1. Einleitung
In den letzten Jahrzehnten ging die Schere zwischen den Reichen und der übrigen Gesellschaft immer weiter auseinander. Dem World Inequality Report von 2022 zufolge, entfielen die Wohlstandszuwächse seit den 1990er-Jahren zu fast 40 Prozent auf die reichsten 1 Prozent der Weltbevölkerung, aber nur zu rund 2 Prozent auf die ärmsten 50 Prozent.[1] Vor diesem Hintergrund wurden Ungleichheit, Armut und Reichtum nicht nur von den Sozialwissenschaften und anderen Disziplinen als Forschungsthemen wiederentdeckt, sondern zuletzt auch von Historiker:innen. Schließlich zeigen die Trends der vergangenen Jahrzehnte, dass soziale Ungleichheit nicht bloß ein gesellschaftliches Problem der Gegenwart darstellt, sondern auf historischen Prozessen und Konstellationen beruht, die teilweise weit in die Geschichte zurückreichen.
Die historischen Dimensionen von „Reichtum“ beginnen damit, wie darüber zu unterschiedlichen Zeiten gedacht und gesprochen wurde. Schon in biblischen, antiken und mittelalterlichen Texten wurde Reichtum ambivalent beurteilt.[2] Zunehmende Kritik zogen die Privilegien der Reichen im Zuge der Aufklärung, der transatlantischen Revolutionen und der „sozialen Frage“ des 19. Jahrhunderts auf sich.[3] Ins 19. Jahrhundert fielen zudem die Anfänge der „Verwissenschaftlichung des Sozialen“ – der Beginn der empirischen Sozialforschung, die während der Nachkriegsjahrzehnte im 20. Jahrhundert zur vollen Entfaltung kam.[4] Durch ökonomische und soziologische Studien, Statistiken und Massenmedien wurde das Phänomen „Reichtum“ seit dieser Zeit deutlich greifbarer.
Doch das zunehmende Wissen offenbarte auch die klaffenden Wissenslücken, die bis in die Gegenwart immer wieder beklagt werden. So stellten britische Ökonomen 1961 fest, dass die Konzentration der hohen Vermögen fast überall auf der Welt von „statistischer Dunkelheit“ umhüllt sei.[5] Heute dagegen können wir Statistiken über „Reichtum“ auf Knopfdruck im Internet abrufen und unsere eigene Position in der Vermögensverteilung z.B. im „Spiegel“-Kalkulator online bestimmen.[6] Die verfügbaren Statistiken regen regelmäßig gesellschaftliche Debatten an – so wie die aktuelle Interpretation, dass gegenwärtig eine Rückkehr zu den extremen sozialen Verhältnissen des 19. Jahrhunderts festzustellen sei.[7]
Nicht nur das Wissen über „Reichtum“ ist historisch gewachsen, auch der Begriff selbst stellt ein kulturelles Konstrukt dar. Dieses Verständnis konnte man schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einem Konversationslexikon nachlesen: „Reichtum“ sei ein „relativer Begriff, welcher gegenüber den eigenen Bedürfnissen und dem Besitz anderer ein verhältnismäßig großes Vermögen bezeichnet“, ein Begriff, der aber „zeitlich und örtlich wandelbar“ sei.[8] Was „Reichtum“ ausmachte und was Zeitgenoss:innen darüber wussten und dachten, ist also historisch und kulturell variabel. Bei „Reichtum” handelt es sich in diesem Sinne sowohl um einen Quellenbegriff aus vergangenen Zeiten als auch um ein analytisches Konzept, das heutigen geschichtswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Forschungen zu diesem Thema zugrunde liegt, wie sie in diesem Artikel vorgestellt werden sollen.
Auf der ersten Ebene definiert sich „Reichtum“ durch zeitgenössische Erfahrungen, Praktiken, Diskurse, Wissensbestände und Sozialstrukturen. Auf der zweiten Ebene orientiert sich die Geschichtswissenschaft bei der Konzeptualisierung von „Reichtum“ vor allem an den Theorieangeboten der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die das Denken über „Reichtum“ seit dem 20. Jahrhundert immer mehr bestimmten und dabei selbst historische Entwicklungen durchliefen. Beim Thema „Reichtum“ drängt sich demnach eine interdisziplinäre Perspektive in doppeltem Sinne auf: Historiker:innen müssen nicht nur die Wissensstände der relevanten Nachbardisziplinen einbeziehen, sondern auch deren eigene Historizität in Rechnung stellen.
„Reichtum“ ist aber nicht nur als gesellschaftliches Konstrukt aufzufassen, sondern zugleich als Teil der materiellen Erfahrungswelt: In Villenvierteln wie Hamburg-Blankenese ist er in Stein gemeißelt, und die gesellschaftlichen Machtpositionen, die mit „Reichtum“ einhergehen, können spürbare Konsequenzen für die Lebensrealitäten der weniger privilegierten Bevölkerung haben.[9] Die materiellen und strukturellen Dimensionen und Entwicklungstrends von Reichtum sind Gegenstand einer umfangreichen sozialwissenschaftlichen, statistischen und sozialgeschichtlichen Forschung, die unter anderem die eingangs zitierten Zahlen hervorgebracht hat. Reichtum ist also sowohl auf einer „realhistorischen“ Ebene zu analysieren als auch auf symbolischen Ebenen mit Blick auf Diskurse und Repräsentationen.[10]
Wie „Reichtum“ historisiert werden kann, skizzieren die folgenden Abschnitte am Beispiel der deutschen Gesellschaft und mit einem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert, das nicht nur als Vorgeschichte aktueller Problemlagen besondere Relevanz besitzt, sondern auch die Sichtweisen von Historiker:innen auf das Thema maßgeblich geprägt hat.[11] Der Artikel konzentriert sich dabei auf Ungleichheitsverhältnisse innerhalb der deutschen Gesellschaft (within-country inequality) und geht weniger auf Diskussionen über Ungleichheiten zwischen ganzen Ländern und Weltregionen ein (cross-country inequality / global inequality), die einen eigenen Artikel erfordern würden, auch wenn beide Ebenen eng miteinander verzahnt sind.[12]
2. Definitionen von Reichtum
Die Konstruktion von „Reichtum“ beginnt bereits bei der Definition des Begriffs. Eine „objektive“ Definition von Reichtum existiert bis heute nicht, und keine Definition kann Allgemeingültigkeit beanspruchen, zumal jede auf unterschiedlichen normativen Festlegungen und theoretischen Perspektiven beruhen kann. Aus denselben Gründen sagen alle Definitionen allerdings viel über zugrunde liegende historische Wahrnehmungen und Normen aus – und nicht zuletzt auch über die diversen Akteure, die sich an den Deutungskämpfen beteiligt haben. Die interdisziplinäre Forschung geht schon seit langem davon aus, dass Auseinandersetzungen über die Definitionen von Reichtum als wichtiger „Bestandteil des Ungleichheitsgeschehens“ selbst anzusehen und in die Analyse einzubeziehen sind.[13]
Begriffsgeschichtliche Befunde legen nahe, dass „Reichtum“ fast durchgängig als Fremdzuschreibung verwendet wurde und kaum als Selbstbeschreibung. Hierauf wies Anfang der 1930er-Jahre bereits der Psychologe, Schriftsteller und Politiker Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi hin: „Fast niemand hält sich für reich. Für die meisten Menschen beginnt der Reichtum bei einem Einkommen, das ihr eigenes zehnmal übersteigt.“[14] Daneben ist zu berücksichtigen, dass der Begriff nicht für sich allein steht, sondern von einem größeren semantischen Feld mit Synonymen, Kollokationen und Assoziationen umgeben ist, das seinerseits historisch wandelbar ist. Hierzu zählten häufig Synonym-Begriffe wie Vermögen, Wohlstand, Eigentum oder Kapital, aber auch Begriffe wie Luxus, Privileg, Prestige oder auch Erbe. Als soziale Gruppe werden „die Reichen“ in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen auch als „Oberschicht“, „Elite“, „Bonzen“ oder als „die oberen Zehntausend“ bezeichnet; alternativ werden noch abstraktere Positionsbestimmungen wie „oben“ oder neuerdings das „obere 1 Prozent“ verwendet.[15]
Ansatzpunkte für begriffsgeschichtliche Analysen bieten historische Wörterbücher und Konversationslexika. Hierin wurde „Reichtum“ bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Geldbesitz gekoppelt, aber lange recht allgemein als „Überfluss“ beschrieben, bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Assoziation mit großen Vermögen stärker in den Vordergrund trat.[16] Um Bilder und Semantiken des Reichtums darüber hinaus zu rekonstruieren, ließen sich neben Wörterbüchern noch viele weitere Quellentypen heranziehen, beispielsweise aus den Massenmedien, der Belletristik, den bildenden Künsten oder der Populärkultur.
Im 20. Jahrhundert wurde der Begriff zunehmend von den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften geprägt, doch blieb die Definition von „Reichtum“ auch in diesen Disziplinen bis heute umstritten. In den Sozialwissenschaften konkurrieren seit langem qualitative und quantitative Ansätze. Aus der Perspektive der quantifizierenden Sozialstrukturanalyse kann „Reichtum“ heute als eine obere soziale Lage mit weit überdurchschnittlichen ökonomischen Ressourcen beschrieben werden.[17] Aus qualitativer Perspektive definiert sich „Reichtum“ nicht allein durch Geld, sondern auch durch nicht-monetäre Komponenten wie z.B. einen bestimmten Habitus und Lebensstil.[18]
Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht wiederum wird die Gruppe der „Reichen“ häufig mit den oberen 1 Prozent oder 10 Prozent in der Einkommens- und Vermögensverteilung gleichgesetzt oder als 200 Prozent bzw. 300 Prozent des Median-Einkommens definiert.[19] Insbesondere die letztgenannte Definition zog allerdings die Kritik auf sich, die Unterschiede zwischen „Wohlhabenden“, „Reichen“ und „Superreichen“ zu verwischen.[20] Wie sich an solchen Definitionsfragen öffentliche Kontroversen entzünden können, zeigte 2018 die Diskussion um den Millionär und CDU-Politiker Friedrich Merz, der sich nicht zur „reichen Oberschicht“ zählte, sondern zur „gehobenen Mittelschicht“.[21] Wie in diesem Fall basieren gesellschaftliche Selbstbeschreibungen und Debatten in der Regel auf Konzepten und Kategorien aus den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.[22] Die Geschichte der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema besitzt für die Historisierung von „Reichtum“ deshalb besondere Relevanz.
3. Interdisziplinäre Forschungen zu Reichtum
3.1 „Reichtum“ als Thema der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften entwickelte sich eine eigenständige Forschung zu „Reichtum“ erst im späten 20. Jahrhundert, doch kam das Thema als Aspekt der sozialen Ungleichheit zuvor immer wieder zur Sprache. In Marx’ Klassenkampftheorie des 19. Jahrhunderts bildete der Reichtum an Produktionsmitteln das zentrale Kriterium für die Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse der Kapitalbesitzer. Zu Fragen von Macht und Lebensstil von Vermögenden erschienen zudem schon im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sozialwissenschaftliche Klassiker von Thorstein Veblen, Werner Sombart, Georg Simmel und Max Weber, die spätere Forschungen inspirierten.[23] Allerdings mangelte es jahrzehntelang an empirischen Forschungen und statistischen Daten – auch wenn schon im deutschen Kaiserreich erste Millionärslisten und Steuerstatistiken existierten, auf die frühe Sozialstrukturanalysen zurückgreifen konnten.[24] Zudem lagen die Schwerpunkte der aufkommenden Sozial- und Wirtschaftswissenschaften lange woanders. So verzeichnete Charles Booth in seiner einzigartigen Sozialkartographie von London (1902/03) zwar auch die Wohnorte „der Reichen“, doch galt sein Hauptinteresse der Armut.[25] Bei der Analyse der Klassengesellschaft in Großbritannien schienen die Grenzen zur upper class so klar gezogen, dass Fragen zur working class und middle class deutlich mehr Aufmerksamkeit erhielten.[26]

Quelle: Wikimedia Commons [25.02.2028], public domain
Die Wissensproduktion zu Fragen von sozialer Ungleichheit nahm vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich zu. Durch transnationalen Austausch glichen sich Theorien und Themen dabei zunehmend an, doch folgten die Sozialwissenschaften lange nationalen Entwicklungspfaden, wie das Beispiel der Bundesrepublik zeigt.[27] In der Nachkriegszeit galt das Konzept der Klassengesellschaft zunächst als verpönt, und die westdeutsche Soziologie vernachlässigte die Sozialstrukturanalyse.[28] Zudem galt das Interesse vor allem der „Mitte“ der Gesellschaft und weniger den Rändern.[29] Seit Ende der 1950er-Jahre wurde die Diskussion über „Reichtum“ dann durch wirtschaftswissenschaftliche Studien belebt, welche die hohe Vermögenskonzentration in der Bundesrepublik aufzeigten.[30] Solche Befunde nährten während der 1960er-Jahre die neomarxistische Kritik an der Klassengesellschaft. Einflussreiche Vertreter der kritischen Theorie wie Jürgen Habermas sprachen von latenten „klassenspezifischen Unterschieden“ in der Bundesrepublik, boten jedoch kaum tiefergehende Sozialstrukturanalysen.[31]
In den 1970er-Jahren kehrte die Soziologie zu einer Schichtungstheorie zurück, in der Einkommen und Vermögen nur noch eine neben anderen Ungleichheitsdimensionen darstellten – zu denen nun auch race und gender gezählt wurden.[32] Die Relativierung der ökonomischen Dimension wurde in der Soziologie im Zuge der „kulturalistischen Wende“ seit Mitte der 1980er-Jahre noch weiter geführt, als Lebensstile, Konsumgewohnheiten und andere kulturelle Merkmale als soziale Marker in den Vordergrund traten.[33] Einer der Pioniere auf diesem Feld, der berühmte französische Soziologe Pierre Bourdieu, argumentierte, dass soziale Klassenlagen nicht nur durch akkumuliertes ökonomisches Kapital, sondern auch durch soziales und kulturelles Kapital bestimmt seien. Demnach definierte sich der soziale Status im Frankreich der 1960er-Jahre sowohl durch Geldbesitz als auch durch unterschiedliche Vorlieben beispielsweise für die klassische Oper oder für modernen Jazz.[34] In der Rezeption der Bourdieu’schen Feldtheorie wurde allerdings häufig übersehen, dass Bourdieu das ökonomische Kapital immer noch als die „dominierende Kapitalform“ bezeichnet hatte.[35]
Seit den 1990er-Jahren kam es schließlich zu einer Re-Ökonomisierung der Diskussion: Aufbauend auf einem internationalen Boom der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung zur Einkommens- und Vermögensungleichheit etablierte sich um die Jahrtausendwende eine eigenständige Forschung zum „Reichtum“.[36] Diese misst „Reichtum“ in erster Linie an hohen Einkommen und Vermögen, fragt aber auch nach qualitativen Aspekten wie den Alltagspraktiken, Beziehungsgeflechten und Machtpositionen „der Reichen“.[37] Dass gesellschaftlicher Einfluss nicht zuletzt durch großen Kapitalbesitz bedingt ist, hob auch die ebenfalls florierende Elitenforschung hervor.[38] In Anbetracht wachsender Vermögensungleichheit rund um den Globus bekräftigte die internationale Soziologie zuletzt wieder die überragende Bedeutung ökonomischen Kapitals.[39] Grundlegend hierfür waren nicht zuletzt die Forschungen führender Ökonomen wie Joseph E. Stiglitz, Anthony B. Atkinson und Thomas Piketty – sie trugen dazu bei, dass der „Reichtum“ der oberen 1 Prozent seit der Finanzkrise von 2008 mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhielt als jemals zuvor.[40]
Die statistischen Analysen Thomas Pikettys zeigen einen globalen Trend hin zu einer hyper-inegalitären Wirtschafts- und Sozialordnung: Nachdem „die Reichen“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen relativen Rückgang ihrer Positionen erlebten, holten sie diesen im Zuge der neoliberalen Wende seit den 1970er/80er-Jahren wieder auf.[41] In manchen Weltregionen kam es zu einem regelrechten Boom der Ungleichheit, wobei die steilen Anstiege der entsprechenden Werte in den USA und Großbritannien noch weit übertroffen wurden von der russischen Entwicklung zu einer hyperlibertären Oligarchie oder den extremen sozialen Verhältnissen in den Golfstaaten.[42]

Speziell in der Bundesrepublik zeigt sich bei den Spitzeneinkommen der oberen 1 Prozent nicht nur eine große Kontinuität über 1945 hinaus, sondern auch eine besonders hohe Konzentration, die seit den späten 1990er- und 2000er-Jahren weiter anstieg.[43] Statt der vermeintlichen Stabilität der Ungleichheitsverhältnisse, von denen in sozialgeschichtlichen Analysen häufig die Rede war, deuten neuere statistische Studien schon für die Zeit des „Wirtschaftswunders“ auf eine zunehmende Spreizung der Einkommen hin.[44] Bei der Analyse nach Dezilen zeigen sich seit Mitte der 1980er-Jahre erneut überproportionale Einkommenszuwächse bei den reichsten 10 Prozent.[45]
Auch im Hinblick auf die Vermögensungleichheit ist im 20. Jahrhundert in vielen westlichen Gesellschaften zunächst ein relativer Rückgang und seit den 1980er-Jahren ein deutlicher Wiederanstieg zu verzeichnen.[46] Im internationalen Vergleich wies die Bundesrepublik durchgehend eine besonders hohe Vermögenskonzentration auf: 1960 ermittelte der Ökonom Wilhelm Krelle, dass 1,7 Prozent der Bevölkerung ganze 35 Prozent des Produktivvermögens besaßen, und für 2019 ergab der verbesserte SOEP (Sozio-oekonomisches Panel)-Survey für die oberen 1 Prozent wiederum einen Anteil von 35 Prozent, allerdings am Gesamtvermögen.[47] Bei den oberen 1 Prozent handelt es sich überwiegend um Unternehmer und nicht nur in Deutschland disproportional häufig um weiße Männer, wie neue Forschungen gezeigt haben, die mittlerweile für Fragen nach intersektionalen Ungleichheitsverhältnissen sensibilisiert sind.[48]

Die steigende Tendenz bei der Konzentration der Einkommen und Vermögen hat auch historische Gründe.[49] Hierzu zählen vor allem die ungleichen Wirkungen von Erbschaften, die bestehende Disparitäten durch Prozesse der Vermögensakkumulation langfristig reproduzieren und verstärken.[50] Die Effekte dieser weit zurückreichenden Akkumulationsprozesse sind an Jahr für Jahr steigenden Gesamtvolumina von Erbschaften ablesbar.[51] Dies war freilich eine westdeutsche Entwicklung, während der Vermögensbildung im Staatssozialismus enge Grenzen gesetzt waren, was bis heute eine wichtige historische Ursache für weiter bestehende Ungleichheiten zwischen west- und ostdeutschen Privathaushalten ist.[52]

Im Westen wiederum potenzierte das Aufkommen des digitalen Finanzmarktkapitalismus seit den 1970er/80er-Jahren die Möglichkeiten zur Anhäufung von Vermögen.[53] Solche Einsichten unterstreichen nicht nur die überragende Bedeutung von Vermögen als Quelle des Reichtums und die Rolle der Familie, sondern haben in den Sozialwissenschaften auch das Bewusstsein für die Relevanz historischer Prozesse für heutige Ungleichheitsverhältnisse verstärkt – der britische Soziologe Mike Savage zum Beispiel spricht in diesem Zusammenhang vom „Gewicht der Vergangenheit“.[54]
Neben der ökonometrischen Forschung fächerte sich seit den 1990er-Jahren auch die qualitative Reichtumsforschung immer weiter auf.[55] Diese fragt zunächst nach dem heterogenen Sozialprofil und den Sozialbeziehungen der Reichen sowie nach Herkunft, Verwendung und Erhaltung ihres Reichtums.[56] In Hinblick auf ihr Handeln wurde in manchen Studien ihr gesellschaftliches Engagement betont, in anderen ihr klimafeindliches Konsumverhalten.[57] Zur Einbettung in die jeweilige Wirtschafts- und Sozialordnung wurde das Konzept der Reichtumskultur vorgeschlagen – eine historisch wandelbare Matrix sozialer Normen und Konventionen, die bestimmen, wie Reichtum in der Gesellschaft legitimiert und repräsentiert werden kann.[58]
Dass sich Reiche durch demonstrative Lebensstile und Konsumpraktiken distinguieren, zeigen kultursoziologische Forschungen: Dabei orientieren sich die Reichen nicht nur an gesellschaftlichen Normen, sondern können diese auch selbst prägen, insbesondere im Zeitalter von Massenmedien und Social Media.[59] Ein Beispiel für solche Leitbilder sind Selbstinszenierungen bestimmter Körperästhetiken wie gebräunte Haut und gebleichte Zähne, die Gesundheit, Wohlstand und Leistungsfähigkeit demonstrieren sollen.[60] Umgekehrt wird durch Umfrageforschung und Medienanalysen untersucht, wie Reiche in der breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen und dargestellt werden.[61] Allerdings liegen bislang vergleichsweise wenige sozialwissenschaftliche Umfragen über die Einstellungen breiterer Bevölkerungsgruppen gegenüber den „Reichen“ vor, was die späte Entwicklung des Forschungsinteresses an diesem Thema widerspiegelt.[62]
Sowohl die Symbolik als auch die Materialität von Reichtum offenbart sich in der Sozialgeografie, in der sich Reiche in Villenvierteln oder Gated Communities abschotten und zunehmend auch den übrigen Wohnungsmarkt als Investoren beherrschen.[63] Nicht nur wegen ihrer Kontrolle über Städte wie London sind „die Superreichen“ als eigene Gruppe in den Fokus der Forschung gerückt.[64] Daneben stellt sich auch die Frage, inwieweit sie ihre ökonomische Macht in politischen Einfluss ummünzen können und damit Demokratien unterlaufen oder das kapitalistische System zu ihren Gunsten verändern.[65]
Die gesellschaftliche Stellung der Reichen und Superreichen basiert laut Thomas Piketty in historischen Ungleichheitsregimen auf veränderbaren Konstellationen in der Eigentumsordnung, dem Steuerregime, dem Bildungssystem und der politischen Kultur.[66] Neben den Bedingungsfaktoren für Reichtum innerhalb von Nationalstaaten werden auch die grenzüberschreitenden Bewegungen, Praktiken und Netzwerke der Reichen untersucht, denen sich im Zuge des Globalisierungsschubs seit den 1990er-Jahren neue Entfaltungsmöglichkeiten eröffneten.[67] Diese werden in engem Zusammenhang mit dem Wachstum des Finanzsektors betrachtet, das mit dem Anstieg der Ungleichheit in vielen Gesellschaften korreliert, auch weil Beschäftigte und Manager im Finanzsektor Spitzeneinkommen kassierten.[68] Inwieweit diese Entwicklungen auch zur Entstehung einer neuen globalen Wirtschaftselite geführt haben, bleibt allerdings umstritten.[69]
3.2 Historische Forschung
Während sich in den Sozialwissenschaften seit den 1990er-Jahren ein eigenes Forschungsfeld zu „Reichtum“ etablierte, blieb eine solche Entwicklung in den Geschichtswissenschaften lange aus. In den historischen Wissenschaften westlicher Staaten entstanden eher kompartmentalisierte nationale und zeitlich versetzte Forschungsinteressen und Zugänge zu dem Thema. Wichtige Impulse gingen dabei von Forschungen in den USA aus, die „Reichtum“ im Rahmen der neu entstandenen „Historical Sociology“ in den 1960er-Jahren als eigenes Thema und als Sozialphänomen entdeckten.[70] In diesem Kontext erschienen nicht nur zahlreiche Studien zu reichen Individuen, Familien oder Dynastien,[71] sondern auch verstärkt interdisziplinäre Reflexionen darüber, welche Rolle Vermögensungleichheit für die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt spielte.[72] Arbeiten von Historikern wie Frederic Cople Jaher, Edward Pessen oder historisch arbeitende Ökonomen wie Lee Soltow setzten sich auch aus historischer Perspektive mit Klassenfragen auseinander und verstanden „Reichtum“ in diesem Kontext als zentrales Strukturmerkmal von Gesellschaften, das expliziter erforscht werden sollte.[73]
Angeregt von den Studien in den USA begannen sich dann in den späten 1970er- und verstärkt in den 1980er-Jahren auch europäische Wissenschaftler:innen mit „Reichtum“ intensiver auseinanderzusetzen, insbesondere Sozialhistoriker:innen in Frankreich und Großbritannien. Einen zentralen Beitrag hierzu leistete der aus den USA stammende und dort auch ausgebildete Historiker William D. Rubinstein, der in den 1970er-Jahren zunächst in England, dann Australien, später schließlich in Wales lehrte.[74] Er veröffentlichte nicht nur eigene Studien, die qualitative und quantitative Ansätze verbanden, sondern begann auch vergleichende Perspektiven einzubeziehen und Wissenschaftler:innen aus Frankreich, Italien und den USA ins Gespräch zu bringen.[75]
Eine wichtige Grundlage für diese Forschungen stellten vor allem quantitative Daten wie Reichenlisten, Nachlassakten oder Personenstandsdaten aus öffentlichen Meldeämtern dar. Auch wenn bereits zu dieser Zeit eine problematische Datenlage zu „Reichtum“ beklagt wurde,[76] ließen die Quellen detaillierte Aussagen zu: Sie zeigten die extreme Zunahme von Vermögensbesitz diesseits und jenseits des Atlantiks seit den 1880er-Jahren, die Binnenstrukturen des Vermögens in Großbritannien, vor allem das Verhältnis von Landbesitz und anderen Kapitalsorten, sowie die Sozialstrukturen der vermögenden Klasse. Im Hinblick auf den letzteren Ansatz lag ein besonderer Fokus auf Fragen der Konfession, was sicher auch mit dem akademischen Hintergrund vieler einschlägiger Autor:innen in den Jewish Studies zusammenhing.[77] Ein weiteres Kennzeichen dieser Forschungen war, dass sich viele Studien noch bis in die 1990er-Jahre auf die Epoche zwischen 1870 und 1914 konzentrierten, in der nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa die großen Vermögen entstanden waren.[78]
Dieselbe Konzentration auf die Zeit vor 1918 lässt sich auch für die deutsche historische Forschung feststellen, die vereinzelt in den späten 1980er- und dann verstärkt in den 1990er-Jahren an die Forschungen aus Großbritannien und den USA anknüpfte. Wichtige Beiträge entstanden zum großen Teil in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – im Unterschied zu den geschilderten Entwicklungen in den Sozialwissenschaften und der historischen Forschung in den USA und Großbritannien, allerdings kaum im Rahmen eines eigenen Forschungsfelds, sondern eher als beiläufiges Thema in verschiedenen Forschungskontexten. Die historische Wissenschaft überließ das Feld gerade in der Bundesrepublik der 1960er- bis in die 2000er-Jahre eher den Journalisten und Journalistinnen. In anekdotisch geprägten und auf einzelne Biografien zugeschnittenen Porträts veröffentlichten sie zahlreiche Bücher für ein breites Publikum zu Themen, die nun als Quelle einer neuen historischen Reichtumsforschung historisiert werden können.[79] In geschichtswissenschaftlichen Arbeiten war Reichtum vielmehr als Rahmenbedingung personalisierter Geschichten präsent, wie beispielweise in Studien zu Unternehmer:innen, Bürger:innen oder Mitgliedern des Adels, oder als wichtiges Merkmal einer Sozialstruktur im Rahmen von Forschungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte.
Einen wichtigen Beitrag hierzu lieferte die Bürgertums- und Adelsforschung, die sich mit der Frage von Elitenbildung beschäftigte und hierbei auch familiensoziologische und mikrohistorische Perspektiven einband.[80] Heinz Reif prägte für die Adelsgeschichte den Begriff einer „Sozialgeschichte von Oben“.[81] Die (kollektiv-)biografiegeschichtlichen Zugriffe auf Individuen, Familien oder Dynastien der Bürgertumsforschung rückten in diesem Kontext Fragen nach dem sozialen Zusammenhalt, der Lebensführung, den gemeinsamen Werten einzelner sozialer Akteursgruppen sowie ihrer Abgrenzung zueinander in den Mittelpunkt.[82]
Die Arbeiten lieferten damit bereits wichtige Perspektiven, auch wenn „Reichtum“ vordergründig als zentrale Differenzierungskategorie zwischen dem Besitz- und dem Bildungsbürgertum sowie dem Adel fungierte und nicht als eigenes Strukturmerkmal in den Blick geriet. Fragen nach Klassenbildung und Sozialstrukturen spielten hierbei keine „nennenswerte Rolle“,[83] und nur selten erweiterten die Arbeiten den Blick auf das 20. Jahrhundert. Ein deutlicher Schwerpunkt lag auf der Sozialstruktur vermögender Unternehmer während der Kaiserzeit.[84] Nicht zuletzt als Erklärungsansatz der viel diskutierten „Sonderwegsthese“ gingen diese Arbeiten der Bedeutung der Feudalisierung des Bürgertums nach und diskutierten in diesem Kontext die Bedeutung ökonomischen Kapitals.[85]
Basis dieser Studien war das von Rudolf Martin 1912 herausgegebene „Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen“.[86] Arbeiten von Hartmut Kaelble,[87] Hartmut Berghoff[88] oder Willi A. Boelcke[89] konnten daran eindrücklich zeigen, dass die reichste Gruppe um 1900 sich aus Unternehmern zusammensetzte, die einen „eigenen Lebensstil“ herausbildeten, der sich sowohl vom klassischen Bürgertum als auch vom Adel unterschied, und die – anders als lange Zeit angenommen – gerade nicht in den Adel strategisch einheirateten. Hartmut Berghoff prägte in diesem Kontext 1995 den Begriff der Vermögenseliten.[90] Nicht die Bürgerlichkeit, sondern den ökonomischen Besitz verstand er hierbei als Kennzeichen einer sozialen Gruppe und verschob damit den Fokus hin zu der Frage, welche Rolle Reichtum und Vermögen für diese Klasse spielten.[91]
Berghoff griff damit ein Thema auf, das schon in der Dissertation von Dolores Augustine eine zentrale Rolle spielte.[92] Obwohl die 1994 erschienene Arbeit Teil eines von Hartmut Kaelble geleiteten Forschungsprojekts zu Millionären war, wurde sie in der Rezeption bezeichnenderweise nicht in den Kontext der Studien aus den USA und Großbritannien aus derselben Zeit eingeordnet und kaum als Beitrag zur Geschichte der Vermögensungleichheit oder sozialen Mobilität gelesen, sondern weiterhin als Beitrag zur Bürgertumsforschung verstanden.[93] Solche frühen systematischen Bemühungen, die auch vergleichend argumentierten und sich an Ergebnissen der internationalen historischen und soziologischen Reichtumsforschung der 1990er-Jahre orientierten, blieben aber die Ausnahme und wurden zudem nicht als Perspektiven der Zeitgeschichte übernommen und methodisch weiterentwickelt.
Reichtum als Strukturmerkmal einer Ungleichheitsgeschichte rückte parallel zu solch einer stark an Akteursgruppen interessierten Forschung ebenfalls in den 1990er-Jahren in den Blick: auf der einen Seite in quantitativen Analysen von Wirtschaftshistoriker:innen zu den Vermögensverhältnissen,[94] auf der anderen Seite als Perspektive einer Gesellschaftsgeschichte, wie sie sich aus der in den 1960er- und 1970er-Jahren entstandenen „Bielefelder Schule“ heraus entwickelt hatte.[95] Reichtum war hierbei Teil eines größeren Ungleichheitsgeschehens, das Reflexionen über gesellschaftliche Positionen und Macht einschloss. Hartmut Kaelble widmete sich in verschiedenen Publikationen diesem Thema, zog auch immer wieder internationale, europäische und transatlantische sowie diachrone Vergleiche. Mit Blick auf Europa beschreibt er die 1950er- bis 1970er-Jahre als eine Zeit abnehmender Ungleichheit, die seit den 1980ern von einer „Ära der Wiederzunahme“ abgelöst wurde.[96] Hans-Ulrich Wehler wiederum hat die stabile und hohe Konzentration der Einkommens- und Vermögensungleichheit in der gesamten Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland betont.[97] In solchen Analysen übernahmen Historiker:innen die von den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften produzierten Sozialdaten häufig weitgehend unhinterfragt, bis sich in jüngster Zeit eine kritischere Auffassung etablierte (vgl. auch unten, 4.4).[98]
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die deutsche Geschichtswissenschaft lange Zeit aus den in den Sozialwissenschaften geführten Begriffs- und Definitionsdebatten auffällig herausgehalten hat. Dies gilt nicht nur für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, sondern insbesondere für die Kulturgeschichte, die Fragen nach sozialen Ungleichheiten als Thema aus ihren Analysen lange Zeit ausgegrenzt hatte.[99] Erst Anfang der 2010er-Jahre setzten Diskussionen über das Sozialphänomen unter Historiker:innen als ein eigenes Forschungsfeld ein. Es wurden Themenhefte[100] und Sammelbände[101] zu Reichtum herausgegeben, Konferenzen[102] und Sektionen beim Historikertag[103] zum Thema veranstaltet, und die sechsten Schweizerischen Geschichtstage 2019 waren sogar explizit diesem Begriff gewidmet.[104] Es entsteht derzeit ein immer vielfältiger werdendes Forschungsfeld, das auch den Dialog zwischen den einzelnen Subdisziplinen der Geschichtswissenschaft sucht und produktiv nutzt. Im Folgenden sollen vier aktuelle Zugänge zu dem Themenfeld „Reichtum“ vorgestellt werden, die für die Geschichtswissenschaften produktive zukünftige Perspektiven eröffnen.
4. Aktuelle Ansätze einer historischen Reichtumsforschung
4.1 Wissen und Wissenschaften
Gesellschaftliche Diskurse über Reichtum bauten insbesondere im 20. Jahrhundert häufig auf Wissensbeständen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auf, die einflussreiche Bilder bestehender Sozialordnungen produzierten.[105] Besondere Bedeutung kam dabei Statistiken über die personelle Einkommens- und Vermögensverteilung zu, die es ermöglichten, Reichtum zu vermessen und sichtbar zu machen. Die produzierten Zahlen wurden indes nicht nur von zeitgenössischen Kommentator:innen aufgegriffen, sondern auch von späteren Historiker:innen, welche die Daten nutzten, um historische Sozialstrukturen zu rekonstruieren.
In jüngster Zeit hat sich indes eine kritischere Auffassung durchgesetzt.[106] Demnach stellen Statistiken keine „objektiven“ Messungen dar, sondern sind komplexe zeitgenössische Konstrukte, die von der jeweiligen Gesellschaft geprägt werden und zugleich das Bild der Gesellschaft von sich selbst prägen (Co-Konstruktion von Statistik und Gesellschaft).[107] Zudem weisen sie häufig Defizite auf, besonders im Bereich des Reichtums, der in freiwilligen Haushalts-Surveys häufig unterschätzt wurde.[108] Solche Einsichten haben Historiker:inen dafür sensibilisiert, dass historische Sozialdaten nicht nur eingehender Quellenkritik bedürfen, sondern mit ganz eigenen interessanten Geschichten verbunden sind und selbst relevante Forschungsgegenstände darstellen.
Hierzu hat sich eine Forschungsperspektive entwickelt, die sich mit Fragen und Methoden der Wissensgeschichte zur Analyse der gesellschaftlichen Produktion und Zirkulation von Wissen über Sozialstrukturen und Ungleichheitsverhältnisse auseinandersetzt.[109] So wurde in einer neuen Studie zu Großbritannien herausgearbeitet, dass die Wissensproduktion über ökonomische Ungleichheit von wandelbaren Wissensregimen abhing: Die Vermessung der Vermögenskonzentration wurde hier erst während der Hochphase sozialdemokratischer Politik in den 1970er-Jahren entschieden vorangetrieben, ab 1979 unter Thatcher aber wieder eingeschränkt.[110] Auch zur deutschen Geschichte liegen bereits Forschungsergebnisse vor. Hier ermöglichte die Einführung von Einkommens- und Vermögensteuern seit dem 19. Jahrhundert nicht nur die Generierung umfassenden Regierungswissens, sondern auch „eine sehr viel präzisere Quantifizierung von Armut und Reichtum als zuvor“; zudem befeuerte das Wissen über die Umverteilungseffekte der Steuerpolitik die öffentlichen Debatten über eine gerechtere Gesellschaftsordnung.[111] Eine ähnliche Wirkung bezweckte der Regierungsbeamte und Publizist Rudolf Martin, als er von 1911 bis 1914 auf der Basis von Steuerstatistiken detaillierte Listen von Millionären veröffentlichte.[112]
In der Bundesrepublik blieb die Zahl der Millionäre lange unbekannt und das Wissen über die Vermögenskonzentration sehr lückenhaft, bis seit den späten 1950er-Jahren detaillierteres Wissen verfügbar wurde und öffentliche Debatten angestoßen worden.[113] Die Hauptquellen, die Einkommens- und Verbrauchsstichproben (seit 1962/63) sowie die Vermögensteuerstatistik, waren jedoch in puncto Reichtum nur begrenzt aussagekräftig, und der Staat investierte zunächst kaum in Verbesserungen.[114] Auch die vorhandenen Statistiken über Vermögenstransfers durch Erbschaften waren „dürftig“, obwohl sie größere Trends wie das ansteigende Erbvolumen anzeigten.[115] Zwar ebbte das öffentliche Interesse an der Vermögensverteilung in den 1970er-Jahren wieder ab, doch wurden in den 1980er-Jahren u.a. mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP, ab 1984) wichtige Grundlagen für die heutige Reichtumsforschung geschaffen.[116] Die Debatten um Reichtum wurden also lange von weitreichendem Nichtwissen geprägt – ähnlich wie auf anderen Themenfeldern der sozialen Ungleichheit wie zum Beispiel der gesundheitlichen Ungleichheit, wie weitere Forschungen zeigen.[117]

4.2 Diskurse und Repräsentationen
Viele neuere Studien nehmen massenmediale Repräsentationen und Diskurse in den Blick, die im 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle bei der gesellschaftlichen Wahrnehmung von „Reichtum“ spielten. Diese Studien fassen Massenmedien als wichtige meinungsbildende Institutionen auf, welche die sozialen Vorstellungswelten von Reichtum in der Öffentlichkeit nicht nur ausstellten, sondern eben auch aushandelten und darauf zurückwirkten.[118] So konnte die Historikerin Anne Kurr anhand der Debatten um Vermögensverteilung und Vermögenspolitik in der Bundesrepublik zeigen, dass es Phasen intensiver und weniger intensiver Auseinandersetzungen gab und vor allem wie eng dabei die Diskurse in verschiedenen Arenen verbunden waren: Wissenschaftlich generiertes Wissen, massenmediale Repräsentationen und politisches Handeln hingen miteinander zusammen und reagierten aufeinander. Gerade zu Beginn der 1960er-Jahre kam es nach einer verstärkten Berichterstattung zu einer politischen Auseinandersetzung mit Vermögensungleichheit und Reichtum. Das Finanzministerium finanzierte sogar wissenschaftliche Studien, die jedoch nicht zu Gesetzesänderungen führten. Denn die Phase der intensiven Auseinandersetzung endete mit der Wirtschaftskrise 1973/74 – und damit auch das politische Interesse an der Analyse ungleicher Vermögensverhältnisse.[119] Der Historiker Ronny Grundig machte ebenfalls deutlich, dass über die Erbschaftspolitiken in den 1960er- und 1970er-Jahren intensiv öffentlich diskutiert wurde, diese Diskussionen aber ebenfalls nur zu einer „moderaten Anpassung“ in der Steuerpolitik unter der sozialliberalen Koalition führten.[120]
Gerade die Analysen der massenmedialen Diskurse weisen zudem darauf hin, wie zentral die Sichtbarkeit bzw. die Sichtbarmachung von „Reichtum“ und damit die Visualität des Sozialphänomens ist. Georg Simmel und auch Thorstein Veblen betonten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, dass Reichtum ein soziales Demonstrationsphänomen sei: Viele aus dieser Gruppe wollten zeigen, dass sie zu den Reichen gehörten.[121] Mit dem Sozialphänomen sind insbesondere bestimmte Konsumpraktiken verbunden, was nicht zuletzt an der Visualität von Reichtum in Fotografien mit Booten, Villen und Autos deutlich wird. Dabei konnten neuere Arbeiten zeigen, dass diese Sichtbarkeit von Reichtum und der darin zum Ausdruck kommende starke Repräsentationswillen gerade in Deutschland nicht selten mit Strategien der Unsichtbarmachung und der Zurückhaltung einhergingen.[122]
Solche Selbstinszenierungen korrespondierten stets mit normativen Fremdwahrnehmungen der „Reichen“ in der übrigen Gesellschaft. Wie neuere Forschungen zeigen, wandelten sich gesellschaftliche Einstellungen zu Reichtum im Lauf der Zeit. Im Mittelalter galt übermäßiger Reichtum oft als moralisch fragwürdig, doch genossen Reiche hohes Ansehen, wenn sie sich großzügig zeigten, insbesondere in Krisenzeiten. Die Bereitschaft reicher Eliten, zum Gemeinwohl beizutragen, habe in der Moderne aber zunehmend abgenommen, wie der Wirtschaftshistoriker Guido Alfani mit Blick auf die Finanzkrise 2008 oder die COVID-19-Pandemie argumentiert.[123] Wie Fremdzuschreibungen und Repräsentationsarbeit als Bestandteile von „Reichtumskulturen“ zusammenwirkten, bedarf weiterer Forschung.[124] Auch liegen bisher wenige Arbeiten dazu vor, die solche Inszenierungen mit Blick auf Geschlecht oder Ethnizität lesen oder die eine Verbindung zur Körpergeschichte explorieren.[125] Dies scheint ein lohnendes Forschungsfeld zu sein, das in Zukunft noch weitere Aufmerksamkeit verdient.
4.3 Alltagspraktiken und Geldpraktiken
An die Diskussionen zur Entwicklung der Einkommens- und Vermögensungleichheit seit dem 19. Jahrhundert, die vor allem der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty angestoßen hat, schloss sich in den letzten Jahren die Frage an, wie es zu einer solchen Konzentration von Vermögen über Jahrhunderte kommen konnte. Schließlich konnte auch Guido Alfani zeigen, dass die Konzentration von Reichtum bei einer kleinen Elite ein konstantes Muster in der westlichen Geschichte bildete. Es habe zwar vorübergehende Einschnitte gegeben – etwa durch die Pest im Mittelalter oder die beiden Weltkriege –, aber langfristig seien die Reichen stets in der Lage gewesen, ihre Vormachtstellung immer wieder zurückzugewinnen. Die dominierenden Formen des Wohlstands hätten sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, von Landbesitz im Mittelalter über Handel und Industrie in der Moderne bis hin zu Technologie- und Finanzwirtschaft in der Gegenwart. Die Frage, wie es gelang, Vermögenswerte über lange Zeiträume und Umbruchphasen hinweg zu erhalten, lenkt den Blick auf die Praktiken und Mechanismen der Vermögensbewahrung. Während die Juristin Katharina Pistor die Rolle des Rechts bei der Vermögenssicherung betont und danach fragt, inwieweit juristische Akteure entscheidenden Anteil daran hatten,[126] wiesen andere in ihren Studien auf die Bedeutung von Erbschaften hin.[127]
Erbschaft ist zweifelsohne ein wichtiger Motor von Ungleichheit und widerspricht zudem in besonderer Weise dem Leistungsideal der bürgerlichen Gesellschaft.[128] Derzeit entwickeln sich unterschiedliche Perspektiven auf dieses Thema auch in der Geschichtswissenschaft. In den Blick geraten Fragen nach Steuerpolitiken genauso wie Praktiken der Erbregelung sowie quantitative Analysen zur Verteilung von Erbschaften im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Erbschaft wird hierbei ganz gezielt nicht als ein kurzer Zeitraum von Vermögensübertragung verstanden, sondern auch als langfristiger Prozess der Vermögenssicherung. Dabei scheint besonders interessant, dass Vermögende offenbar einen deutlich größeren Handlungsspielraum hatten und sich in ihren Erbübertragungen deutlich von anderen Gesellschaftsteilen unterschieden. Während etwa die untere Hälfte der Bevölkerung bis heute ohnehin kaum über nennenswerte Vermögen verfügt, unterschieden sich die Vermögensportfolios reicher Personen zum einen in ihrer Zusammensetzung und den enthaltenen Vermögensformen. Zum anderen verfügen Reiche auch über die nötigen Mittel, um Dienstleistungen spezialisierter Rechtsanwält:innen und Berater:innen in Anspruch zu nehmen, so dass sie vielfältige Strategien entwickeln konnten, um ihr Vermögen zu bewahren und eine möglichst verlustlose Weitergabe zu gewährleisten, zum Beispiel durch Stiftungen, Trusts und Nachlassplanungen.[129]

Die Historikerin Simone Derix nahm das Vermögenshandeln der Familie Thyssen in den Blick und konnte daran exemplarisch zeigen, wie es diesen auf der einen Seite durch internationale Vernetzung, auf der anderen Seite durch professionelle Hilfe von „Hidden Helpers“,[130] d.h. einer Vorform von Vermögensberatern, gelang, über die Zäsuren des 20. Jahrhunderts hinweg Vermögen zu akkumulieren und zu bewahren. Solche Formen von strategischen Erbschafts- und Vermögenspraktiken zeigten sich auch für weniger exponierte Familien, die Steuergesetze steuervermeidend auslegen konnten und nicht zuletzt von der Internationalisierung der Finanzindustrie im 20. Jahrhundert profitierten.[131] Solche Befunde scheinen besonders interessant, da große Erbschaftsreformen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts größtenteils ausblieben, auch wenn es Gesetzesmodifikationen durch einen Wandel des Familienverständnisses gab.[132] Inwiefern solche Geldpraktiken der Vermögenssicherung auch Normen und Vorstellungen über Reichtum selbst prägen, sind Fragen, die zukünftig ergiebige Forschungsperspektiven für die Zeitgeschichte eröffnen.[133]
Ein zweiter Fokus jüngerer Forschung liegt auf den Alltagspraktiken und den Lebenswelten meist einzelner vermögender Familien. Hierbei wird nicht nur die Mobilität der Reichen in den Blick genommen, sei es durch internationalen Immobilienbesitz, saisonale Aufenthaltsorte[134] oder die Bewegungsmittel,[135] sondern auch das lokale Handeln und damit verbundene Distinktionsprozesse.[136] Besonders interessant ist, dass einige Studien dabei auch den Blick über demokratische und kapitalistische Gesellschaften hinaus erweitern. So liegen bereits erste Ergebnisse zu den deutschen Diktaturen vor, die den kulturell konstruierten Charakter von „Reichtum“ in besonderer Weise unter Beweis stellen und dieses Sozialphänomen damit nicht nur als eine Form von ökonomischem Besitz, sondern auch als Handlungs- und Gestaltungsmacht verstehen.[137] Trotz der Betonung von Unterschieden beim Konsum oder bei den gesellschaftlichen und politischen Legitimitätsvorstellungen konnten solche Arbeiten ebenfalls die sozialen Schließungsmechanismen dieser sozialen Gruppe aufzeigen, die sich an historisch gewachsenen Praktiken des „bürgerlichen Wertehimmels“ orientierten.[138]
4.4 Sozialdaten und Sozialstrukturen
Mit der Analyse materieller Lebenswelten verbinden sich Fragen nach materiellen Ungleichheitsverhältnissen und Sozialstrukturen. Hierzu ist die Forschung auf historische Sozialdaten angewiesen, bei denen es sich, wie bereits dargelegt, um kulturelle Konstrukte der jeweiligen Zeit handelt. Während es in der oben diskutierten Forschung (4.1) vor allem darum geht, die Genealogien und diskursiven Wirkungen dieser Konstrukte zu analysieren, geht es bei der historischen Sozialstrukturanalyse um die materiellen, also die quasi „realen“ sozialen Verhältnisse. Schließlich gehen Historiker:innen davon aus, dass historische Statistiken trotz ihres Konstruktionscharakters einen gewissen „Realitätsgehalt“ besitzen und für sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Analysen vergangener Sozialstrukturen unverzichtbar bleiben.[139] So wurde festgestellt, dass historische Vermögensteuerstatistiken „ein erhebliches Erkenntnispotential“ bieten, um die langfristige Entwicklung von Reichtum, Vermögensformen und das Sozialprofil der Reichen im 20. Jahrhundert zu analysieren.[140] Mit ähnlichen administrativen Datenquellen rekonstruierte die Sozialhistorikerin Sonja Niederacher die Vermögensverhältnisse der reichen Minderheit unter der jüdischen Bevölkerung Wiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[141]
Insbesondere die detaillierten Täterdokumente der nationalsozialistischen Enteignungspolitik ab 1938 bieten eine große Datenfülle, die auch genderspezifische Muster der Vermögensakkumulation erkennbar werden lässt und gleichzeitig antisemitische Klischees widerlegt. Zuletzt wurden auch bislang ungenutzte Erbschaftsteuerakten vermehrt verwendet, um neue Einblicke in die Vermögensverteilung in diversen Gesellschaften zu gewinnen.[142] Weitere aktuelle Forschungen zu sozialen Ungleichheiten stützten sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), das auch für die historische Reichtumsforschung genutzt werden könnte.[143] Für diese bietet das anhaltende Forschungsinteresse an historischen Sozialdaten vielfältige Anschlussmöglichkeiten.[144]
Daneben floriert eine rege Forschung an der Schnittstelle von Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaften zu strukturellen Trends in der ökonomischen Ungleichheit, die große Berührungspunkte mit dem neuen Forschungsinteresse an Reichtum aufweist. Hierzu zählt u.a. die Forschung von Thilo Albers, Charlotte Bartels und Moritz Schularick, die Trends in der Vermögenskonzentration in Deutschland im 20./21. Jahrhundert untersucht haben.[145] Ihre Analyse zeigt eine Abmilderung der Vermögensungleichheit in der Zeit vom Ersten Weltkrieg bis in die frühe Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg, bevor es zu einem deutlichen Wiederanstieg der Vermögenskonzentration seit den 1990er-Jahren kam. Die Entwicklungen auf der materiellen Ebene mit der Geschichte kultureller Praktiken und Diskurse in Verbindung zu bringen, wäre eine Aufgabe für die künftige historische Forschung.
5. Schluss
Bis in die jüngste Zeit spielte „Reichtum“ in der Geschichtswissenschaft eine eher beiläufige Rolle. Reiche tauchten zwar immer wieder in Gestalt von Herrschern oder Unternehmern auf, doch ihr Reichtum stand nicht im Zentrum des geschichtswissenschaftlichen Interesses. Mit Aufkommen der modernen Sozialgeschichte entwickelte sich ein verstärktes Forschungsinteresse an Fragen der sozialen Ungleichheit, das auch den Blick auf die Spitzen der Einkommens- und Vermögenspyramiden lenkte, allerdings beschränkte sich der Fokus weitgehend auf sozialstrukturelle Perspektiven. Seit den 2010er-Jahren haben Historiker:innen die soziale Ungleichheit schließlich auch als kulturhistorisches Thema wiederentdeckt, und damit zugleich die Geschichte des Reichtums.
Die neue kulturhistorische Forschung zu sozialer Ungleichheit und Reichtum lehnt sich eng an sozialwissenschaftliche Forschungen an; zugleich gehört die Historisierung der sozialwissenschaftlichen Wissensproduktion zum Forschungsprogramm, das auf der Prämisse aufbaut, dass „Reichtum“ ein kulturelles Konstrukt darstellt. Dementsprechend kombiniert die neue historische Reichtumsforschung wissensgeschichtliche, diskursgeschichtliche, praxeologische und sozialgeschichtliche Ansätze. Sie historisiert das sozialwissenschaftliche und statistische Wissen, durch das Reichtum sichtbar gemacht wurde oder bei fehlendem Wissen unsichtbar blieb; sie rekonstruiert die kulturellen Images von Reichtum sowie die politischen Diskurse, durch die Reichtum legitimiert oder in Frage gestellt werden konnte; sie beleuchtet die Lebenswelten und die Praktiken, die reiche Eliten anwandten, um ihren Reichtum und Einfluss zu erhalten und auszubauen. Damit wird zugleich deutlich, dass Reichtum nicht nur auf symbolischen Ebenen zu untersuchen ist, sondern auch auf materiellen Ebenen: Die strukturellen Trends in der Entwicklung von Reichtum sind Gegenstand aktueller sozialhistorischer, wirtschaftsgeschichtlicher und ökonomischer Forschungen.
Diese verschiedenen Ansätze weiterzuentwickeln und miteinander in Verbindung zu bringen, wäre Aufgabe künftiger Forschungen. Dabei gilt es, verschiedene regionale, nationale, transnationale und globale Skalen in den Blick zu nehmen. Zugleich müsste die Forschung auch intersektionale Perspektiven einnehmen, indem sie Reichtum nach class, race und gender sowie weiteren möglichen kategorialen Ungleichheiten wie disabiliy, age, sex untersucht. Die historische Forschung kann dabei wichtige Beiträge zum Verständnis vergangener und gegenwärtiger Gesellschaften erbringen. Den starken Anstieg der ökonomischen Ungleichheit und den Aufstieg der Superreichen in vielen Gesellschaften seit den 1980er/90er-Jahren aus historischen Perspektiven zu untersuchen, kann wichtige Prozesse in der Vorgeschichte der Gegenwart erhellen.
Durch das Phänomen der „Emissions Inequality“ – also die breit dokumentierte Tatsache, dass Reiche für gewöhnlich viel mehr Energie konsumieren und Emissionen produzieren als weniger wohlhabende Haushalte und Individuen – ist Reichtum zugleich mit einem der drängendsten Probleme der heutigen Welt eng verknüpft, der Klimakrise.[146] Schließlich kann die neue historische Reichtumsforschung auch die gesellschaftlichen und politischen Einflussmöglichkeiten beleuchten, die sich aus hohem ökonomischen Kapital ergeben. In einer Zeit, in der ökonomische Macht zunehmende Bedeutung erlangt hat, kann es zur gesellschaftlichen Relevanz der Zeitgeschichte als Disziplin beitragen, wenn sie Reichtum konzeptionell und empirisch noch stärker bedenkt.
Anmerkungen
[1] Lucas Chancel u.a., World Inequality Report 2022, https://wir2022.wid.world/ [05.02.2025].
[2] Vgl. Petra Schulte/Peter Hesse (Hrsg.), Reichtum im späten Mittelalter. Politische Theorie – Ethische Norm – Soziale Akzeptanz, Stuttgart 2015.
[3] Siehe dazu u.a. Pierre Rosanvallon, The Society of Equals, Cambridge, Mass./London 2013.
[4] Vgl. Lutz Raphael, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen als methodische und konzeptionelle Herausforderung für eine Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996), S. 165-193, hier S. 168, 177; Christian Neuhäuser, Reichtum als moralisches Problem, Berlin 2018, S. 17f. Siehe auch Hagen Krämer, Reichtum in der ökonomischen Theorie, in: Nikolaus Dimmel/Julia Hofmann/Martin Schenk/Martin Schürz (Hrsg.), Handbuch Reichtum. Neue Erkenntnisse aus der Ungleichheitsforschung, Innsbruck 2017, S. 118-138, hier S. 119.
[5] Harold Lydall/D.G. Tipping, The Distribution of Personal Wealth in Britain, in: Oxford Bulletin of Economics and Statistics 23 (1961), S. 83-104, hier S. 83.
[6] Siehe den „Spiegel“-Gehaltsrechner, https://interactive.spiegel.de/int/pub/ressort/wirtschaft/tools/iw-obere-10-prozent/v0/index.html [25.02.2025]; siehe auch die viel genutzte World Inequality Database (seit 2011), https://wid.world/wid-world/ [25.02.2025].
[7] Thomas Piketty, Capital and Ideology, Cambridge, Mass./London 2020.
[8] Meyers Konversationslexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens, 4. Aufl., Bd. 13, Leipzig/Wien 1890, S. 689. Eine ähnliche Formulierung findet sich noch im Jahr 1907: Meyers Großes Konversationslexikon, 16. Band Leipzig 1907, S. 746. Vereinzelt wird zur Jahrhundertwende auch das Adverb erfasst; siehe beispielsweise: Moritz Heyne, Deutsches Wörterbuch, Zweiter Band, Leipzig 1906, S. 67: „Reich: mächtig, viel besitzend“.
[9] Vgl. Christoph Weischer, Stabile UnGleichheiten. Eine praxeologische Sozialstrukturanalyse, Wiesbaden 2022, S. 561.
[10] Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland, München 2013, S. 39f.
[11] Vgl. Hans Günter Hockerts, Zeitgeschichte in Deutschland. Begriff, Methoden, Themenfelder, in: Historisches Jahrbuch 113 (1993), S. 98-127, hier S. 124, online unter https://epub.ub.uni-muenchen.de/4659/1/4659.pdf [25.05.2025].
[12] Vgl. Branko Milanovic, Global Inequality: A New Approach for the Age of Globalisation, Cambridge/Mass. 2016; Weischer, Stabile UnGleichheiten.
[13] Eva Barlösius, Kämpfe um soziale Ungleichheit. Machttheoretische Perspektiven, Wiesbaden 2004, S. 10. Weiterführend: dies., Die Macht der Repräsentation: Common Sense über soziale Ungleichheiten, Wiesbaden 2005.
[14] Richard Nikolaus Coudenhove, Los vom Materialismus!, Wien/Leipzig 1931, S. 138-143, hier S. 138.
[15] Siehe auch das Themenheft der Bundeszentrale für politische Bildung: Oben – Mitte – Unten. Zur Vermessung der Gesellschaft, Bonn 2015, https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/1576_Oben_Mitte_Unten_ba.pdf [25.02.2025].
[16] „Wer nun mehr hat, als er wahrscheinlich braucht, der ist reich, folglich bestehet der Reichthum in einem Uberflusse.“ Johann Heinrich Zedler, Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Zünfte, Leipzig/Halle 1739, S. 198, online unter https://www.zedler-lexikon.de/. Reichthum 1. „Der Zustand, da etwas in Menge, in Überfluß vorhanden ist.“ Joachim Heinrich Lampe, Wörterbuch der deutschen Sprache, Braunschweig 1809, S. 797, online unter https://archive.org/details/bub_gb_pJREAAAAcAAJ/page/1/mode/2up. Siehe auch Heinrich August Pierer, UniversalLexikon der Gegenwart und Vergangenheit oder neuestes enzyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, Bd. 24, Altenburg 1844, S. 400, online unter https://archive.org/details/universallexiko02piergoog [alle 25.05.2025]. Sowie schon sehr früh bei: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig/Halle 1732-1754, Bd. 31, Art. Reichthum, S. 198-212.
[17] Siehe Weischer, Stabile UnGleichheiten, S. 1ff., 561-564.
[18] So Wolfgang Lauterbach/Miriam Ströing, Wohlhabend, Reich und Vermögend – Was heißt das eigentlich?, in: Thomas Druyen u.a. (Hrsg.), Reichtum und Vermögen. Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Reichtums- und Vermögensforschung, Wiesbaden 2009, S. 13-28, hier S. 24.
[19] Siehe z.B. Piketty, Capital and Ideology, S. 670ff. Die letztgenannte Definition wird z.B. in den Armuts- und Reichtumsberichten der Bundesregierung verwendet; https://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Indikatoren/Reichtum/Einkommensreichtum/einkommensreichtum.html [25.02.2025].
[20] Vgl. Christoph Butterwegge, Umverteilung des Reichtums, Köln 2024.
[21] „Im Bild-Talk bestätigt: Merz ist Millionär“, in: Bild, 14.11.2018; https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/friedrich-merz-der-millionaer-der-sich-zur-oberen-mittelschicht-zaehlt-58420590.bild.html [25.02.2025].
[22] Vgl. Christiane Reinecke/Thomas Mergel (Hrsg.), Das Soziale ordnen. Sozialwissenschaften und gesellschaftliche Ungleichheit im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2012.
[23] Vgl. Otto Penz, Zur ästhetischen Symbolisierung von Reichtum, in: Dimmel u.a. (Hrsg.), Handbuch Reichtum, S. 468-480.
[24] Vgl. u.a. Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 5: Bundesrepublik und DDR 1949-1990, München 2008, S. 111f.
[25] Thames & Hudson Ltd. in Kooperation mit der London School of Economics and Political Science, Charles Booth’s London Poverty Maps, London 2009.
[26] Vgl. Mike Savage u.a., Social Class in the 21st Century, London 2015, S. 31f.
[27] Vgl. Christiane Reinecke/Thomas Mergel, Das Soziale vorstellen, darstellen, herstellen: Sozialwissenschaften und gesellschaftliche Ungleichheit im 20. Jahrhundert, in: dies. (Hrsg.), Das Soziale ordnen, S. 7-30, hier S. 26-30.
[28] Vgl. u.a. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 5, S. 112f.
[29] Vgl. Reinecke/Mergel, Das Soziale vorstellen, darstellen, herstellen, S. 16f.
[30] Vgl. dazu Anne Kurr, Verteilungsfragen. Wahrnehmung und Wissen von Reichtum in der Bundesrepublik (1960-1990), Frankfurt a.M. 2022, S. 86ff., 98ff.
[31] Vgl. Christoph Butterwegge, Die zerrissene Republik: wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland, Weinheim 2020, S. 95ff., 101; Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 5, S. 112.
[32] Vgl. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 5, S. 112f.
[33] Vgl. ebd., S. 113f.
[34] Vgl. Savage, Social Class in the 21st Century, S. 46ff.
[35] Vgl. Christoph Butterwegge, Ungleichheit in der Klassengesellschaft, Köln 2020, S. 52.
[36] Vgl. Druyen u.a. (Hrsg.), Reichtum und Vermögen; Dorothee Spannagel, Reichtum in Deutschland – sozialwissenschaftliche Perspektiven, in: Eva Gajek/Anne Kurr/Lu Seegers (Hrsg.), Reichtum in Deutschland. Akteure, Räume und Lebenswelten im 20. Jahrhundert, Göttingen 2019, S. 348-362, hier S. 351f.
[37] Vgl. ebd., S. 356; siehe u.a. auch Nicole Burzan/Berthold Vogel, Reichtum. Ein Forschungsessay, in: Soziopolis. Gesellschaft beobachten, 13.7.2023, S. 2, online unter https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/88487/sopolis-reichtum.pdf?sequence=-1&isAllowed=y&lnkname=sopolis-reichtum.pdf [25.02.2025].
[38] Vgl. u.a. Butterwegge, Ungleichheit, S. 62f.
[39] Siehe dazu Mike Savage, The Return of Inequality. Social Change and the Weight of the Past, Cambridge, Mass./London 2021, S. 67.
[40] Vgl. Pedro Ramos Pinto, Inequality by Numbers: The Making of a Global Political Issue?, in: Christian Olaf Christiansen/Steven L.B. Jensen (Hrsg.), Histories of Global Inequality. New Perspectives, Basingstoke 2019, S. 107-128.
[41] Piketty, Capital and Ideology, S. 420f.
[42] Vgl. die Länderstudien bei Piketty, Capital and Ideology.
[43] Vgl. Charlotte Bartels, Top Incomes in Germany, 1871-2014, in: The Journal of Economic History 79 (2019) 3, S. 669-707, online unter https://www.econstor.eu/bitstream/10419/222930/1/2019Bartels%20Top%20incomes%20in%20Germany%201871-2014%20AV.pdf [25.02.2025].
[44] Vgl. Charlotte Bartels/Theresa Neef, Die Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland, in: Wirtschaftsdienst 104 (2024), Heft 7, S. 441-447, online unter https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2024/heft/7/beitrag/die-einkommens-und-vermoegensverteilung-in-deutschland.html [25.02.2025].
[45] Vgl. Weischer, UnGleichheiten, S. 541, 545. Wehler ging in seiner Gesellschaftsgeschichte noch von weitgehender Stabilität auf hohem Niveau bis in die 1990er-Jahre aus; Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 5, S. 119-124.
[46] Vgl. Piketty, Capital and Ideology, S. 423.
[47] Vgl. Kurr, Verteilungsfragen, S. 103; Carsten Schröder u.a., MillionärInnen unter dem Mikroskop: Datenlücke bei sehr hohen Vermögen geschlossen – Konzentration höher als bisher ausgewiesen, DIW Wochenbericht 29 (2020), S. 511-521, https://www.diw.de/de/diw_01.c.793802.de/publikationen/wochenberichte/2020_29_1/millionaerinnen_unter_dem_mikroskop__datenluecke_bei_sehr_ho___geschlossen______konzentration_hoeher_als_bisher_ausgewiesen.html [25.02.2025]. Beim Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) handelt es sich um eine seit 1984 durchgeführte Langzeitstudie, die neben der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts als wichtigster Haushaltssurvey und Hauptquelle für soziale Trends in der Bundesrepublik gilt: https://www.diw.de/de/diw_01.c.412809.de/sozio-oekonomisches_panel__soep.html [25.02.2025].
[48] Vgl. Bartels, Top Incomes, S. 700; Savage, Return of Inequality, S. 199; Céline Bessière/Sibylle Gollac, The Gender of Capital. How Families Perpetuate Wealth Inequality, Cambridge., Mass./London 2023.
[49] Vgl. Markus M. Grabka/Christoph Halbmeier, Vermögensungleichheit in Deutschland bleibt trotz deutlich steigender Nettovermögen anhaltend hoch, DIW Wochenbericht 40 (2019), S. 735-745, https://www.diw.de/de/diw_01.c.679909.de/publikationen/wochenberichte/2019_40_1/vermoegensungleichheit_in_deutschland_bleibt_trotz_deutlich_steigender_nettovermoegen_anhaltend_hoch.html#section2 [25.02.2025].
[50] Vgl. Jürgen Dinkel, Alles bleibt in der Familie. Erbe und Eigentum in Deutschland, Russland und den USA seit dem 19. Jahrhundert, Köln 2023; Jens Beckert, Erben in der Leistungsgesellschaft, Frankfurt a.M. 2013, S. 221f.
[51] Vgl. Anita Tiefensee/Markus Grabka, Das Erbvolumen in Deutschland dürfte um gut ein Viertel größer sein als bisher angenommen, DIW Wochenbericht 27 (2017), https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.560982.de/17-27-3.pdf [25.02.2025].
[52] Christoph Lorke, Von alten und neuen Ungleichheiten. „Armut“ in der Vereinigungsgesellschaft, in: Thomas Großbölting/Christoph Lorke (Hrsg.), Deutschland seit 1990. Wege in die Vereinigungsgesellschaft, Stuttgart 2017, S. 271-294; Grabka/Halbmeier, Vermögensungleichheit.
[53] Vgl. Thomas Piketty, Capital in the Twenty-First Century, Cambridge, Mass./London 2014; Philip Mader u.a. (Hrsg.), The Routledge International Handbook of Financialization, London 2020.
[54] Vgl. Savage, Return of Inequality, S. 98f.
[55] Vgl. Dimmel u.a. (Hrsg.), Handbuch Reichtum.
[56] Vgl. Burzan/Vogel, Reichtum; Wolfgang Lauterbach/Thomas Druyen/Matthias Grundmann (Hrsg.), Vermögen in Deutschland. Heterogenität und Verantwortung, Wiesbaden 2011.
[57] Vgl. Thomas Druyen (Hrsg.), Vermögenskultur. Verantwortung im 21. Jahrhundert, Wiesbaden 2011; Sighard Neckel, Zerstörerischer Reichtum. Wie eine globale Verschmutzerelite das Klima ruiniert, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 68 (2023), 4, S. 47-56, online unter https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/april/zerstoererischer-reichtum [25.02.2025].
[58] Vgl. Alexander Ebner/Jens Becker, Reichtumskulturen. Eine wirtschaftssoziologische Perspektive (2011), https://silo.tips/download/reichtumskulturen-eine-wirtschaftssoziologische-perspektive [25.02.2025].
[59] Vgl. Penz, Symbolisierung von Reichtum.
[60] Ebd.
[61] Siehe Hanna Lierse/Patrick Sachweh/Nora Waitkus (Hrsg.), Special Issue on Wealth, Inequality and Redistribution in Capitalist Societies, in: Social Justice Research 35 (2022), H. 4.
[62] Vgl. u.a. Frank Trentmann, Out of the Darkness. The Germans 1942-2022, London 2023, S. 614.
[63] Vgl. Cornelia Dlabaja, Abschottung von oben: die Hierarchisierung der Stadt, in: Dimmel u.a. (Hrsg.), Handbuch Reichtum, S. 481-495.
[64] So u.a. Rowland Atkinson, Alpha City. How London was Captured by the Super-Rich, London 2020.
[65] Vgl. Harald Trabold, Reichtum macht Politik, in: Dimmel u.a. (Hrsg.), Handbuch Reichtum, S. 402-415; Sighard Neckel, The Refeudalization of Modern Capitalism, in: Journal of Sociology 56 (2020), H. 3, S. 472-486; Hans Lukas Richard Arndt, Linking Wealth and Power. Unity and Political Action of the World's Wealthiest Capitalist Families and the Corporate Elite, Köln 2023, online unter https://kups.ub.uni-koeln.de/70612/1/Dissertation.pdf [25.02.2025].
[66] Piketty, Capital and Ideology, S. 1-4.
[67] Siehe u.a. Savage, Return of Inequality, S. 117ff.; Peter A. Berger/Anja Weiß (Hrsg.), Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden 2008.
[68] Vgl. Olivier Godechot, Financialization and the Increase in Inequality, in: Mader u.a. (Hrsg.), Handbook of Financialization, S. 413-424.
[69] Vgl. Morten Reitmayer, Eliten, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 18.02.2022; http://docupedia.de/zg/Reitmayer_eliten_v2_de_2022 [25.02.2025], hier Fußnote 38 und 39.
[70] Ein früher Beitrag ist die Arbeit von Pitirim Sorokin, auf welche die späteren Arbeiten auch stets referierten: Pitirim Sorokin, American Millionaires and Multi-Millionaires; A Comparative Statistical Study, in: Journal of Social Forces 3 (1925), H. 4, S. 627-640.
[71] So u.a. Edward Pessen, Jacksonian America: Society, Personality and Politics, Champaign 1985 [zuerst 1969]; Joseph J. Thorndike, The Very Rich. A History of Wealth, New York 1976.
[72] Frühe Beispiele: Sidney W. Ratner, New Light on the History of Great American Fortunes, New York 1953, online unter https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=uc1.b3899407&seq=25 [25.02.2025]; Edward Pessen, The Egalitarian Myth and the American Social Reality: Wealth, Mobility and Equality in the „Era of the Common Man“, in: The American Historical Review 76 (1971), H. 4, S. 989-1034; Stanley Lebergott, Are The Rich Getting Richer? Trends in U.S. Wealth Concentration, in: The Journal of Economic History 36 (1976), H. 1, S. 147-162; Michael Hout, Review: Hard Data on the Rich and the Super Rich, in: Contemporary Sociology 11 (1982), H. 6, S. 656-658.
[73] Lee Soltow (Hrsg.), Six Papers on the Size Distribution of Wealth and Income, New York/London 1969, online unter https://www.nber.org/books-and-chapters/six-papers-size-distribution-wealth-and-income [25.02.2025]; ders., Men and Wealth in the United States 1850-1870, New Haven 1975; ders., Distribution of Wealth and Income in the United States in 1798, Pittsburgh 1989; Edward Pessen, Riches, Class and Power. America before the Civil War, Lexington 1973; Frederic Cople Jaher, The Rich, the Well Born, and the Powerful: Elites and Upper Classes in History, Illinois 1975; ders., The Urban Establishment. Upper Strata in Boston, New York, Charleston, Chicago and Los Angeles, New York 1982.
[74] William D. Rubinstein, Occupations among British Millionaires, 1857-1969, in: Review of Income and Wealth 17 (1971), H. 4, S. 375-378, online unter https://www.roiw.org/1971/375.pdf [25.02.2025]; ders., Men of Property: The Very Wealthy in Britain since the Industrial Revolution, New Brunswick 1981; ders., Britain’s Elites in the Inter-War Period, 1918-1939: Decline or Continued Ascendancy?, in: British Scholar 3 (2010), H. 1, S. 5-23.
[75] William D. Rubinstein, Wealth and The Wealthy in the Modern World, London 1980.
[76] Vgl. William D. Rubinstein, New Men of Wealth and the Purchase of Land in Nineteenth-Century Britain, in: Past & Present 92 (1981), S. 125-147, online unter https://ia601402.us.archive.org/12/items/rubinstein-w-d-j-auth-new-men-of-wealth-and-the-purchase-of-land/Rubinstein%2C_W_D_j_auth_New_Men_of_Wealth_and_the_Purchase_of_Land.pdf [25.02.2025]; ders., Who Were the Rich?, Vol. 1-5, Brighton 2017ff.; Philip Beresford/William D. Rubinstein, The Richest of the Rich. The Wealthiest 250 People in Britain since 1066, Petersfield 2011.
[77] William D. Rubinstein, Jewish Top Wealth-Holders in Britain, 1809-1909, in: Jewish Historical Studies 37 (2001), S. 133-161; Rubinstein, Britain’s Elites; Werner Eugen Mosse, The German-Jewish Economic Élite 1820-1935. A Socio-Cultural Profile, Oxford/New York 1989.
[78] Vgl. Dolores Augustine, Patricians and Parvenus: Wealth and High Society in Wilhelmine Germany, Oxford/Providence 1994; siehe auch dies., The Business Elites of Hamburg and Berlin, in: Central European History 24 (1991), H. 2, S. 132-146; dies., Arriving in the Upper Class. The Wealthy Business Elite of Wilhelmine Germany, in: David Blackbourn/Richard J. Evans (Hrsg.), The German Bourgeoisie (Routledge Revivals). Essays on the Social History of the German Middle Class from the Late Eighteenth to the Early Twentieth Century, London 2014, S. 46-86.
[79] So zum Beispiel: Michael Jungblut, Die Reichen und die Superreichen in Deutschland, Frankfurt a.M. 1971; Eva Maria Gajek, Reichtum und Reiche in der Bundesrepublik der 1960er Jahre. Eine Dialektik von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, in: Werkstatt Geschichte 73 (2017): Themenheft: Reichtum, hg. v. Winfried Süß/Jochen Johrendt, S. 51-70, online unter https://werkstattgeschichte.de/wp-content/uploads/2017/05/WG73_051-070_GAJEK_REICHTUM.pdf [25.02.2025].
[80] Siehe hierzu auch die Arbeiten aus der Reihe „Elitenwandel in der Moderne“: Gabriele Clemens/Dietlind Hüchtker/Martin Kohlrausch/Stephan Malinowski/Malte Rolf (Hrsg.), Elitenwandel in der Moderne/Elites and Modernity, Oldenbourg, die bisher 26 Bände umfasst; Heinz Reif (Hrsg.), Adel und Bürgertum in Deutschland; Bd. 1: Entwicklungslinien und Wendepunkte im 19. Jahrhundert, Berlin 2000; ders. (Hrsg.), Adel und Bürgertum in Deutschland; Bd. 2: Entwicklungslinien und Wendepunkte im 20. Jahrhundert, Berlin 2001; ders., Adel. Aristokratie, Elite. Sozialgeschichte von Oben, Berlin 2016. Als mikrohistorische Studie ausgesprochen anregend: Heinz Reif, Das Tiergartenviertel. Geselligkeit und Gesellschaft in Berlins „Neuem Westen“ um 1900, in: ders., Adel, Aristokratie, Elite, S.149-179; Stephan Malinowski, Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus, Frankfurt a.M. 2004.
[81] Reif, Adel, Aristokratie, Elite.
[82] Siehe Morten Reitmayer, Bankiers im Kaiserreich. Sozialprofil und Habitus der deutschen Hochfinanz, Göttingen 1999; Heinz Reif, Metropolenkultur und Elitenbildung, in: ders., Adel, Aristokratie, Elite, S. 179-228; Andreas Fahrmeir, Das Bürgertum des „bürgerlichen Jahrhunderts“. Fakt oder Fiktion?, in: Heinz Bude/Joachim Fischer/Bernd Kauffmann (Hrsg.), Bürgerlichkeit ohne Bürgertum. In welchem Land leben wir?, Paderborn 2010, S. 23-32; Werner Plumpe/Jörg Lesczenski (Hrsg.), Bürgertum und Bürgerlichkeit zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Mainz 2009.
[83] Friedrich Lenger/Dietmar Süß, Soziale Ungleichheit in der Geschichte moderner Industriegesellschaften, in: Archiv für Sozialgeschichte 54 (2014), S. 3-24, hier S. 11, online unter https://library.fes.de/pdf-files/afs/bd54/afs-54-2014-01-lenger-suess.pdf [25.02.2025].
[84] Siehe z.B. Hans Pohl/Werner Eugen Mosse (Hrsg.), Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, Zeitschrift für Unternehmensgeschichte Beiheft 64, Stuttgart 1992.
[85] Vgl. Hartmut Berghoff, Aristokratisierung des Bürgertums? Zur Sozialgeschichte der Nobilitierung von Unternehmern in Preußen und Großbritannien 1870 bis 1918, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG) 81 (1994), H. 2, S. 178-204; ders./Roland Möller, Wirtschaftsbürger in Bremen und Bristol. Ein Beitrag zur komparativen Unternehmerforschung, in: Hans-Jürgen Puhle (Hrsg.), Bürger in der Gesellschaft der Neuzeit. Wirtschaft – Politik – Kultur, Göttingen 1991, S. 156-177.
[86] Vgl. Eva Maria Gajek, Sichtbarmachung von Reichtum: Das Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen, in: Archiv für Sozialgeschichte 54 (2014), S. 79-108, online unter https://library.fes.de/pdf-files/afs/bd54/afs-54-2014-04-gajek.pdf [25.02.2025].
[87] Hartmut Kaelble, Wie feudal waren die deutschen Unternehmer im Kaiserreich? Ein Zwischenbericht, in: Richard Tilly (Hrsg.), Beiträge zur quantitativen vergleichenden Unternehmensgeschichte, Stuttgart 1985, S. 148-171, online unter https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/34074/ssoar-1985-kaelble-Wie_feudal_waren_die_deutschen.pdf [25.02.2025].
[88] Berghoff, Vermögenseliten. Siehe auch: Berghoff, Adel und Industriekapitalismus.
[89] Willi A. Boelcke, Millionäre in Württemberg. Herkunft – Aufstieg – Traditionen, Stuttgart 1997.
[90] Berghoff, Vermögenseliten.
[91] Hartmut Kaelble, Eine europäische Gesellschaft? Beiträge zur Sozialgeschichte Europas vom 19. bis ins 21. Jahrhundert, Göttingen 2020, S. 61.
[92] Augustine, Patricians.
[93] Siehe beispielsweise die Rezensionen von Thomas Rohkrämer: ders., Reviews: Dolores L. Augustine, Patricians and Parvenus: Wealth and High Society in Wilhelmine Germany, in: European Historical Quarterly 27 (1994), H. 2, S. 268-270; sowie die von Michael Epkenhans, in: Militärische Zeitschrift 58 (1999), H. 1, S. 256f.
[94] Siehe Toni Pierenkemper, Einkommens- und Vermögensverteilung, in: Gerold Ambrosius/Dietmar Petzina/Werner Plumpe (Hrsg.), Moderne Wirtschaftsgeschichte. Eine Einführung für Historiker und Ökonomen, München 2006, S. 257-281; Toni Pierenkemper, Wirtschaftsgeschichte. Eine Einführung – oder: wie wir reich wurden, München/Wien 2005.
[95] So z.B. Y. S. Brenner/Hartmut Kaelble/Mark Thomas (Hrsg.), Income Distribution in Historical Perspective, Cambridge/New York 1991.
[96] Hartmut Kaelble, Mehr Reichtum, mehr Armut. Soziale Ungleichheit in Europa vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Frankfurt a.M. 2017, S. 103.
[97] Wehler, Die neue Umverteilung.
[98] So Rüdiger Graf/Kim Christian Priemel, Zeitgeschichte in der Welt der Sozialwissenschaften. Legitimität und Originalität einer Disziplin, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 59 (2011), H. 4, S. 479-508, online unter https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/vfzg.2011.0026/html [25.02.2025].
[99] Vgl. Lenger/Süß, Soziale Ungleichheit, S. 14; Thomas Mergel, Gleichheit und Ungleichheit als zeithistorisches und soziologisches Problem, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 10 (2013), H. 2, https://zeithistorische-forschungen.de/2-2013/4598 [03.03.2025].
[100] Siehe beispielsweise: Werkstatt Geschichte 73 (2017): Reichtum, https://werkstattgeschichte.de/editorial/reichtum/?highlight=reichtum [25.02.2025]; Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (GWU) 70 (2019), H. 11/12: Reichtumsgeschichte.
[101] Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum; Eva Maria Gajek/Christoph Lorke (Hrsg.), Soziale Ungleichheit im Visier: Wahrnehmung und Deutung von Armut und Reichtum seit 1945, Frankfurt a.M. 2016; Petra Schulte/Peter Hesse (Hrsg.), Reichtum im späten Mittelalter. Politische Theorie – Ethische Norm – Soziale Akzeptanz, Stuttgart 2015; Ernst Bruckmüller (Hrsg.), Armut und Reichtum in der Geschichte Österreichs, Wien 2010.
[102] Siehe hier beispielsweise die Konferenzen: Universität Münster: Soziale Ungleichheit im Visier. Images von „Armut“ und „Reichtum“ in West und Ost nach 1945, 27/28.11.2014; Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, 18./19.02.2016: Reichtum in Deutschland – Akteure, Netzwerke und Lebenswelten im 20. Jahrhundert; DFG-Netzwerk „Erbfälle und Eigentumsordnungen seit 1800“ an der Universität Leipzig, 15.-17.03.2023: Das Wissen vom Erben und Vererben. Perspektiven und Quellen seit 1800; Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg, 05.10.2023: Reich werden – und bleiben?! Strategien nachhaltigen Investierens in epochen- und disziplinenübergreifender Perspektive.
[103] Historikertag 2021: Deutungskämpfe über Reichtum im 20. Jahrhundert: Die feinen Unterschiede der feinen Leute, Sektionsleitung: Eva Maria Gajek/Alexandra Przyrembel; Historikertag 2018: The Global Knowledge of Divided Societies. Sektionsleitung: Christoph Lorke/Felix Römer; Historikertag 2014: Reichtum. Zur Geschichte einer umstrittenen Sozialfigur, Sektionsleitung: Winfried Süß und Jochen Johrendt.
[104] 5. Schweizerische Geschichtstage: Reichtum/Richesse, 7.-9.6.2019, Universität Zürich.
[105] Vgl. Reinecke/Mergel, Das Soziale vorstellen, darstellen, herstellen.
[106] Siehe Graf/Priemel, Zeitgeschichte in der Welt der Sozialwissenschaften.
[107] Vgl. Ann Rudinow Sætnan/Heidi Mork Lomell/Svein Hammer (Hrsg.), The Mutual Construction of Statistics and Society, New York 2010.
[108] Vgl. Spannagel, Reichtum, S. 358f.
[109] Pedro Ramos Pinto/Poornima Paidipaty, Themenheft: Measuring Matters, in: History of Political Economy 52 (2020), H. 3.
[110] Römer, Inequality Knowledge: Felix Römer, Inequality Knowledge. The Making of the Numbers about the Gap between Rich and Poor in Contemporary Britain, Berlin/Boston 2024.
[111] Vgl. Marc Buggeln, Das Versprechen der Gleichheit. Steuern und soziale Ungleichheit in Deutschland von 1871 bis heute, Berlin 2022, S. 23ff., 887ff.
[112] Vgl. Gajek, Sichtbarmachung von Reichtum.
[113] Vgl. Kurr, Verteilungsfragen, S. 81ff.
[114] Vgl. Kurr, Verteilungsfragen, S. 251ff, 261ff.
[115] Vgl. Ronny Grundig, Vermögen vererben. Politiken und Praktiken in der Bundesrepublik und Großbritannien 1945-1990, Göttingen 2022, S. 112f.
[116] Vgl. Kurr, Verteilungsfragen, S. 261ff., 266ff.
[117] Siehe dazu Eva Gajeks abgeschlossenes Habilitationsprojekt: „Auf der Suche nach den Reichen. Eine Wissens- und Wahrnehmungsgeschichte von Reichtum im langen 20. Jahrhundert in Deutschland“, https://www.mpifg.de/1152724/gajek-das-obere-1-prozent [25.02.2025]; vgl. Felix Römer, Soziale Ungleichheit in der Pandemie. Warum Deutsche weniger darüber wissen als Briten, in: Geschichte der Gegenwart, 03.03.2021, https://geschichtedergegenwart.ch/soziale-ungleichheit-in-der-pandemie-armutsstatistiken-in-deutschland-und-grossbritannien/ [25.02.2025].
[118] Siehe Lorke/Gajek, Soziale Ungleichheit im Visier.
[119] Vgl. Kurr, Verteilungsfragen.
[120] Grundig, Vermögen vererben.
[121] Georg Simmel, Philosophie des Geldes, Frankfurt a.M. 1989 [zuerst 1900], online unter https://archive.org/details/philosophiedesg00simmgoog/mode/2up [25.02.22025]; Thorstein Veblen, Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen, Frankfurt a.M. 1997 [zuerst 1899].
[122] Vgl. Gajek, Reichtum.
[123] Guido Alfani, As Gods Among Men: A History of the Rich in the West, Princeton 2023.
[124] Siehe dazu Eva Maria Gajek, Die feinen Unterschiede der Emigration. Begegnung von Reichtumskulturen in den USA der 1930er und 1940er-Jahre, in: GWU 70 (2019), H. 11/12, S. 642-660.
[125] Besonders hervorzuheben ist Martin Lüthe, Bedrooms, Bathrooms, and Beyond? MTV Cribs, Hip Hop und Reichtumsperformanzen im privaten Kabelfernsehen in den 2000er Jahre, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum, S. 272-288.
[126] Katharina Pistor, The Code of Capital. How the Law Creates Wealth and Inequality, Princeton 2019.
[127] Siehe u.a. Jens Beckert, Durable Wealth: Institutions, Mechanisms, and Practices of Wealth Perpetuation, in: Annual Review of Sociology 48 (2022), S. 233-255; Daria Tisch/Emma Ischinsky, Top Wealth and its Historical Origins: Identifying Entrenched Fortunes by Linking Rich Lists over 100 Years, in: Socius: Sociological Research for a Dynamic World 9 (2023), S. 1-15, online unter https://journals.sagepub.com/doi/epub/10.1177/23780231231192774 [25.02.2025].
[128] Siehe hierzu den Forschungsüberblick und methodische Perspektiven: Dirk van Laak, Was bleibt? Erben und Vererben als Themen zeithistorischer Forschung, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 13 (2016), H. 1, S. 136-150, https://zeithistorische-forschungen.de/1-2016/5334 [25.02.2025].
[129] Vgl. Dinkel, Alles bleibt in der Familie, S. 414.
[130] Simone Derix, Hidden Helpers. Biographical Insights into Early and Mid-Twentieth Century Legal and Financial Advisors, in: European History Yearbook 16 (2015), S. 47-62, online unter https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110415162-004/html?srsltid=AfmBOorC4SU5a2rChpXTHfWqVlgWvDrowZlr_dhzuKVfpbY-7One_Cys [25.02.2025].
[131] Vgl. Grundig, Vermögen vererben; Korinna Schönhärl, How to Create a Taxpaying Spirit. A Transnational Examination of an US American and a Western German Tax Education Film in and after World War II, in: dies./Gisela Hürlimann/Dagmar Rohde (Hrsg.), Histories of Tax Evasion, Avoidance and Resistance, London, 2023, S. 154-167, online unter https://www.taylorfrancis.com/books/oa-edit/10.4324/9781003333197/histories-tax-evasion-avoidance-resistance-korinna-sch%C3%B6nh%C3%A4rl-gisela-h%C3%BCrlimann-dorothea-rohde [25.02.2025].
[132] Dies betraf zum einen die Stärkung des Ehepartners und auf der anderen Seite die Rolle der unehelichen Kinder, die in den Erbgang zwar eingeschlossen wurden, aber weiterhin schlechter gestellt blieben. Vgl. Grundig, Vermögen vererben.
[133] Siehe Simone Derix, Gelddinge. Doing Money in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Historische Anthropologie 27 (2019), S. 104-124, online unter https://zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2016-3/Derix_2019.pdf [25.02.2025]; Korinna Schönhärl/Frederike Schotter/Guido Thiemeyer (Hrsg), Reden über Geld. Themenheft Werkstatt Geschichte 88 (2023), online unter https://werkstattgeschichte.de/alle_ausgaben/reden-ueber-geld/ [25.02.2025].
[134] Vgl. Simone Derix, Grenzenloses Vermögen. Räumliche Mobilität und die Infrastrukturen des Reichtums als Zugänge einer Erforschung des „einen Prozents“, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum, S. 164-181.
[135] Vgl. Michael Schellenberger, Ein fließender Kulturraum. Reichtum und Mäzenatentum in Hamburg und New York um 1900, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum, S. 123-143.
[136] Vgl. Anne Kurr, Reichtum ausstellen. Kunstmäzenatentum als Repräsentation im öffentlichen Raum am Beispiel des Museums Ludwig in Köln (1969-1986), in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum, S. 227-247.
[137] Siehe Jürgen Finger, Reiche Lebenswelten in NS-Deutschland. Gestaltungschancen vermögender Unternehmerfamilien am Beispiel Dr. Oetker/Richard Kaselowski, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum, S. 77-97; Martin Reimer, Zwischen Diskontinuität und Kontinuität. Praktiken des Reichtums in Dresden der Nachkriegszeit. Eine Spurensuche, in: ebd., S. 98-122; Jens Gieseke, Gab es Reichtum in der DDR? Zu Strukturen, Selbstdarstellungen und kollektiven Wahrnehmungen im Staatssozialismus, in: ebd., S. 329-347; ders., Die egalitäre DDR? Staatssozialistische Intersektionalität und der lange Schatten des Intershops, in: Gajek/Lorke (Hrsg.), Soziale Ungleichheit im Visier, S. 163-180.
[138] Siehe z.B. Manfred Hettling/Stefan-Ludwig Hoffmann (Hrsg.), Der bürgerliche Wertehimmel. Innenansichten des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2000.
[139] Vgl. Andreas Gestrich, Soziale Ungleichheit und Geschichte der Moderne, in: Christian Marx/Morten Reitmayer (Hrsg.), Die offene Moderne. Gesellschaften im 20. Jahrhundert, Göttingen 2020, S. 32-58, hier S. 35; Lutz Raphael, Jenseits von Kohle und Stahl. Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom, Berlin 2019, S. 92ff.
[140] Ralf Banken, Durch Weltwirtschaftskrise und Rüstungsboom. Die Entwicklung der großen Vermögen 1928-1940 in Deutschland, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum in Deutschland, S. 289-312.
[141] Sonja Niederacher, Das Vermögen jüdischer Frauen und Männer in Wien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Gajek/Kurr/Seegers (Hrsg.), Reichtum in Deutschland, S. 313-328.
[142] Dinkel, Alles bleibt in der Familie; Grundig, Vermögen vererben; Ronny Grundig, Reiche im Sozialismus? Erbschaftssteuerakten als Schlüssel zur Erforschung von Vermögensverhältnissen in der DDR, in: Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 36 (2021), S. 115-127, online unter https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sgw-002:2021:36::302#119 [25.05.2025].
[143] Workshop „Sozialdaten der Ungleichheit in historischer Perspektive“, Arbeitskreis Sozialdaten und Zeitgeschichte, Bad Homburg, 6./7.11.2023.
[144] Themenheft Geschichte und Gesellschaft 48 (2022), H. 1: Sozialdaten als Quellen der Zeitgeschichte.
[145] Thilo Albers/Charlotte Bartels/Moritz Schularick, Wealth and its Distribution in Germany, 1895-2018, CESifo Working Paper No. 9739, 10 May 2022, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4103952 [25.02.2025].
[146] Piketty, Capital and Ideology, S. 661-670.
Guido Alfani, As Gods Among Men: A History of the Rich in the West, Princeton 2023
Simone Derix (Hrsg.), Themenheft: Reichtumsgeschichte, Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 70 (2019), H. 11/12
Eva Maria Gajek/Anne Kurr/Lu Seegers (Hrsg.), Reichtum in Deutschland. Akteure, Räume und Lebenswelten im 20. Jahrhundert, Göttingen 2019
Hartmut Kaelble, Mehr Reichtum, mehr Armut. Soziale Ungleichheit in Europa vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Frankfurt a.M. 2017
Anne Kurr, Verteilungsfragen. Wahrnehmung und Wissen von Reichtum in der Bundesrepublik (1960-1990), Frankfurt a.M. 2022
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