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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Grzegorz Rossoliński-Liebe

Kollaboration im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust – Ein analytisches Konzept

Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 21.07.2020
https://docupedia.de//zg/Rossolinski-Liebe_kollaboration_v2_de_2020

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok-1817

Artikelbild: Kollaboration im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust –<br> Ein analytisches Konzept

Der Bürgermeister von Lemberg Jurij Poljans’kyj begrüßt Generalgouverneur Hans Frank, Lemberg/ Lwów, 1. August 1941, Fotograf: Otto Rosner. Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe (NAC) Signatur: 2-2697, Lizenz: Creative Commons

Die Kollaboration mit dem NS-Regime fand in allen besetzten, verbündeten und neutralen Ländern statt. Sie war ein transnationales Phänomen, das zur Ermordung der europäischen Juden maßgeblich beitrug bzw. sie überhaupt in diesem Ausmaß ermöglichte. Die Erforschung der Kollaboration stellt daher eine zentrale Aufgabe der Geschichtswissenschaft dar, die bis heute nur ansatzweise realisiert wurde. In diesem Beitrag werden Methoden und Fragestellungen der Kollaborationsforschung präsentiert, die keine Unterdisziplin oder ein Sonderforschungsbereich der Besatzungsgeschichte ist, sondern ein eigenständiges Forschungsfeld. Die Kollaborationsforschung legt die agency der nichtdeutschen Akteure offen und zeigt, wie sie die Geschichte der Besatzung, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs aktiv mitgestalteten.
Kollaboration im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust –
Ein analytisches Konzept

von Grzegorz Rossoliński-Liebe


Adam Ciepliński arbeitete als Wachtmeister bei der Stadtverwaltung von Pilzno. Im August 1943 nahm er zusammen mit zwei anderen Personen einen jüdischen Mann namens Kupfeld fest. Ciepliński führte ihn zum Magistrat, wo ihn der Bürgermeister der Stadt Jan Kramarczyk übernahm, in den Gemeindearrest einsperrte und die polnische Polizei benachrichtigte. Diese brachte ihn nach Dębica, wo ihn die deutsche Polizei erschoss.[1] In vielen anderen ähnlichen Fällen erschoss die polnische Polizei die festgenommenen Juden selbst, um sich die Benachrichtigung der Deutschen zu sparen.[2] Allen Beteiligten, die Jüdinnen und Juden festnahmen, zum Arrest führten, sie einsperrten und der deutschen Polizei übergaben, war bewusst, was mit ihnen geschehen würde, selbst wenn sie aus unterschiedlichen Gründen mit den deutschen Besatzern im Holocaust kollaborierten. Antisemitismus gehörte ebenso dazu wie eine spezifische, lokale Gruppendynamik, Angst, die Veränderung der Moral während des Kriegs und vieles mehr.[3]

Kollaboration wurde lange als ein normativer Begriff verstanden, der zur Erforschung bestimmter Verhaltensformen im Zweiten Weltkrieg und Holocaust nur bedingt angewendet werden konnte. Historiker*innen vermieden ihn oder ersetzten ihn mit Begriffen wie „Kooperation“ oder „Zusammenarbeit“, wenn sie über die Zusammenarbeit zwischen den Besatzern und Besetzten im Zweiten Weltkrieg oder im Holocaust schrieben. Der Begriff „Kollaboration“ lässt sich jedoch nicht durch „Kooperation“ ersetzen, wie Historiker*innen immer wieder vorgeschlagen haben, um sich von der normativen Bedeutung zu distanzieren.[4] Im Gegensatz zu „Kooperation“, das eine Zusammenarbeit zwischen gleichberechtigten Partnern suggeriert, drückt die „Kollaboration“ ein unter spezifischen Besatzungsverhältnissen zustande gekommenes asymmetrisches Verhältnis zwischen ungleichen Akteuren aus.[5]

Bei der Ablehnung des Begriffs und des Konzepts wurde ebenso übersehen, dass Kollaboration nicht nur als eine normative Zuschreibung im und nach dem Zweiten Weltkrieg funktionierte, sondern dass es sich dabei um einen spezifischen Aspekt der Holocaust- und Besatzungsgeschichte handelt, der nicht durch einen anderen Begriff ersetzt werden oder in anderen Forschungsfeldern wie der Besatzungs-, Alltags- oder Militärgeschichte aufgehen kann. Neuere Untersuchungen zum Beispiel über Stadtverwaltungen in besetzten Ländern,[6] die Schoah der jüdischen Bevölkerung in einzelnen Städten[7] oder Studien zu Erpressung, Verfolgung und Ermordung von Juden und anderen Gruppen zeigen,[8] dass ohne den Begriff der Kollaboration viele Aspekte des Zweiten Weltkriegs vor allem auf den unteren Ebenen nur ungenau und eingeschränkt betrachtet werden können. Das analytische Konzept der Kollaboration ist daher unabdingbar, um die Geschichte des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs komplex und differenziert zu erforschen. Dabei sollten die Schattenseiten des Begriffs oder die Diskussionen über seine Verwendung vor allem in Bezug auf die Judenräte nicht verborgen bleiben, sondern reflektiert werden. Ebenso sollte betont werden, dass die Kollaborationsforschung und transnationale Täterforschung ohne Arbeiten über die Besatzung, den Nationalsozialismus und die deutschen Täter kaum möglich gewesen wäre, weil diese Studien die Grundlagen für die weiteren Forschungen legten.[9]


 

„Volksdeutsche“ in Polen begrüßen Adolf Hitler und Generalfeldmarschall Erwin Rommel im September 1939. Fotograf: unbekannt, Quelle: [https://audiovis.nac.gov.pl/obraz/138/6f251dc1bd8513408a60da73c707e8bd/ Narodowe Archiwum Cyfrowe (NAC)] [20.07.2020], Signatur NAC 2-14, Lizenz: Creative Commons
„Volksdeutsche“ in Polen begrüßen Adolf Hitler und Generalfeldmarschall Erwin Rommel im September 1939. Fotograf: unbekannt, Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe (NAC) [20.07.2020], Signatur NAC 2-14, Lizenz: Creative Commons


 

Geschichte, Bedeutung und Reichweite des Begriffs

Die Zusammenarbeit zwischen Besatzern und Besetzten ist kein spezifisches Phänomen des Zweiten Weltkriegs. Während der gesamten Menschheitsgeschichte entwickelten sich verschiedene Formen der Koexistenz zwischen Vertretern herrschender Mächte und den von ihnen okkupierten Gesellschaften, die Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte lang andauerten. Auch das Wort „Kollaboration“ selbst, das den lateinischen Kern labore (arbeiten) in sich trägt, existierte unter anderem im Englischen und in romanischen Sprachen wie dem Italienischen, Spanischen oder Französischen schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Dabei hatte das im alltäglichen Gebrauch benutzte Wort weder eine negative Bedeutung, noch war es politisch konnotiert. Es bedeutete schlicht „Zusammenarbeit“ bzw. „Mitarbeit“.

In slawischen Sprachen wie dem Polnischen, Ukrainischen oder Russischen existierte das Wort „Kollaboration“ vor dem Zweiten Weltkrieg dagegen nicht. Es tauchte erstmals während der deutschen Besatzung oder sogar erst danach auf. Im Polnischen zum Beispiel findet sich das Wort „kolaboracja“ erst 1945 als „kollaboracjonizm“ und bezieht sich anfangs allein auf die Kriegssituation in Vichy-Frankreich. Erst später wurde der Begriff auch auf einheimische Kollaborateur*innen, Täter*innen oder Komplizen bezogen. Den Eingang in ein polnisches Wörterbuch fand es erst 1958.[10] Während der Besatzung wurden in Polen Personen, die später Kollaborateure genannt wurden, grundsätzlich als „Verräter“ (zdrajcy) oder „Helfer“ (pomocnicy) bezeichnet.[11]

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit verschob sich die Bedeutung des Begriffs in den Sprachen, in denen er bereits davor existiert hatte bzw. gewann eine neue dazu. Nicht selten existieren beide bis heute parallel. So kann „collaboration“ im Englischen oder Französischen sowohl die spezifische Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg bedeuten als auch eine gewöhnliche Mitarbeit zum Beispiel bei einem Projekt. Der historische Gebrauch des Worts wird auch dadurch kompliziert, dass er entweder sachbezogen als „Mittäterschaft“ bzw. „Beihilfe“ oder aber politisch als „Verrat“ verstanden werden kann. Nach dem Krieg wurde „Kollaboration“ von verschiedenen politischen Gruppierungen auch als ein Kampfbegriff benutzt. Die analytische Bedeutung als Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern ging dabei jedoch nicht gänzlich verloren, da auch Historiker*innen mit diesem Begriff arbeiteten.[12]

Abgesehen davon konstituierte sich im 19. Jahrhundert in Europa mit dem Aufstieg des Nationalismus ein politischer Diskurs über die Verletzung der „nationalen Loyalität“, der für das Verständnis der Kollaboration nicht unbedeutend ist. Er wurde in Europa seit den napoleonischen Kriegen beobachtet und kam vor allem während einer Fremdherrschaft vor. In diesem Diskurs wurde die Zusammenarbeit mit dem Feind pejorativ besetzt und als Verrat des Vaterlandes oder der Nation dargestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde diese Art des Verhaltens in Nordfrankreich als „mauvaise conduite“ bezeichnet. Sie wurde gesellschaftlich, seltener gerichtlich geahndet.[13]

Das Wort „Kollaboration“ wurde jedoch erstmals in dem modernen Kontext, der bis heute Bestand hat, während des Zweiten Weltkriegs bei dem Treffen zwischen Philippe Pétain und Adolf Hitler am 24. Oktober 1940 in Montoire gebraucht.[14] Vor allem in Reden und Schriften, die diesem Treffen folgten, stellte Pétain die Kollaboration als ein durchaus positives Programm seiner Regierung dar, das Frankreich aus dem „débâcle“ gerettet habe und den Franzosen ein freies Leben im unbesetzten Teil des Landes ermöglichen werde. Die Kollaboration sollte die französische Kultur vor deutschen Eingriffen schützen, die Freilassung von Kriegsgefangenen ermöglichen, eine eigene Regierung und Verwaltung garantieren und die ökonomische Ausbeutung des Landes minimieren.[15] Die Ersetzung der Prinzipien der Französischen Revolution von 1789 liberté, égalité, fraternité durch travail, famille, patrie und die Proklamation einer Révolution nationale waren Teil des Programms der Vichy-Regierung.[16]

Die positive Verwendung des Begriffs Kollaboration fand sich jedoch nicht nur seitens des Vichy-Regimes, sondern auch in anderen Ländern wie Rumänien oder Bulgarien, denen eine direkte Besatzung erspart geblieben war. Sie profitierten wirtschaftlich von der Zusammenarbeit mit den Deutschen, da sie sich aufgrund der Kollaboration als verbündete Staaten selbst regieren und verwalten konnten.[17] Das Phänomen der „collaboration“ war im besetzten Europa allgemein bekannt, wurde aber sehr unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Was in Paris bei vielen als normaler Umgang mit den Besatzern galt, wurde in Warschau durch den polnischen Untergrund als „Verrat“ angeprangert. Obwohl nach dem Einmarsch der deutschen Armee sowohl Pariser als auch Warschauer die Besatzer in gleicher Weise als Feinde und Aggressoren verstanden, brachte der härtere Terror in Osteuropa doch eine andere Art der Kollaboration und einen anderen Umgang mit den Besatzern hervor, was sich auch auf die Funktionsweise des Begriffs auswirkte.

Wenn in Westeuropa als Kollaborateur in der Regel jemand verstanden wurde, der oder die sich mit den Besatzern politisch identifizierte und überwiegend freiwillig mit ihnen zusammenarbeitete, so wurde in Osteuropa als Kollaborateur eher jemand wahrgenommen, der von der Kollaboration wirtschaftlich profitierte, in die „Deutsche Volksliste“ aufgenommen war, der einheimischen Bevölkerung durch Mitarbeit schadete oder den Widerstand nicht unterstützte. Vor allem vor der Schlacht von Stalingrad war der Begriff unter jenen Politikern positiv besetzt, die mit Deutschland zusammenarbeiten wollten und sich davon verschiedene Vorteile für ihre Länder versprachen. Im Gegensatz dazu verstanden Widerstandsbewegungen und -organisationen die Zusammenarbeit mit den Besatzern als „Verrat“ im Kampf gegen den Feind.[18]

Die weitere Politisierung des Begriffs, die besonders intensiv in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten verlief, erfolgte erst nach dem Krieg. Dazu trug die Justiz bei, die als „Verräter“ Feinde des Regimes verstand, selbst wenn sie mit den Deutschen während der Besatzung nicht zusammengearbeitet oder gegen sie gekämpft hatten. Der Begriff wurde insbesondere in den Ländern stark emotional aufgeladen, in denen die deutschen Besatzer die Bevölkerung rassistisch als „minderwertig“ eingestuft und Verbrechen an ihr begangen hatten. In allen Ländern, die durch das NS-Regime besetzt worden waren oder kollaboriert hatten, wurden nach dem Krieg „Kollaborateure“ vielfach gesellschaftlich angeprangert und vor Gericht gestellt. Demütigungen und Misshandlungen richteten sich auch gegen Frauen, die eine intime Beziehung mit deutschen Soldaten eingegangen waren. Beim „carnaval moche“ wurden Frauen in Frankreich die Köpfe geschoren, und sie wurden vom Mob durch die Straßen getrieben.[19]


 

Einer beschuldigten Französin wird der Kopf geschoren, bei Montelimar, Frankreich, 29. August 1944. Fotograf: Smith, Quelle: [https://de.wikipedia.org/wiki/Horizontale_Kollaboration#/media/Datei:This_girl_pays_the_penalty_for_having_had_personal_relations_with_the_Germans._Here,_in_the_Montelimar_area,_France..._-_NARA_-_531211.tif Wikimedia Commons/National Archives and Records Administration] [20.07.2020], cataloged under the National Archives Identifier (NAID) 531211, Lizenz: public domain
Einer beschuldigten Französin wird der Kopf geschoren, bei Montelimar, Frankreich, 29. August 1944. Fotograf: Smith, Quelle: Wikimedia Commons/National Archives and Records Administration [20.07.2020], cataloged under the National Archives Identifier (NAID) 531211, Lizenz: public domain


 

In Polen waren solche Praktiken zwar weniger verbreitet, aber Frauen, denen sexuelle Beziehungen zu den deutschen Besatzern nachgesagt wurden, waren gesellschaftlich geächtet und mussten oft den Ort wechseln, um sich selbst zu schützen. Während in Frankreich und einigen anderen besetzten Ländern nach der Befreiung die „horizontale Kollaboration“ als eine Straftat verfolgt wurde, konnten in Polen die Frauen nur wegen anderer Delikte wie Denunziation angeklagt werden. Männer, die mit deutschen Frauen intime Beziehungen hatten, wurden dafür gesellschaftlich angeprangert.[20] Eine andere Gruppe, an der sich die Wut der Bevölkerung besonders stark entlud, waren vor allem in osteuropäischen Ländern Personen, die in die „Deutsche Volksliste“ aufgenommen worden waren. Diese Gruppe wurde als „Nutznießer“ der Besatzung und „Verräter“ verstanden und nach dem Krieg sowohl gesellschaftlich erniedrigt als auch in gerichtlichen Verfahren zur Verantwortung gezogen. Viele wurden vertrieben oder in Lager eingesperrt.[21]

Obwohl nur ein geringer Teil von Personen, die den Deutschen bei der Ermordung der Juden sowie bei anderen Verbrechen geholfen hatten, angeklagt und verurteilt wurde, erfüllten die Prozesse eine wichtige Funktion in den vormals besetzten Gesellschaften: Sie zogen eine scharfe Linie zwischen den „Kollaborateuren“ und dem Rest der Gesellschaft und schrieben die Verantwortung für die Mittäterschaft einer kleinen Gruppe von Personen zu.[22] Dabei unterschied sich die Zahl der angeklagten oder verurteilten „Kollaborateure“ in den europäischen Ländern: In Belgien wurden wegen der Zusammenarbeit mit dem Feind in den ersten Jahren nach dem Krieg insgesamt 70.000, in den Niederlanden 100.000 und in Frankreich 90.000 Personen verurteilt.[23] In Polen waren es etwa 25.000, in Ungarn 27.000 und in der Tschechoslowakei 43.000 Personen.[24]

Nach dem Ende des Kriegs ging es jeweils in West- und Osteuropa auch darum, offene Rechnungen zu begleichen. In Osteuropa wurden die Nachkriegsprozesse bis in die frühen 1950er-Jahre zum Teil dazu genutzt, um die antikommunistischen bzw. antisowjetischen Widerstandsbewegungen zu diskreditieren und zu bekämpfen.[25] Dass ein Teil der Mitglieder solcher Bewegungen, wie etwa die Organisation Ukrainischer Nationalisten, tatsächlich mit Nazi-Deutschland im Holocaust kollaboriert hatte, einen faschistisch-ukrainischen Staat 1941 aufbauen wollte oder Juden ermordet hatte, spielte bei den Prozessen in der Sowjetunion in der Regel jedoch keine Rolle.[26]

Abgesehen von der politischen Instrumentalisierung des Begriffs und dem normativen Gebrauch durch politisch handelnde Akteure ist die Kollaboration aber vor allem ein analytisches Konzept, das zur Erforschung bestimmter Verhaltensformen und Interaktionen während der Besatzung und des Holocaust unentbehrlich ist.[27] Die Menschen in den von den Nazis besetzten Gebieten waren sowohl Opfer als auch Täter. Sie nur zu Opfern des Nationalsozialismus zu stilisieren, greift zu kurz und ignoriert die Komplexität des Holocaust und der Besatzung. Der Holocausthistoriker Saul Friedländer deutete die Notwendigkeit der Erforschung der Kollaboration an, indem er ihr Ausmaß und ihre Bedeutung für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs sowie die Politik der deutschen Besatzer betonte:

Auf dem gesamten Kontinent, so Friedländer, habe sich die deutsche Herrschaft auf eine Kollaboration verlassen können, die zum Teil von „rationalen“ Erwägungen bestimmt gewesen sei, häufig aber auf bereitwilliger oder sogar begeisterter Anerkennung der Vorherrschaft Deutschlands aus allen möglichen ideologischen und machtpolitischen Gründen beruht habe. An einer derartigen Kollaboration beteiligt gewesen seien nationale und regionale Behörden und Institutionen, Hilfstruppen aller Schattierungen, Politiker wie Verwaltungsangestellte, Intellektuelle und Polizisten, Eisenbahnverwaltungen, Journalisten und Industrielle, Jugendorganisationen, Bauernverbände, Geistliche und Universitätsangestellte sowie organisierte oder sich spontan bildende Mörderbanden.[28]

Angesichts des Ausmaßes der Kollaboration in den von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten und ihrer Bedeutung für die europäische Geschichte des Holocaust und der Besatzung ist ein rein instrumentaler Umgang damit unangemessen. Der Begriff der Kollaboration lässt sich nicht auf seinen politischen Gebrauch reduzieren, durch „Kooperation“ ersetzen oder als ein kleiner und unbedeutender Aspekt der Besatzungsgeschichte auslegen. Die Reduktion auf die einfache Formel Widerstand versus Kollaboration, gut und böse oder „wir“ und „sie“ greift zu kurz und geht an der primären Bedeutung des Begriffs vorbei, ebenso wie an der Komplexität der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust.[29]

Die Kollaborationsforschung ist auch keine Unterdisziplin oder ein Sonderforschungsbereich der Besatzungsgeschichte, sondern ein eigenständiges Forschungsfeld. Es hängt zwar eng mit der Besatzungsgeschichte, Holocaustforschung, Alltagsgeschichte und Geschichte des Zweiten Weltkriegs zusammen, stellt aber andere Fragen und betrachtet die Vergangenheit aus einer anderen Perspektive. Im Gegensatz zur Besatzungsgeschichte konzentriert sich die Kollaborationsforschung viel stärker auf die nichtdeutschen Täter und Täterinnen und andere nichtdeutsche Akteure. Ziel ist es, die Interaktionen zwischen den Besatzern und den Besetzten sowie die Aktivitäten und Handlungsmöglichkeiten der Helfer und Komplizen nicht aus der Perspektive der Besatzer, sondern mit dem Fokus auf ihre eigenen Absichten und Ziele zu erforschen. Ebenso sollen Dynamiken analytisch herausgearbeitet werden, die zwischen deutschen und nichtdeutschen Akteuren angesichts der Judenvernichtung oder der Verfolgung anderer ethnischer oder politischer Gruppen entstanden. Dadurch legt die Kollaborationsforschung die agency – ein analytischer Begriff, der mit individuellen Handlungs- oder Entscheidungsmöglichkeiten übersetzt werden könnte – der nichtdeutschen Akteure offen und zeigt, wie sie die Geschichte der Besatzung, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs aktiv mitgestalteten.


 

Bereiche, Dokumente und Debatten

Die wichtigsten Bereiche, in denen es zur Kollaboration kam, waren Politik, Verwaltung, Kultur, Wirtschaft, Militär, Polizei und die Durchführung des Holocaust. Während sich in den besetzten Ländern wie Polen oder Weißrussland die Kollaboration auf der Staatsebene nur auf erfolglose Versuche der Einflussnahme beschränkte, spielte sie in Ländern wie Frankreich oder Kroatien eine zentrale Rolle. Ohne die Mitarbeit der einheimischen Polizei und ebenso der Verwaltung wären die Besatzer nicht in der Lage gewesen, den Holocaust so umfassend sowohl in Ost- als auch Westeuropa durchzuführen. Darüber hinaus kollaborierten Beamte und Banken in den besetzten Ländern beim Raub des jüdischen Eigentums. In all diesen Bereichen, die sich zwar überlappen, aber gesondert untersucht werden können, wirkten konkrete Akteure, die aus verschiedenen Motiven handelten und deren agencies für die Erforschung der Kollaboration von zentraler Bedeutung sind. In den Blick genommen werden hier sowohl Politiker als auch Mitarbeiter*innen von Arbeitsämtern, die Zwangsarbeiter nach Deutschland deportierten, Bürgermeister, Vögte, Dorfschulzen, Übersetzer*innen etc.

Der Erkenntnisgewinn der Kollaborationsforschung besteht darin, dass sie Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten bzw. deutschen und nichtdeutschen Akteuren analysiert, die auch die Holocaustforschung oder besatzungs- und alltagsgeschichtliche Forschungsansätze nicht oder nicht so genau herausarbeiten können, weil sie andere Fragen an die Vergangenheit stellen, andere Bereiche erforschen oder bestimmte Aspekte nicht als erforschungsrelevant erachten.[30] Ein Beispiel dafür ist die versteckte Kollaboration zwischen der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und den deutschen Besatzern im Holocaust. In früheren Arbeiten über den Judenmord während der deutschen Besatzung Ostgaliziens konnte diese Art der Kollaboration nicht erforscht werden, weil sie sich stark auf die Politik der Besatzer konzentrierten und das Handeln der OUN nicht im Detail studierten. Anstatt analytisch das Wesen der Interaktionen zwischen ukrainischen Nationalisten und der Besatzungsmacht zu untersuchen, wurde angenommen, dass die OUN eine Widerstandsbewegung gewesen und ihre Beteiligung am Holocaust durch den politischen Streit mit Hitler im Sommer 1941 unterbunden worden sei.[31]

Neure Forschungsarbeiten, in denen gezielt die Komplexität der Interaktionen zwischen der OUN und der Besatzungsmacht untersucht wurde, haben jedoch gezeigt, dass selbst nach dem politischen Streit und der Verhaftung der Führung der OUN ihre Mitglieder weiter mit den deutschen Besatzern vor allem bei der Umsetzung des Holocaust kollaborierten, da die Ermordung der Juden ein Aspekt ihres politischen Programms war und sie ihn als einen sozialen „Gewinn“ und eine politische Notwendigkeit verstanden. Demzufolge beteiligten sie sich als Polizisten an Deportationen und der Durchführung von Erschießungen, oder sie spürten eigenständig Ghettoflüchtlinge auf und ermordeten sie.[32]


 

Erniedrigung von Lemberger Juden durch die Miliz der OUN und christliche Lemberger Bevölkerung, 1. Juli 1941. Fotograf: unbekannt, Quelle: Collection of David Lee Preston, Philadelphia, © mit freundlicher Genehmigung
Erniedrigung von Lemberger Juden durch die Miliz der OUN und christliche Lemberger Bevölkerung, 1. Juli 1941. Fotograf: unbekannt, Quelle: Collection of David Lee Preston, Philadelphia, © mit freundlicher Genehmigung


 

Die Kollaborationsforschung arbeitet jedoch nicht nur mit einer anderen Fragestellung als die Besatzungsgeschichte, sondern nutzt teilweise auch andere Dokumente und verwendet andere Methoden. Neben dem Blick auf die Politik und Perspektive der Besatzer, den sie mit der Besatzungsgeschichte teilt und durch den sie Informationen über die Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten erhält, nimmt die Kollaborationsforschung stark Egodokumente, vor allem Zeugenberichte der Opfer in den Blick, ebenso wie Dokumente der lokalen Verwaltungen und Akten der Nachkriegsprozesse.

Bevor Barbara Engelking und Jan Grabowski in ihren Forschungen zur letzten Phase des Judenmords zeigten, dass eine spezifische Dynamik zwischen den Besatzern und Besetzten zu „Judenjagden“ und anderen Formen der Verfolgung durch Dorfschulzen, polnische Polizisten, Feuerwehrmänner und „gewöhnliche Polen“ führte, waren die Motivationen und Handlungsmöglichkeiten dieser Akteure durch deutsche und polnische Besatzungshistoriker*innen nicht untersucht worden.[33] Ähnlich verhielt es sich auch mit Jan Tomasz Gross’ Untersuchungen über den Pogrom in Jedwabne, die gezeigt haben, dass nicht Deutsche, sondern Polen unter spezifischen, durch die Besatzer geschaffenen Umständen ihre jüdischen Nachbarn selbst ermordeten. Gross’ Buch „Nachbarn“ („Sąsiedzi“) führte in Polen zu einer heftigen Debatte über Kollaboration und wirkte sich auf die Erforschung des Holocaust auch in anderen Ländern aus.[34]

Die Kollaborationsforschung steht jedoch nicht in Konkurrenz zur Besatzungsgeschichte, Holocaustforschung, Alltagsgeschichte oder Geschichte des Zweiten Weltkriegs, sondern sie ergänzt und erweitert sie. Sie erbringt einen wichtigen Beitrag zu dem, was Saul Friedländer die „integrierte Geschichte“ des Holocaust nannte, sowie zur transnationalen Geschichte der Täterschaft. Gerade weil die Kollaboration in den besetzten und neutralen Ländern sowie den politisch kollaborierenden Staaten verschiedene Formen hatte, ist es für die Erforschung dieses Phänomens wichtig, die nationalen und regionalen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten, um eine europäische oder globale Dimension der Kollaboration zeigen zu können.[35]


 

Definition, Gruppen und Dimensionen

Kollaboration ist zwar kein neuer Forschungsansatz, doch bildete sich aufgrund der Uneindeutigkeit des Begriffs, seines normativen Gebrauchs und der Vielfalt der Kollaborationsformen lange Zeit kein selbstständiger Forschungsbereich der Kollaborationsforschung heraus. Erst die Arbeiten und Diskurse um die europäische Dimension der Kollaboration und die mikrogeschichtlichen Studien über Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten im Holocaust zeigten, dass die Kollaboration einer eingehenden und vielschichtigen Erforschung bedarf. Eine Verbindung zwischen den mikrogeschichtlichen Untersuchungen der Kollaboration und ihrer europäischen und transnationalen Dimension wurde jedoch noch nicht hergestellt und bedarf weiterer Forschungs- und Konzeptualisierungsarbeit.[36]

Schwierigkeiten bei einer eindeutigen Definition von Kollaboration entstehen immer dann, wenn entschieden werden soll, was als Kollaboration gilt und was als eine „notwendige“ Zusammenarbeit oder ein „gewöhnliches“ Zusammenleben mit den Besatzern betrachtet werden könnte. In den Besatzungsgesellschaften ging das Leben weiter. Dazu gehörten alle Tätigkeiten, die notwendig waren, um das tägliche Leben zu erhalten. Bäcker mussten Brot backen, Ärzte Patienten versorgen, Arbeiter zur Fabrik gehen, Polizisten auf Straßen patrouillieren und Bürgermeister Entscheidungen treffen, damit die kommunalen Verwaltungen nicht kollabierten. Die Haager Landkriegsordnung von 1907 verstand die Zusammenarbeit einheimischer Instanzen mit einem feindlichen Besatzer als legitim und notwendig, weil ohne sie das tägliche Leben der Bevölkerung und das Funktionieren einer Gesellschaft nicht gewährleistet werden könne.[37] Ebenso betrachteten Exilregierungen und Widerstandsbewegungen die Arbeit in der Verwaltung in der Regel nicht als eine illegitime oder strafbare Tätigkeit und ermutigten die einheimischen Beamten und Angestellten, ihren Tätigkeiten weiter nachzugehen.[38]

Die Frage, wo eine notwendige Zusammenarbeit oder ein gewöhnliches Zusammenleben mit den Besatzern aufhörte und illegitime oder politische Kollaboration begann, die der einheimischen Bevölkerung schadete und die Ziele der Besatzer legitimierte oder zu ihrer Umsetzung beitrug, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Fast alle Interaktionen mit den Besatzern, vor allem aber die Befolgung ihrer Direktiven vereinfachten die Umsetzung der NS-Politik. Die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg war beispiellos, weil bei allen früheren und späteren Okkupationen keine transnationalen Genozide wie die Schoah begangen worden sind. Deshalb ist es sinnvoller, keine eindeutige Linie zu bestimmen, die eine „legitime“ Zusammenarbeit von einer „illegitimen“ Kollaboration scharf trennt, sondern die Existenz von Grauzonen zu akzeptieren und sich der Problematik der Kollaboration durch Fallstudien anzunähern, in denen an konkreten Beispielen die Komplexität dieser Problematik und ihre orts- und zeitspezifischen Formen deutlich werden.

Diese Komplexität der Thematik hängt unter anderem damit zusammen, dass alle Personen, die mit den Besatzern zusammenarbeiteten, ein alltägliches Leben hatten. Nur ein kleiner Teil von ihnen wirkte im Widerstand. Widerstand galt während der deutschen Besatzung keineswegs als Gegensatz zur Kollaboration, sondern konnte mit ihr vereinbart werden und war ebenso ein Bestandteil der Besatzungsrealität, wie das Beispiel einiger polnischer Polizisten und Bürgermeister im Generalgouvernement zeigt. Das Engagement in einer Widerstandsgruppe ließ sich mit der Tätigkeit in der Verwaltung verbinden wie auch mit einer ideologisch motivierten Kollaboration mit den Besatzern bei der Ermordung der Juden. Da die Realität des Zweiten Weltkriegs sehr komplex war, wie neuere Forschungen zeigen, war die Gruppe von Personen, die sowohl kollaborierte als auch im Widerstand aktiv war, alles andere als klein.[39]

Die Unterstützung der Deutschen bei der Ermordung der Juden ist eine zentrale Ebene der Kollaboration. Im Gegensatz zur Täterforschung, die sich bis heute stark auf deutsche Täter konzentriert, untersucht die Kollaborationsforschung die Frage der Täterschaft, Mittäterschaft und der verschiedenen Formen der Beihilfe beim Holocaust und anderen Massengewalten transnational. Die Kollaboration ist per se transnational, weil es zwei beteiligter Parteien bedarf, die im Fall des Holocaust eine dritte Gruppe, die Juden, verfolgten und/oder ermordeten. Deshalb sollte die Kollaborationsforschung in Bezug auf den Holocaust als eine transnationale Täterforschung verstanden werden, die der Transnationalität der Täterschaft auf den Grund geht, ihre Komplexität offenlegt und die deutsch-zentrierte Wahrnehmung des Judenmords bewusst und entschieden hinterfragt und erweitert.[40]

Neben Kollaboration verwendete die Forschung auch Begriffe wie „Kooperation“ und „Zusammenarbeit“. Der Vorteil dieser Begriffe ist, dass sie nicht das ideologische Gepäck des Kalten Kriegs tragen und bei den Leser*innen nicht von vornherein Bilder von grausamen Verbrechen aufkommen lassen. Von Nachteil ist aber der fehlende Kontext des Zweiten Weltkriegs und der nicht vorhandene Bezug auf das asymmetrische Verhältnis zwischen zwei ungleichen Akteuren, ohne den sich die Zusammenarbeit der Deutschen mit den Menschen in den besetzten Gebieten vor Ort nur mangelhaft erforschen lässt. Darüber hinaus wurde auch zwischen einer politisch motivierten „Kollaboration“ und einer gewöhnlichen „Kooperation“ oder „Zusammenarbeit“ unterschieden, was aufgrund der Omnipräsenz der Politik im Besatzungsalltag nur bedingt vertreten werden kann.[41]


 

Formen und Methoden der Kollaborationsforschung

Die Kollaborationsforschung fokussiert auf einen besonderen Aspekt: die Zusammenarbeit zwischen den Besatzern und Besetzten, die die politischen Ziele der Besatzer legitimiert, sie bei der Umsetzung ihrer Politik unterstützt und somit der einheimischen Bevölkerung schadet, insbesondere den Menschen, die von Verfolgung und Ermordung bedroht sind. Dabei wird deutlich, dass Kollaboration viele ganz unterschiedliche Praktiken aufweist und große Teile des alltäglichen und gesellschaftlichen Lebens in den besetzten Ländern umfasste. Sie kann sowohl in den besetzten Ländern wie zum Beispiel der Ukraine oder in Polen als auch in politisch kollaborierenden oder verbündeten Staaten wie Kroatien oder Vichy-Frankreich sowie in den neutralen Ländern wie der Schweiz oder in Schweden untersucht werden.[42]


 

Besatzer und die politische Kollaboration

Wie die politische Kollaboration mit einem anderen Land verlief und welche Formen sie annahm, entschieden in der Regel die deutschen Besatzer. Dennoch sollten die Initiativen von Politikern der besetzten Gebiete nicht unterschätzt werden. Dabei spielten verschiedene Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich lassen sich die Länder im nationalsozialistischen Einflussgebiet in Besatzungsgebiete und politisch kollaborierende oder verbündete Staaten unterteilen. In den Besatzungsgebieten kontrollierten die Nationalsozialisten die oberste Machtebene, wie zum Beispiel in Belgien, wo eine Militärverwaltung bestand, oder wie im Generalgouvernement, das Hans Frank an der Spitze als einen Kolonialstaat mit einer Verwaltung regierte, die aus deutschen, polnischen und ukrainischen Beamten bestand und die deutsche mit der polnischen Gesetzgebung vereinte.

In politisch kollaborierenden bzw. verbündeten Ländern gab es in der Regel einen Diktator wie Ion Antonescu in Rumänien, Jozef Tiso in der Slowakei oder Vidkun Quisling in Norwegen. Während einige Diktatoren wie Ante Pavelić in Kroatien Führer faschistischer Bewegungen waren, bekämpften andere Staatsoberhäupter die faschistischen Bewegungen in ihren Ländern, so etwa Miklós Horthy in Ungarn oder Antonescu in Rumänien. In Kroatien versuchten sowohl die Nationalsozialisten als auch die italienischen Faschisten, ihre Interessen zu vertreten, was sich wiederum auf die Kollaboration der einheimischen Machthaber auswirkte. Aufgrund ihrer politischen Gesinnung spielten faschistische Organisationen im besetzten Europa eine wichtige Rolle und galten als treue und zuverlässige Kollaborateure, wobei es jedoch auch zwischen den Nationalsozialisten und faschistischen Bewegungen zu Konflikten kam, wie zum Beispiel zwischen der OUN und der NSDAP, nachdem erstere am 30. Juni 1941 einen ukrainischen Staat in Lemberg ohne Absprache mit Hitler proklamiert hatte.[43]


 

Vidkun Quisling im Gespräch mit Adolf Hitler, Salzburg, 19. April 1943. Fotograf: unbekannt, Quelle: [https://audiovis.nac.gov.pl/obraz/28971/3241fb9b4382efc01c4716b441334c7a/ Narodowe Archiwum Cyfrowe (NAC)] [20.07.2020], Signatur: 2-12409, Lizenz: Creative Commons
Vidkun Quisling im Gespräch mit Adolf Hitler, Salzburg, 19. April 1943. Fotograf: unbekannt, Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe (NAC) [20.07.2020], Signatur: 2-12409, Lizenz: Creative Commons


 

Die durch die Nationalsozialisten besetzten europäischen Gesellschaften wurden ungleich behandelt, was sich wiederum auf die jeweilige Form der Kollaboration auswirkte. Allgemein gab es einen großen Unterschied zwischen West- und Osteuropa bezogen auf die Art der Besatzung und den Umgang mit der besetzten Bevölkerung. Verbrechen an der einheimischen Bevölkerung und Zwangsumsiedlungen, die von den Besatzern im Reichskommissariat Ukraine oder dem Warthegau begangen wurden, wären in Belgien oder den Niederlanden undenkbar gewesen. In Ländern wie Norwegen wurde die Bevölkerung besser als in Osteuropa behandelt, weil sie als „rassisch“ höher und als Verbündeter galt. Im politisch kollaborierenden Kroatien passte sich die Ustascha den politischen Diskursen der Nationalsozialisten an und wertete die Kroaten mittels pseudowissenschaftlicher Untersuchungen zu einer „arischen Rasse“ auf.[44] Zu zahlreichen Formen der Kollaboration kam es jedoch auch in Ländern, in denen die Bevölkerung von den NS-Besatzern als „minderwertig“ angesehen wurde und im Verlauf des „Generalplans Ost“ teilweise versklavt und vertrieben oder ermordet werden sollte. In diesen Ländern wurde der Begriff der „Kollaboration“ besonders emotional aufgeladen.[45]


 

Erforschung der Kollaborationsformen

Forschungen zu spezifischen Formen und Fragen der Kollaboration mit NS-Deutschland wurden in allen besetzten neutralen und verbündeten Ländern durchgeführt, wobei es aufgrund der verschiedenen Besatzungspolitiken und Erkenntnisinteressen der Forscher*innen große Unterschiede bei der Aufarbeitung dieser Thematik gibt. Während in den Niederlanden, Dänemark oder Norwegen die Erforschung der militärischen Kollaboration bereits nach dem Krieg eine wichtige Rolle spielte, wurde die Frage von Polen in der Wehrmacht erst vor wenigen Jahren diskutiert.[46] Wenn in Westeuropa die Beihilfe bei den Deportationen und die politische Zusammenarbeit die Aufmerksamkeit der Besatzungs- und Holocausthistoriker*innen auf sich zog, so stand in osteuropäischen Ländern die Erforschung der Ghettos, Pogrome oder organisierten Erpressungen im Vordergrund.[47] Bei der Vernichtung der jüdischen Wirtschaftstätigkeit und der Übernahme des jüdischen Eigentums, der sogenannten Arisierung, die im besetzten Europa sowohl von den Besatzern als auch von der einheimischen Bevölkerung praktiziert wurde, sind verschiedene Strategien, Motive und Konflikte deutlich geworden.[48] In einigen Fällen entwickelten sich durch die Ergebnisse der Kollaborationsforschung Debatten, die teilweise auch transnational geführt wurden.[49]

Das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) eröffnete 2016 die Ausstellung „Some Were Neighbors: Collaboration and Complicity“, in der die Alltäglichkeit der Kollaboration als auch die Alternativen dazu gezeigt wurden. Die Ausstellung fokussiert auf die alltäglichen Aspekte der Kollaboration zwischen Nachbarn, zeigt Verhaltensformen in den Stadtgemeinden und verdeutlicht, dass Kollaboration – verstanden als Verrat an Mitgliedern der eigenen Ortsgemeinde – eine mögliche, verbreitete Verhaltensform war.[50] Die alltägliche Seite der Kollaboration zeigt auch Omer Bartov in seinem Buch „Anatomy of a Genocide. The Life and Death of a Town Called Buczacz“ von 2018, in dem er ein ähnliches Narrativ wie die USHMM-Ausstellung vermittelt und detailliert zeigt, zu welchen Kollaborationsformen die Besatzung und der Holocaust in der ostgalizischen Stadt Buczacz führten, die für viele andere kleine osteuropäische Städte steht.[51]

Die ersten Forschungen zur Kollaboration legten die Überlebenden vor. Die Einbeziehung der Kollaboration lokaler nichtdeutscher Täter war für sie selbstverständlich, weil sie oder ihre Familien dies selbst erlebt hatten. Eine der frühesten analytischen Publikationen über den Judenmord und die Kollaboration verfasste Emanuel Ringelblum, der sich seit März 1943 in einem Bunker in der Grójecka Straße 84 in Warschau zusammen mit seiner Familie und weiteren Juden versteckt hielt.[52] Ringelblum hatte gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern Tausende von Dokumenten und Berichten gesammelt, die wichtige Informationen über den Holocaust und die Kollaboration nicht nur in Polen, sondern auch in Litauen, der Ukraine, Weißrussland und anderen Ländern enthalten.[53] Obwohl Ringelblum, seine Familie und ihre Helfer aufgrund einer Denunziation und mit Unterstützung der polnischen Kriminalpolizei am 7. März 1944 verhaftet und anschließend ermordet wurden, blieb das Untergrundarchiv zu großen Teilen erhalten. Das Ringelblum-Archiv stellt heute eine wichtige Quelle dar, um die Transnationalität der Täter*innen und die Komplexität der Kollaboration in Polen und anderen Ländern zu erforschen.[54]

Kurz nach der Ermordung von Emanuel Ringelblum konstituierte sich in Lublin und später auch in anderen polnischen, durch die Rote Armee befreiten Städten die Jüdische Historische Kommission, die in seiner Tradition weitere Dokumente über die Schoah und die Kollaboration sammelte und wichtige Forschungen aufnahm. Zu ihr gehörten unter anderem Philip Friedman, Rachel Auerbach, Joseph Wulf, Szymon Datner und Józef Kermisz.[55] Die Rezeption ihrer Arbeiten beschränkte sich lange nur auf jüdische Historiker*innen.[56]

Die meisten nichtjüdischen Historiker*innen ignorierten diese wichtigen Forschungen, einige verfälschten sogar bewusst und gezielt in Reaktion darauf die Geschichte des Holocaust und der Kollaboration. So veröffentlichte der ukrainisch-amerikanische Historiker und Veteran der OUN Petro Mirchuk 1957 eine höchstwahrscheinlich rein fiktive Biografie einer Frau, Stella Krenzbach (Krentsbakh), die als Krankenschwester in der Ukrainischen Aufständischen Armee freiwillig gearbeitet haben soll und während ihres Dienstes zu einer ukrainischen Patriotin geworden sei. Sie wurde als Beweis dafür präsentiert, dass ukrainische Nationalisten weder antisemitisch noch als Polizisten an der Ermordung von 800.000 westukrainischen Juden beteiligt gewesen seien.[57]

Der Historiker und Holocaust-Überlebende Joseph Wulf, der nach dem Krieg zuerst in der Jüdischen Historischen Kommission mitwirkte und anschließend in Berlin lebte, wurde von westdeutschen Historikern ignoriert und ausgeschlossen, obwohl er mehrere bahnbrechende Pionierarbeiten über den Holocaust und die Kollaboration in den 1950er- und 1960er-Jahren vor seinem Suizid 1974 veröffentlicht hatte.[58] Ihm wurde vorgeworfen, als „Opfer“ zu befangen für die wissenschaftliche Arbeit zu sein. Auch der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München Martin Broszat repräsentierte diese Haltung, wofür er von Saul Friedländer zu Recht kritisiert wurde.[59]

Die Erforschung der Kollaboration und die transnationale Täterforschung wurden aufgrund der Rolle, die Deutschland im Holocaust spielte, lange als nicht relevant betrachtet. In den ersten Jahren nach dem Krieg nahmen deutsche Historiker den Judenmord und auch andere Verbrechen, die die Deutschen und ihre Kollaborateure an Sinti und Roma oder nichtjüdischen Zivilisten in Osteuropa begangen hatten, schlicht nicht wahr. So beschäftigte sich Friedrich Meinecke, einer der bekanntesten deutschen Historiker, kurz nach dem Krieg damit, zu verstehen, was die Nationalsozialisten dem deutschen Geist und der deutschen Nation angetan hätten. Der Judenmord interessierte ihn ebenso wenig wie die Kollaboration.[60]

Erst infolge von Gerichtsprozessen wie dem Ulmer Einsatzgruppen-Prozess 1958, dem Eichmann-Prozess 1961 in Israel und dem Frankfurter Auschwitz-Prozess zwischen 1963 und 1965 rückte der Holocaust allmählich in das Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit und Historiografie.[61] Die Debatten über die Verbrechen der Wehrmacht, Daniel Goldhagens „Hitlers willige Vollstrecker“ und Christopher Brownings „Ordinary Men“ bereiteten den Boden für die ersten wichtigen Forschungen über den Judenmord in Osteuropa.[62] Die Arbeiten von Dieter Pohl über die nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien und von Christian Gerlach über die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland erforschten vorbildhaft, wie die deutschen Besatzer den Judenmord in diesen Teilen Osteuropas durchführten. Doch stand der Aspekt der Kollaboration nicht im Fokus.[63] Erst die Monografie von Christoph Dieckmann über die deutsche Besatzungspolitik in Litauen, die eineinhalb Dekaden später erschien, fasste den Holocaust breiter und beschäftigte sich im größeren Umfang mit nichtdeutschen Tätern.[64]

Die Kollaboration wurde aber auch von Historikern erforscht, die sich nicht in erster Linie mit dem Holocaust beschäftigten. Werner Röhr bereits 1994 wie auch Klaus Kellmann ein Vierteljahrhundert später legten Überblicksdarstellungen vor, die die Kollaboration vergleichend im gesamten unter NS-Herrschaft stehenden Europa skizzieren. Die übergreifenden Studien zeigen, dass Kollaboration ein europäisches Phänomen war und ein integraler Bestandteil der europäischen Geschichte ist. Sie machen auch klar, dass Kollaboration heterogen war und unterschiedliche Formen in den jeweiligen Ländern annahm. Was die Autoren dieser Studien jedoch nicht leisten konnten, ist eine in die Tiefe gehende Analyse der Kollaboration anhand von regionalen Quellen und Mikrostudien. Eine so umfassende Erforschung bedarf eines internationalen Teams von Expert*innen – und ist bis heute ein Desiderat.[65]

Im Laufe der Erforschung des Phänomens Kollaboration stellte sich heraus, dass das Verständnis als auch die Erwartungen in den einzelnen Ländern aufgrund der unterschiedlichen Geschichte, politischer Diskurse und methodischer Zugänge voneinander abweichen. Wenn in Polen arbeitende Historiker*innen die Kollaboration bis vor wenigen Jahren nur auf die politische Staatsebene bezogen haben, so lehnt in Deutschland ein Teil der Historiker*innen den Begriff wegen seines normativen Gebrauchs in politischen Diskursen ab oder ordnet die Kollaborationsforschung der Besatzungsgeschichte unter.[66] Die größte Offenheit ist in Frankreich, Israel und in der englischsprachigen Forschung zu beobachten, neuerdings auch unter polnischen Holocaustforscher*innen, wobei auch dort unterschiedliche Ansichten vorhanden sind. Was bis heute jedoch fehlt, sind analytische Methoden und transnationale Herangehensweisen, die es erlauben würden, das Ausmaß der Kollaboration nicht nur unter politischen Eliten vergleichend zu untersuchen, sondern das Phänomen auch transnational auf allen Ebenen der Besatzung zu analysieren und seine Auswirkung auf den Verlauf des Kriegs und die Umsetzung des Holocaust zu erklären.[67] In den letzten Jahren erschienene Publikationen haben dies unter anderem auf der Ebene faschistischer Bewegungen und Regime, der Helfer in den Vernichtungslagern, der Wehrmacht und der Waffen-SS sowie anderer militärischer Einheiten teilweise geleistet.[68]


 

Klassische Arbeiten und Herangehensweisen

Eine der wichtigsten Studien über Kollaboration wurde 1972 von Robert Paxton vorgelegt. Der amerikanische Historiker präsentierte mit „Vichy France. Old Guard and New Order, 1940-1944“ eine Monografie, die das Doppelphänomen der Kollaboration im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust behandelte und die Erforschung dieses Themas überwiegend in Westeuropa voranbrachte. Paxtons Studie wurde zwar angegriffen, aber nicht wenige französische Historiker*innen und Intellektuelle erkannten die Relevanz als auch die Notwendigkeit ihrer Rezeption. Paxton machte klar, dass Vichy-Frankreich nicht von einer kleinen Gruppe von „Verrätern“ regiert wurde, sondern nicht zuletzt aufgrund der Betonung der nationalkonservativen Werte von einem nicht geringen Teil der Bevölkerung anerkannt und unterstützt worden war. Ebenso konnte er zeigen, dass die Résistance keineswegs so populär war, wie die französische Historiografie in großen Teilen vermittelt hatte.[69]

Paxtons Methoden waren nicht besonders ausgefeilt, aber effektiv. Er wendete Stanley Hoffmanns Unterscheidung zwischen der „Staatskollaboration“ und dem ideologisch motivierten „Kollaborationismus“ an und konzentrierte sich vor allem auf die erste Form. Dabei untersuchte er das Handeln der Regierung und der Verwaltung sowie die gesellschaftliche Akzeptanz für die Politik Marshall Pétains. Der amerikanische Historiker zeigte, dass die Mehrheit der Bevölkerung Pétain bis zum Winter 1942/1943 unterstützt hatte; erst danach begann sie, mit der Résistance zu sympathisieren. Seine Untersuchungen ergaben, dass die Deportationen von Juden zu den Vernichtungslagern von vielen Franzosen mitgetragen wurden und nicht im Widerspruch zu Pétains Politik standen.[70]

Paxtons Studie folgten viele weitere Untersuchungen über die Kollaboration mit dem Schwerpunkt auf Westeuropa. Werner Rings publizierte 1979 „Leben mit dem Feind. Anpassung und Widerstand in Hitlers Europa, 1939-1945“, in dem er zwischen neutraler, bedingungsloser, bedingter und taktischer Kollaboration unterschied. Ein „neutraler“ Kollaborateur arbeitete nach ihm mit dem Feind zusammen, ohne sich mit der Ideologie des Nationalsozialismus zu identifizieren. Ein „bedingungsloser“ Kollaborateur ließ sich auf die Zusammenarbeit mit den Besatzern ein, weil er ähnliche politische Ansichten teilte. Als Beispiele führt Rings Vidkun Quisling und seine „Nasjonal Samling“ an sowie verschiedene andere faschistische Bewegungen. Die „bedingte“ Kollaboration setzte voraus, dass der Kollaborateur oder die Kollaborateurin wenigstens einige politische Ansichten mit den Nationalsozialisten teilte und bereit war, den Deutschen bei der Umsetzung eines Teils ihrer Ziele zu helfen. Nach Rings handelte es sich hierbei um die verbreitetste Form der Kollaboration, die zu verschiedenen Arrangements zwischen den Besatzern und Besetzten geführt habe. „Bedingte“ Kollaborateure hätten Hitler nicht uneingeschränkt getraut und die Front gewechselt, wenn sich für sie eine geeignete Situation ergeben habe. Die „taktischen“ Kollaborateure arbeiteten dagegen mit den Deutschen zusammen, um eigene Ziele zu realisieren, zu denen unter anderem die Rettung der Juden oder die Verbesserung der Lage der einheimischen Bevölkerung gehört hätten.[71]

Als in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren die Kollaborationsforschung nach Deutschland kam, wandte sich diesem Phänomen unter anderem Gerhard Hirschfeld in seiner Arbeit über die Niederlande zu. Hirschfeld verstand Kollaboration als einen zentralen Aspekt der Besatzung, der alle Formen des Zusammenlebens umfasste. Er hob hervor, dass „unter Kollaboration keineswegs nur Extremformen individuellen oder kollektiven Verhaltens subsumiert werden sollen“, sondern unbedingt auch die Grauzonen oder „das alltägliche notwendige Arrangement, das ‚unwilling adjustment‘, der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung“ untersucht werden müssten.[72] Während Hirschfeld und Rings sich auf das besetzte Westeuropa konzentrierten, fokussierte Jan Tomasz Gross auf das Generalgouvernement. In seinen Publikationen über Besatzung und Kollaboration arbeitete er heraus, dass die Besatzungsmacht drei Arten von „Gütern“ in den besetzten Ländern gesucht habe: Arbeitskraft, Fachexpertise und Autorität. Letztgenanntes konnte durch ein Staatsoberhaupt, eine Regierung, Beamte oder auch in der Gesellschaft angesehene Personen wie zum Beispiel Priester angeboten werden. Des Weiteren machte Gross klar, dass es die Besatzer und nicht die Besetzten waren, die darüber entschieden, ob die politische Kollaboration mit dem Staatsoberhaupt oder der Regierung zugelassen oder das Gebiet ganz anders verwaltet werden würde.[73]

In einem Essay von 2007 wies der polnisch-jüdisch-amerikanische Historiker und Soziologe darauf hin, dass die Kollaboration nach 1940 nach den militärischen Siegen in Westeuropa europaweit eine viel attraktivere Option gewesen sei als nach der Niederlage von Stalingrad 1943, nach der die Zukunft eines von Deutschland regierten Europas offen war. Die Kollaboration mit den Nationalsozialisten habe den kollaborierenden Regierungen ermöglicht, ihre nationalen Traditionen zu pflegen, unabhängig davon, ob sie faschistisch oder national-konservativ gewesen seien wie Pétains Frankreich mit der Révolution nationale. Kollaboration sei jedoch nicht nur eine aktive Handlung, sondern sie könne auch durch Unterlassen oder Schweigen ausgeübt werden, wofür unter anderem das Verhalten der polnischen katholischen Kirche im Holocaust stehe. Die Behauptung, dass die Zusammenarbeit mit dem Feind Schlimmeres verhindert habe, sei eine nach dem Krieg weit verbreitete Rechtfertigung gewesen.[74]


 

Neuere Kollaborationsforschung

Die Arbeiten Paxtons, Rings, Hirschfelds, Gross’ oder auch Röhrs und Littlejohns machen klar, dass Kollaboration ein zentraler Aspekt des Zweiten Weltkriegs war und ihre Untersuchung absolut notwendig ist, um den transnationalen Verlauf des Holocaust zu verstehen sowie weitere Einblicke in den Alltag in besetzten, verbündeten und neutralen Ländern zu bekommen.[75] In den ersten Jahren nach dem Ende des Kalten Kriegs wurde Osteuropa zu einem wichtigen Feld der Kollaborationsforschung. Nach der Öffnung der Archive und der Abschaffung der staatlichen Zensur wandten sich diesem Thema immer mehr Historiker*innen zu. Dadurch wurden neue Forschungsmethoden erarbeitet, infolgedessen nicht nur die Kollaborations-, sondern auch die Holocaust- und Besatzungsforschung modifiziert wurden.

Neue empirische Arbeiten, die in und über Osteuropa entstanden, trugen auch dazu bei, dass Kollaboration im noch größeren Umfang als ein europäisches Phänomen wahrgenommen wird. Bis vor wenigen Jahren wurde Kollaboration in erster Linie als ein wichtiger Aspekt der französischen, belgischen oder niederländischen, aber nicht der polnischen, litauischen oder ukrainischen Kriegs- und Holocaustgeschichte verstanden. Einerseits hing das mit dem Mangel an Arbeiten über Osteuropa zusammen, andererseits wurde angenommen, dass die repressive Besatzungspolitik in Osteuropa eine Kollaboration unmöglich gemacht habe, weil sie den Akteuren keinen Spielraum gelassen habe: Polen, Weißrussen oder Ukrainer hätten nicht wie Franzosen, Niederländer oder Belgier über das Schicksal von Juden oder ihr eigenes mit entscheiden können.[76] Diese Annahme wurde jedoch durch neuere Arbeiten über den Judenmord und die Kollaboration in der Ukraine und Polen widerlegt. Die neue Holocaust- und Kollaborationsforschung zeigt, dass Handlungsspielräume auch in Polen, der Ukraine oder Litauen existierten und einheimische Akteure wie Polizisten, Dorfschulzen oder Vögte teilweise selbst entscheiden konnten, ob oder in welchem Umfang sie zur Verfolgung und Ermordung der Juden beitrugen.[77]

Besonders in Polen wurden, unter anderem durch Historiker*innen, die mit dem Zentrum zur Erforschung des Holocaust (Centrum Badań nad Zagładą Żydów) assoziiert sind, Forschungen vorgelegt, die die zentrale Rolle der Kollaboration für den Verlauf des Judenmords zeigen, indem sie die agency der lokalen Täterinnen und Täter, ihre Spielräume und auch spezifische Dynamiken zwischen Besatzern und Besetzten analysierten. Mit Untersuchungen unterhalb der staatlichen Ebene verdeutlichen sie das Ausmaß der Kollaboration und erweitern so das Verständnis des Begriffs.[78] Einen ähnlichen Ansatz verfolgte auch Omer Bartov in seiner Monografie über die galizische Stadt Buczacz, in der er deutlich machte, dass Kollaboration bei der Ermordung von Juden in osteuropäischen Städten eine entscheidende Rolle gespielt hatte.[79] Joanna Tokarska-Bakir zeigte in einer detaillierten Untersuchung über den Pogrom in Kielce im Juli 1946, dass die Gewalt gegen Juden in Polen keineswegs mit dem Ende der deutschen Besatzung abgeschlossen gewesen war.[80]

Der größte Methodenwechsel, der sich auf dem Feld der Kollaborations- und Holocaustforschung in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren vollzogen hat, war der Übergang von der Betrachtung der politischen Staatsebene hin zu den unteren Stadt- und Dorfebenen. Hier waren deutlich mehr Personen in die Kollaboration involviert als noch vor zwanzig Jahren angenommen worden war, als sich die Forschungen vor allem in Osteuropa stark auf die politische Ebene und die deutschen Täter konzentrierten. Dadurch konnte genauer gezeigt werden, wie sich der „erfolgreiche“ Verlauf des Kriegs und die Niederlage bei Stalingrad oder die Präsenz der Widerstandsorganisationen auf verschiedene Formen der Zusammenarbeit auswirkten, welche Rolle die Kollaboration im alltäglichen Leben der Bewohner*innen kleiner und großer Orte einnahm oder warum es für Juden so schwer war, die Besatzungszeit mit einer auf der Dorfebene vielfach kollaborierenden Bevölkerung zu überleben.[81]

Die Verlagerung der Untersuchungsebene auf die lokalen Akteur*innen setzt andere Forschungsmethoden und die Heranziehung anderer Quellen voraus. Die politikwissenschaftlichen und diplomatiegeschichtlichen Ansätze waren nicht hinreichend, um Kollaborateure in ihrem dörflichen oder kleinstädtischen Umfeld zu untersuchen. Obwohl Antisemitismus, Nationalismus, Faschismus und andere Ideologien ohne Zweifel eine wichtige Rolle bei der Kollaboration mit den Nationalsozialisten spielten, lässt sich das Verhalten von Bürgermeistern, Dorfvorstehern, Spitzeln oder Polizisten durch die Analyse ihrer politischen Weltanschauung nur eingeschränkt erklären.

Fruchtbarer erwiesen sich hingegen mikrogeschichtliche Analysen ihres Verhaltens im Kontext der administrativen Strukturen und der gesellschaftlichen Zwänge, unter denen sie handelten. Mikrogeschichtliche Untersuchungen der situativen und administrativen Zusammenarbeit mit den Deutschen enthüllten auf der einen Seite die Widersprüchlichkeiten und die Komplexität der Kollaboration sowie auf der anderen Seite ihre verheerende Auswirkung auf den Holocaust.[82] So ist unter anderem deutlich geworden, dass Aktivitäten in einer antideutschen Widerstandsbewegung gut mit der Bekleidung einer Stelle in der Verwaltung vereinbart werden konnten.[83]


 

Polnische „Blaue“ Polizisten und deutsche Ordnungspolizei. Die polnische Hilfspolizei, die aufgrund ihrer Uniformen „Blaue“ Polizei genannt wurde, war auf Befehl des Generalgouverneurs Hans Frank aus Mitgliedern der Vorkriegspolizei Polens gebildet worden. Die ca. 10.000 Männer wurden bei der Bekämpfung von Kriminalität und Schwarzhandel eingesetzt, wirkten aber auch bei der Bewachung von Ghettos, bei den Deportationen von Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager und bei Erschießungen mit. Fotograf: unbekannt, Quelle: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Polish_police_and_orpo.jpg Wikimedia Commons / Haaretz] [20.07.2020], Lizenz: [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en CC BY-SA 4.0]
Polnische „Blaue“ Polizisten und deutsche Ordnungspolizei. Die polnische Hilfspolizei, die aufgrund ihrer Uniformen „Blaue“ Polizei genannt wurde, war auf Befehl des Generalgouverneurs Hans Frank aus Mitgliedern der Vorkriegspolizei Polens gebildet worden. Die ca. 10.000 Männer wurden bei der Bekämpfung von Kriminalität und Schwarzhandel eingesetzt, wirkten aber auch bei der Bewachung von Ghettos, bei den Deportationen von Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager und bei Erschießungen mit. Fotograf: unbekannt, Quelle: Wikimedia Commons / Haaretz [20.07.2020], Lizenz: CC BY-SA 4.0


 

Durch die Verlagerung der Ebenen und den Wechsel der Methoden wurde auch deutlich, dass Dorfvorsteher, Bürgermeister oder Polizisten, die keine Antisemiten waren und Juden gelegentlich halfen oder sie sogar retteten, nichtsdestotrotz die Deutschen bei der Judenverfolgung und -vernichtung unterstützten oder die lokale Bevölkerung dazu mobilisierten. Ihre Kollaboration im Holocaust hängt daher mit ihrer Funktion in der Verwaltung zusammen und lässt sich auch mit der Angst erklären, die die Besatzer verbreiteten, indem sie die Unterstützung für Juden in Ländern wie Polen auch mit dem Tode bestraften. Anders als bei Mitgliedern faschistischer Bewegungen spielte die Ideologie bei der Kollaboration von Beamten und Angestellten in der Regel keine zentrale Rolle. Diese Fälle zeigen auch, dass Kollaboration im Holocaust keineswegs der Judenrettung widersprach und dass sie ein sehr komplexes Phänomen war. Sie war nicht nur durch die politischen Ansichten der Kollaborateure bedingt, sondern hing auch stark von den konkreten lokalen Umständen, gesellschaftlichen Erwartungen und anderen situativen Faktoren ab wie der Verbreitung von Angst in der Dorf- oder kleinstädtischen Gemeinschaft.[84]

Die neuere Kollaborationsforschung arbeitete aber auch eine Ebene heraus, bei der die Ideologie eine zentrale Rolle spielt. Die Analyse von Konflikten zwischen faschistischen Bewegungen zeigte, dass Mitglieder dieser Gruppen auch dann im Holocaust mit den Besatzern kollaborierten, wenn die Führungsschicht der Organisation in Konflikt mit dem NS-Regime oder den Diktatoren in ihren Ländern geriet. Das war unter anderem in Rumänien der Fall, wo die Eiserne Garde sich gegen Antonescu wandte, und auch in der Ukraine, wo die Führungsschicht der OUN nach der Proklamation des Staats am 30. Juni 1941 verhaftet wurde. Trotz dieser Konflikte ermordeten die Mitglieder dieser Bewegungen Juden unter anderem oder vor allem aufgrund ihrer antisemitischen Ideologie. Sie arbeiteten entweder direkt mit den Deutschen zusammen, zum Beispiel als Polizisten, oder agierten unabhängig davon als Partisanen der Ukrainischen Aufständischen Armee, was ebenso als Kollaboration im Holocaust gilt.[85]

Die Untersuchung von Kollaboration auf den unteren Ebenen der Verwaltung und der lokalen Autoritäten erfordert die Heranziehung und Erschließung neuer Quellen. Die Akten von Amtsinhabern wie Diktatoren, Diplomaten oder Ministerialräten rücken in den Hintergrund, da sie nur eingeschränkt die Erforschung im ländlichen und kleinstädtischen Umfeld ermöglichen, in dem es zu den meisten Kontakten und größten genozidalen Dynamiken während des Holocaust kam. Als geeignet für die Rekonstruktion der Kollaboration von unten erwiesen sich hingegen die Berichte der Überlebenden, Akten der lokalen Verwaltungen, die Akten der Nachkriegsjustiz und teilweise auch Nachlässe von Personen, die in der Verwaltung arbeiteten oder auf einem anderen Weg mit den Besatzern zum Beispiel als Spitzel kollaborierten. Die Analyse dieser Überlieferungen ermöglicht, die wichtigsten Aspekte, den Verlauf und die wechselnden Dynamiken der Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten sogar komplexer als auf den oberen Ebenen der Politik, der Diplomatie oder des Militärs zu erklären.[86]

Durch den Übergang von den politischen zu den alltagsgeschichtlichen Ebenen der Kollaboration wurden auch die Komplexität und Transnationalität der Täterschaft deutlich. Vor über 15 Jahren schätzte Dieter Pohl die Zahl der deutschen und österreichischen Täter*innen auf 200.000 bis 250.000.[87] Die Zahl der nichtdeutschen Täter*innen, Mittäter*innen und Komplizen könnte um ein Mehrfaches ansteigen, wodurch eine ganz andere Dimension des Judenmords deutlich wird. Die Beteiligung von Kollaborateuren und nichtdeutschen Tätern am Holocaust auf den unteren Handlungsebenen brachte einen Perspektiven-, Ebenen- und Methodenwechsel hervor, der zur Erweiterung der Frage nach der Täterschaft führte und die absolut hoffnungslose Lage der Juden in den besetzten Ländern deutlicher und verständlicher machte.[88] Er trug auch dazu bei, dass die Ghettos nicht nur als Vorstufe der Vernichtung, sondern auch als Lebensorte untersucht wurden.[89]


 

Holocaust, bystanders, agencies, Rettung und Judenräte

Der Unterschied zwischen besetzten, neutralen und verbündeten bzw. politisch kollaborierenden Ländern wurde hinsichtlich der Kollaboration bis heute kaum erforscht. Die vergleichenden Studien von Röhr und Kellmann zeigten zwar, dass Kollaboration sowohl in besetzten Gebieten als auch in verbündeten Staaten erfolgte, aber weder sie noch andere Forscher*innen arbeiteten bislang heraus, wie sich dies auf die Kollaboration selbst auswirkte. Selbst wenn verbündete Diktatoren wie Antonescu vom NS-Regime abhängig waren, konnten sie in ihren Ländern selbst regieren und bestimmte Prozesse steuern. Sie konnten sich in einem gewissen Maß der deutschen Politik widersetzen und zum Beispiel Juden nicht ausliefern, wenn sie wie Antonescu die Rache des „Weltjudentums“ fürchteten.[90] Deshalb überlebten in Rumänien oder Bulgarien deutlich mehr Juden als in Polen oder Weißrussland, die besetzt waren und keine Staatsoberhäupter hatten, die sich Hitlers Politik hätten widersetzen können.[91]

Das Thema der Rettung von Juden ist ein wichtiger Bestandteil der Kollaborationsforschung. Jan Grabowski und andere Historiker*innen wiesen nach, dass nur wenige Menschen Juden aus altruistischen Gründen vor der Ermordung retteten oder ihnen halfen. Um im Generalgouvernement und anderen Regionen im besetzten Europa im Geheimen überleben zu können, brauchten Juden in der Regel Geld oder andere Wertgegenstände. Manchmal verlangten ihre „Helfer“ üppige Summen, die die Kosten für Verpflegung und Unterkunft massiv überstiegen. Die Menschen, die Juden aus den unterschiedlichsten Motiven halfen, gerieten dadurch selbst in Gefahr, weil dies verboten war und in einigen Regionen sogar mit dem Tod bestraft wurde. In Städten wie Warschau spürten organisierte Banden von Erpressern Juden auf und bedrängten ihre „Helfer“.[92]

Die Diskussion über die „Zuschauer“ (bystanders), eine Kategorie, die Raul Hilberg einführte und die mehrere Jahre lang nicht hinterfragt wurde, macht deutlich, dass die Option, den Judenmord unbeteiligt zu beobachten, nicht vorhanden war. Daher konnte es keinen bystander oder unbeteiligten Beobachter geben. Jede Handlung bzw. Nichthandlung des „Zuschauers“ wirkte sich auf das Schicksal der verfolgten Juden aus und konnte sogar zu ihrem Tod führen. Diese Erkenntnis ist für die Kollaborationsforschung von zentraler Bedeutung, weil sie die Komplexität der Zusammenarbeit noch einmal verdeutlicht und das Feld der Komplizen, Mittäter und Kollaborateure erweitert.[93]

Bezogen auf die agency-Debatte sollte die Frage nach der Beteiligung durch Wahrnehmung einer Funktion in der Verwaltung in den Blick genommen werden. Dabei sollten zwei Arten der Beteiligung unterschieden werden. Zum einen gab es Personen, die bestimmte Stellen in Institutionen bekleideten und dadurch an der Umsetzung des Judenmords beteiligt waren. Zum anderen lassen sich Akteure identifizieren, die aus eigenen politischen Motiven handelten und selbst Aktionen einleiteten, die die Besatzer gar nicht von ihnen erwarteten. Beide Arten der Beteiligung waren unter Beamten und Angestellten in besetzten Ländern verbreitet.

Wichtig für das Thema im vom NS-Regime besetzten Europa ist die Kollaboration von Judenräten, jüdischer Polizei und anderen jüdischen Organen, die unter massivem Zwang agierten. Dabei sollte hervorgehoben werden, dass die jüdische Kollaboration mit den deutschen Besatzern sich deutlich von der Kollaboration nichtjüdischer Organe wie die Polnische oder Ukrainische Polizei, Feuerwehr oder Stadtverwaltung unterschied, weil die Juden unter enormen Zwang standen, kaum Handlungsmöglichkeiten hatten und mit der Kollaboration ihr Leben meist nur um ein paar Tage bis Wochen verlängern konnten. Deshalb wurde diese Thematik unterschiedlich erforscht, bewertet und dargestellt. Wenn einige Historiker*innen die Zusammenarbeit der Judenräte als eine spezifische Form der Kollaboration verstanden, so argumentierten andere, dass es sich dabei aufgrund der tödlichen Zwangslage der Juden und ihrer Institutionen im besetzen Europa um keine Kollaboration handeln würde, und lehnten daher den Begriff in Bezug auf das Handeln der Judenräte oder des jüdischen Ordnungsdienstes ab.

Diese Diskrepanz wird auch bei der Betrachtung der Geschichtsschreibung über jüdische Verwaltungsorgane im Holocaust deutlich. Einer der ersten Historiker, der dieses Thema bereits vor 50 Jahren umfassend erforschte, war Isaiah Trunk.[94] In den letzten Jahren wurde es von mehreren Forscher*innen aufgegriffen und weiterentwickelt. Auf der einen Seite veröffentlichten unter anderem Laura Jockusch, Gabriel Finder und Andrzej Żbikowski ihre Studien zu Nachkriegsprozessen gegen Juden, die mit den Deutschen zusammengearbeitet hatten.[95] Historikerinnen wie Alicja Jarkowska-Natkaniec oder Katarzyna Person wandten sich der Problematik der jüdischen Kollaboration am Beispiel der Denunziationen in Krakau und der jüdischen Polizei im Warschauer Ghetto zu. Sie zeigten, wie sich die hoffnungslose Lage der Juden auf das Verhalten einiger Gruppen auswirkte bzw. es determinierte.[96]


 

Fazit

Kollaboration als Begriff, Praktik und als analytisches Konzept ist zentral für die Erforschung der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Geschichte des Holocaust. Sie fand in allen besetzten, verbündeten und neutralen Ländern statt und war ein transnationales Phänomen. Nicht nur Saul Friedländer hat in seinen Forschungen deutlich gemacht, dass die Kollaboration ein integraler Bestandteil der europäischen Geschichte des Holocaust ist und einer besonderen Aufarbeitung bedarf. Deutsche Besatzer fanden in allen Ländern Menschen, die sie aus ganz unterschiedlichen Gründen dabei unterstützten, die europäischen Juden zu ermorden. Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, dass erstens nicht alle Personen in einem besetzten Land kollaborierten und zweitens viele Kollaborateure und Kollaborateurinnen nicht aus ideologischen, sondern pragmatischen oder anderen Gründen mit den Deutschen zusammenarbeiteten. Das Spektrum an Motiven war breit und reichte von politischen Vorstellungen über Bereicherung bis hin zu Angst vor Strafen. Das Phänomen der Kollaboration gehört zur Geschichte der deutschen Besatzung und bedarf einer besonderen Beachtung bei der Aufarbeitung der Geschichte des Holocaust.

Da Kollaboration im und nach dem Krieg als ein normativer Begriff verwendet und politisch instrumentalisiert wurde, konnte sich lange kein selbstständiges Forschungsfeld wie das der Besatzungsgeschichte oder Holocaustforschung etablieren. Die normative Verwendung des Begriffs und auch die Unmöglichkeit, ihn klar und eindeutig zu definieren, führten dazu, dass Historiker*innen ihn entweder nur auf kleine Gruppen der Gesellschaft bezogen, die mit den Deutschen tatsächlich oder angeblich aus politischer Überzeugung zusammengearbeitet hatten, oder ihn gänzlich vermieden und durch andere Termini wie „Kooperation“ ersetzten. Obwohl sich so bestimmte Probleme scheinbar lösen ließen, ergaben sich neue, weil der Begriff der „Kooperation“ die Asymmetrie der beteiligten Akteure in Frage stellt und eine freiwillige, nicht unter Zwang erfolgte Zusammenarbeit beider Seiten suggeriert, die es im Zweiten Weltkrieg in dieser Form nur in sehr begrenztem Ausmaß gegeben hat.

In osteuropäischen Staaten fand ihre Erforschung sowohl vor als auch nach 1990 eher selten statt, weil sie nicht zum Kanon der heroischen oder nationalen Themen gehörte. Forscher*innen, die die Formen der Kollaboration offen und uneingeschränkt untersuchten, kamen in der Regel aus dem angelsächsischen Raum, aus Israel, Frankreich und Polen, das eine Ausnahme in Osteuropa darstellt. In Deutschland hatte die Erforschung der Kollaboration keine Priorität, weil sie im engeren Sinne nicht zur deutschen Geschichte gehörte und die deutsche Schuld am Holocaust angeblich hinterfragte.[97] Dies könnte sich jedoch mit der Öffnung der deutschen Geschichtswissenschaft hin zur transnationalen und globalen Geschichte ändern – und kann bereits seit einigen Jahren in der Gewalt- und Faschismusforschung beobachtet werden.

Bei der Debatte um den ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ 2013[98] brachte der deutsch-polnische Schriftsteller und Journalist Adam Soboczynski das Unbehagen mit dem Thema der Kollaboration und der transnationalen Täterschaft in Deutschland auf den Punkt, indem er schrieb: „Kein Verbrechen der Deutschen im Dritten Reich kann dadurch relativiert werden, dass es Kollaborateure in anderen Ländern gab. Umgekehrt kann sich kein Volk seiner Verantwortung für die eigenen Verbrechen entledigen, nur weil ein anderes weitaus größeres Unheil angerichtet hat.“[99]


 

Dieser Text wurde mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung verfasst.


 

Empfohlene Literatur zum Thema

Omer Bartov, Anatomy of a Genocide. The Life and Death of a Town Called Buczacz, New York 2018

Arnd Bauerkämper/Grzegorz Rossoliński-Liebe (Hrsg.), Fascism without Borders. Transnational Connections and Cooperation between Movements and Regimes in Europe from 1918 to 1945, New York/Oxford 2017

Jochen Böhler/Robert Gerwarth (Hrsg.), The Waffen-SS. A European History, New York/Oxford 2017

Christoph Dieckmann, Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941-1944, Bd. 1-2, Göttingen 2011

Barbara Engelking, Such a Beautiful Sunny Day … Jews Seeking Refuge in the Polish Countryside, 1942-1945, Jerusalem 2016

Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden. Verfolgung und Vernichtung 1933-1945, Bd. 2, Bonn 2006

Jan Grabowski, Hunt for the Jews. Betrayal and Murder in German-Occupied Poland, Bloomington 2013

Jan Tomasz Gross, Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne, München 2001

Klaus Kellmann, Dimensionen der Mittäterschaft. Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich, Wien 2019

Nico Wouters, Mayoral Collaboration under Nazi Occupation in Belgium, the Netherlands and France, 1938-46, Cham 2016

Zitation

Grzegorz Rossoliński-Liebe, Kollaboration im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust –
Ein analytisches Konzept, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 21.7.2020, URL: http://docupedia.de/zg/Rossolinski-Liebe_kollaboration_v2_de_2020

Versionen: 2.0 1.0

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Anmerkungen

    1. Instytut Pamięci Narodowej (IPN) Rzeszów 367/189, Bl. 3-10, 31-33, 48. 
    2. Jan Grabowski, Na posterunku. Udział polskiej policji granatowej i kryminalnej w zagładzie Żydów [Auf der Wache. Die Beteiligung der polnischen Ordnungs- und Kriminalpolizei am Judenmord], Wołowiec 2020; ders., The Polish Police. Collaboration in the Holocaust. The Ina Levine Annual Lecture, Washington 2017, online unter https://archive.org/details/bib256980_001_001 [20.07.2020].
    3. Barbara Engelking, Such a Beautiful Sunny Day … Jews Seeking Refuge in the Polish Countryside, 1942-1945, Jerusalem 2016.
    4. Siehe zum Beispiel Christoph Dieckmann/Babette Quinkert/Tatjana Tönsmeyer (Hrsg.), Kooperation und Verbrechen. Formen der „Kollaboration” im östlichen Europa 1939-1945, Göttingen 2003, S. 9-21, hier S. 14.
    5. Für die Asymmetrie siehe Joachim Tauber, „Kollaboration“ in Nordeuropa. Erscheinungsformen und Deutungen im 20. Jahrhundert, in: ders. (Hrsg.), Kollaboration in Nordosteuropa. Erscheinungsformen und Deutungen im 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2006, S. 11-18, hier S. 13. 
    6. Nico Wouters, Mayoral Collaboration under Nazi Occupation in Belgium, the Netherlands and France, 1938-46, Cham 2016.
    7. Omer Bartov, Anatomy of a Genocide. The Life and Death of a Town Called Buczacz, New York 2018.
    8. Jan Grabowski, Hunt for the Jews. Betrayal and Murder in German-Occupied Poland, Bloomington 2013; Engelking, Such a Beautiful Sunny Day …
    9. Siehe z.B. Martin Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik 1939-1945, Stuttgart 1961; Czesław Madajczyk, Polityka III Rzeszy w okupowanej Polsce [Die Politik des Dritten Reichs im besetzten Polen], Bd. 1-2, Warszawa 1970; Christoph Dieckmann, Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941-1944, Bd. 1-2, Göttingen 2011; Tatjana Tönsmeyer, Das Dritte Reich und die Slowakei 1939-1945. Politischer Alltag zwischen Kooperation und Eigensinn, Paderborn 2003; Ulrich Herbert, Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft, 1903-1989, Bonn 1996; Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944. Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens, München 1996; Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburg 1999; Bogdan Musiał, Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939–1944, Wiesbaden 1999; Michael Wildt, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2002; Markus Roth, Herrenmenschen. Die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen – Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte, Göttingen 2009.
    10. Witold Doroszewski, Słownik języka polskiego [Wörterbuch der polnischen Sprache], Warszawa 1958-1969.
    11. Agnieszka Haska, Hańba! Opowieści o polskiej zdradzie [Schande! Eine Erzählung über den polnischen Verrat], Warszawa 2018, S. 44-48.
    12. Tauber, „Kollaboration“ in Nordeuropa. S. 11-18, hier S. 11; Dieckmann/Quinkert/Tönsmeyer (Hrsg.), Kooperation und Verbrechen, S. 9-21, hier S. 10f.
    13. James E. Connolly, Mauvaise conduite. Complicity and Respectability in the Occupied Nord, 1914-1918, in: First World War Studies 4 (2013), H. 1, S. 7-16. 
    14. Werner Röhr, Kollaboration. Sachverhalt und Begriff. Methodische Überlegungen auf der Grundlage vergleichender Forschung zur Okkupationspolitik der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg, in: Tauber (Hrsg.), Kollaboration in Nordosteuropa, S. 21-39, hier S. 29.
    15. Barbara Will, Unlikely Collaboration. Gertrude Stein, Bernard Faÿ, and the Vichy Dilemma, New York 2015, S. 109-110; Mechthild Gilzmer, Widerstand und Kollaboration in Frankreich, in: dies. (Hrsg.), Widerstand und Kollaboration in Europa, Münster 2004, S. 89. 
    16. Gilzmer, Widerstand und Kollaboration in Frankreich, S. 89-90.
    17. Dennis Deletant, Hitler’s Forgotten Ally: Ion Antonescu and his Regime, Romania 1940-1944, London 2006; Hildrun Glass, Deutschland und die Verfolgung der Juden im rumänischen Machtbereich 1940-1944, München 2014; Mariana Hausleitner, Romania in the Second World War. Revisionist out of Necessity, in: Marina Cattaruzza/Stefan Dyroff/Dieter Langewiesche (Hrsg.), Territorial Revisionism and the Allies of Germany in the Second World War, New York 2013, S. 173-192, hier S. 173-192; Ethan J. Hollander, The Final Solution in Bulgaria and Romania. A Comparative Perspective, in: East European Politics and Societies 22 (2008), H. 2, S. 203-248, hier S. 203-248. 
    18. Zum europäischen Widerstand gegen Deutschland siehe Gerhard Hirschfeld, Formen nationalistischer Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg, in: Tauber (Hrsg.), Kollaboration in Nordosteuropa, S. 40-55, hier S. 52-55; David Gaunt/Paul A. Levine/Laura Palosuo (Hrsg.), Collaboration and Resistance during the Holocaust: Belarus, Estonia, Latvia, Lithuania, Bern 2004.
    19. Dazu Fabrice Virgili, Shorn Women. Gender and Punishment in Liberation France, Oxford/New York 2002.
    20. Maren Röger, Kriegsbeziehungen. Intimität, Gewalt und Prostitution im besetzten Polen 1939 bis 1945, Frankfurt a.M. 2015, S. 211-217.
    21. Marcin Zaremba, Die große Angst. Polen 1944-1947. Leben im Ausnahmezustand, Paderborn 2016. 
    22. István Deák/Jan Tomasz Gross/Tony Judt (Hrsg.), The Politics of Retribution in Europe. World War II and its Aftermath, Princeton 2000. 
    23. Luc Huyse, The Criminal Justice System as a Political Actor in Regime Transitions: The Case of Belgium, 1944-50, in: Deák/Gross/Judt (Hrsg.), The Politics of Retribution in Europe, S. 157-172, hier S. 162. 
    24. Andrzej Paczkowski, Próba podsumowania [Der Versuch einer Zusammenfassung], in: Sprawiedliwość, zemsta i rewolucja. Rozliczenia z wojną i okupacją w Europie Środkowo-Wschodniej [Gerechtigkeit, Rache und Revolution. Die Abrechnung mit dem Krieg und der Besatzung in Ostmitteleuropa], Gdańsk 2016, S. 239. 
    25. Alexander Victor Prusin, „Fascist Criminals to the Gallows!“ The Holocaust and Soviet War Crimes Trials, December 1945-February 1946, in: Holocaust and Genocide Studies 17 (2003), H. 1, S. 1-30; Tanja Penter, Collaboration on Trial. New Source Material on Soviet Postwar Trials against Collaborators, in: Slavic Review 64 (2005), H. 4, S. 782-790.
    26. Grzegorz Rossoliński-Liebe, Stepan Bandera: The Life and Afterlife of a Ukrainian Nationalist: Fascism, Genocide, and Cult, Stuttgart 2014, S. 308.
    27. Röhr, Kollaboration, S. 23.
    28. Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 2, Bonn 2006, S. 102. 
    29. Dieses Verständnis der Kollaboration findet sich teilweise in der deutschen Besatzungsforschung. Siehe dazu zum Beispiel Tatjana Tönsmeyer, Besatzungsgesellschaften. Begriffliche und konzeptionelle Überlegungen zur Erfahrungsgeschichte des Alltags unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg, Version 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 18.12.2015, http://docupedia.de/zg/toensmeyer_besatzungsgesellschaften_v1_de_2015.
    30. Tomasz Frydel, The Devil in Microhistory: „The Hunt for Jews” as a Social Process, 1942-1945, in: Claire Zalc/Tal Bruttmann (Hrsg.), Microhistories of the Holocaust, New York 2017, S. 171-189, hier S. 171-189.
    31. Grzegorz Rossoliński-Liebe, Die antijüdische Massengewalt ukrainischer Nationalisten in der antikommunistischen, deutschen, jüdischen, polnischen, ukrainischen und sowjetischen Historiografie, in: Kerstin Schoor/Stefanie Schüler-Springorum (Hrsg.), Gedächtnis und Gewalt. Nationale und transnationale Erinnerungsräume im östlichen Europa, Göttingen 2016, S. 206-226, hier S. 224-225.
    32. John-Paul Himka, Former Ukrainian Policemen in the Ukrainian National Insurgency. Continuing the Holocaust outside the German Service, in: Wendy Lower/Lauren Faulkner Rossi (Hrsg.), Lessons and Legacies XII. New Directions in Holocaust Research and Education, Evanston 2017, S. 141-163; Grzegorz Rossoliński-Liebe, Ukraińska policja, nacjonalizm i zagłada Żydów w Galicji Wschodniej i na Wołyniu, [Die ukrainische Polizei, Nationalismus und Judenmord in Ostgalizien und Wolhynien], in: Zagłada Żydów. Studia i Materiały 13 (2017), S. 57-79.
    33. Grabowski, Hunt for the Jews; Engelking, Such a Beautiful Sunny Day …
    34. Jan Tomasz Gross, Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne, München 2005; Antony Polonsky/Joanna B. Michlic (Hrsg.), The Neighbors Respond. The Controversy over the Jedwabne Massacre in Poland, Princeton 2004.
    35. Saul Friedländer, Den Holocaust beschreiben. Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte, Göttingen 2007. 
    36. Für die europäische Dimension der Kollaboration siehe Klaus Kellmann, Dimensionen der Mittäterschaft. Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich, Wien 2019. Für die mikrogeschichtliche Erforschung der Kollaboration siehe z.B. Grabowski, Hunt for the Jews; Engelking, Such a Beautiful Sunny Day …
    37. Kellmann, Dimensionen der Mittäterschaft, S. 15.
    38. Wacław Długoborski, Die deutsche Besatzungspolitik und die Veränderungen der sozialen Struktur Polens 1939-1945, in: ders. (Hrsg.), Zweiter Weltkrieg und sozialer Wandel. Achsenmächte und besetzte Länder, Göttingen 1981, S. 303-363, hier S. 324.
    39. Zum Verhalten von Bürgermeistern im besetzten Frankreich, in Belgien und den Niederlanden vgl. Wouters, Mayoral Collaboration under Nazi Occupation in Belgium, the Netherlands and France. Zur Stadtverwaltung in Auschwitz siehe Sybille Steinbacher, „Musterstadt“ Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien, Berlin 2000.
    40. Für die Kollaboration im Holocaust in Osteuropa vgl. u.a. Diana Dumitru, The State, Antisemitism, and the Collaboration in the Holocaust: The Borderlands of Romania and the Soviet Union, New York 2018; Martin Dean, Collaboration in the Holocaust: Crimes of the Local Police in Belorussia and Ukraine, 1941-44, Basingstoke 2001; Leonid Rein, The Kings and the Pawns: Collaboration in Byelorussia during World War II, New York 2013; Dieckmann/Quinkert/Tönsmeyer (Hrsg.), Kooperation und Verbrechen.
    41. Siehe z.B. Tauber, „Kollaboration“ in Nordeuropa; Dieckmann/Quinkert/Tönsmeyer (Hrsg.), Kooperation und Verbrechen.
    42. Für die Formen der Kollaboration siehe Röhr, Kollaboration, S. 31-35. 
    43. Für Faschisten in der Verwaltung siehe Wouters, Mayoral Collaboration under Nazi Occupation in Belgium, the Netherlands and France, S. 83-139. Für Konflikte zwischen faschistischen Bewegungen siehe Grzegorz Rossoliński-Liebe, Inter-Fascist Conflicts in East Central Europe: The Nazis, the „Austrofascists“, the Iron Guard, and the Organization of Ukrainian Nationalists in: Arnd Bauerkämper/Grzegorz Rossoliński-Liebe (Hrsg.), Fascism without Borders: Transnational Connections and Cooperation between Movements and Regimes in Europe from 1918 to 1945, New York/Oxford 2017, S. 168-191. Für Kroatien vgl. Alexander Korb, Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945, Hamburg 2013.
    44. Nevenko Bartulin, The Racial Idea in the Independent State of Croatia. Origins and Theory, Leiden 2014.
    45. Piotr Madajczyk, Bedeutung und Nutzen des Begriffes Kollaboration, in Tauber (Hrsg.), Kollaboration in Nordosteuropa, S. 314-323.
    46. Ryszard Kaczmarek, Polacy w Wehrmachcie [Polen in der Wehrmacht], Kraków 2010; Rolf-Dieter Müller, An der Seite der Wehrmacht: Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ 1941-1945, Berlin 2007, S. 113-152.
    47. Raul Hilberg, Sonderzüge nach Auschwitz, Mainz 1981; Kai Struve, Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt. Der Sommer 1941 in der Westukraine. Berlin 2015; Barbara Engelking/Jacek Leociak, The Warsaw Ghetto. A Guide to the Perished City, New Haven 2009; Jan Grabowski, Rescue for Money. Paid Helpers in Poland, 1939-1945, Jerusalem 2008; Gross, Nachbarn.
    48. Martin Dean, Robbing the Jews: The Confiscation of Jewish Property in the Holocaust, 1933-1945, Cambridge 2011; Jan Grabowski/Dariusz Libionka (Hrsg.), Klucze i kasa. O mieniu żydowskim w Polsce pod okupacją niemiecką i we wczesnych latach powojennych, 1939-1950 [Die Schlüssel und das Geld. Über das jüdische Vermögen in Polen unter deutscher Besatzung und in den frühen Nachkriegsjahren, 1939-1950], Warszawa 2014. 
    49. Zum Beispiel die Debatte um Jan Tomasz Gross‘ Buch „Nachbarn“, die einen spezifischen Aspekt der Kollaboration im Holocaust behandelt. Siehe dazu: Polonsky/Michlic, The Neighbors Respond. 
    50. Some Were Neighbors: Collaboration and Complicity, United States Holocaust Memorial Museum, http://somewereneighbors.ushmm.org/ [29.06.2020].
    51. Bartov, Anatomy of a Genocide.
    52. Artur Eisenbach (Hrsg.), Emanuel Ringelblum. Stosunki polsko-żydowskie w czasie drugiej wojny światowej [Polnisch-jüdische Beziehungen während des Zweiten Weltkriegs], Warszawa 1998.
    53. Die Dokumente wurden in Malkästen und zwei großen Milchkannen versteckt, die nach dem Krieg teilweise aufgefunden und zwischen 1997 und 2017 in 23 Bänden vom Jüdischen Historischen Institut unter dem Namen „Ringelblum-Archiv“ herausgegeben worden sind. 
    54. Über die Denunziation und Entdeckung des Bunkers siehe Jan Grabowski, Tropiąc Emanuela Ringelbluma. Udział polskiej Kriminalpolizei w „ostatecznym rozwiązaniu kwestii żydowskiej“ [Auf den Spuren von Emanuel Ringelblum. Die Beteiligung der polnischen Kriminalpolizei an „der endgültigen Lösung der Judenfrage“], in: Zagłada Żydów. Studia i Materiały 10 (2014), H. 1, S. 25-56.
    55. Laura Jockusch, Collect and Record! Jewish Holocaust Documentation in Early Postwar Europe, Oxford 2012; Natalia Aleksiun, The Central Jewish Historical Commission in Poland, 1944-1947, in: Gabriel Finder/Natalia Aleksiun/Antony Polonsky/Jan Schwarz (Hrsg.), Polin: Studies in Polish Jewry Vol. 20: Making Holocaust Memory, Oxford 2008, S. 74-97; dies., Philip Friedman and the Emergence of Holocaust Scholarship. A Reappraisal, in: Simon Dubnow Institute Yearbook 11 (2012), S. 333-346; Roni Stauber, Laying the Foundations for Holocaust Research: The Impact of the Historian Philip Friedman, Jerusalem 2009; Katrin Stoll, Erinnerungsreden Szymon Datners. Frühe Zeugnisse eines Holocaust-Überlebenden aus Białystok, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts 11 (2012), S. 309-332.
    56. David Cesarani/Eric J. Sundquist (Hrsg.) After the Holocaust: Challenging the Myth of Silence, London 2012.
    57. Stella Krentsbakh, „Zhyvu shche zavdiaky UPA“. V riadakh UPA [„Ich lebe dank der UPA“. In den Reihen der UPA], in: Petro Mirchuk/V. Davydenko (Hrsg.), Zbirka spomyniv buv. Voiakiv Ukraїns’koї Povstans’koї Armiї [Eine Sammlung von Erinnerungen ehemaliger Kämpfer der Ukrainischen Aufständischen Armee], New York 1957, S. 342-349.
    58. Klaus Kempter, Joseph Wulf. Ein Historikerschicksal in Deutschland, Göttingen 2013. 
    59. Saul Friedländer, Nachdenken über den Holocaust, München 2007, S. 78-124.
    60. Friedrich Meinecke, Die deutsche Katastrophe. Betrachtungen und Erinnerungen, Wiesbaden 1946; Chris Lorenz, Border-Crossings: Some Reflections on the Role of German Historians in Recent Public Debates on Nazi History, in: Dan Michman (Hrsg.), Remembering the Holocaust in Germany, 1945-2000. German Strategies and Jewish Responses, New York 2002, S. 59-93, hier S. 68ff.
    61. Peter Reichel, Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur in Politik und Justiz, München 2007; Katrin Stoll, Die Herstellung der Wahrheit. Strafverfahren gegen ehemalige Angehörige der Sicherheitspolizei für den Bezirk Bialystok, Berlin 2012.
    62. Christopher Browning, Ordinary Men: Reserve Police Battalion 101 and the Final Solution in Poland, New York 1992; Daniel Jonah Goldhagen, Hitler’s Willing Executioners – Ordinary Germans and the Holocaust, New York 1996; Julius H. Schoeps (Hrsg.), Ein Volk von Mördern? Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse um die Rolle der Deutschen im Holocaust, Hamburg 1996; Christian Hartmann (Hrsg), Verbrechen der Wehrmacht. Bilanz einer Debatte, München 2005.
    63. Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944. Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens, München 1996; Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburg 1999.
    64. Christoph Dieckmann, Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941-1944, Bd. 1-2, Göttingen 2011. Siehe dazu auch Grzegorz Rossoliński-Liebe, Introduction: Conceptualizations of the Holocaust in Germany, Poland, Lithuania, Belarus, and Ukraine: Historical Research, Public Debates, and Methodological Disputes, in: East European Politics and Societies 34 (2020), H. 34, S. 129-142. 
    65. Okkupation und Kollaboration (1938-1945). Beiträge zu Konzepten und Praxis der Kollaboration in der deutschen Okkupationspolitik, zusammengestellt und eingeleitet von Werner Röhr, hg. v. Bundesarchiv (Europa unterm Hakenkreuz, Ergänzungsband 1), Berlin/Heidelberg 1994; Kellmann, Dimensionen der Mittäterschaft.
    66. Vgl. Tönsmeyer, Besatzungsgesellschaften.
    67. Ansätze zu einer transnationalen Kollaborationsforschung und die Auswirkung auf den Holocaust und den Verlauf des Krieges finden sich z.B. in Frank Bajohr/Andrea Löw (Hrsg.), The Holocaust and European Societies. Social Processes and Social Dynamics, London 2016; Johannes Hürter/Jürgen Zarusky (Hrsg.), Besatzung, Kollaboration, Holocaust. Neue Studien zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, München 2008.
    68. Vgl. Arnd Bauerkämper/Grzegorz Rossoliński-Liebe (Hrsg.), Fascism without Borders: Transnational Connections and Cooperation between Movements and Regimes in Europe from 1918 to 1945, New York/Oxford 2017; Aristotle Kallis, Genocide and Fascism: The Eliminationist Drive in Fascist Europe, New York 2009; Grzegorz Rossoliński-Liebe, Stepan Bandera. The Life and Afterlife of a Ukrainian Nationalist. Fascism, Genocide, and Cult, Stuttgart 2014; James Mace Ward, Priest, Politician, Collaborator. Jozef Tiso and the Making of Fascist Slovakia, New York 2013; Goran Miljan, Croatia and the Rise of Fascism: The Youth Movement and the Ustasha During WWII, London 2017; Angelika Benz, Handlanger der SS. Die Rolle der Trawniki-Männer im Holocaust, Berlin 2015; Jochen Böhler/Robert Gerwarth (Hrsg.), The Waffen-SS. A European History, Oxford 2017; Rolf-Dieter Müller, An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ 1941-1945, Berlin 2007.
    69. Robert O. Paxton, Vichy France. Old Guard and New Order, 1940-1944, New York 1972.
    70. Claudia Prinz, Vor und nach Paxton. Der Paradigmenwechsel in der Deutung des Vichy-Regimes, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 4 (2007), H. 1-2, https://zeithistorische-forschungen.de/1-2-2007/4642, Druckausgabe: S. 263-268. 
    71. Werner Rings, Leben mit dem Feind. Anpassung und Widerstand in Hitlers Europa 1939-1945, München 1979.
    72. Gerhard Hirschfeld, Fremdherrschaft und Kollaboration. Die Niederlande unter deutscher Besatzung 1940-1945, Stuttgart 1984, S. 8, 10. 
    73. Jan Tomasz Gross, Polish Society under German Occupation. The Generalgouvernement 1939-1944, Princeton 1979, S. 117. 
    74. Jan Tomasz Gross, O kolaboracji [Über Kollaboration], in: ders., Upiorna dekada. Eseje o stereotypach na temat Żydów, Polaków, Niemców, komunistów i kolaboracji 1939-1948 [Eine schreckliche Dekade. Essays über Stereotype zum Thema Juden, Polen, Deutsche, Kommunisten und Kollaboration 1939-1948], Kraków 2007, S. 95-110.
    75. David Littlejohn, The Patriotic Traitors. A History of Collaboration in German-Occupied Europe, 1940-45, London 1972. Für eine innovative Herangehensweise an den Alltag im besetzten Polen siehe Röger, Kriegsbeziehungen.
    76. Der zur Kollaboration notwendige Spielraum wird in Westeuropa unter anderem dann deutlich, wenn man vergleicht, wie viele Juden aus den Niederlanden und Frankreich oder einzelnen belgischen Städten wie Brüssel und Antwerpen deportiert worden sind. Siehe dazu Pim Griffioen/Ron Zeller, Anti-Jewish Policy and Organization of the Deportations in France and the Netherlands, 1940-1944. A Comparative Study, in: Holocaust and Genocide Studies 20 (2006), H. 3, S. 437-473; Insa Meinen, Die Shoah in Belgien, Darmstadt 2009.
    77. Grabowski, Na posterunku; ders. Hunt for the Jews; Bartov, Anatomy of a Genocide; Grabowski, Hunt for the Jews; Engelking, Such a Beautiful Sunny Day ...
    78. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Warschauer Zentrum zur Erforschung des Holocaust (Centrum Badań nad Zagładą Żydów, CBZŻ). Für die letzten Publikationen siehe Barbara Engelking/Jan Grabowski (Hrsg.), Dalej jest noc. Losy Żydów w wybranych powiatach okupowanej Polski [Es ist weiter Nacht. Das Schicksal von Juden in ausgewählten Kreisen im besetzten Polen], Warszawa 2018, 2 Bde. 
    79. Bartov, Anatomy of a Genocide.
    80. Joanna Tokarska-Bakir, Pod klątwą. Społeczny portret pogromu kieleckiego [Unter dem Fluch. Das gesellschaftliche Bild des Kielcer Pogroms], Warszawa 2018, 2 Bde.
    81. Barbara Engelking/Jan Grabowski (Hrsg.), Zarys krajobrazu. Wieś polska wobec zagłady Żydów 1942-1945 [Der Umriss der Landschaft. Das polnische Dorf angesichts des Judenmords 1942-1945], Warszawa 2011.
    82. Für die Mikrogeschichte und die Holocaustforschung, siehe Zalc/Bruttmann (Hrsg.), Microhistories of the Holocaust.
    83. Joshua D. Zimmerman, The Polish Underground and the Jews, 1939-1945, New York 2015.
    84. Tomasz Frydel, The Pazifizierungsaktion as a Catalyst of Anti-Jewish Violence. A Study in the Social Dynamics of Fear, in: Bajohr/Löw (Hrsg.), The Holocaust and European Societies, S. 147-161.
    85. John-Paul Himka, Former Ukrainian Policemen in the Ukrainian Insurgency. Continuing the Holocaust outside German Service, in: Lower/Faulkner Rossi (Hrsg.), Lessons and Legacies XII., S. 141-163; Roland Clark, Fascists and Soldiers: Ambivalent Loyalties and Genocidal Violence in Wartime Romania, in: Holocaust and Genocide Studies 31 (2017), H. 3, S. 408-432; Rossoliński-Liebe, Ukraińska policja. 
    86. Für die neuen Dokumente zur Erforschung der Kollaboration im Holocaust in Polen siehe Gross, O kolaboracji, S. 110; Alina Skibińska, Guide to the Sources on the Holocaust in Occupied Poland, European Holocaust Research Infrastructure 2014, online unter https://www.ehri-project.eu/guide-sources-holocaust-occupied-poland-translated-and-expanded-edition-original-polish-%C5%BAr%C3%B3d%C5%82a-do-ba [20.07.2020].
    87. Dieter Pohl, Holocaust. Die Ursachen, das Geschehen, die Folgen, Freiburg 2000, S. 124. Bereits Dieter Pohl bemerkte: „Dazu kommt ein ausländischer Personenkreis, vor allem die einheimische Polizei in den besetzten Gebieten, der zahlenmäßig fast genauso umfangreich ist.“ Er wies noch auch auf die „Denunzianten“, die „sogenannten Exzeßtäter“ und „einige Tausend hochmotivierte Antisemiten“ hin. Siehe Pohl, Holocaust, S. 124-125.
    88. Bartov, Anatomy of a Genocide; Grabowski, Hunt for the Jews; Engelking, Such a Beautiful Sunny Day ...; Engelking/Grabowski (Hrsg.) Zarys krajobrazu; Gross, Nachbarn; Struve, Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt; Dumitru, The State, Antisemitism, and the Collaboration in the Holocaust; Grzegorz Rossoliński-Liebe, Der Verlauf und die Täter des Lemberger Pogroms vom Sommer 1941. Zum aktuellen Stand der Forschung, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 22 (2013), S. 207-243. 
    89. Imke Hansen/Katrin Steffen/Joachim Tauber (Hrsg.), Lebenswelt Ghetto. Alltag und soziales Umfeld während der nationalsozialistischen Verfolgung, Wiesbaden 2013; Paul A. Shapiro. The Kishinev Ghetto 1941-1942, Tuscaloosa 2015; Svenja Bethke, Tanz auf Messers Schneide. Kriminalität und Recht in den Ghettos Warschau, Litzmannstadt und Wilna, Hamburg 2015.
    90. Hollander, The Final Solution in Bulgaria and Romania, S. 236-237.
    91. Antonescus Truppen waren keineswegs judenfreundlich und begingen zahlreiche Verbrechen, vor allem in der Sowjetunion. Siehe dazu Roland Clark, Fascists and Soldiers: Ambivalent Loyalties and Genocidal Violence in Wartime Romania, in: Holocaust and Genocide Studies 31 (2017), H. 3, S. 408-432; Barbara Hutzelmann/Mariana Hausleitner/Souzana Hazan, Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, hg. im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg, Bd. 13: Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Berlin 2018.
    92. Siehe zum Beispiel Grabowski, Rescue for Money; Joanna Nalewajko-Kulikov, Strategie przetrwania. Żydzi po aryjskiej stronie Warszawy [Strategien des Überlebens. Juden in dem arischen Teil Warschaus], Warszawa 2004; Gunnar Paulsson, Secret City: The Hidden Jews of Warsaw, 1940-1945, New Haven 2002. 
    93. Jan Tomasz Gross, Opportunistic Killings and Plunder of Jews by their Neighbors – a Norm or an Exception in German Occupied Europe?, in: Lower/Faulkner Rossi (Hrsg.), Lessons and Legacies XII, S. 15-17; ders., A Colonial History of the Bloodlands, in: Kritika: Explorations in Russian and Eurasian History 15 (2014), H. 3, S. 591-596. Siehe dazu auch den Docupedia-Beitrag von Tatjana Tönsmeyer, Besatzungsgesellschaften.
    94. Isaiah Trunk, Judenrat. The Jewish Councils in Eastern Europe under Nazi Occupation, New York 1972.
    95. Andrzej Żbikowski, Sąd Społeczny przy CKŻP. Wojenne rozliczenia społeczności żydowskiej w Polsce [Das Ehrengericht beim Zentralkomitee der Juden in Polen. Die Abrechnung mit den Kriegsschulden der jüdischen Bevölkerung], Warszawa 2014; Laura Jockusch/Gabriel N. Finder (Hrsg.), Jewish Honor Courts. Revenge, Retribution, and Reconciliation in Europe and Israel after the Holocaust, Detroit 2015. 
    96. Alicja Jarkowska-Natkaniec, Wymuszona współpraca czy zdrada? Wokół przypadków kolaboracji Żydów w okupowanym Krakowie [Erzwungene Zusammenarbeit oder Verrat? Die Fälle der Kollaboration von Juden im besetzten Krakau], Kraków 2018; Katarzyna Person, Policjanci. Wizerunek Żydowskiej Służby Porządkowej w getcie warszawskim [Die Polizisten. Das Bild des jüdischen Ordnungsdienstes im Warschauer Ghetto], Warszawa 2018.
    97. Vgl. u.a. aktuell: Jan Grabowski, Germany Is Fueling a False History of the Holocaust Across Europe, Haaretz, 22.062020, https://www.haaretz.com/world-news/.premium-germany-is-fueling-a-false-history-of-the-holocaust-across-europe-1.8938137 [20.07.2020]; Christoph David Piorkowski, Ein Recht auf einen Anteil an Schuld, in: Der Tagesspiegel, Nr. 24 (225), 30.06.2020, S. 22; Rossoliński-Liebe, Introduction: Conceptualizations of the Holocaust in Germany, Poland, Lithuania, Belarus, and Ukraine, S. 131.
    98. Vgl. u.a. Maren Röger, „Ihre Mütter, ihre Väter“. Die Reaktionen in Polen auf den ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ – Ein Themenschwerpunkt, in: Zeitgeschichte-online, Juli 2014, https://zeitgeschichte-online.de/thema/ihre-mutter-ihre-vater [20.07.2020].
    99. Adam Soboczynski, Missbrauch der Geschichte, in: Die Zeit, 21.07.2016, online unter https://www.zeit.de/2016/31/polen-antisemitismus-unsere-muetter-unsere-vaeter [20.07.2020].