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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Mieke Roscher

Human-Animal Studies

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 25.01.2012
https://docupedia.de//zg/Human-Animal_Studies

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.277.v1

Artikelbild: Human-Animal Studies

Hund und Mensch am Brunnen, Berlin 1932. Original-Bildunterschrift Scherl: „Im Kampf gegen die Hitze. Der vierbeinige Hausgenosse erhält am Brunnen eine Erfrischung 1932 25107-32”. Fotograf: unbekannt, Quelle: Wikimedia Commons / Bundesarchiv Bild 183-2004-0729-503, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Mieke Roscher widmet sich in ihrem Artikel dem noch recht jungen, interdisziplinären Forschungsfeld der Human-Animal Studies. Gegenüber älteren Beschäftigungen mit Mensch-Tier-Verhältnissen nehmen die Human-Animal Studies einen Perspektivwechsel vor, indem sie auf die Anerkennung tierischer „Wirkmächtigkeit” und ihrer „Agency“ abheben und in kritischer Perspektive gesellschaftliche Konzepte des „Animalischen” dekonstruieren. Vor allem historisieren die Human-Animal Studies jedoch das changierende Verhältnis von Mensch und Tier. Der Artikel betrachtet die institutionelle Entwicklung der Disziplin, bietet einen Überblick über insbesondere zeithistorische Forschungsthemen und stellt schließlich die theoretisch-methodischen Ansätze der Tiergeschichtsschreibung vor.
Human-Animal Studies

von Mieke Roscher

Wenn ein Thema die Debatten sowohl in den Feuilletons wie auch in wissenschaftlichen Journalen zu bestimmen scheint, spricht man zumeist von einem „Modethema”. Dies dürfte auf den ersten Blick derzeit auf die sogenannten Human-Animal Studies zutreffen. Ein zweiter Blick offenbart, dass das Thema schon seit etwa fünfzehn Jahren langsam in wissenschaftlichen Arbeiten Beachtung findet und seit ca. zwei Jahren nun auch in der deutschen Wissenschaftslandschaft Fuß zu fassen beginnt. Im angloamerikanischen Raum spricht man sogar schon von einem „animal turn”.[1] Dabei ist selbstredend die Beschäftigung mit Mensch-Tier-Verhältnissen, auf deren Erforschung die Human-Animal Studies abzielen, auch in den Geschichtswissenschaften an und für sich kein Novum. Es ist jedoch der Zugriff auf das Tier als historischen Akteur, der einen Perspektivwechsel einläutet und von dem man sich neue Ergebnisse für die historische Forschung verspricht. Dass dies nicht ohne Kontroversen bleibt, zeigen die Debatten um die Anerkennung tierischer „Wirkmächtigkeit” und „Agency”.[2] Diese Begriffe selbst haben damit nicht nur eine Renaissance erfahren: Ihre Bedeutungsebenen werden neu gefüllt und münden etwa in der Frage, ob „Animal History” den Gang der Geschichte beschreibt, den Tiere aktiv mitbestimmt haben.

Human-Animal Studies (kurz: HAS) begreifen sich als bewusst interdisziplinär. Ihr erklärtes Ziel ist das Beschreiten neuer Wege, um Tiere wissenschaftlich zu repräsentieren, seien diese Wege nun theoretisch oder methodisch fundiert. Dabei schwingen hier einerseits politische Ziele mit, etwa die Anerkennung des Tieres als zu beachtendes Subjekt, andererseits erhofft man sich neue Zugriffe auf menschliche Geschichte. So geht es beispielsweise darum, das Konzept des „Animalischen” zu dekonstruieren und zu kritisieren. „Animalisierung” bzw. „animalische Konstruktionen”, also die Übertragung von Triebhaftigkeit und Unvernunft als vermeintlich die Tiere charakterisierende Merkmale auf Menschen, dienen insbesondere der Stigmatisierung („Ungeziefer”, „Heuschrecken” etc.) und sollen auf ihre ideologische Funktion hin überprüft werden.

Vor allem historisieren die Human-Animal Studies jedoch das changierende Verhältnis von Mensch und Tier. Im Folgenden wird zunächst das Forschungsfeld inhaltlich umrissen und die institutionelle Entwicklung der Disziplin nachgezeichnet. Nach einem Überblick über insbesondere zeithistorische Forschungsthemen werden die theoretisch-methodischen Ansätze der Tiergeschichtsschreibung näher betrachtet.

Was sind Human-Animal Studies? Der Versuch einer Annäherung

Human-Animal Studies möchten, darüber besteht unter ihren Vertreter/innen wohl Einigkeit, das Verhältnis zwischen Mensch und Tier von Grund auf neu beleuchten. Der Fokus der Human-Animal Studies liegt auf einer Analyse der kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Komponenten der Betrachtung von „nicht-menschlichen Tieren”[3] sowie Mensch-Tier-Beziehungen. Grund für diesen Auftrieb ist die These, dass die Erforschung des Tieres, anders als seine zoologisch-biologische oder ethologische Erkundung, ein Desiderat darstellt, besonders im Hinblick auf die Omnipräsenz von Tierdarstellungen, Symboliken, Geschichten und die physische Anwesenheit von Tieren in menschlichen Gesellschaften. Ähnlich der feministischen Wissenschaftskritik der 1970er-Jahre versuchen die Human-Animal Studies, das Tier in die Wissenschaft hineinzudenken und zu integrieren, es dabei jedoch von seinem reinen Objektstatus zu befreien und grundsätzlich den Platz zu reflektieren, der dem Tier bis dato in der weiteren Wissenschaftslandschaft zugedacht worden ist. Die Korrelationen zu Gender Studies werden auch deshalb nicht als Zufall gewertet.[4] Tiere sollen nicht mehr länger nur Statisten einer anthropozentrischen Geschichtsschreibung sein. Darüber hinaus ist noch wenig programmatisch festgeschrieben – ein Grund dafür, dass der Disziplin nach wie vor mit erheblicher Skepsis begegnet wird.[5]

In der ersten Ausgabe von „Society & Animals”, dem Journal, das maßgeblich zur Etablierung des Feldes beitragen sollte, formulierte der Herausgeber Kenneth Shapiro 1993 das Anliegen, zum Verständnis der menschlichen Seite der Mensch-Tier-Beziehung beizutragen,[6] und sein Co-Herausgeber Arnold Arluke fügte hinzu, dass über die Art und Weise, in der Tiere gesellschaftlich behandelt und repräsentiert werden, die soziale Ordnung menschlicher Gesellschaften demaskiert werden könne.[7] Indes haben sich die Human-Animal Studies inzwischen von einer vor allem durch die Sozialwissenschaften dominierten Forschungsrichtung weiterentwickelt und inkludieren nun auch die Geistes- und Kulturwissenschaften. Dabei haben sich insbesondere die methodischen Zugriffe ausdifferenziert. In den historisch orientierten Human-Animal Studies geht es darum, mit historischem Blick das dynamische, ja interaktive Verhältnis von Mensch und Tier zu beleuchten und die materiellen Folgen des Zusammenlebens für die Tiere selbst einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Dabei sollen Tiere nicht weiter als eine amorphe Masse, sondern als mit Individualität ausgestattete Subjekte Darstellung finden. Das generalisierende Substantiv „Tier” wird in den Human-Animal Studies daher weitgehend abgelehnt.[8] Zwar hat man noch keine alternative Begrifflichkeit parat, es wird jedoch darauf Wert gelegt, sich zumindest um eine genauere Beschreibung von Individuen und Spezies zu bemühen, um so auch das Gegensatzpaar Mensch-Tier aufzulösen.

Eine Annäherung an den Kern dessen, was Human-Animal Studies trotz aller programmatischer Trennschärfen beinhalten, kann auch über eine nähere Beschreibung der Unterdisziplinen Animal Studies, Critical Animal Studies, Anthrozoologie, Posthumanism und Archäozoologie gelingen. Human-Animal Studies fungieren hier sowohl als Klammerbegriff wie auch als eigenständiger Forschungsansatz. Anders als Critical Animal Studies, die insbesondere von der Tierrechtsbewegung beeinflusst sind und deren erklärtes Ziel eine Forschung ist, die zur Befreiung der Tiere von menschlicher Herrschaft beiträgt, möchten die Human-Animal Studies ergebnisoffen forschen können.[9] Zwar liegt auch den Human-Animal Studies durchaus an einer Besserstellung tierischen Lebens, im Sinne einer „histoire engagé”, doch beziehen sie dies zunächst auf eine Neubetrachtung des Tieres als Forschungsobjekt. Dabei möchten sie weiterhin alle vorhandenen Quellen, also etwa auch ethologische Zoobeobachtungen oder Veröffentlichungen über Tierexperimente unvoreingenommen nutzen können, ohne sie im Vorhinein aus programmatischen Gründen abzulehnen.

In der noch jungen Geschichte der Forschungsrichtung wurde der Terminus Animal Studies zunächst synonym zu Human-Animal Studies genutzt. Aufgrund seiner Nähe zur in der biologischen Forschung üblichen Bezeichnung für Tierversuche wurde er kritisiert und verworfen, doch hat er inzwischen eine Bedeutungsnuancierung erfahren. Den in diesem Bereich Forschenden geht es um eine Schreibung tierischer Geschichte jenseits des Menschen. Ähnlich einer Umweltgeschichte sollen die Wirkung des Tieres auf langfristige historische Prozesse wie z.B. Klimaveränderungen, Wüstenbildungen etc. untersucht bzw. die freiwilligen wie unfreiwilligen Migrationsbewegungen verschiedener Spezies auf ihre Wirkungen auch auf menschliche Gesellschaften hin analysiert werden. Das Beziehungsgeflecht von Mensch und Tier steht hier jedoch nicht im Vordergrund.

Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Anthrozoologie auf die genaue Beobachtung dieser Interaktion, wobei ethnologische und ethologische Methoden miteinander in Beziehung gesetzt werden. Archäozoologie verbindet mit den Human-Animal Studies die Fragestellung, in welcher Materialität Tiere stofflich auftauchen, wo also ihre körperlichen Überreste in Form von Knochen, Federn, Fell etc. zu finden sind, und was das über menschliche Gesellschaften aussagt, die offensichtlich in engem Kontakt mit ihnen lebten.[10] Anders als die Human-Animal Studies klammern sie aber eine daraus unter Umständen naheliegende perspektivische Besserstellung des Tieres in der heutigen Gesellschaft aus. Das Tier, so könnte man sagen, wird hier weiterhin als reines Naturwesen betrachtet. Es bleibt als Objekt der Naturgeschichte verhaftet. Demgegenüber geht es dem Posthumanism darum, durch den Blickwinkel des häufig generisch verstandenen, animalischen „Anderen” Klarheiten über die menschliche Selbstdefinition zu erhalten. Deshalb verbleiben sie zumeist auf der Diskursebene.[11] Um die Human-Animal Studies noch mehr auf die historische Perspektive zuzuspitzen, wurde zudem der Begriff „Animal History” eingeführt,[12] der die oben geführte inhaltliche Ausdifferenzierung umgehen möchte.

Entwicklung der (historischen) Human-Animal Studies

Ein erster theoretischer Anstoß für die Etablierung der Human-Animal Studies wurde bereits 1970 von dem Kulturwissenschaftler John Berger in seinem Aufsatz „Why look at Animals?” geleistet.[13] Ihm ging es darum, den Blick hinter die Projektionen und die Symbolik tierischen Daseins zu richten und den menschlichen Ort, der Tieren in der Moderne zugedacht wird, als unzureichend zu bestimmen. Angestoßen wurde dieses Umdenken zweifelsohne auch von der ab den 1970er-Jahren mit neuer Vehemenz geführten Tierrechtsdebatte, die sich sowohl in einer radikalen Tierethik – hier am breitesten rezipiert die Thesen von Peter Singer[14] – wie auch in der Etablierung einer neu aufgestellten Tierrechtsbewegung äußerte.[15] Als erste Veröffentlichungen, die dem Hinweis folgten, dem Tier mehr Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Bearbeitung zukommen zu lassen, können vor allem Harriet Ritvos „The Animal Estate” und Richard D. Ryders „Animal Revolution” betrachtet werden, die Ende der 1980er-Jahre erschienen.[16]

Etwa zur selben Zeit wurde das Institute for Animals and Society in Baltimore gegründet. Es machte sich um die Etablierung des Feldes vor allem durch die Gründung von „Society & Animals: The Journal of Human-Animal Studies” verdient, das bis heute das zentrale Organ der Human-Animal Studies ist.[17] 2005 fusionierte das Institut mit dem bereits 1981 gegründeten Society & Animals Forum zum Animals and Society Institute.[18] Das Institut vergibt inzwischen Stipendien und fungiert als Knotenpunkt für die Forschung, zumindest im angloamerikanischen Raum. 2007 schritt die Institutionalisierung mit dem New Zealand Centre for Human-Animal Studies an der University of Canterbury in Christchurch fort. Als wissenschaftliche Austauschorgane fungieren weiterhin „Anthrozoös”, das 1987 begründet wurde, und das „Journal for Critical Animal Studies”, welches auf eine explizite Verbindung von Tierrechtsaktivismus und akademischem Austausch pocht.[19] Als letztes die Disziplin vertretendes Journal kam 2010 das vor allem kulturwissenschaftlich geprägte bzw. der Richtung des Posthumanism folgende Onlinemagazin „Humanimalia” hinzu.[20] Die Geschichtswissenschaften sind allerdings in allen Magazinen nicht das primäre Forschungsfeld – im Gegenteil. Erst 2002 veröffentlichte Harriet Ritvo einen zielsetzenden Aufsatz in „Society & Animals”, in dem sie die programmatische Scheu der Historiker/innen vor dem Überbegriff „Studies” thematisierte.[21] Historiker/innen, so sagte sie, nähmen sich einer Thematik erst mit einer gewissen Verspätung an, wenn sie in sozialen Auseinandersetzungen bereits grundlegend debattiert und damit legitimiert sei. So sei die Tierrechtsbewegung indirekt als Motor für geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Tier zu begreifen.

Nach der Jahrtausendwende etablierten sich dann erste Kurse an Universitäten, die u.a. die Geschichte des Tier-Mensch-Verhältnisses thematisierten.[22] Dass diese Kurse durchaus nicht mehr als Marginalien universitärer Ausbildung zu betrachten sind, bewies Margo DeMello 2010 in ihrem Buch „Teaching the Animal”, in dem sie disziplinübergreifend exemplarisch die inhaltliche Vielfalt der Lehre dokumentierte.[23] In Deutschland beschleunigte sich die Entwicklung vor allem mit der 2005 vom Deutschen Historischen Institut Washington in Köln organisierten Konferenz „Animals in History”.[24] Zahlreiche deutschsprachige geschichtswissenschaftliche Journale haben dem Thema seitdem eine Ausgabe gewidmet.[25] 2010 wurde aus einem Seminar heraus am soziologischen Institut an der Universität Hamburg eine Group for Society and Animal Studies gegründet, 2011 folgte an der Universität Würzburg das Nachwuchsforschernetzwerk Cultural and Literary Animal Studies (CLAS). Im Juli 2011 fanden sich in Konstanz deutschsprachige Historiker/innen zusammen, um das Forum „Tiere und Geschichte” zu begründen.[26] Ab 2012 wird das erste deutschsprachige Heft der Human-Animal Studies, „Tierstudien”, erscheinen.[27]

Themen: ein Forschungsüberblick

Es ist auffällig, dass sich die historischen Human-Animal Studies bislang primär mit der Neueren und Neuesten Geschichte sowie der Frühen Neuzeit befassen und sich nur sporadisch dem Altertum und der Antike widmen.[28] In der Mittelalter- und Frühneuzeitforschung geht es insbesondere um die räumlichen[29] wie physischen[30] Grenzen, die zwischen Mensch und Tieren gezogen wurden, sowie um die gesellschaftliche Funktion tierlicher Grenzfiguren. Die Forschungen über das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert nehmen sich, darauf aufbauend, in erster Linie der sich verändernden Einstellungen zum Tier an. Diese wurden beeinflusst sowohl durch evolutionsbiologische Erkenntnisse, die die verwandtschaftliche Nähe von Mensch und Tier bewiesen, als auch durch die agrarwirtschaftlichen und industriellen Revolutionen, denen das Tier schlichtweg Material war.

Tiere im „Zivilisierungsprozess”. Die Inbesitznahme  des amerikanischen Kontinents durch die Europäer wurde auch mithilfe von Tieren durchgesetzt. Einige von ihnen erlangten besondere Bekanntheit, die entsprechend vermarktet wurde. Leonzo Bros. Sensational Artists and the Great Dog Tiger, 1879. Quelle: [http://www.loc.gov/pictures/item/2014635896/ Library of Congress Prints and Photographs Division] ([http://en.wikipedia.org/wiki/Public_domain Public Domain]).
Tiere im „Zivilisierungsprozess”. Die Inbesitznahme des amerikanischen Kontinents durch die Europäer wurde auch mithilfe von Tieren durchgesetzt. Einige von ihnen erlangten besondere Bekanntheit, die entsprechend vermarktet wurde. Leonzo Bros. Sensational Artists and the Great Dog Tiger, 1879. Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division (Public Domain).


Die Hauptthemen[31] tierhistorischer Betrachtungen sind die Formen der Tier-Mensch-Beziehung im Prozess der Domestizierung, also der Nutztierhaltung, und Ausstellungsformen des Tieres in Menagerien, in Zoos und Zirkussen. Zoos im Besonderen stellen einen Mikrokosmos des Mensch-Tier-Verhältnisses dar, in dem die verschiedenen Ebenen der Beziehung, von Herrschaftsansprüchen über Voyeurismus bis zur intimen Beziehung, kondensiert widergespiegelt werden können.[32] So wird speziell auch der Funktion des Zoos in der modernen Entertainmentindustrie Rechnung getragen.[33]

Einblicke in das kolonialisierte
Einblicke in das kolonialisierte "Andere": Tierschauen befriedigten bürgerlichen Voyeurismus und dienten dem Transport kolonialer Ideologien. Hagenbecks Trained Animals 1893. Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division (Public Domain).


Spezifische Themen, die von der Tiergeschichtsforschung aufgegriffen werden, beschäftigen sich beispielsweise mit der Bedeutung der mittelalterlichen Tierprozesse, bei denen vom 13. bis zum 18. Jahrhundert Tiere für den Tod von Menschen, aufgrund der Ausbreitung von Seuchen oder als Plage für die Landwirtschaft, verurteilt und hingerichtet oder verbannt wurden.[34] Insbesondere Debra Hassig untersuchte die Funktion von Bestiarien, mittelalterlichen Tierdichtungen und Tierillustrationen, die moralisierend tatsächliche oder vermutete Eigenschaften von Tieren und Fabelwesen allegorisch mit religiösen Heilslehren verbanden.[35] Weitere Themen sind etwa Akklimatisierungstheorien für imperialistische und koloniale Projekte, die anhand tierischer Umsiedlungen in die Zoologischen Gärten Europas großflächige Zwangsmigrationen für Menschen vorbereiten helfen sollten,[36] Tiere im kolonialen Umfeld,[37] Jagdrituale und Tierhatzen in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit sowie die Sammlung von Tierexponaten und Tierpräparaten und deren Bedeutung sowohl für wissenschaftliche Klassifizierungsregeln wie auch soziales Prestige.[38] Es wird über Tiere als Waffe in kämpferischen Auseinandersetzungen wie Kriegen[39] genauso wie über die Bedeutung des Pferdes für die industrielle Revolution geforscht.[40] Einen wesentlichen Schwerpunkt hat die Haustierforschung eingenommen, da evident gerade beim Haustier die intime Beziehung von Mensch und Tier besonders zum Tragen kommt.[41] Auch diskurshistorische Ansätze haben sich des Tieres angenommen, nicht wenige Studien beschäftigen sich beispielsweise mit animalischen Zuschreibungen an den Menschen. Insbesondere Ausgrenzungsdiskurse, die tierische Attributierungen enthalten, werden zum Beispiel in Bezug auf antisemitische und rassistische Konnotationen hin untersucht.[42]

Wenn man die Spezies betrachtet, die das Interesse der wissenschaftlichen Forschung auf sich ziehen, fällt auf, dass es sich insbesondere um domestizierte Säugetiere und Angehörige der „Sympathischen Megafauna”, wie z.B. Elefanten, handelt. Der Grund hierfür dürfte in ihrer viel leichteren Individualisierbarkeit liegen. Dieses Mankos hat sich jedoch insbesondere die beim Verlag Reaktion Books erschienene Serie „Animals” angenommen, in der prominente Vertreter/innen der Disziplin die Geschichte und kulturelle Bedeutung jeweils einer Spezies für die menschliche Gesellschaft in den Blick nehmen. Von Ameisen über Kakerlaken und Ratten bis hin zu den Walen wird hier die Bedeutung der Tiere in Mythologie, Religion und Wissenschaft beschrieben, genauso wie ihre Funktion als Nahrungslieferanten.[43]

Wie breit sich die Forschungsthemen ausdifferenzieren zeigte sich auch auf der Zusammenkunft der deutschsprachigen Tierhistoriker/innen in Konstanz. Interessenschwerpunkte bildeten urbane und koloniale Tiere, expeditions- und medizinhistorische Aspekte, agrarhistorische sowie verhaltens- und gestaltpsychologische Ansätze. Den Tieren kann man sich wahlweise über Präparate oder Projektionen nähern, oder man widmet sich genuinen Tieren. Neben Katzen, Hunden, Pferden und Rindern wurden auch „schwer individualisierbare Tiere” wie z.B. Insekten als Themen genannt, was mit der Frage einherging, was eigentlich geschehe, wenn Menschen auf nichtmenschliche Kollektive träfen. Weitere Fragen betrafen die Industrialisierung bzw. Mechanisierung der Tiertötung, Viehseuchen sowie Tiere als Mittel sozialer Exklusion und Inklusion. Schließlich wollte man sich von Darstellungen verabschieden, die sich allein mit der Repräsentation von Tieren als Symbolfiguren beschäftigen, und sich auf die Spurensuche nach den realen Tieren und ihren Geschichten machen.[44] Damit wird ein neuer Impuls gesetzt, der so in den englischsprachigen Debatten noch nicht aufgegriffen wurde. Körperlichkeit, also die physische Präsenz, die sich auch auf die Studie der „materiellen Überreste” der Tiere erstrecken dürfte, wird somit zukünftig ein wichtiges Forschungsparadigma darstellen. Überschneidungen mit anderen historischen Subdisziplinen finden sich insbesondere bei der Umwelt- und Agrargeschichte sowie der Geschichte der Gefühle.[45]

Human-Animal Studies und zeithistorische Forschung

Zeitgeschichte ist nicht der Schwerpunkt der historischen Tierforschung innerhalb der Human-Animal Studies. Vor allem wird dieses Feld gerne den Soziolog/innen überlassen, die sich schon recht eingehend mit der engen Beziehung zwischen Mensch und Tier befasst haben, etwa in Forschungen zur Haustierhaltung der letzten fünfzig Jahre.[46] Aber auch hier tut sich etwas.[47]

So ist gerade der Nationalsozialismus als eine Periode entdeckt worden, in der über die Tiergeschichte mentalitätsgeschichtliche Einblicke in die Natur und normative Funktion von Tieren und Tierschutz gegeben werden können, die auch dabei helfen, neue Wege bei der Erforschung des Dritten Reichs einzuschlagen.[48]Auch mediengeschichtliche Themen, etwa die Rolle des Tieres im Film, wurden bearbeitet.[49] Anhand bestimmter tierlicher Charaktere, die bestimmte Generationen eindrücklich geprägt haben, seien es Flipper oder Lassie, lassen sich die vertretenen Moralvorstellungen verdeutlichen, die über diese Tiere ausgedrückt wurden.[50] Auch die populären Tiersendungen, zum Beispiel eines Bernhard Grzimek, und Publikationen außerhalb des fiktionalen Genres sind Materialien, anhand derer das jeweilige Tier-Mensch-Verhältnis illustriert werden kann.[51] Auf die Rolle, die Tiere im Kalten Krieg und dabei besonders im Wettstreit im Raumzeitalter spielten, wurde insbesondere mit Hinblick auf die „Weltraumtiere” hingewiesen.[52] Die Funktion von Hunden in Gewaltregimen auch außerhalb des NS ist ebenfalls aufgegriffen worden.[53] Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Erforschung der modernen Tierschutzbewegung.[54] Eines der größten Desiderate zeithistorischer Tierforschung dürfte sicherlich die Geschichte der genetischen Manipulationen und des Klonens sowie der modernen Massentierhaltung sein. Dieses letztgenannte Thema dominiert, nicht zuletzt durch Jonathan Safran Foers Buch „Eating Animals”, die Feuilletons, doch steht eine historische Bearbeitung hier noch aus.[55]

Ausblick: Methodische und theoretische Konzepte in der aktuellen Diskussion

Wie gezeigt, hat sich das Feld inzwischen thematisch ausgefächert und in Ansätzen institutionalisiert. Noch sind aber gerade im Bezug auf die theoretischen Herangehensweisen und methodischen Überlegungen viele Dinge im Unklaren, weshalb der zurzeit am intensivsten diskutierte Aspekt innerhalb der historischen Human-Animal Studies ist, wie Tiergeschichte theoretisch-methodisch gefasst werden sollte. Eingeschlossen in diese Debatte ist damit auch die Frage, welche Quellen überhaupt genutzt werden können, um Tiere historisch zu beschreiben.[56] Dabei möchte man sich sowohl auf schriftliche Hinterlassenschaften stützen, die das Zusammenleben von Mensch und Tier dokumentieren, etwa in Form von Zuchtbüchern, normativen Regelwerken, Frachtpapieren, Tagebüchern etc., aber vor allem auch ethologische bzw. anthrozoologisch-ethnografische Untersuchungen berücksichtigen.[57] So wird davon ausgegangen, dass gerade die Verhaltensforschung mit ihren oft detaillierten Beschreibungen dazu beitragen könne, Tiere und ihr Aktionsrepertoire plastisch wiedergeben zu können und ihr Verhalten zu kontextualisieren. So lassen sich beispielsweise die Beobachtungsprotokolle über das Verhalten von Zootieren während der Verdunkelungen und der Fliegeralarme im Zweiten Weltkrieg nutzen, um eine Geschichte von Zoos zu schreiben, in denen die Tiere tatsächlich auch vorkommen.[58]

Der Frage, welche Art von Geschichte auf Grundlage dieser Quellen geschrieben werden könne, widmete sich erstmals Erica Fudge in einem programmatischen Aufsatz von 2002 intensiver. Sie unterschied hier zwischen einer intellektuellen Herangehensweise, in der es ausschließlich um die changierenden menschlichen Vorstellungen vom Tier gehe, einer humanen Geschichte, in der das Tier als bedeutsam für die soziale Zusammensetzung menschlicher Gesellschaften betrachtet werde und so neue Perspektiven auf die menschliche Sozialgeschichte eröffne, und schließlich einer holistisch orientierten Geschichtsschreibung, bei der mithilfe einer Analyse der Repräsentation des Tieres vor allem der Selbstkonstituierung des Menschen nachgegangen werden könne.[59] Unter der intellektuellen Herangehensweise verstand sie jene Geschichtsschreibung, die anhand der sich ändernden geistigen Auseinandersetzung mit dem Tier Aussagen über die vorherrschende Ideenwelt einer bestimmten Epoche zu machen gedenkt.[60] Die humane Geschichte würde sich beispielsweise, so Fudge, mit dem gelebten Verhältnis vom Menschen und seinen Hunden, Schweinen oder anderen domestizierten Tieren beschäftigen, den Fokus aber ganz klar auf den Menschen beibehalten. Der holistische Ansatz schließlich, den Fudge exemplarisch in Harriet Ritvos „Animal Estate” verwirklicht sieht, würde mithilfe der Perspektive auf das Tier Wege zu einer neuen Kulturgeschichte über Gesellschaften öffnen.

Darüber hinaus wird neuerdings versucht, mit verschiedenen methodischen Ansätzen dem Tier selbst näherzukommen. Zum einen wurde die Biografieforschung adaptiert, indem einzelnen Tieren und ihren Lebensgeschichten nachgespürt und diese Geschichte anhand von Eckdaten ähnlich einer menschlichen Biografie erzählt wird, so z.B. der Bärin Blind Bess in der elisabethanischen Kampfarena.[61] Damit wird jedoch das Tier unnötig subjektiviert, und so ist es ein zentraler Ansatzpunkt der Human-Animal Studies, mit dem Konzept der „Animal Agency” zu arbeiten, um tierisches Leben und vor allem Handeln beschreiben zu können. Als theoretischer Ausgangspunkt in der Diskussion um die Charakterisierung des Tieres als Akteur kann insbesondere Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie genutzt werden. Für Latour sind Mensch und Tier Bestandteile eines Kollektivs, eines Netzwerks menschlicher und nichtmenschlicher Wesen, die miteinander auf verschiedenen Ebenen in Verbindung treten und sich gegenseitig beeinflussen.[62] Tiere seien, wie andere Naturobjekte, Akteure bzw. Aktanten mit Wirkungsmacht, die Verschiebungen im menschlichen Willen bewirken könnten. Neben der Darstellung von Agency als unorganisierte Widerstandsformen wie Arbeitsverweigerung, Zerstörung und Flucht, lassen sich mithilfe des Agency-Ansatzes beispielsweise die von Tieren geleistete Arbeitskraft beschreiben und damit auch wirtschafts- oder stadthistorische Fragen beantworten.[63]

Weiterhin wird als eine mögliche Herangehensweise auch die Erforschung von „Aushandlungsprozessen” zwischen Mensch und Tier vorgeschlagen. Damit soll insbesondere auf nonverbale Kommunikationsprozesse eingegangen werden. Dies bietet sich auch insofern an, als das Problem der kommunikativen Barrieren zwischen Mensch und Tier umgangen werden kann. In der Tat ist wohl zu problematisieren, dass die „Kommunikationsdefizite” zwar benannt, jedoch noch nicht hinreichend in die theoretischen Überlegungen mit eingeflossen sind. Ein Weg aus dem Dilemma wird im Rekurs auf nonverbale Kommunikation in einer praxeologisch ausgerichteten Geschichtsschreibung gesehen. Sie wird im Bezug zur Tiergeschichte insoweit als sinnvoll erachtet, als der Mensch als Interpret im Umgang mit Tieren stets situationell eingebunden ist.[64] Kulturelle Phänomene stellen mitsamt der ihnen zu Grunde liegenden geschichtlichen Dynamik wesentlich das Ergebnis performativ bewerkstelligter Aushandlungsprozesse dar, die gerade bei Ritualen, Festen oder auch bei sportlichen Ereignissen zu beobachten sind.

Hierfür werden vor allem Donna Haraways Ausführungen zum „Agility-Sport” herangezogen. Diese Sportart, bei der Hund und Mensch gemeinsam einen Parcours zu bewältigen haben, soll zeigen, dass nur in einem gemeinsamen Miteinander Aufgaben zu bewältigen sind. Agility-Sport ist ein Beispiel dafür, dass das Mensch-Tier-Verhältnis in relationalen Kategorien erfasst werden sollte, die ständig neue Formen annehmen und nicht als statisch verstanden werden können.[65] Denn es seien schließlich gerade die Praktiken und Aktivitäten jenseits von sprachlichen Äußerungen, die die Tier-Mensch-Beziehung prägen, weshalb ein besonderes Augenmerk auf nichtdiskursive Praktiken gelegt werden solle.[66] Praxeologische Konzepte dieser Ausrichtung möchten die gewachsenen oder sich entwickelnden Mensch-Tier-Beziehungen im Rahmen alltäglicher Gewohnheiten als gesellschaftliche Praxen begreifen – auch die der Tiere.

Um der miteinander verflochtenen Beziehung von Mensch und Tier näherzukommen, wird schließlich auf das von Gilles Deleuze und Félix Guattari entwickelte Konzept des „becoming animal” Bezug genommen, wobei „becoming animal” als ein „Oszillieren zwischen verschiedenen konkreten Erscheinungsformen – u.a. Tier-Werden, in welche das Subjekt übertritt”, beschrieben wird.[67] Diese jeweiligen Manifestationen des menschlichen Subjekts befinden sich im ständigen Werden und perforieren so die Grenze zwischen Menschen und den „Anderen”, hier den Tieren, durch ständiges Überschreiten bis zur Unkenntlichkeit: Subjekte sind im ständigen „Werden” begriffen. Indem also das eigene „Tiersein” thematisiert wird, erhofft man sich Erkenntnisse, die insbesondere das enge Miteinander von Mensch und Tier erklären und der Frage nachgehen, wo menschliches Leben aufhört und wo tierisches beginnt.[68] Alle theoretischen Konzepte, die sich jenseits einer Sozialgeschichte des Tier-Mensch-Verhältnisses bewegen, sind allerdings noch nicht hinreichend empirisch umgesetzt worden, um ihre Tragweite zu erfassen. Dies wird die Arbeit der historischen Human-Animal Studies insbesondere auch in Bezug auf zeithistorische Fragestellungen sicherlich in Zukunft bestimmen und darüber entscheiden, inwieweit sich das Feld auch nachhaltig in der breiteren Wissenschaftslandschaft etablieren kann. Eine Sozialgeschichte der Tier-Mensch-Beziehung, in der Tiere als eigenständige Akteure begriffen werden und von denen Impulse für historische Prozesse ausgehen, ist indessen auf einem guten Weg, der weiter verfolgt werden sollte.

Empfohlene Literatur zum Thema

John Berger, Why look at Animals?, in: ders. (Hrsg.), About Looking. Vintage, New York 1980, ISBN 9783110120783, S. 1-28 (online).

Linda Kalof, Brigitte Resl, Bruce Boehrer (Hrsg.), A Cultural History of Animals, Volumes 1-6, Berg, Oxford 2007, ISBN 9781845204969.

Dorothee Brantz, Christof Mauch (Hrsg.), Tierische Geschichte: Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne, Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 9783506763822.

Virginia DeJohn Anderson, Creatures of Empire: How Domestic Animals Transformed Early America, Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 9780195304466.

Pascal Eitler, Maren Möhring, Eine Tiergeschichte der Moderne: Theoretische Perspektiven, in: Traverse - Zeitschrift für Geschichte. Nr. 3, 2008, ISSN 1420-4355, S. 91-105.

Erica Fudge, A Left-Handed Blow: Writing the History of Animals, in: Nigel Rothfels (Hrsg.), Representing Animals. Indiana University Press, Bloomington 2002, ISBN 9780253215512, S. 3-18.

Jason C. Hribal, Animals, Agency, and Class: Writing the History of Animals from Below, in: Human Ecology Review. 14, Nr. 1, 2007, ISSN 1074-4827, S. 101-12 (online).

Zitation

Mieke Roscher, Human-Animal Studies, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 25.1.2012, URL: http://docupedia.de/zg/Human-Animal_Studies

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Anmerkungen

    1. Harriet Ritvo, On the Animal Turn, in: Daedalus (2007), H. 4, S. 118-122, hier S.118.
    2. Vgl. André Krebber/Mieke Roscher (Hrsg.), Tiere und Geschichtsschreibung, in: WerkstattGeschichte (2011), H. 56, Themenheft „tiere“.
    3. Der Begriff „nicht-menschliche Tiere“ bzw. „nonhuman animals“ wird von Seiten der insbesondere von der Tierrechtsbewegung beeinflussten Human-Animal Studies benutzt, um auf die enge Verwandtschaft von Mensch und Tier aufmerksam zu machen und damit gleichzeitig die Legitimität des eigenen Tuns zu stärken.
    4. Clemens Wischermann, Der Ort des Tieres in einer städtischen Gesellschaft, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte (2009), H. 2, S. 3-12, hier S. 9.
    5. Ebd., S. 8; André Krebber/Mieke Roscher (Hrsg.), Editorial: Tiere und Geschichtsschreibung, in: WerkstattGeschichte (2011), H. 56, Themenheft „tiere“, S. 3-6, hier S. 4.
    6. Kenneth J. Shapiro, Editors Introduction to Society & Animals, in: Society & Animals 1 (1993), H. 1, S. 1-4, hier S. 1.
    7. Arnold Arluke, Associate Editor’s Introduction. Bringing Animals into Social Scientific Research, in: Society & Animals 1 (1993), H. 1, S. 5-7, hier S. 5.
    8. Vgl. etwa Heike Fuhlbrügge/Friedrich Weltzien/Jessica Ullrich (Hrsg.), Vorwort, in: Ich, das Tier: Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte, Berlin 2008, S. 9-13, hier S. 9.
    9. Vertreter/innen der Critical Animal Studies nennen die Human-Animal Studies eine rein deskriptive Wissenschaft, die nicht radikal genug den Status quo angreife: vgl. Chimaira Arbeitskreis, Eine Einführung in gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse und Human-Animal Studies, in: dies. (Hrsg.), Human-Animal Studies: Über die gesellschaftliche Natur von Tier-Mensch-Verhältnissen, Bielefeld 2011, S. 7-43, hier S. 20f.; Raison d’être des Journal for Critical Animal Studies, vgl. online unter http://www.criticalanimalstudies.org/journal-for-critical-animal-studies/.
    10. Vgl. z.B. Aleksander Pluskowski (Hrsg.), Breaking and Shaping Beastly Bodies: Animals as Material Culture in the Middle Ages, Oxford 2007.
    11. Vgl. Cary Wolfe, Animal Rites, American Culture, the Discourse of Species, and Posthumanist Theory, Chicago 2003.
    12. Silke Bellanger/Katja Hürlimann/Aline Steinbrecher, Tiere – eine andere Geschichte, in: Traverse – Zeitschrift für Geschichte (2008), H. 3, S. 7-11, hier S. 9.
    13. John Berger, Why look at Animals? in: ders. (Hrsg.), About Looking, New York 1980, S. 1-28.
    14. Peter Singer, Animal Liberation, New York 1975.
    15. Vgl. Mieke Roscher, Ein Königreich für Tiere. Die Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung, Marburg 2009.
    16. Harriet Ritvo, The Animal Estate. The English and other Creatures in the Victorian Age, Cambridge Mass. 1987; Richard D. Ryder, Animal Revolution: Changing Attitudes towards Speciesism, Oxford u.a. 1989.
    17. Volltextzugriff bis Vol. 17 (2009) online unter http://www.animalsandsociety.org/resources/index.php?pid=87&tpid=22.
    18. Vgl. online unter http://www.animalsandsociety.org/.
    19. Vgl. online unter http://www.criticalanimalstudies.org/journal-for-critical-animal-studies/.
    20. Vgl. online unter http://www.depauw.edu/humanimalia/index.html.
    21. Harriet Ritvo, History and Animal Studies, in: Society & Animals 10 (2002), H. 4, S. 403-406.
    22. Für einen zumindest kursorischen Überblick über Human-Animal Studies- Kurse an Universitäten weltweit siehe online unter http://www.h-net.org/~animal/syllabus.html und http://www.animalsandsociety.org/courses.
    23. Margo DeMello (Hrsg.), Teaching the Animal: Human-Animal Studies across the Disciplines, New York 2010.
    24. Dorothee Brantz/Christof Mauch, Animals in History, Konferenzbericht, online unter http://www.ghi-dc.org/publications/ghipubs/bu/037/20animals.pdf.
    25. Silke Bellanger/Katja Hürlimann/Aline Steinbrecher (Hrsg.), Themenheft Tiere – eine andere Geschichte, Traverse – Zeitschrift für Geschichte (2008), H. 3; Clemens Wischermann, Themenheft Tiere in der Stadt, Informationen zur modernen Stadtgeschichte (2009), H. 2; Krebber/Roscher (Hrsg.), Themenheft „tiere“, WerkstattGeschichte (2011), H. 56; Aline Steinbrecher/Gesine Krüger (Hrsg.), Themenheft Tierische (Ge)Fährten, Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2; Anne Seibring (Hrsg.), Themenheft Mensch und Tier, Aus Politik und Zeitgeschichte (2012), H. 8-9.
    26. Gründungsinitiative Tier und Geschichte, vgl. online unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16500
    27. Vgl. dazu den Ankündigungstext des Verlags, online unter http://www.neofelis-verlag.de/?id=30.
    28. Vgl. etwa Linda Kalof (Hrsg.), A Cultural History of Animals in Antiquity, Oxford 2007.
    29. Aline Steinbrecher, Hunde und Menschen: Ein Grenzen auslotender Blick auf ihr Zusammenleben (1700-1850), in: Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2, S. 192-210.
    30. Erica Fudge, Perceiving Animals, Humans and Beasts in Early Modern English Culture, Chicago 2000; Frank Palmeri (Hrsg.), Humans and other Animals in Eighteenth-Century British Culture: Representation, Hybridity, Ethics, Aldershot 2006; Paul Münch, Die Differenz zwischen Mensch und Tier. Ein Grundlagenproblem frühneuzeitlicher Anthropologie und Zoologie, in: Paul Münch/Rainer Walz (Hrsg.), Tiere und Menschen: Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisses, Paderborn 1999, S. 323-347.
    31. Vgl. auch die ausführlichen Forschungsberichte: Frank Palmeri: Deconstructing the Animal-Human Binary: Recent Work in Animal Studies, in: Clio: Journal of Literature, History and the Philosophy of History 35 (2006), H. 3, S. 407-420; Pascal Eitler, In tierischer Gesellschaft. Ein Literaturbericht zum Mensch-Tier-Verhältnis im 19. und 20. Jahrhundert, in: Neue Politische Literatur (2009), H. 54, S. 207-224; Mieke Roscher, Forschungsbericht Human-Animal-Studies, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte (2009), H. 2, S. 94-103.
    32. Vgl. Nigel Rothfels, Savages and Beasts: The Birth of the modern Zoo, Baltimore 2002; Eric Baratay, Zoo: A History of Zoological Gardens in the West, London 2002; Mitchell Ash, Mensch, Tier und Zoo: Der Tiergarten Schönbrunn im internationalen Vergleich vom 18. Jahrhundert bis heute, Wien 2008.
    33. Für einen zeithistorischen Zugriff vgl. vor allem Randy Malamud, Reading Zoos: Representations of Animals and Captivity, New York 1998; David Hancocks, Zoo Animals as Entertainment Exhibitions, in: Randy Malamud (Hrsg.), A Cultural History of Animals: the Modern Age, 1920-2000, Oxford 2007, S. 96-118.
    34. Dazu beispielsweise Michael Fischer, Tierstrafen und Tierprozesse: Zur sozialen Konstruktion von Rechtssubjekten, Münster 2005. 
    35. Vgl. Debra Hassig, The Mark of the Beast: The Medieval Bestiary in Art, Life, and Literature, New York 1999.
    36. Dorothee Brantz, The Domestication of Empire: Human-Animal Relations at the Intersection of Civilization and Acclimatization in the Nineteenth Century, in: Kathleen Kete (Hrsg.), A Cultural History of Animals: The Age of Empire, 1800-1920, Oxford 2007, S. 73-93.
    37. Dazu maßgeblich: Bernhard Gissibl, Das kolonisierte Tier: Zur Ökologie der Kontaktzonen des deutschen Kolonialismus, in: WerkstattGeschichte (2010), H. 56, S. 7-28.
    38. Narisara Murray, From Birds of Paradise to Drosophila, the Changing Role of the Scientific Specimens to 1920, in: Kete (Hrsg.), A Cultural History of Animals in the Age of Empire, S. 113-134.
    39. Vgl. dazu insbesondere den Sammelband von Rainer Pöppinghege (Hrsg.), Tiere im Krieg: von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2009.
    40. Ann Norton Greene, Horses at Work: Harnessing Power in Industrial America, Cambridge Mass. 2008.
    41. Clemens Wischermann, Von Katzen und Menschen. Sozialgeschichte auf leisen Sohlen, Konstanz 2007; Kathleen Kete, The Beast in the Boudoir: Petkeeping in Nineteenth Century Paris, Berkeley 1994; Katherine MacDonogh, Reigning Cats and Dogs: A History of Pets at Court since the Renaissance, New York 1999; Erica Fudge, Pets, Stocksfield 2008.
    42. Vgl. Maren Möhring „Herrentiere“ und „Untermenschen“. Zu den Transformationen des Mensch-Tier-Verhältnisses im nationalsozialistischen Deutschland, in: Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2, S. 229-244; Jobst Paul, Das Tierkonstrukt und die Geburt des Rassismus. Zur kulturellen Gegenwart eines vernichtenden Arguments, Münster 2004; Utz Anhalt, Tiere und Menschen als Exoten. Die Exotisierung des „Anderen“ in der Gründungs- und Entwicklungsphase der Zoos, Saarbrücken 2008.
    43. Jonathan Burt (Series Editor), Animals, Reaktion Books, London. Auch andere Verlage haben inzwischen eigene Reihen, die das Feld der Human-Animal Studies abdecken sollen. Temple University Press bringt die Animal, Culture and Society-Serie heraus, die von Arnold Arluke und Clifton R. Sanders betreut wird. Harriet Ritvo ist verantwortlich für die Animals, History, Culture-Literatur bei John Hopkins University Press. Bei Brill erscheint die von Kenneth Shapiro für das Animals & Society Institute editierte Reihe Human-Animal Studies.
    44. Vgl. die Debatten bei der Gründungsinitiative Tier und Geschichte am 21./22.7. in Konstanz. Ankündigung unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16500. Aline Steinbrecher/Gesine Krüger, Editorial: Tierische (Ge)Fährten, in: Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2, S. 169-171, hier S. 169; Mieke Roscher, Where is the Animal in this Text? Chancen und Grenzen einer Tiergeschichtsschreibung, in: Chimaira Arbeitskreis (Hrsg.), Human-Animal Studies: Über die gesellschaftliche Natur von Tier-Mensch-Verhältnissen, S. 121-150.
    45. Zur Umweltgeschichte vgl. Virginia DeJohn Anderson, Creatures of Empire: How Domestic Animals Transformed Early America, Oxford u.a. 2004; auch Andrew C. Isenberg, The Destruction of the Bison: An Environmental History, 1750-1920, New York 2000. Für Letzteres vgl. beispielsweise: Pascal Eitler, „Weil sie fühlen, was wir fühlen.“ Menschen, Tiere und die Genealogie der Emotionen im 19. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2, S. 211-228.
    46. Vgl. zum Beispiel Rainer E. Wiedemann, Die Tiere der Gesellschaft. Studien zur Soziologie und Semantik von Mensch-Tier-Beziehungen, Konstanz 2002. 
    47. Vgl. Wischermann, Von Katzen und Menschen; Wolfgang Wippermann/Detlef Berentzen, Die Deutschen und ihre Hunde, Berlin 1999.
    48. Möhring „Herrentiere“ und „Untermenschen“.
    49. Maren Möhring/Massimo Perinelli/Olaf Stieglitz, Tiere im Film. Eine Menschheitsgeschichte der Moderne, Köln 2009; Jonathan Burt, Animals in Film, London 2002.
    50. Randy Malamud, Famous Animals in Modern Culture, in: ders. (Hrsg.), A Cultural History of Animals: the Modern Age, 1920-2000, Oxford 2007, S. 1-26.
    51. Johannes Paulmann, Jenseits von Eden. Kolonialismus, Zeitkritik und wissenschaftlicher Naturschutz in Bernhard Grzimeks Tierfilmen der 1950er Jahre, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), H. 6, S. 541-560; Anna-Katharina Wöbse, Der Kleine Tierfreund – zur Jugend der deutschen Ökobewegung, in: Jahrbuch Ökologie 2007, S. 131-141.
    52. Amy Nelson, Laikas Vermächtnis: Die sowjetischen Raumschiffhunde, in: Dorothee Brantz/Christof Mauch (Hrsg.), Tierische Geschichte: Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne, Paderborn 2010, S. 103-122.
    53. Aaron Skabelund, Breeding Racism: The Imperial Battlefields of the “German” Shepherd Dog, in: Society & Animals 16 (2008), H. 4, S. 354-371.
    54. Roscher, Ein Königreich für Tiere.
    55. Jonathan Safran Foer, Eating Animals, London 2010.
    56. Zur Quellenfrage vgl. Aline Steinbrecher, „In der Geschichte ist viel zu wenig von Tieren die Rede“ (Elias Canetti) – Die Geschichtswissenschaft und ihre Auseinandersetzung mit den Tieren, in: Carola Otterstedt/Michael Rosenberger (Hrsg.), Gefährten – Konkurrenten – Verwandte: Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs, Göttingen 2009, S. 264-286; Roscher, Where is the Animal.
    57. Vgl. dazu Marion Mangelsdorf, Anthrozoologische Ethnographie der Mensch-Pferd-Beziehung, in: Historische Anthropologie 19 (2011), H. 2, S. 272-291.
    58. Vgl. Anna-Katharina Wöbse/Mieke Roscher, Zootiere während des Zweiten Weltkrieges: London und Berlin 1939-1945, in: WerkstattGeschichte (2010), H. 56, S. 46-62.
    59. Erica Fudge, A Left-Handed Blow: Writing the History of Animals, in: Nigel Rothfels (Hrsg.), Representing Animals, Bloomington 2002, S. 3-18, hier S. 8-11.
    60. Dabei bezog sie sich insbesondere auf: Keith Thomas, Man and the Natural World: Changing Attitudes in England, 1500-1800, London 1984.
    61. Weitere Beispiele liefert: Erica Fudge, Animal Lives, in: History Today 54 (2004), H. 10, S. 21-26.
    62. Für eine detaillierte Auseinandersetzung mit Latour vgl. Pascal Eitler/Maren Möhring, Eine Tiergeschichte der Moderne: Theoretische Perspektiven, in: Traverse – Zeitschrift für Geschichte (2008), H. 3, S. 91-105.
    63. Jason C. Hribal, Animals, Agency, and Class: Writing the History of Animals from Below, in: Human Ecology Review 14 (2007), H. 1, S. 101-112; Clay McShane/Joel Tarr, The Horse in the City: Living Machines in the Nineteenth Century, New York 2007.
    64. Clemens Wischermann, Der Ort des Tieres in einer städtischen Gesellschaft, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte (2009), H. 2, S. 3-12 hier S. 11.
    65. Donna Haraway, The Companion Species Manifesto: Dogs, People, and Significant Otherness, Chicago 2003. Dazu: Eitler/Möhring, Eine Tiergeschichte der Moderne, S. 94f.
    66. Silke Bellanger/Katja Hürlimann/Aline Steinbrecher, Tiere – eine andere Geschichte, in: Traverse – Zeitschrift für Geschichte (2008), H. 3, S. 7-11, hier S. 9; Eitler/Möhring, Eine Tiergeschichte der Moderne.
    67. Gilles Deleuze/Félix Guattari, A Thousand Plateaus: Capitalism and Schizophrenia, Minneapolis 1987, S. 232ff.; Krebber/Roscher (Hrsg.), Tiere und Geschichtsschreibung, S. 5.
    68. Brett Mizelle, “A man quite as much of a show as his beasts”: James Capen ‘Grizzly’ Adams and the Making of Grizzly Bears, in: WerkstattGeschichte (2011), H. 56, S. 29-45.