Phasen, in denen Europäisierung in kolonialen Kontexten wichtiger war als in den jeweiligen Metropolen. Der hier vorgeschlagene Europäisierungsbegriff bietet somit auch die Möglichkeit, die eher unfruchtbare Dichotomisierung zwischen „inner-” und „außereuropäischer” Europäisierung zu überwinden.

Schließlich lässt sich nicht übersehen, dass am Projekt Europäisierung selbst teilnimmt, wer darüber forscht und schreibt. Die eingangs eingeführte Unterscheidung von Europäisierung als historisches Phänomen einerseits und analytisches Konzept der (Zeit-)Geschichtsschreibung andererseits ist für die wissenschaftliche Verwendung des Begriffs ebenso notwendig, wie sie sich aus einer Vogelperspektive wiederum auflöst. Doch spricht dies grundsätzlich gegen eine Beschäftigung mit Europäisierung? Die Nationalismusforschung hat auf eine ähnliche Herausforderung eine produktive Antwort gefunden, die nicht auf ein trappistisches Schweigen hinausläuft. Ähnlich sollte man mit der Europäisierung verfahren. Erst dann wird sich zeigen, wie fragil und fragmentiert, diskontinuierlich und ungleichzeitig Europäisierungsprozesse bis heute in ihrer Richtung, Durchsetzung und Wirkung sind. Erst wenn wir Europa und Europäisierung nicht mehr als feste, normative Größen verstehen, sondern sie so erforschen, wie sie sich tatsächlich entfalten, können wir zu ihrer Historisierung beitragen.

Empfohlene Literatur zum Thema

Peter Burke, Did Europe Exist before 1700?, in: History of European ideas. Vol. 1, Nr. 1, Elsevier Science, Amsterdam 1980, ISSN 0191-6599, S. 21-29 (online).

Hartmut Kaelble, Europäisierung, in: Matthias Middell (Hrsg.), Dimensionen der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte. Leipziger Univ.-Verl., Leipzig 2007, ISBN 978-3-86583-201-6 ; 3-86583-201-6, S. 73-89.

Martin Kirsch, Hartmut Kaelble (Hrsg.), Selbstverständnis und Gesellschaft der Europäer: Aspekte der sozialen und kulturellen Europäisierung im späten 19. und 20. Jahrhundert, Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-56008-2 ; 3-631-56008-7.

Kiran Klaus Patel, Martin Conway (Hrsg.), Europeanisation in the Twentieth Century: Historical Approaches, Palgrave Macmillan, New York 2010, ISBN 9780230232686.

Michael Gehler, Silvio Vietta (Hrsg.), Europa – Europäisierung – Europäistik. Neue wissenschaftliche Ansätze, Methoden und Inhalte, Böhlau, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78388-6.

Zitation

Ulrike von Hirschhausen, Kiran Klaus Patel, Europäisierung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.11.2010, URL: http://docupedia.de/zg/Europ.C3.A4isierung

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Anmerkungen

    1. Vgl. z.B. Paolo Graziano/Maarten Peter Vink (Hrsg.), Europeanization: New Research Agendas, New York 2007; Gunnar Folke Schuppert (Hrsg.), The Europeanisation of Governance, Baden-Baden 2006; Robert Harmsen/Thomas Wilson, Introduction: Approaches to Europeanization, in: Yearbook of European Studies 14 (2004), S. 13-26.
    2. Vgl. Irène Bellier/Thomas M. Wilson (Hrsg.), An Anthropology of the European Union, Oxford 2000; Cris Shore, Building Europe: The Cultural Politics of European Integration, London 2000; Marc Abélès, La communauté européenne: une perspective anthropologique, in: Social Anthropology 4 (1996), S. 33-45.
    3. Vgl. z.B. jüngst Wolfram Kaiser/Brigitte Leucht/Morten Rasmussen (Hrsg.), The History of the European Union. The Origins of a Trans- and Supranational Polity, London 2009.
    4. Vgl. dazu ausführlich in: Ulrike v. Hirschhausen/Kiran Klaus Patel, Introduction, in: Martin Conway/Kiran Klaus Patel (Hrsg.), Europeanization in the Twentieth Century: Historical Approaches, New York 2010, S. 1-18. Wir danken allen Kolleg/innen, die an dem Band mitgearbeitet haben, insbesondere Martin Conway. Unsere hier vorgestellten Überlegungen spiegeln zugleich einige der Ergebnisse des Bandes wider.
    5. Vgl. Hartmut Kaelble, Europäisierung, in: Matthias Middell (Hrsg.), Dimensionen der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte, Leipzig 2007, S. 73-89; Hartmut Kaelble/Martin Kirsch (Hrsg.), Selbstverständnis und Gesellschaft der Europäer: Aspekte der sozialen und kulturellen Europäisierung im späten 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 2008; Michael Gehler/Silvio Vietta (Hrsg.), Europa – Europäisierung – Europäistik, Wien 2010; Martin Sabrow, Nationalgeschichte und historische Europäisierung. Bemerkungen zum Gegenwartswandel der Geschichtsschreibung, in: Gian Enrico Rusconi/Hans Woller (Hrsg.), Parallele Geschichte? Italien und Deutschland 1945-2000, S. 479-503; Ute Frevert, Europeanizing German History, in: Bulletin of the German Historical Institute Washington 36 (2005), S. 9-24.
    6. Vgl. z.B. Wolfgang Burgdorf, Chimäre Europa. Antieuropäische Diskurse in Deutschland 1648-1999, Bochum 1999.
    7. Vgl. zu dieser Metapher Norman Davies, Europe: A History, Oxford 1996, S. 9; W. H. Parker, A Historical Geography of Russia, London 1968. Die offensichtlichen Grenzen der Metapher seien nicht verschwiegen. Das Europa der Gezeiten, das wir meinen, wird weder vom Mond noch von irgendeinem anderen singulären Faktor angetrieben.
    8. Vgl. z.B. Charles S. Maier, Consigning the Twentieth Century to History: Alternative Narratives for the Modern Era, in: American Historical Review 105 (2000), S. 807-831; Kiran Klaus Patel, Nach der Nationalfixiertheit: Perspektiven einer transnationalen Geschichte, Berlin 2004.
    9. Als Versuche, diese Teilung zu überwinden, vgl. z.B. Bernard Wasserstein, Barbarism and Civilization: A History of Europe in Our Time, Oxford 2007; Mazower, Kontinent; Davies, Europe; vgl. auch Stuart Woolf, Europe and its Historians, in: Contemporary European History 12 (2003), S. 323-338; Ulrike v. Hirschhausen/Jörn Leonhard (Hrsg.), Nationalismen in Europa: West- und Osteuropa im Vergleich, Göttingen 2001; Manfred Hildermeier, Das Privileg der Rückständigkeit. Anmerkungen zum Wandel einer Interpretationsfigur der Neueren Russischen Geschichte, in: Historische Zeitschrift 244 (1987), S. 557-603.
    10. Vgl. Dipesh Chakrabarty, Provincializing Europe: Postcolonial Thought and Historical Difference, Princeton 2000; siehe auch Michael Geyer, Historical Fiction of Anatomy and the Europeanization of National History, in: Central European History 22 (1989), S. 316-342.
    11. Vgl. Larry Wolff, Inventing Eastern Europe, Stanford 1994; Maria Todorova, Imagining the Balkans, New York 1997.
    12. Vgl. z.B. den Eintrag im Oxford English Dictionary.
    13. Vgl. zur neueren Debatte etwa Ann Laura Stoler/Frederick Cooper (Hrsg.), Tensions of Empire: Colonial Cultures in a Bourgeois World, Berkeley 1997; Sebastian Conrad/Jürgen Osterhammel (Hrsg.), Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871-1914, Göttingen 2004.
    14. Vgl. z.B. Marie-Louise von Plessen (Hrsg.), Idee Europa: Entwürfe zum „Ewigen Frieden“, Berlin 2003; Heinz Duchhardt, Was heißt und zu welchem Ende betreibt man – Europäische Geschichte?, in: ders./Andreas Kunz (Hrsg.), „Europäische Geschichte” als historiographisches Problem, Mainz 1997, S. 191-202.
    15. Vgl. z.B. Heinrich August Winkler, Geschichte des Westens, Bd. 1: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 2009.
    16. Vgl. Benedict Anderson, Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of Nationalism, London 1983.
    17. Vgl. mit ähnlichem Ansatz, auch wenn es dort nicht um Europäisierung im Allgemeinen geht, sondern um die Figur des Homo Europaeus: Lorraine Bluche/Veronika Lipphardt/Kiran Klaus Patel (Hrsg.), Der Europäer – ein Konstrukt. Wissensbestände, Diskurse, Praktiken, Göttingen 2009.
    18. Vgl. z.B. die Beiträge von Veronika Lipphardt und Sandra Maß in Bluche/Lipphardt/Patel, Europäer; Ulrike Lindner, Colonialism as a European Project in Africa before 1914? British and German Concepts of Colonial Rule in Sub-Saharan Africa, in: Comparativ 19 (2009), S. 88-106.
    19. Vgl. Salman Rushdie, Satanic Verses, London 2008, S. 343.
    20. Wolfgang Schmale, Geschichte Europas, Wien 2001.
    21. Vgl. z.B. wiederum Schmale, Geschichte, oder Bo Stråth (Hrsg.), Europe and the Other and Europe as the Other, Brüssel 2000; zum Verhältnis von Erinnerung und Europäisierung Konrad H. Jarausch/Thomas Lindenberger (Hrsg.), Conflicted Memories: Europeanizing Contemporary Histories, New York 2007; zum Beispiel der Musik Philipp Ther, Das Europa der Nationalkulturen. Die Nationalisierung und Europäisierung der Oper im „langen“ 19. Jahrhundert, in: Journal of Modern European History 5 (2007), S. 39-66; grundsätzlich auch weiterhin Peter Burke, Did Europe Exist before 1700?, in: History of European Ideas 1 (1980), S. 21-29.
    22. Vgl. z.B. Wlodzimierz Borodziej u.a. (Hrsg.), Option Europa. Deutsche, polnische und ungarische Europapläne des 19. und 20. Jahrhunderts, 3 Bde., Göttingen 2005; zum Beitrag der „Nicht-Europäer“ in diesem Kontext: Kiran Klaus Patel, The Making of Homo Europaeus: Problems, Approaches and Perspectives, in: Matthias Middell (Hrsg.), Imagined Europeans: Constructions of Homo Europaeus, Leipzig 2010 (im Druck).
    23. Michael Billig, Banal Nationalism, London 1995.
    24. Vgl. als Forschungsüberblicke Wolfram Kaiser/Antonio Varsori (Hrsg.), European Union History: Themes and Debates, Basingstoke 2010; Kiran Klaus Patel, Europäische Integrationsgeschichte auf dem Weg zur doppelten Neuorientierung: Ein Forschungsbericht, in: Archiv für Sozialgeschichte 50 (2010), im Druck.
    25. Vgl. Johan Schot/Thomas J. Misa, Inventing Europe: Technology and the Hidden Integration of Europe, in: History and Technology 21 (2005), S. 1-19, Zitate S. 8, 9.
    26. Vgl. z.B. auch Johan Schot/Vincent Lagendijk, Internationalism in the Interwar Years. Building Europe on Motorways and Electricity, in: Journal of Modern European History 6 (2008), S. 196-217.
    27. Vgl. z.B. Robert Gerwarth/Stephan Malinowski, Europeanization through Violence? War Experiences and the Making of Modern Europe, in: Conway/Patel, Europeanization; Kiran Klaus Patel, In Search for a Transnational Historicization. National Socialism and its Place in History, in: Jarausch/Lindenberger, Conflicted Memories, S. 96-116.
    28. Vgl. Konrad H. Jarausch, Zeitgeschichte zwischen Nation und Europa. Eine transnationale Herausforderung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 39/2004, http://www.das-parlament.de/2004/39/Beilage/001.html (19.11.2010).