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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Ulrike Jureit

Generation, Generationalität, Generationenforschung

Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 03.08.2017
https://docupedia.de//zg/Jureit_generation_v2_de_2017

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.1117.v2

Artikelbild: Generation, Generationality, Generational Research

Drei Generationen der Bäckerfamilie Zavelberg, ca. 1937. Quelle: Andrea Zavelberg-Bolliger © mit freundlicher Genehmigung

Der Beliebtheit generationeller Vergemeinschaftungen stehen forschungspraktische Unebenheiten gegenüber, wenn „Generation” nicht mehr nur als Selbstthematisierungsformel, sondern auch als analytische Kategorie dient. Gerade die begriffliche Unschärfe verweist darauf, wie wichtig es ist, danach zu fragen, was die Rede von den „Generationen” in den Blick bekommt, was sie vernachlässigt oder sogar überdeckt. In einer aktuell überarbeiteten und ergänzten Version 2.0 zeigt Ulrike Jureit, welche theoretischen Unwägbarkeiten damit verbunden sind, wenn der kollektive Selbstentwurf nicht allein als Ausdruck eines gesellschaftlichen Erfahrungswandels gedeutet wird, sondern gruppenspezifische Selbstinszenierungen zum zentralen Erklärungsfaktor für bestimmte politische, soziale oder ökonomische Umbrüche werden.

Generation, Generationalität, Generationenforschung

von Ulrike Jureit

Generation: Begriffsdimensionen und Forschungsperspektiven

„Generation” ist ein geschichtlicher Grundbegriff.[1] Er verspricht, eine spezifische Ausprägung des Denkens, Fühlens und Handelns zu erklären, indem die unterstellte dauerhafte und gleichartige Wirkung von Sozialisationsbedingungen auf eine Gruppe von Menschen als kollektive Erfahrung aufgefasst wird. Das parallele Erleben von Geschichte, die als vergleichbar empfundene biografische Erfahrungsschichtung sowie die Phantasie, einen gemeinsamen (zeitlichen) Ursprung zu haben – solche Zusammenhänge sind für das Verstehen generationeller Vergemeinschaftungen von grundlegender Bedeutung. Die Annahme, durch die Gleichzeitigkeit des Erfahrungsgewinns entstünde eine gefühlte Verbundenheit zwischen Angehörigen verwandter Jahrgänge, beruht wesentlich auf der modernen Vorstellung von Verzeitlichung, denn zu den entscheidenden Veränderungen der Moderne gehört die Denaturalisierung bis dahin vorherrschender Zeiterfahrungen.

Mit der Aufklärung wurde die Lehre von den letzten Dingen vom Wagnis einer offenen Zukunft abgelöst, wie Reinhart Koselleck es formulierte.[2] Im Zuge dieser Dynamisierung erfuhr der Generationenbegriff eine Nuancierung, durch die sich das zuvor dominante genealogische Verständnis, das die Menschheitsgeschichte als Abfolge von Generationen entwirft, zu einer Rhythmik des modernen Fortschritts variierte. „Generation” dient seither dazu, historischen Wandel in einer lebensgeschichtlich überschaubaren Zeitspanne kollektiv wahrzunehmen und ihn mit der generativen Erneuerung von Gesellschaften in Zusammenhang zu bringen. Individuelle Lebenszeiten, Generationszeiten und historische Zeiten sind seither aufeinander bezogene erfahrungsgeschichtliche Kategorien, die für die Wahrnehmung und Ordnung von Geschichte grundlegend sind.[3] Dies bedeutet auch, dass es „generationsspezifische Erfahrungsfristen und Erfahrungsschwellen [gibt], die, einmal institutionalisiert oder überschritten, gemeinsame Geschichte stiften”.[4] Nicht nur, weil Menschen sich als Generationsangehörige empfinden, sind „Generationen” soziale Tatsachen, sondern weil der Generationenbegriff dazu genutzt wird, moderne Erfahrungen gesellschaftlichen Wandels zu deuten und zu strukturieren. Die hier angedeuteten Zusammenhänge von „Generation” und „Zeit” zeigen bereits, dass es um komplexe Vorgänge sozialer Vergemeinschaftung geht, die es erforderlich machen, Bedeutungsinhalte und Gebrauchsweisen generationeller Deutungsmuster zu systematisieren.

Für eine theoriegeleitete Generationenforschung hat es sich als sinnvoll erwiesen, grundsätzlich zwischen „Generation” als Selbstthematisierungsformel und „Generation” als analytischer Kategorie zu unterscheiden. Selbstthematisierung meint in diesem Zusammenhang zum einen, dass sich jemand in Beziehung zu sich selbst setzt, diese Selbstbetrachtung reflektiert und sich zugleich einem Kollektiv zugehörig fühlt, das er für sein eigenes Selbstverständnis als relevant ansieht und durch das er sich mit anderen, die er als gleich oder zumindest ähnlich erachtet, verbunden glaubt. Zum anderen heißt generationelle Selbstbeschreibung aber auch, dass sich soziale Gruppierungen als „Generationen” imaginieren und artikulieren, um auf diesem Wege bestimmte Interessen oder Bedürfnisse in die Gesamtgesellschaft zu kommunizieren. „Generation” ist also sowohl eine individuelle Zuordnungsgröße als auch eine kollektive Selbstbeschreibungsformel.


„Generation Handy?” – eine gefühlte Verbundenheit zwischen Angehörigen verwandter Jahrgänge. Eine Gruppe von Frauen in Edinburgh, Schottland, 8. August 2012: „time to check the phone”. Foto: byronv2, Quelle: [https://www.flickr.com/photos/woolamaloo_gazette/7814508804/ Flickr], Lizenz: [https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/ CC BY-NC 2.0]
„Generation Handy?” – eine gefühlte Verbundenheit zwischen Angehörigen verwandter Jahrgänge. Eine Gruppe von Frauen in Edinburgh, Schottland, 8. August 2012: „time to check the phone”. Foto: byronv2, Quelle: Flickr, Lizenz: CC BY-NC 2.0


Im Unterschied dazu dient „Generation” seit geraumer Zeit über Fachgrenzen hinweg als wissenschaftliche Analysekategorie, die unabhängig vom Selbstverständnis der untersuchten sozialen Einheiten „Generation” als Grundbedingung menschlicher Existenz betrachtet, der ein Erklärungspotenzial mit durchaus umstrittener Reichweite zukommt. Die Unterscheidung der beiden Varianten ist hilfreich, aber in der Forschungspraxis in dieser Eindeutigkeit oft nicht anzutreffen. Denn die meisten Wissenschaftler/innen gehen zunächst von der generationellen Selbstthematisierung einer sozialen Formation aus und nehmen sie zum Anlass, nach Entstehung, Dynamik und Entwicklung solcher altersspezifischen Vergemeinschaftungen zu fragen, um daraus anschließend ein Erklärungsmodell abzuleiten, das historischen Wandel durch die Rückbindung an die Generationszugehörigkeit der Akteure erklären helfen soll.

Die parallele Verwendung von selbstthematisierenden und analytischen Generationsentwürfen ist allerdings nur ein grundsätzliches Problem der Forschung. Eine weitere Schwierigkeit liegt in der Uneinheitlichkeit des Ansatzes oder, wenn man es positiv wenden möchte, in der bestehenden Bandbreite der methodischen Herangehensweisen. Im pädagogisch-psychoanalytischen Bereich dominiert ein familiäres und damit vertikales Generationenverständnis, bei dem das konkrete Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, im weiteren Sinne die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb von Großfamilien im Mittelpunkt stehen. Hier gilt die Familie als Ausgangs- und Orientierungspunkt, deren Sozialisations-, Tradierungs- und Erziehungsleistungen für den Erhalt und die Entwicklung von Gesellschaften als grundlegend erachtet werden.

Davon zu unterscheiden sind horizontal strukturierende Forschungsansätze, die generationelle Vergemeinschaftungen als altersspezifische Prägungs- und Deutungseinheiten verstehen und in ihnen potenzielle oder tatsächliche Handlungseinheiten identifizieren. „Generation” gilt dann als Kategorie der Gleichzeitigkeit, wobei die Bezugsgröße nicht die Familie, sondern die Gesellschaft darstellt. Insbesondere soziologische, historische und politikwissenschaftliche Studien fühlen sich einem solchen generationellen Verständnis verpflichtet; inzwischen gibt es aber auch erste integrative Ansätze, die beide Modelle aufeinander zu beziehen versuchen.


Generationenforschung: Theoretische Grundlagen

Kaum ein anderer Kollektivbegriff ist so nachhaltig durch soziologische Theorie- und Definitionsanstrengungen beeinflusst. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass es um gesellschaftlich relevante Wir-Gruppen geht, sondern auch damit, dass es ein Soziologe war, der wie kein anderer die Generationenthematik wissenschaftlich konzeptionalisiert und geprägt hat. Der bereits 1928 von Karl Mannheim verfasste Aufsatz „Das Problem der Generationen” gilt bis heute als grundlegender Beitrag zur Generationentheorie.[5] In der Hochkonjunktur generationeller Ordnungskonzepte führte Mannheim die gesellschaftliche Erfahrung des Werte- und Kulturwandels auf die generative Erneuerung von Gesellschaften zurück. Im „steten Neueinsetzen neuer Kulturträger” sah Mannheim ein Erklärungspotenzial für die „beschleunigten Umwälzungen der unmittelbaren Gegenwart”.[6] Mit der Unterscheidung von Generationslagerung, Generationszusammenhang und Generationseinheit gelang ihm in Anlehnung an den Klassenbegriff eine Systematisierung, die bis heute für viele Forschungsvorhaben richtungweisend ist.

„Generation” war für Mannheim zunächst einmal keine Gruppe im soziologischen Sinne, sondern ein bloßer Zusammenhang. Es handele sich um ein Miteinander von Individuen, die sich zwar untereinander verbunden fühlten, ohne jedoch eine konkrete Gemeinschaft auszubilden. Jeder Mensch befinde sich in einer bestimmten Generationenlagerung, die er nicht einfach wie einen Verein verlassen könne und die dem Einzelnen sowohl spezifische Möglichkeiten eröffne wie auch Beschränkungen auferlege. Diese Lagerung sei unumstößlich, ob man nun „davon weiß oder nicht, ob man sich ihr zurechnet oder diese Zurechenbarkeit vor sich verhüllt”.[7] Generationenzusammenhang meine daher allein eine verwandte Lagerung im historisch-sozialen Raum, die keineswegs ein Generationenbewusstsein voraussetze. Die Differenz zwischen generationeller Lagerung und Generationenzusammenhang lag für Mannheim in der kulturell verfassten Bewusstseins- und Erlebnisschichtung, die es ermöglichten, dass Menschen verwandter Jahrgänge eine ähnliche Perspektive auf Ereignisse ausbildeten.

Gemeinsamer kultureller Kontext, chronologische Gleichzeitigkeit sowie die Wahrnehmung des Geschehens aus der gleichen Lebens- und Bewusstseinsschichtung heraus gehörten für Mannheim zu den entscheidenden Voraussetzungen generationeller Vergemeinschaftung. Während „verwandte Generationslagerung nur etwas Potenzielles ist, konstituiert sich ein Generationszusammenhang durch eine Partizipation der derselben Generationslagerung angehörenden Individuen am gemeinsamen Schicksal und an den dazugehörenden, irgendwie zusammenhängenden Gestalten. Innerhalb dieser Schicksalsgemeinschaft können dann die besonderen Generationseinheiten entstehen.”[8] Generationseinheiten unterscheiden sich demnach vom allgemeinen Generationszusammenhang durch ein einheitliches Reagieren auf Ereignisse oder Lebensbedingungen. Dabei handele es sich – so Mannheim – um eine verwandte Art des Mitschwingens und Gestaltens, die in ihrer konkreten Ausdrucksform durchaus unterschiedlich, sogar gegensätzlich sein könne, die aber auf einer gemeinsamen Grundstimmung basiere. Beispielhaft seien hier einerseits die romantisch-konservative und andererseits die liberal-rationalistische Jugend des beginnenden 19. Jahrhunderts genannt – beide Strömungen waren an der historisch-aktuellen Problematik nationaler Zugehörigkeit orientiert, wenn auch im deutlichen Widerspruch zueinander.

Mannheims Generationenmodell trug trotz seiner unbestrittenen Verdienste auch dazu bei, dass sich eine gewisse begriffliche Unschärfe in der Generationenforschung fortsetzte. Er entwarf „Generation” als eine wissenschaftliche Kategorie zwischen Kultur und Natur und blieb eine explizite Abgrenzung zu Begriffen wie „Generativität”, „Alterskohorte” und „Genealogie” schuldig. Mit diesen Versäumnissen hat sich die Generationenforschung bis heute auseinanderzusetzen. Die Frage, welche theoretischen Prämissen man sich einhandelt, wenn man dem soziologischen Generationenmodell folgt, ist von der Forschung bisher wenig reflektiert worden. Daher verwundert es kaum, dass häufig von „Generationen” gesprochen wird, obgleich „Generativität” gemeint ist. Und manchmal sind eben dort, wo „Generation” draufsteht, allenfalls „Alterskohorten” drin.


Generationenkonzepte: Selbstthematisierungen und historische Bezugsereignisse

Wie kaum eine andere Kategorie bedient „Generation” in durchaus unterschiedlichen gesellschaftlichen Konstellationen das Bedürfnis, sich in altersspezifischen Gemeinschaften zu verorten. Lange Zeit herrschte in der Generationenforschung die Auffassung vor, generationsstiftend seien allein historische Großereignisse wie Revolutionen, Naturkatastrophen oder Weltkriege. Man kann durchaus Zweifel anmelden, dass solche einschneidenden Geschehnisse in jedem Fall generationell verarbeitet werden, allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich insbesondere politische Generationen, wie Mannheim sie vor Augen hatte, an „zentralen Bezugsereignissen” (M. Rainer Lepsius) orientieren. Gerade der Erste Weltkrieg stellte eine solche einschneidende Zäsur dar, und wie kein anderes Ereignis wurde er generationell wahrgenommen und gedeutet.[9] Die Nachkriegsjahre waren entscheidend dadurch geprägt, die unterschiedlichen Erlebnisse als Generationserfahrungen zu begreifen. In der Forschung gilt der Erste Weltkrieg daher weiterhin als das zentrale Beispiel für den kausalen Zusammenhang von politischen Totalereignissen und Generationenbildung.

Die in der historischen Forschung als innovativ geltende Studie von Ulrich Herbert setzt hier an. Seine Biografie über Werner Best, den Stellvertreter Reinhard Heydrichs und späteren Reichsbevollmächtigten in Dänemark, ist nahezu zwangsläufig mit den Unwägbarkeiten und Chancen generationeller Selbstthematisierungen konfrontiert, denn Best hat seinen Lebenslauf, seine persönlichen wie auch politischen Erlebnisse retrospektiv selbst als Generationserfahrungen gedeutet, häufig auf eine so intensive Weise, dass kaum mehr zu unterscheiden ist, ob es sich bei seiner Darstellung um eigene oder allgemein tradierte Geschehnisse und Eindrücke handelt. Zweifellos repräsentiert Best eine „politische Generation”, die sich im und nach dem Ersten Weltkrieg zusammenfand. Die Politisierung dieser Elite vollzog sich als Vergemeinschaftungsprozess, der auf eine Erfahrungs-, Gefühls- und Handlungsgemeinschaft abhob. Zwar entsteht mit Bests Biografie keine Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie manchmal behauptet wird, aber man kommt der Frage, ob und wie generationelle Prägungen spätere kollektive Handlungsmuster beeinflussen können, einen erheblichen Schritt näher.

Auch Michael Wildt greift in seiner Untersuchung zum Führungspersonal des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) die generationellen Selbstthematisierungen der Akteure auf und erstellt auf der Grundlage eines 221 Personen umfassenden Samples unter dem Titel „Generation des Unbedingten” ein gruppenbiografisches Porträt. Seine Analyse gilt als überzeugender Versuch, die Dynamik des „Dritten Reiches” auf eine besondere Konstellation generationsspezifischer Erfahrungen, die wesentlich durch den Ersten Weltkrieg geprägt war, zurückzuführen. Im Zentrum der Gruppenbiografie stehen junge Männer, die – wie Werner Best – zwischen 1900 und 1910 geboren wurden, also über keine eigenen Kriegserfahrungen verfügten, sondern den Ersten Weltkrieg aus der Perspektive der jüngeren Brüder oder Söhne wahrnahmen. Der „bohrende Stachel der verpassten Chance”[10] gehörte zu ihren prägenden Sozialisationserfahrungen, durch die sie sich von den jungen Kriegsfreiwilligen, die desillusioniert und häufig genug schwer geschädigt aus dem Krieg zurückkamen, unterschieden. Aber die fehlende Kriegserfahrung machte den Ersten Weltkrieg für die Nachwachsenden nicht weniger bedeutsam. Krieg, so hielt auch der 1907 geborene Sebastian Haffner fest, war trotz des fehlenden Einsatzes zum Greifen nahe: als Phantasie, als Abenteuer, als fixe Idee einer in politischen, sozialen und wirtschaftlichen Trümmern aufwachsenden Jugend. Ihr Zukunftsentwurf war radikal, eine gänzlich neue Welt mit konkretem Gemeinschaftsversprechen und elitärem Führungsanspruch wollten sie schaffen.

Die zwischen Jahrhundertwende und Erstem Weltkrieg Geborenen verfügten aufgrund ihrer generativen Lagerung über ein spezifisches Erfahrungsreservoir, nicht nur hinsichtlich des Krieges, sondern auch bezüglich der politischen und gesellschaftlichen Naherwartungen. Die Krise der 1920er-Jahre mit ihren ökonomisch instabilen und politisch gewalthaften Verhältnissen erlebte diese Kriegsjugend als Herausforderung und Berechtigung, die Macht an sich zu reißen, und zwar zunächst unabhängig von der jeweiligen politischen Orientierung. Unabhängig davon, ob diese jungen Männer eher dem proletarischen oder dem bürgerlichen Milieu angehörten, ihre Ideen waren militant, antibürgerlich und antidemokratisch. In diesem Generationenzusammenhang steht Wildts Führerkorps des Reichssicherheitshauptamts. Von den insgesamt etwa 3000 RSHA-Mitarbeitern bildeten rund 400 die Führungsriege, von denen wiederum mehr als zwei Drittel den Jahrgängen zwischen 1900 und 1910 angehörten. Als Weltanschauungselite repräsentierten sie einen Tätertyp, der sich vom beruflich gescheiterten, sozial entwurzelten SS-Mann ebenso unterschied wie von den so häufig stilisierten Bürokraten des Massenmordes. Diese Männer waren akademisch hervorragend ausgebildet, hochgradig motiviert und vor allem zum Äußersten entschlossen.

Obgleich sich in solchen Fallstudien der generationentheoretische Ansatz als tragfähig erwiesen hat, werden auch konzeptionelle Schwierigkeiten deutlich. Repräsentativität, Homogenität, Generalisierung, Nachträglichkeit – mit diesen Stichworten sind nur einige Probleme umrissen, mit denen sich Generationenforscher konfrontiert sehen. Hinzu kommt, dass Geschichte zunehmend nach „Generationen” gezählt und erzählt wird.[11] Wenn auch die Generationenforschung naturalisierte Entwicklungsgesetze des 19. Jahrhunderts hinter sich gelassen hat, dient „Generation” weiterhin als Instrumentarium, um vor allem eines zu tun: Geschichte zu ordnen. Gerade die Komplexität von historischen Umbruchsituationen wie Revolutionen und Systemwechsel, aber auch die Heterogenität politischer und gesellschaftlicher Strömungen und Parteien sowie die Dynamik von widerstrebenden gesellschaftlichen Kräften und die unendliche Vielzahl der Einzelereignisse im Kontext politischer Krisen verdeutlichen, dass Geschichtsschreibung theoretische Grundlagen und systematisierende Begriffe benötigt, um historischen Wandel beschreiben und analysieren zu können. Lange Zeit zählten Kategorien wie „Klasse” oder „Schicht”, später auch „Geschlecht”, zu den zentralen Strukturprinzipien. Inzwischen gehört auch „Generation” zu den relevanten Faktoren. In der wissenschaftlichen Praxis lassen sich mittlerweile zwei verschiedene Grundmuster generationeller Ordnungen beobachten: Zum einen wird der Generationenansatz dazu genutzt, um gleichzeitig auftretende, aber konkurrierende Gesellschafts- oder Politikentwürfe an kollektive Handlungsträger zu binden, zum anderen wird geschichtlicher Wandel durch die Abfolge einander ablösender Generationen periodisiert.[12] Solche Architekturen schaffen zwar Ordnung im historischen Durcheinander, konstruieren aber auch ein kaum zu rechtfertigendes oder im Einzelnen kaum belegbares Neben- und Nacheinander, das zudem häufig noch kausal verstanden wird und auf einen willkürlich gesetzten Ursprung zurückverweist. Ob „Generation” tatsächlich eine sinnvolle analytische Kategorie zur Periodisierung von Geschichte darstellt, darf daher zu Recht bezweifelt werden.

Die unterschiedlichen Forschungsansätze sowie die Kontroversen um die theoretische und konzeptionelle Ausrichtung der Generationenforschung machen deutlich, dass es sinnvoll ist, „Generation” fachübergreifend als erfahrungsgeschichtliche Kategorie aufzufassen, und sich nicht länger mit der Frage aufzuhalten, wie real, konstruiert oder substanziell solche gefühlten Gemeinschaften eigentlich sind.[13] Es erweist sich vielmehr als ergiebiger, die kommunikativen Bedingungen, unter denen generationelle Selbstverortungen vorgenommen werden, stärker in den Blick zu nehmen. Generation building ist ein überwiegend im öffentlichen Raum lokalisierter Vergemeinschaftungsprozess und somit Gegenstand und Ergebnis kollektiver Verständigungen. Aber wie kann eine Verbundenheit zwischen Menschen hergestellt werden, die zwar von sich meinen, über ähnliche Prägungen zu verfügen, deren Erfahrungen aber trotz aller Gleichheitsbekundungen doch mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufweisen? Vergemeinschaftungen brauchen medial verfügbare Identifikationsobjekte, damit potenzielle Gemeinsamkeiten überhaupt verhandelt und tradiert werden können.[14] Solche Objekte ermöglichen es, geglaubte Gemeinsamkeiten emotional erfahrbar zu machen, und sie verhelfen dazu, dem generationellen Kollektivversprechen ein Stück näherzukommen. Das trifft nicht nur für „politische Generationen” zu, sondern ebenso für generationelle Selbstdeutungen, die sich an kulturellen oder sozialen Lebensbedingungen orientieren. Solche oft diffusen Gemeinschaften wie beispielsweise die „Generation Golf” oder die „Generation Ally” brauchen nicht das historische Großereignis, wohl aber die Erwartung, dass ein gemeinsames Lebensgefühl ausreicht, um sich in modernen Zeiten nicht allein zu fühlen.

Neben solchen alltagskulturellen Generationsangeboten wird in der Generationenforschung auch darüber diskutiert, inwiefern sich die seit nunmehr 30 Jahren bestehende Krise des Wohlfahrtsstaates generationsstiftend auswirkt.[15] Richtig ist, dass Menschen mit sozialer Absicherung ihr Leben anders in die Hand nehmen als diejenigen, die sich unkalkulierbaren Risiken ausgesetzt sehen. Als unstrittig kann auch gelten, dass sich das soziale Versprechen des modernen Sozialstaats mittlerweile nicht mehr so einlösen lässt, wie das ursprünglich gedacht war. Dass dieser Erfahrungswandel generationell gedeutet wird, hängt aber auch damit zusammen, dass sozialpolitische Debatten in Deutschland seit jeher generationell konnotiert werden. Obgleich es vorwiegend um ökonomische Umverteilungen geht und sich die Beteiligten auch nicht primär durch ihren Geburtsjahrgang, sondern arbeitsrechtlich unterscheiden, sind es trotzdem generationelle Beziehungsmuster, mit denen dieser Konflikt aufgeladen wird. Schwächelnde Konjunkturdaten, rückläufige Geburtsraten und eine zunehmende Überalterung der Gesellschaft erhöhen zudem den gesellschaftlichen Druck, und „Generation” wird dabei immer stärker zum demografischen Faktor, den es bevölkerungspolitisch zu korrigieren gilt.


Transgenerationalität

Die an Mannheims Generationentheorie orientierte Forschung sieht sich seit langer Zeit mit wissenschaftlicher Kritik anderer Fachdisziplinen konfrontiert. Dem Verständnis, dass „Generation” primär eine Unterbrechungskategorie sei, halten vor allem Psychoanalytiker/innen und Pädagogen/innen entgegen, dass sich die soziologische Generationentheorie damit einer Fortschrittsgläubigkeit verschrieben habe und durch die Betonung der generativen Erneuerung die für das Generationenverhältnis als grundlegend zu erachtende „Gefühlserbschaft” weitgehend vernachlässige.[16] Trotz dieser Infragestellung und der unverkennbaren Relevanz des Themas für die eigene Arbeit hatten die überwiegend therapeutisch arbeitenden Kritiker/innen allerdings lange Zeit kaum eine ernst zu nehmende Alternative zu bieten. Mittlerweile existieren immerhin einige Versuche, horizontale und vertikale Generationenmodelle aufeinander zu beziehen.[17] Solche Theorieangebote beruhen in der Regel auf einer, wenn auch manchmal eher vagen Vorstellung von Transgenerationalität.

Hinsichtlich der theoretischen Grundannahmen eines fachübergreifenden Dialogs kommt der Vorstellung transgenerationeller Prozesse und ihrem Transfer in andere Fachdisziplinen und Forschungskontexte somit eine besondere Relevanz zu. Analytisch war und ist das nicht nur vorteilhaft, schließlich ist Transgenerationalität ursprünglich ein psychoanalytisches Konzept, das auf signifikanten Vorannahmen, Theorietraditionen und Praxisbezügen basiert. Eine Übertragung auf andere Anwendungsgebiete setzt voraus, seine Strukturbedingungen in fachfremde Kontexte zu übersetzen oder doch zumindest die Implikationen eines solchen Transfers zu reflektieren. Der 1987 von Haydée Faimberg erarbeitete Ansatz des Telescoping beispielsweise, mit der die „Ineinanderrückung von Generationen” gemeint ist, fand zwar über Fachkreise hinweg viel Beachtung, die Schwierigkeiten seines Transfers in andere, vor allem in nicht-therapeutische Arbeitsfelder wurden indes wenig reflektiert. Die aus der psychoanalytischen Behandlungspraxis hergeleiteten unbewussten Identifizierungen gelten nach Faimberg als „Bindungen zwischen den Generationen”.[18] Die verinnerlichten Elternimages stellen in der psychoanalytischen Behandlungspraxis ein Schlüsselkonzept dar, mit dem das Besitzergreifen und Eindringen in den psychischen Apparat der Kinder lokalisiert wird. Keine Generation sei aufgrund dieser Verbundenheit imstande, „bedeutsame seelische Vorgänge vor der nächsten zu verbergen”.[19]

Transgenerationalität meint nach diesem Verständnis die Weitergabe konflikthafter, unbearbeiteter Inhalte an die nächste Generation durch ausbleibende Ent-Identifizierung. In der Konsequenz konstituiert dieser Mechanismus eine negative Bindung, bei der dem Ich „kaum ein Spielraum für eigenes Fühlen und Denken” bleibt, es wirkt in seiner Entfaltung und Lebendigkeit beeinträchtigt.[20] In ihm scheinen beschädigte psychische Strukturen und unbearbeitete Konflikte der vorherigen Generation deponiert. Transgenerationalität beschreibt also zum einen ein intergenerationelles Beziehungsmuster, zum anderen kann darin aber auch eine spezifische Form des Erinnerns gesehen werden. Ein solches Verständnis rekurriert nicht nur auf die Tatsache, dass sich generationelle Zusammenhänge häufig erst retrospektiv konstituieren, man kann darunter auch fassen, dass durch die Weitergabe unbewusster Inhalte bestimmte Geschehnisse zwar nicht im üblichen Sinne erinnert, wohl aber unbewusst wiederholt werden.

Ungeachtet der breiten Rezeption von Faimbergs Ansatz kann von einem einheitlichen Theorieangebot seitens der Psychoanalyse wohl kaum gesprochen werden. Es ist und bleibt selbst fachintern umstritten, wie transgenerationelle Tradierungen theoretisch zu fassen sind. Angesichts dieser Kontroversen darf man skeptisch sein, inwiefern psychoanalytische Konzepte zur Generationenbindung für andere Fachdisziplinen überhaupt anschlussfähig sind.[21] Zumindest machen die anhaltenden Auseinandersetzungen über Interdependenzen von Trauma- und Triebtheorie deutlich, dass die Psychoanalyse nicht nur intern, sondern auch im Dialog mit anderen Disziplinen konstruktiver daran arbeiten könnte, ihren theoretischen Beitrag zur wissenschaftlichen Generationenforschung zu spezifizieren, vor allem dann, wenn sie der Tendenz entgegenwirken möchte, als eine von vielen Sozialisationstheorien rezipiert zu werden. In der Forschungspraxis geschieht nämlich genau das: Die Komplexität eines transgenerationellen Konzeptes, das im „Drama des Ödipus” eine konflikthafte generationelle Verstrickung mit Wiederholungszwang identifiziert, verkümmert zu einer Prägungstheorie, die sich zudem aus ihrem therapeutischen Setting kaum zu lösen vermag.

Interessanter wäre indes, danach zu fragen, ob in der Differenz zwischen der Analyse von Eltern-Kind-Interaktionen und einer kulturgeschichtlich gefassten Generationentheorie ein gesellschaftstheoretischer Mehrwert liegt, der auch fachübergreifend von Interesse wäre. Hiervon könnten möglicherweise auch die doch weitgehend ausgereizten Ansätze zur kulturellen Gedächtnistheorie und zur intergenerationellen Tradierung von Geschichtsbewusstsein profitieren. Oder anders formuliert: Es wäre viel gewonnen, wenn die psychoanalytische Generationenforschung ihre im therapeutischen Prozess gewonnenen Erkenntnisse stärker gesellschaftstheoretisch reflektieren und konzeptionalisieren würde. Zweifellos hat die Forschung zu transgenerationellen Nachwirkungen des Nationalsozialismus entscheidend zur Profilierung der psychoanalytischen Generationenforschung beigetragen. Vor allem die Studien von Judith Kestenberg, aber auch jüngere Arbeiten zur Säuglings- und Bindungstheorie können hier als wegweisend gelten. Sie identifizieren Mechanismen der transgenerationellen Weitergabe und fixieren zugleich signifikante Bedingungen, unter denen diese durchbrochen werden können. Gleichwohl wäre an dieser Stelle eine stärker gesellschaftsanalytische Verklammerung transgenerationeller Prozesse notwendig. Soll unter Transgenerationalität mehr als ein klinisch-entwicklungspsychologisches Konzept verstanden werden, dann muss die transgenerationelle Weitergabe von konflikthaften Inhalten konsequenter historisiert werden.

„Deutschland: Schrumpfende Generationen”. Quelle: Statistisches Bundesamt / iwd Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, [https://www.iwd.de/artikel/generation-wunschkonzert-318701/ Generation Wunschkonzert]  © 2017 IW Medien / iwd 1 mit freundlicher Genehmigung
„Deutschland: Schrumpfende Generationen”. Quelle: Statistisches Bundesamt / iwd Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Generation Wunschkonzert © 2017 IW Medien / iwd 1 mit freundlicher Genehmigung


Generation: ein Kollektivbegriff mittlerer Reichweite

Als Selbstthematisierungsformel ist „Generation” eine soziale Tatsache mit bemerkenswerter Kontinuität. Sicherlich unterliegt auch die Generationenformierung gewissen Konjunkturen, denn nicht immer ist ihr Angebot auf dem Markt kollektiver Selbstbeschreibungen das passende, aber diese Schwankungen teilt sie mit anderen Kollektivbegriffen. „Generation” war und ist immer dann besonders gefragt, wenn andere Ordnungsmuster wie beispielsweise „Nation” nicht zur Verfügung stehen, ihre Bindungskraft eingebüßt haben oder als belastet gelten. Dann treten die Vorzüge generationeller Vergemeinschaftungen in den Vordergrund: Sie sind im Anspruch zukunftsorientiert, in ihrer Grundstruktur elastisch und vor allem unterhalb der staatspolitischen Ebene angesiedelt. „Generation” ist ein gesellschaftlicher Kollektivbegriff, der sich je nach historischer Situation unterschiedlich stark politisch aufladen lässt. Von politischen Eliten wird er ebenso beansprucht wie von flüchtigen Gemeinschaften mit ähnlichen Konsumgewohnheiten. Bindungsintensität, Identitätsbezug und Handlungsrelevanz können bei „Generationen” erheblich differieren, und diese Elastizität macht sie für die gesellschaftliche Verortung besonders attraktiv.

„Generation” verfügt somit über ein erhebliches Identitätspotenzial. Das hat auch damit zu tun, dass generationelles Denken eng mit unseren Vorstellungen von Herkunft, Abstammung und Reproduktion assoziiert ist. Obgleich „Generation” für viele eine Kategorie der Gleichzeitigkeit darstellt, erfreut sie sich als Selbstthematisierungsgröße auch deswegen einer solchen Beliebtheit, da sie genealogisch konnotiert ist. Die Frage nach der eigenen Identität ist immer auch eine Frage nach Herkunft und Tradition. „Generation” stellt eine Identitätsformel bereit, die es Menschen in der Moderne erlaubt, ihr Selbstverständnis zwischen Kultur und Natur anzusiedeln. Je nach aktuellem Anlass, historischer Situation oder sozialer Erwartung kann man als Generationsangehörige/r sein Selbstbild unterschiedlich gewichten und damit bestimmte Facetten in den Vorder- oder Hintergrund treten lassen, ohne unglaubwürdig zu erscheinen. Was „Generation” als analytische Kategorie erklärungsbedürftig macht, nämlich ihre biologischen Implikationen, scheint für individuelle und kollektive Selbstdefinitionen gerade interessant zu sein.

Ein weiterer Vorzug altersspezifischer Vergemeinschaftungsangebote liegt darin, dass es sich bei „Generation” um einen Kollektivbegriff mittlerer Reichweite handelt. Die gedachte Verbindung von Individuum und Gemeinschaft bewegt sich auf einer Ebene, die im Unterschied zur Gesamtgesellschaft eine gewisse Übersichtlichkeit suggeriert. „Generationen” sind zwar anonyme Massen, gleichwohl sind es aber nicht alle und auch keineswegs die meisten, die sich zugehörig fühlen dürfen. Wer zur eigenen Generation zählt, ist nicht schwer zu erkennen oder zumindest doch leicht zu vermuten, auch wenn man den meisten anderen Generationsangehörigen niemals persönlich begegnet ist. Generationelles Denken bringt Ordnung in moderne Gesellschaften, und es verspricht, dass sich der Einzelne in der Masse nicht verliert. Diese Qualität kann in Zeiten globaler Märkte wohl kaum hoch genug eingeschätzt werden. „Generationen” kommt somit eine gewisse Mittellage zwischen konkreter sozialer Gruppe und Gesellschaft, zwischen Nation und (Welt-)Gemeinschaft zu. Sie bedienen kollektive Identifikationsbedürfnisse, die aber im Unterschied zu anderen Kollektivgrößen nicht als vollkommen anonym empfunden werden, denn generationelle Zuordnungen sind alltagsbezogene Praktiken, mit Hilfe derer sich auch das individuelle Umfeld in solche, die dazu-, und solche, die nicht dazugehören, sortieren lässt. Die Differenzmarkierung orientiert sich zudem an Kriterien, die als natürlich ausgegeben werden können.

Darüber hinaus kommt „Generationen” eine Übersetzungsleistung zu, durch die individuelle und kollektive Erfahrungen zu kulturellem Kapital transformiert werden. Dieser Transfer, der sich auf verschiedenen Ebenen abspielen kann, ermöglicht es beispielsweise, dass generationelle Gesellschaftsmodelle, altersspezifische Erinnerungsfiguren oder Selbstbilder eine gesamtgesellschaftliche oder sogar globale Relevanz erhalten und sich somit von ihrem ursprünglichen Generationsbezug lösen. Für den Erwerb und für die Weitergabe von sozialem Wissen ist der Generationenbegriff daher von fundamentaler Bedeutung.

Als Kategorie kollektiver Selbstbeschreibung ist „Generation” zweifellos ein dankbarer Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Dabei gilt es zu fragen, wer sich zu welchem Zeitpunkt mit welchen Interessen als generationelle Gemeinschaft artikuliert und welches Verständnis von „Generation” in der jeweiligen historischen Situation für die Selbstbeschreibung in Anspruch genommen wird.[22] Entwirft sich eine politische Elite als Generation des Anfangs, als revolutionäre Einheit, die zu allem entschlossen ist, oder geht es um einen diffusen Zusammenhalt unter Migrationskindern, die ihre Erfahrungen in der Mehrheitsgesellschaft generationell und damit in Abgrenzung zu vorherigen oder nachfolgenden Einwanderern beschreiben? Beide Beispiele verdeutlichen bereits, dass sich durchaus unterschiedliche Vergemeinschaftungen als Generationenbildungen vollziehen können. Für das Verständnis solcher Kollektivierungsvorgänge kann es aufschlussreich sein, warum in einem Fall gerade auf generationelle Muster zurückgegriffen wird, während sich andere Formationen auf „Klasse” oder „Schicht” berufen.

„Generation” als Unterbrechungskategorie – und damit die Möglichkeit, einen Neuanfang einzufordern – ist aber bei weitem nicht die einzige und mittlerweile wohl auch nicht mehr die häufigste Konstellation, in der sich gefühlte Gemeinschaften als „Generationen” entwerfen. Nicht mehr nur die politischen Zäsuren, sondern die sozialen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen dienen mittlerweile als Referenzrahmungen für generationelle Selbstvergewisserungen. Dadurch tritt die implizite oder auch konkrete Handlungsaufforderung, die beim politischen Generationenbegriff mal mehr und mal weniger mitschwingt, deutlich in den Hintergrund. „Generation” ist nun eher Selbstfindungsgröße und weniger Handlungseinheit. Damit hat sich auch eine zentrale Fragestellung, nämlich die nach den generationsstiftenden Bezugsereignissen, verändert. Schien es lange Zeit so, als wenn überwiegend historische Großereignisse dafür ausschlaggebend sind, dass sich Gleichaltrige generationell verbinden, erweist sich dieser Fokus aus erfahrungsgeschichtlicher Perspektive als zu eng.

Konzipiert man Generationengeschichte konsequent als Erfahrungsgeschichte – und es spricht vieles dafür, dies zu tun –, dann wird deutlich, dass es nicht Ereignisse wie Kriege, Revolutionen und Katastrophen an sich waren und sind, die generationelle Vergemeinschaftungen hervorbringen. Generationenbildungen können sich nahezu auf alle Lebensbedingungen beziehen und sie zum Gegenstand altersspezifischer Selbstdeutung werden lassen. Denn der Generationenbegriff ist eben nicht nur ein Erfahrungsbegriff, sondern insbesondere auch eine Verarbeitungskategorie, mit der sich Menschen sowohl ihre alltäglichen als auch ihre biografisch einschneidenden Erlebnisse aneignen. Dieser Aneignungsvorgang vollzieht sich nicht nur als innere Selbstbefragung, sondern auch als soziale Vergewisserung. Der Einzelne will wissen, wie andere mit bestimmten Erfahrungen, die er für vergleichbar hält, umgehen. Und da eine solche Erfahrungsverarbeitung mit Wahrnehmungsmustern, sozialen Kompetenzen, bestimmten Vorerfahrungen und Deutungsrastern zusammenhängt, ist es naheliegend, sich für eine solche vergleichende Selbstdeutung an Altersgenossen zu orientieren.


Potenzial und Risiken des Generationenbegriffs

Der enormen Beliebtheit generationeller Vergemeinschaftungen stehen forschungspraktische Unebenheiten gegenüber, wenn „Generation” nicht mehr nur als Selbstthematisierungsformel, sondern auch als analytische Kategorie dient. Viele Wissenschaftler/innen beschränken sich nämlich nicht darauf, den kollektiven Selbstentwurf als Ausdruck eines gesellschaftlichen Erfahrungswandels zu deuten, sondern die gruppenspezifische Selbstinszenierung wird zum zentralen Erklärungsfaktor für bestimmte politische, soziale oder ökonomische Umbrüche. Oftmals geschieht diese Übertragung unbemerkt oder zumindest unreflektiert. Dann avanciert am Ende das, was die untersuchte Gruppe von sich behauptet oder für sich beansprucht, zum wissenschaftlichen Erklärungsmodell. Die imaginierten Gemeinsamkeiten werden sogar als handlungsleitende Generationsmerkmale ausgegeben und essentialisiert. Wer analytisch mit dem Generationenbegriff arbeitet, geht das Risiko ein, Selbstinszenierungen zu reproduzieren; und es besteht zudem berechtigte Sorge, dass aus altersspezifischen Erfahrungszusammenhängen konkrete Verhaltensweisen abgeleitet werden. Generationseinheiten sind aber nicht zwangsläufig auch Handlungseinheiten, daher ist der Anspruch, historischen Wandel durch die Generationenzugehörigkeit der Akteure zu erklären, durchaus fragwürdig.

Mit der analytischen Kategorie „Generation” sind theoretische Unwägbarkeiten verbunden, die sich aus dem üblichen Gebrauch als kollektive Selbstbeschreibungsformel ergeben. Die Imagination als „Generation” beruht – wie bei anderen Kollektiven auch – auf einer spezifischen, in manchen Fällen durchaus verzerrten Selbstdeutung und Wahrnehmung von Welt. Eine solche Perspektive überzeugt, weil sie sich als Gemeinschaftsangebot präsentiert und bestehende Erfahrungsdifferenzen durch gefühlte Gemeinsamkeiten überdeckt. Solche Einseitigkeiten und Vereinfachungen, die mit jedem kollektiven Versprechen verbunden sind, gilt es jedoch wissenschaftlich zu hinterfragen und nicht zu reproduzieren. In der analytischen Verwendung des Generationenbegriffs kann sich diese Perspektivität als konzeptioneller Widerspruch bemerkbar machen, denn allenfalls in Ausnahmefällen lässt sich historischer Wandel durch die generationelle Vergemeinschaftung einer Minderheit beschreiben. In der Regel sind hierfür kompaktere Erklärungsansätze erforderlich. Forschungspraktisch wird der Faktor „Generation” aber gern dazu benutzt, um altersspezifische Deutungs- und Verhaltensmuster auf den Begriff zu bringen oder aber um Geschichte durch oftmals recht willkürliche Periodisierungen generationell zu ordnen. In beiden Fällen bleibt die gemeinschaftsstiftende Signatur des Generationenansatzes auf der Strecke, daher wäre hier konsequenterweise eher von „Alterskohorten” als von „Generationen” zu sprechen.

Gerade die begriffliche Unschärfe verweist darauf, wie wichtig es ist, danach zu fragen, was die Rede von den „Generationen” in den Blick bekommt, was sie vernachlässigt oder sogar überdeckt. Warum werden bestimmte Inhalte generationell aufgeladen und andere beispielsweise ökonomisch gedeutet? Eine stärkere theoretische Reflexion scheint auch deswegen geboten, weil die Generationenforschung seit den 1990er-Jahren vor der Herausforderung steht, dass „ihr” Begriff zunehmend in transnationalen Kontexten beansprucht und reflektiert wird. Während Mannheim noch eine an nationalen Referenzen orientierte Generationentheorie entwarf, steht die Generationenforschung heute vor der Herausforderung, generationelle Vergemeinschaftungen – wie die der „68er” – in weltgesellschaftlichen Bezügen zu denken. Ob es sich bei der Studentenbewegung tatsächlich um eine globale „Generation” handelte, werden empirische Fallstudien in den nächsten Jahren noch detailliert herauszuarbeiten haben. Und auch eine zweite Beobachtung wird die Generationenforschung zukünftig beschäftigen, denn sie sieht sich seit geraumer Zeit mit einem inflationären Gebrauch des Generationenbegriffs konfrontiert. In den Massenmedien verkauft sich das Generationenetikett auch ohne Qualitätsstandards schlicht hervorragend. Wer generationell argumentiert, kann auf erhöhte Aufmerksamkeit hoffen, unabhängig davon, ob er wirklich etwas zu sagen hat. Diese Tendenz wird sich im beginnenden Zeitalter des Postfaktischen vermutlich eher noch verstärken. Sie nicht nur als Substanzverlust zu beklagen, sondern als Phänomen mit gesellschaftspolitischer Relevanz zu analysieren, gehört zu den zentralen Herausforderungen einer Generationenforschung, die sich ihrer wissenschaftlichen Prämissen bewusst ist.


English Version: Ulrike Jureit, Generation, Generationality, Generational Research, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 09.08.2017, translated by David Burnett


Empfohlene Literatur zum Thema

Björn Bohnenkamp, Till Manning, Eva-Maria Silies (Hrsg.), Generation als Erzählung. Neue Perspektiven auf ein kulturelles Deutungsmuster, Wallstein, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0471-0.

Ulrike Jureit, Generationenforschung, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-03706-6.

Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, in: Wissenssoziologie: Auswahl aus dem Werk. Luchterhand, Neuwied 1964, S. 509-565.

Ohad Parnes, Ulrike Vedder, Sigrid Weigel (Hrsg.), Generation. Zur Genealogie des Konzepts – Konzepte von Genealogie, Fink, Paderborn 2005, ISBN 978-3-7705-4082-2.

Jürgen Reulecke (Hrsg.), Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-56747-0.

Manfred Riedel, Generation, in: Joachim Ritter (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 3, Schwabe, Basel 1974, ISBN 3-7965-0115-X, S. 274-277.

Sigrid Weigel, Generation, Genealogie, Geschlecht. Zur Geschichte des Generationskonzepts und seiner wissenschaftlichen Konzeptionalisierung seit Ende des 18. Jahrhunderts, in: Lutz Musner, Gotthart Wunberg (Hrsg.), Kulturwissenschaften. Forschung – Praxis – Positionen. WUV, Wien 2002, ISBN 978-3-85114-681-3, S. 161-190.

Zitation
Ulrike Jureit, Generation, Generationalität, Generationenforschung, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 3.8.2017, URL: http://docupedia.de/zg/Jureit_generation_v2_de_2017

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Anmerkungen

    1. Als erster Einstieg weiterhin lesenswert: Manfred Riedel, Generation, in: Joachim Ritter (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, Basel 1974, Spalte 274-277; Bernd Weisbrod, Generation und Generationalität in der neueren Geschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 8/2005, S. 3-9, online unter http://www.bpb.de/apuz/29215/generation-und-generationalitaet-in-der-neueren-geschichte?p=all; Ohad Parnes/Ulrike Vedder/Sigrid Weigel (Hrsg.), Generation. Zur Genealogie des Konzepts – Konzepte von Genealogie, Paderborn 2005; Ulrike Jureit/Michael Wildt (Hrsg.), Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg 2005.
    2. Vgl. Reinhart Koselleck, „Erfahrungsraum“ und „Erwartungshorizont“ – zwei historische Kategorien, in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a.M. 1979, S. 349-375.
    3. Vgl. Ulrike Jureit/Michael Wildt, Generationen, in: dies. (Hrsg.), Generationen, S. 7-26.
    4. Reinhart Koselleck, Erfahrungswandel und Methodenwechsel. Eine historisch-anthropologische Skizze, in: ders., Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt a.M. 2000, S. 27-77, Zitat S. 36.
    5. Vgl. Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, in: ders., Wissenssoziologie, hrsg. v. Kurt H. Wolff, Neuwied 1964, S. 509-565; die Abhandlung online unter http://www.1000dokumente.de/pdf/dok_0100_gen_de.pdf.
    6. Mannheim, Generationen, S. 530.
    7. Ebd., S. 526.
    8. Ebd., S. 547.
    9. Aus der sehr umfangreichen Literatur sei hier nur beispielhaft herausgegriffen: Detlev J.K. Peukert, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt a.M. 1987; Ulrich Herbert, Best: Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft, 1903-1989, Bonn 1996; Michael Wildt, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2002; Hans Mommsen, Generationenkonflikt und politische Entwicklung in der Weimarer Republik, in: Jürgen Reulecke (Hrsg.), Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, München 2003, S. 115-126. Innovativ hinsichtlich der Annahme eines Generationenverbundes ist der Beitrag von Heinz D. Kittsteiner, Die Generationen der „Heroischen Moderne“. Zur kollektiven Verständigung über eine Grundaufgabe, in: Jureit/Wildt, Generationen, S. 200-219. Als zeitgeschichtliches Dokument unverzichtbar ist: E. Günther Gründel, Die Sendung der jungen Generation: Versuch einer umfassenden revolutionären Sinndeutung der Krise, München 1932.
    10. Wildt, Generation des Unbedingten, S. 848.
    11. Vgl. Sigrid Weigel, Generation, Genealogie, Geschlecht. Zur Geschichte des Generationskonzepts und seiner wissenschaftlichen Konzeptionalisierung seit Ende des 18. Jahrhunderts, in: Lutz Musner/Gotthart Wunberg (Hrsg.), Kulturwissenschaften. Forschung – Praxis – Positionen, Wien 2002, S. 161-190.
    12. Hierzu vgl. exemplarisch: Ulrich Herbert, Drei politische Generationen im 20. Jahrhundert, in: Jürgen Reulecke (Hrsg.), Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, München 2003, S. 95-114; besonders stark ist die generationelle Periodisierung in der Wissenschaftsgeschichte: Rüdiger Hohls/Konrad H. Jarausch (Hrsg.), Versäumte Fragen. Deutsche Historiker im Schatten des Nationalsozialismus, Stuttgart 2000; Günter Burkart/Jürgen Wolf (Hrsg.), Lebenszeiten. Erkundungen zur Soziologie der Generationen, Opladen 2002; Christoph Cornelißen, Historikergenerationen in Westdeutschland seit 1945, in: ders./Lutz Klinkhammer/Wolfgang Schwentker (Hrsg.), Erinnerungskulturen. Deutschland, Italien und Japan seit 1945, Frankfurt a.M. 2003, S. 139-152.
    13. Zum erfahrungsgeschichtlichen Ansatz vgl. Ulrike Jureit, Generationenforschung, Göttingen 2006.
    14. Vgl. Christian Schneider, Der Holocaust als Generationsobjekt. Generationengeschichtliche Anmerkungen zu einer deutschen Identitätsproblematik, in: Mittelweg 36 13 (2004), H. 4, S. 56-73.
    15. Vgl. Lutz Leisering, Wohlfahrtsstaatliche Generationen, in: Martin Kohli/Marc Szydlik (Hrsg.), Generationen in Familie und Gesellschaft, Opladen 2000, S. 59-76; Franz Xaver Kaufmann, Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse im Wohlfahrtsstaat, in: Kurt Lüscher/Franz Schultheis (Hrsg.), Generationenbeziehungen in „postmodernen“ Gesellschaften, Konstanz 1993, S. 95-108; Heinz Bude, „Generation“ im Kontext. Von den Kriegs- zu den Wohlfahrtsstaatsgenerationen, in: Jureit/Wildt, Generationen, S. 28-44, direkt zu Budes Beitrag und zum Generationenansatz generell skeptisch im gleichen Band: M. Rainer Lepsius, Kritische Anmerkungen zur Generationenforschung, S. 45-52.
    16. Vgl. Christian Schneider, Vom Generationsbegriff zur Generationengeschichte, in: ders./Cordelia Stillke/Bernd Leineweber, Trauma und Kritik: Zur Generationengeschichte der Kritischen Theorie, Münster 2000, S. 23-36.
    17. Grundlegend für die psychoanalytische Auseinandersetzung mit transgenerationellen Prozessen: Martin S. Bergmann/Milton E. Jucory/Judith S. Kestenberg (Hrsg.), Kinder der Opfer – Kinder der Täter. Psychoanalyse und Holocaust, Frankfurt a.M. 1995; Werner Bohleber, Das Fortwirken des Nationalsozialismus in der zweiten und dritten Generation nach Auschwitz, in: Babylon. Beiträge zur jüdischen Gegenwart 4 (1990), H. 7, S. 70-83; Anita Eckstaedt, Nationalsozialismus in der zweiten „Generation“. Psychoanalyse von Hörigkeitsverhältnissen, Frankfurt a.M. 1989. Für die psychoanalytische Generationentheorie einschlägig: Haydée Faimberg, Die Ineinanderrückung (Telescoping) der Generationen. Zur Genealogie gewisser Identifizierungen, in: Jahrbuch der Psychoanalyse 20 (1987), S. 114-142; Erika Krejci, Innere Objekte. Über Generationenfolge und Subjektwerdung. Ein psychoanalytischer Beitrag, in: Jureit/Wildt, Generationen, S. 80-107.
    18. Faimberg, Ineinanderrückung, S. 128.
    19. Krejci, Innere Objekte, S. 103.
    20. Ebd., S. 105.
    21. Vgl. Günter Mey (Hrsg.), Von Generation zu Generation. Sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen zu Transgenerationalität, Gießen 2015.
    22. Vgl. Jürgen Reulecke, Generationen und Biografien im 20. Jahrhundert, in: Bernhard Strauß/Michael Geyer (Hrsg.), Psychotherapie in Zeiten der Veränderung. Historische, kulturelle und gesellschaftliche Hintergründe einer Profession, Wiesbaden 2000, S. 26-40.