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Wolfgang Benz

Antisemitismus und Antisemitismusforschung

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11.02.2010
https://docupedia.de//zg/Benz_antisemitismus_v1_de_2010

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.1127.v1

Artikelbild: Antisemitismus und Antisemitismusforschung

Titelseite "L'Aurore", 13. Januar 1898, Quelle: Wikimedia Commons (Public Domain)

Der Begriff „Antisemitismus“ meint im modernen Sprachgebrauch die Gesamtheit judenfeindlichen Äußerungen und Handlungen, unabhängig von ihren unterschiedlichen Motiven. Beginnend mit einer Unterscheidung zwischen diesem Begriff und dem des Antijudaismus, beschreibt Wolfgang Benz die Geschichte des Antisemitismus vom frühen Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Auch liefert er einen Einblick in die vielfältigen Methoden und Erklärungsmodelle der interdisziplinären Antisemitismusforschung.
Antisemitismus und Antisemitismusforschung

von Wolfgang Benz

Definition und Erscheinungsformen

Das Wort „Antisemitismus" dient einerseits als Oberbegriff für jede Art von Judenfeindschaft. Andererseits charakterisiert es im engeren Sinne, als Wortbildung des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, eine neue, pseudowissenschaftlich und nicht religiös, sondern mit „Rassen"-Eigenschaften und -Merkmalen argumentierende Form des antijüdischen Vorbehalts. Von diesem modernen Antisemitismus ist der religiös motivierte, ältere Antijudaismus zu unterscheiden.[1]

Als politisches Instrumentarium dient die vom European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia vorgeschlagene Arbeitsdefinition: „Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein. Oft enthalten antisemitische Äußerungen die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung und seien dafür verantwortlich, dass ‚die Dinge nicht richtig laufen'. Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt negative Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge."[2]

Im modernen Sprachgebrauch meint der Begriff Antisemitismus die Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven. Nach der Erfahrung nationalsozialistischer Ideologie und Herrschaft wird Antisemitismus als ein gesellschaftliches Phänomen verstanden, das als Paradigma für die Bildung von Vorurteilen und die politische Instrumentalisierung daraus konstruierter Feindbilder dient.

Judenfeindschaft ist, so die Erkenntnis interdisziplinärer Forschung, die Projektion von Vorurteilen auf eine Minderheit.[3] Das hat für die Mehrheit verschiedene Funktionen und Vorteile. Festzuhalten bleibt, dass „der Jude", den der Antisemit meint und bekämpft, mit real existierenden Juden nichts zu tun hat. Es sind Konstrukte, Bilder von zähem Leben, wie die Geschichte des antisemitischen Vorurteils beweist – des ältesten, sozialen, kulturellen, politischen Ressentiments überhaupt. Die aktuellen Ausprägungen von Judenfeindschaft sind unterschiedlich und weisen nationale Besonderheiten auf, wie der sekundäre Antisemitismus in Deutschland und Österreich, dessen Ressentiments sich an Entschädigungen und Wiedergutmachungsleistungen nach dem Holocaust festmachen. Rassistisch argumentierender Antisemitismus tritt immer in rechtsextremen Zusammenhängen auf, dazu gehört auch die Leugnung des Holocaust. Die Verbreitung ist allgemein, aber unterschiedlich intensiv.

Dagegen findet religiöser Antijudaismus mit seinen traditionellen Formen („Gottesmord-Vorwurf", Ritualmordlegenden) in den Gesellschaften Osteuropas größere Resonanz als im Westen. Akut ist der Antizionismus, der an sich nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden darf, sich aber durch fanatische Parteinahme gegen Israel und durch die Übernahme von judenfeindlichen Stereotypen und Argumentationsmustern („Weltherrschaftsstreben", Verschwörungsphantasien) zu einer aktuellen Sonderform der Judenfeindschaft entwickelt hat, die derzeit größte Verbreitung findet.

Mit neuer Intensität tritt Judenfeindschaft seit Herbst 2000 in Westeuropa in Erscheinung. Der Nahost-Konflikt hat mit der zweiten Intifada eine Dimension weitab vom eigentlichen Schauplatz Israel/Palästina erhalten. Die Solidarisierung junger Muslim/innen mit den Palästinenser/innen in Frankreich und Belgien, den Niederlanden und Großbritannien, also in Staaten mit einem verhältnismäßig großen Bevölkerungsanteil arabisch-islamischer Herkunft, äußert sich nicht nur in israelfeindlicher Propaganda und in Demonstrationen bis hin zu Ausschreitungen, es wird dabei auch traditioneller Antisemitismus instrumentalisiert. In Osteuropa dient Judenfeindschaft bei der Selbstdefinition nationaler Mehrheiten als Leitmotiv. Das Vorurteil gegen Juden fungiert als Katalysator für nationalistische und fundamentalistische Strömungen und bildet den gemeinsamen Nenner für antiliberale, antikapitalistische, antikommunistische und antiaufklärerische Bewegungen.

Die Wurzeln des Ressentiments gegenüber Juden im christlichen Selbstverständnis und die lange gesellschaftliche Tradition bedingen, dass jeder Erklärungsversuch die Geschichte des Antisemitismus in den Blick nehmen muss.


 

Geschichte der Judenfeindschaft

Die Vorbehalte gegen Juden waren, seit sich das Christentum im 3. und 4. Jahrhundert als Staatsreligion im Römischen Reich durchgesetzt hatte, zunächst auch im Mittelalter ausschließlich religiöser Natur. Allerdings bestimmte der Glaube in existenziellem Umfang den Alltag, und religiöse Differenzen hatten entsprechend einschneidende Bedeutung. Die Verweigerung der Taufe, das Festhalten am eigenen Ritus, das Unverständnis der Juden für die Erlösungsidee durch Christus machten die Juden in christlichen Augen zu „Verstockten". Aus dem religiösen Unverständnis zwischen Minderheit und Mehrheit folgte die Forderung nach äußerer Trennung (erhoben sowohl durch Kirchenlehrer wie durch Rabbiner) zwischen den Anhängern des Alten Testaments, die sich als erwähltes Volk verstanden, und denen, die, erlöst durch Jesus Christus, an die Überwindung des Alten Testaments glaubten und als christliche Gemeinschaft die Mehrheit bildeten. Nach christlicher Lehrmeinung galten die Juden als „Gottesmörder" (Abt Hieronymus von Bethlehem, 347-420); in frühchristlichem Eifer schrieb auch Bischof Johannes Chrysostomos von Antiochia, die Synagoge sei eine „Sammelstätte der Christusmörder" – damit war eines der dauerhaftesten Stereotypen der Judenfeindschaft etabliert.

Die religiösen Vorschriften, vor allem die strenge Sabbatruhe und die rituellen Speisegesetze, zwangen die Juden auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht in die Rolle von Außenseitern in der mittelalterlichen Gesellschaft. Vom Warenaustausch (mit Ausnahme ländlichen Kleinhandels) und der Produktion aufgrund christlich definierter ständischer und zünftiger Ordnung des Wirtschaftslebens ausgeschlossen, waren Juden auf den Geldhandel beschränkt, da Zinsnehmen den Christen als „Wucher" verboten war. Die Pfandleihe wurde jüdisches Monopol, geschützt von Königen und Fürsten, erkauft durch hohe Abgaben seitens der Juden. Trotz ihrer eigenen Ausbeutung waren nur die jüdischen Geldverleiher dem Hass ihrer Schuldner ausgesetzt und nicht diejenigen, die dieses Finanzsystem duldeten, ermöglichten und für sich gebrauchten.

Am Ende des 11. Jahrhunderts verdichteten sich religiöse Gegensätze und soziale Ressentiments und entluden sich in Gewaltakten gegen die jüdische Minderheit in Europa. Der erste Kreuzzug (1096) – der Intention nach ein Krieg gegen „Ungläubige" zur Befreiung des Heiligen Landes – wurde von fanatisierten Christen, die als Angehörige der Unterschichten, als verarmte Bauern, Abenteurer und Mittellose aus Sozialneid handelten, zunächst gegen Juden in ganz Mitteleuropa geführt. Von den Kreuzfahrern bedrängt, standen die Juden vor der Wahl, getötet zu werden oder den christlichen Glauben durch den Empfang der Taufe als richtiges Bekenntnis anzuerkennen. Die Verfolgung der Juden endete mit dem Moment der geglückten Mission, da ausschließlich religiöse Ressentiments die Verfolgung motivierten. Die meisten Juden wählten jedoch den Tod.

Die Gewaltaktionen hatten wie auch bei den späteren Kreuzzügen, die alle judenfeindlich waren, den Charakter von Pogromen (der Begriff gehört in spätere Zeiten und wurde im 19. Jahrhundert dem Russischen entnommen), das heißt, die Gewalt richtete sich nicht gegen einzelne, sondern gegen alle Angehörige der Minderheit und, die religiös-christliche Motivation sprengend, Plünderungen, Diebstahl und Raub gehörten untrennbar zum gewalttätigen Geschehen.[4]

Zur Begründung der aggressiven Judenfeindschaft wurden seit dem 13. Jahrhundert Legenden und Erzählungen verbreitet, die Ritualmorde und Hostienfrevel zum Gegenstand hatten. Der Legende nach begingen Juden alljährlich aus Hass auf Christus und die Christen unter Anleitung ihrer Rabbiner in der – von christlicher Seite religiös-emotional besonders sensiblen Passionswoche – einen Mord in ritueller Form an einem unschuldigen christlichen Knaben, um das Leiden Christi zu verhöhnen. Nach dem Laterankonzil von 1215 kam als zweites Motiv die Blutlegende hinzu, nach der die Juden ihren Opfern zur Bereitung von Matzen oder zu medizinischen bzw. magischen Zwecken Blut entziehen. Die Unhaltbarkeit solcher Anschuldigungen ergibt sich schon aus den rituellen Geboten der jüdischen Lehre, nach der jede Art von Blut als unrein für Juden sanktioniert ist. Das haben Kirchenlehrer und Päpste immer wieder konstatiert, und Kaiser und Könige haben die Juden gegen die Blutbeschuldigungen verteidigt, jedoch ohne Erfolg. Die Blutlegenden waren, von Interessenten wie Predigern oder fanatisierten Bettelmönchen im Missionseifer verbreitet, bis ins 20. Jahrhundert wirksam als Anlass zur Verfolgung der Juden.

Die judenfeindlichen Anschuldigungen wurden in zahllosen Chroniken, Geschichten, Liedern, Predigtsammlungen überliefert, und wie das Beispiel des Anderl von Rinn in Tirol zeigt,[5] war der Kult bis in die 1980er-Jahre amtskirchlich geduldet. Wie gefährlich die Ritualmord- und Blutlegenden für die Juden waren, zeigt der Pogrom von Kielce in Polen, bei dem noch 1946 das Gerücht, ein verschwundenes Kind sei von Juden getötet worden, Anlass zu tagelangem Aufruhr und zum Mord an mindestens 42 Juden, die den Holocaust überlebt hatten, bieten konnte.[6]

Den klerikalen Judenbildern folgten nicht weniger gefährlich säkularisierte Zuschreibungen von Übeln an die Juden als deren Verursacher. Die Pestepidemie in Europa Mitte des 14. Jahrhunderts bot Anlass zur Spekulation, die Juden hätten die Brunnen vergiftet; die jüdische Minderheit war dabei an die Stelle anderer Stigmatisierter getreten, denen bei früheren Katastrophen die Schuld zugemessen worden war, etwa den Aussätzigen (Südfrankreich 1321) oder Muslimen als Ungläubigen. Erstmals auf einen weltlichen Vorwurf hin gab es 1358-1360 mehrere Pogromwellen, in denen die meisten jüdischen Gemeinden zerstört wurden. Bei der nun folgenden Marginalisierung der Juden durch weltliche Obrigkeiten, durch Städte und Fürsten als Inhaber der Territorialherrschaft in Mitteleuropa, hatte die Kirche Schrittmacherdienste geleistet: Das Laterankonzil 1215 hatte auch die Absonderung von Juden und Christen beschlossen. Die „Ungläubigen" sollten durch eine eigene Tracht erkennbar sein (gelber Fleck, Judenhut) und von den Christen abgesondert leben. Das war der Beginn der Ghettoisierung in den Städten und der Regelung der beschränkten Teilnahme der Juden am öffentlichen Leben durch eine Unzahl von diskriminierenden Vorschriften.

Im 13. Jahrhundert wandelte sich das Kreditsystem. Die christlichen Zinsrestriktionen wurden gelockert, dadurch wurden Juden im Geldgeschäft zu Konkurrenten, bei denen gegen hohen Zins nur noch borgte, wer sonst nirgendwo Kredit bekam. Als antijüdisches Stereotyp verfestigte sich nun das Bild des jüdischen Wucherers, und die jüdischen Minderheiten in den Städten waren insgesamt, ihrer bisherigen ökonomischen Funktion weithin ledig, dämonisiert und standen wie andere Randgruppen der Gesellschaft unter ständigem Verfolgungsdruck. Dem Beispiel der Territorialherren (England 1290, Frankreich 1306, Spanien 1492) folgend, wurden Juden seit der Mitte des 14. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Begründungen aus den Städten vertrieben, und zwar meist auf Betreiben der Bürger. Religiöse, soziale und wirtschaftliche Gründe bildeten ein Geflecht von Animositäten gegen die Juden, die mit Ausnahme von Prag und Frankfurt am Main am Ende des Mittelalters in Mitteleuropa aus den Städten verschwunden waren. Sie lebten, soweit sie nicht nach Osten abgewandert waren, als Dorfjuden kümmerlich von Kleinhandel (Hausierhandel, Altwaren).

Mit den aus christlicher Wurzel stammenden tradierten Feindbildstereotypen von Wucherern, Christenfeinden, Brunnenvergiftern, Ritualmördern und mit in Christenaugen rätselhaften religiösen Bräuchen und vermeintlich daraus abgeleiteten Eigenschaften waren die Juden als Angehörige einer randständigen Minderheit ohne eigene Schuld stigmatisiert (ähnlich wie Ketzer, Magier, Hexen), und sie erschienen als Gegenstand des Abscheus, aber schließlich auch als Objekte missionarischen Strebens. Wenn sie – was die Regel war – den Lockungen der christlichen Taufe widerstanden, wurden sie umso ärger Opfer christlichen Zornes, wie das Beispiel Martin Luthers zeigt, dessen wütende antijüdische Predigten wie seine Schrift von 1543 „Von den Juden und ihren Lügen" enttäuschten Bekehrungseifer spiegeln. An die Stelle der mittelalterlichen Zwangstaufen (die nach kanonischem Recht unzulässig waren) war in der frühen Neuzeit die Judenmission getreten, mit den in Luthers Reaktion sichtbaren und weitreichend wirkenden verheerenden Folgen beim Misslingen der frommen Absicht.[7]

Im Mittelalter war die Rechtsstellung der Juden als servi camerae regis (königliche Kammerknechte) definiert – urkundlich war dies 1179 erstmals erwähnt –, das heißt, die Juden waren abgabenpflichtig und genossen dafür ein Minimum an Schutz vor Verfolgungen. Mit der Ausbildung der Landesherrschaft ging das Recht auf die Territorialfürsten über. In der Neuzeit[8] waren dann diejenigen Juden, die für den Landesherren von Interesse waren, als „Schutzjuden" privilegiert, das heißt, gegen beträchtliche Zahlungen bekamen Kapitalkräftige die Erlaubnis, sich anzusiedeln. Vielfach traten jüdische Entrepreneure in der Zeit des Absolutismus in fürstliche Dienste, um als Hoffaktoren kostspielige Unternehmungen des Fürsten zu finanzieren. Der literarisch berühmteste Fall eines Hoffaktors (und zugleich die Willkür illustrierend, der die Juden unterworfen waren) ist die Geschichte des Joseph Oppenheimer, der als „Jud Süß" in Diensten des württembergischen Herzogs Alexander stand, die Finanzen des Landes verwaltete und nach dem Tod seines Auftraggebers 1738 öffentlich hingerichtet wurde; er war zum Sündenbock erklärt worden für die Zerrüttung der Staatsfinanzen und den Verfall landständischer Rechte unter Herzog Alexander.[9]

In der Zeit der Aufklärung mit der von Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn propagierten Idee der Toleranz gegenüber Juden wurde der Weg zur Emanzipation bereitet. Die Emanzipation der Juden, also ihre Befreiung aus den sozialen und rechtlichen Schranken, war in Deutschland und Österreich kein revolutionärer Akt wie in Frankreich (1791), sondern Ergebnis einer langwierigen Debatte, die sich vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1860er-Jahre hinzog. Als Gegenbewegung gegen die rechtliche Gleichstellung der Juden kam es 1819 zu pogromartigen Ausschreitungen wie im Mittelalter. Beginnend in Würzburg strahlten die „Hep-Hep-Verfolgungen" über ganz Deutschland bis nach Dänemark aus. Gefördert durch soziale Krisen, aber eindeutig als Abwehr des Integrationsanspruchs durch die Mehrheitsgesellschaft kam es an vielen Orten zu aggressiven Auseinandersetzungen mit der jüdischen Minderheit. Judenfeindschaft war aber auch eine Form von sozialem Protest, bei dem Aggressionen verschoben und gegen Juden gerichtet wurden.[10]

Judenfeindschaft erhielt im 19. Jahrhundert eine neue Dimension in Gestalt des rassistisch und sozialdarwinistisch argumentierenden modernen Antisemitismus, der sich als Resultat wissenschaftlicher Erkenntnis produzierte. Zu den Vätern gehörten Arthur Graf Gobineau mit seinem voluminösen Essay „Die Ungleichheit der Menschenrassen" (erschienen 1853 bis 1855 in vier Bänden), der zwar nicht explizit gegen die Juden gerichtet war, aber instrumentalisiert wurde als Eckpfeiler einer „Rassentheorie", die den modernen Antisemitismus scheinbar wissenschaftlich unterfütterte. Die Übereinstimmung der antisemitischen Theoretiker bestand darin, dass jede „Rasseneigenschaft" der Juden negativ war, und der Unterschied zur älteren Judenfeindschaft war die Überzeugung, dass „Rasseneigenschaften" anders als religiöse Bekenntnisse unveränderbar seien. In der Diskussion über die „Judenfrage" spielte die Schmarotzer/Parasiten-Metaphorik eine zunehmende Rolle, ungeachtet der Tatsache, dass die antiemanzipatorische Judenfeindschaft auch und vor allem eine Bewegung gegen die Modernisierung der Gesellschaft und gegen den politischen Liberalismus war.[11]

Intellektueller Höhepunkt der Auseinandersetzung war der Berliner Antisemitismusstreit, ausgelöst durch einen Artikel Heinrich von Treitschkes in den „Preußischen Jahrbüchern" im November 1879. Der angesehene Historiker hatte sich gegen die von ihm befürchtete Masseneinwanderung osteuropäischer Juden ausgesprochen und den deutschen Juden mangelnden Assimilationswillen vorgeworfen.[12]


 

Der moderne Antisemitismus

Im Februar 1879 war Wilhelm Marrs politisches Pamphlet „Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum" erschienen, im Herbst 1879 wurde es schon in der 12. Auflage verkauft. Den Weg bereitet hatten Autoren wie Otto Glagau, der im weit verbreiteten Wochenblatt „Die Gartenlaube" die Juden als Verursacher der Wirtschaftskrise des Gründerkrachs von 1873 denunzierte („90% der Gründer und Makler sind Juden") und in polemischen Artikeln die Juden zu Sündenböcken für aktuelles Ungemach stempelte. Die Pressekampagnen in der konservativen „Kreuzzeitung", aber auch in katholischen Blättern – gemeinsamer Feind war der politische Liberalismus – vertieften seit 1874/75, zur Zeit des Gründerkrachs, die judenfeindlichen Ressentiments.

Der Berliner Hofprediger Adolf Stoecker (1835-1909), der sich seit 1878 als Gründer einer „Christlich-Sozialen Arbeiterpartei" um die Heranführung von Arbeitern und Handwerkern an die bestehende Staatsordnung bemühte und hoffte, sie der Sozialdemokratie zu entfremden, instrumentalisierte „die Judenfrage". Er hielt judenfeindliche Reden, in denen er die antisemitischen Erwartungen seiner Zuhörer bediente, die ökonomischen und sozialen Wünsche und Ängste der von existenziellen Sorgen geplagten Kleinbürger aufgriff und mit Schuldzuweisungen an „die Juden" Erklärungen und Lösungen für aktuelle Probleme anbot. Das Konzept, die Arbeitermassen mit Thron und Altar durch klerikal-judenfeindliche Agitation zu versöhnen, erwies sich als wenig tragfähig, wohl aber hinterließ die Politisierung des Christentums mit antisemitischen Parolen deutliche Spuren in der evangelischen Kirche bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

Houston Stewart Chamberlain (1855-1927), ein schriftstellernder Privatgelehrter mit umfassenden naturwissenschaftlichen Interessen, gebürtiger Engländer und naturalisierter Deutscher, durch psychosoziale Auffälligkeiten an einer akademischen oder militärischen Karriere verhindert, wurde durch seine 1899 veröffentlichte kulturhistorische Schrift „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" berühmt, ein umfangreiches Konvolut rassistischer germanozentrischer Ideen, das – von der Wissenschaft abgelehnt – im gebildeten Bürgertum faszinierte und auf Kaiser Wilhelm II. großen Eindruck machte (ebenso dann später auf Adolf Hitler).[13] In neurotischer Fixierung auf den Gegensatz zwischen der „jüdischen" und „arischen" Rasse arbeitete Chamberlain mit griffigen Stereotypen, wenn er z.B. den Juden verinnerlichte Religiosität absprach und einen übergroßen Einfluss der Juden in der modernen Welt phantasierte. Nicht weniger verhängnisvoll war der Einfluss seines von ihm verehrten und bewunderten Schwiegervaters Richard Wagner (1813-1883), dessen Renommee als Komponist, Musikdramatiker und Schriftsteller seine antisemitischen Überzeugungen transportierte, wie sie in Wagners ebenso wirkungsvollem wie irrationalem Aufsatz „Das Judentum in der Musik" (1850) zum Ausdruck gekommen waren.[14]

Insgesamt hatte der organisierte Antisemitismus im Kaiserreich keinen politischen Einfluss erringen können; zum kulturellen Klima der Zeit hatte der neue Antisemitismus aber einen schwer zu unterschätzenden Beitrag geleistet. Seine Agitation und Publizistik, die in die öffentliche Diskussion eingeführten Schlagworte und Postulate bildeten Keime, die nur auf günstige Bedingungen zu ihrer Entfaltung warteten.[15]


 

Antisemitismus als europäisches Phänomen

Der Antisemitismus im wilhelminischen Kaiserreich war freilich keine singuläre Erscheinung und kein deutsches Charakteristikum. In Österreich entwickelte sich vor ähnlichem sozialen und ökologischen Hintergrund der Antisemitismus als politische Bewegung in den 1880er-Jahren, und zwar zunächst von der gesellschaftlichen Peripherie, dem Kleinbürgertum, aus. Die erste organisatorische Basis fanden die Antisemiten in Handwerksgenossenschaften und Innungen. Im Reichsrat agierte zur gleichen Zeit Georg Ritter von Schönerer als Protagonist der Judenfeindschaft. Der Abgeordnete Karl Lueger war die charismatische Integrationsfigur der christlichsozialen Partei, die, ähnlich wie Stoecker in Berlin, Judenfeindschaft in einer antiliberalen und antisozialistischen Sammlungspolitik instrumentalisierte. Anders als im Deutschen Reich war die Demagogie erfolgreich. Lueger wurde, nachdem seine Anhänger 1895 die Mehrheit im Wiener Gemeinderat errungen hatten, 1897 Bürgermeister. Über seinen kommunalpolitischen Meriten wurde marginalisiert, dass sie ohne den manipulativen Antisemitismus, der durch Appell an Emotionen die christlichsozialen Anhänger zusammenkittete nicht möglich gewesen wären.[16]

In Frankreich, das seiner kleinen jüdischen Minderheit (80.000 Menschen, was 0,02 Prozent der Bevölkerung entsprach) 1791 im Zuge der Französischen Revolution die Bürgerrechte gewährt hatte, gab es antisemitische Strömungen aus unterschiedlichen Motiven. Während die sephardischen Juden in Südfrankreich kaum auf Integrationsprobleme stießen, waren die aschkenasischen Juden im Nordosten verschiedenen Anfeindungen ausgesetzt, die teils aus christlich-katholischen Wurzeln kamen, teils auf den Rassismus zurückgingen, wie ihn Gobineau vertrat und Edouard Drumont in seiner Schrift „La France Juive" 1886 propagierte, und teils (dies war ein Spezifikum Frankreichs) von den Sozialisten ausgingen. Antisemitismus war ein Integrationsfaktor für die nationalistische und klerikale Opposition gegen die Dritte Republik als modernem kapitalistischen, säkularisiertem Staat.

Der französische Antisemitismus, ungleich aggressiver als die wortradikale deutsche Ausprägung, kulminierte in der Dreyfus-Affäre, die ab 1894 jahrelang die französische Öffentlichkeit in Atem hielt. Der jüdische Hauptmann Dreyfus war aufgrund gefälschten Beweismaterials in einem dubiosen Prozess wegen Landesverrats zur Deportation verurteilt worden. Das Verfahren führte nach Interventionen Intellektueller (Emile Zola mit seinem offenen Brief „J'accuse" 1898) zur großen Staatskrise der Dritten Republik, die mit einem Sieg der Republikaner über Klerikale, Nationalisten und Antisemiten endete. Der Antisemitismus als antimoderne politische Bewegung erlitt in Frankreich eine bedeutende Niederlage, ohne indes vollständig zu verschwinden.[17]

Als Synonym für virulenten und gewaltsamen Antisemitismus galt am Ende des 19. Jahrhunderts Russland. Juden im Ansiedlungsrayon im Westen des Landes lebten, regelmäßig von Pogromen heimgesucht, in Armut und rechtlicher Unsicherheit. Nach der Ermordung des Zaren Alexander II. (1881) nahmen die Verfolgungen an Intensität zu, insgesamt lebten die russischen (de facto waren es großenteils polnische Juden unter russischer Herrschaft) bis zum Ersten Weltkrieg in einer Situation wie die Juden Mitteleuropas im 18. Jahrhundert: als randständige, von jedem gesellschaftlichen Status und damit von adäquaten Erwerbs- und Aufstiegschancen ausgeschlossene rechtlose Minderheit. Ohne die religiöse und die für Deutschland und Frankreich typischen rassistischen und nationalistischen Komponenten war Antisemitismus ein Instrument antimoderner russischer Politik.[18] Die von der zaristischen Geheimpolizei gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion" als angebliches Beweisdokument jüdischer Weltverschwörung waren ein Element der Juden diffamierenden Politik im Zarenreich; sie wurden darüber hinaus zum Referenztext des Antisemitismus mit weltweiter Verbreitung und andauernder Aktualität.[19]

Im Ersten Weltkrieg wurden die antijüdischen Vorbehalte in Deutschland neu aufgeladen. Ungeachtet der Tatsache, dass das deutsche Judentum die Kriegsbegeisterung des Sommers 1914 ungeteilt mitmachte und die Zahl der jüdischen Freiwilligen überdimensional – gemessen am jüdischen Bevölkerungsanteil – groß war, machte das Gerücht von der „jüdischen Drückebergerei" die Runde. Und als zweites antisemitisches Stereotyp war die Überzeugung landläufig, dass Juden als die „geborenen Wucherer und Spekulanten" sich als Kriegsgewinnler an der Not des Vaterlandes bereicherten. Nachdem sich seit Ende 1915 die antijüdischen Eingaben und Denunziationen häuften, befahl der preußische Kriegsminister im Oktober 1916 eine statistische Erhebung über die Dienstverhältnisse der deutschen Juden im Kriege. War diese Anordnung zur „Judenzählung" an sich schon eine antisemitische Ungeheuerlichkeit, so macht die Tatsache, dass die Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, die Angelegenheit vollends zum Skandal. Wenn die „Judenzählung", wie behauptet wurde, amtlich die Unhaltbarkeit der Beschwerden beweisen sollte, so sanktionierte sie, weil das Resultat geheim blieb, die antisemitischen Ressentiments mit lang anhaltender Wirkung, von denen die NSDAP und andere Rechtsparteien die ganze Weimarer Republik hindurch profitieren konnten.


 

Von der Ideologie zum Genozid

Die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Weimarer Republik brachte für die deutschen Juden zwar den Höhepunkt ihrer kulturellen Assimilation, zugleich aber schon den Beginn der sozialen Dissimilation. Antisemitische Propaganda, die Schuldige an den als schmachvoll empfundenen Folgen des Krieges suchte, die Ängste deklassierter Kleinbürger und verletzter deutscher Nationalstolz machten „den Juden" zum Schuldigen. Im Programm der völkischen und nationalistischen Parteien der Nachkriegszeit, vor allem der NSDAP ab 1920 und in der Deutschnationalen Volkspartei, bildete Antisemitismus das ideologische Bindemittel, mit dem Existenzängste und Erklärungsversuche für wirtschaftliche und soziale Probleme konkretisiert wurden, um republik- und demokratiefeindliche Anhänger/innen zu gewinnen. Ergebnis der antisemitischen Agitation waren der Mord an Außenminister Rathenau 1922 und Attentate auf andere demokratische Politiker jüdischer Herkunft.

Für den Nationalsozialismus hatte der Antisemitismus konstitutive Bedeutung. Ohne eigene innovative Anstrengung übernahmen Hitler und die Ideologen der NSDAP die Rassenkonstrukte und Postulate der Judenfeindschaft des 19. Jahrhunderts. Im Parteiprogramm der NSDAP von 1920 waren die Aufkündigung der Emanzipation durch den Vorbehalt von Staatsbürgerschaft und Staatsämtern für Nichtjuden und ein Einwanderungsverbot fixiert. Antisemitismus bildete in Hitlers Programmschrift „Mein Kampf" eine der zentralen Thesen und wurde in Kundgebungen demagogisch als Heilmittel gegen alle Übel propagiert. Die traditionellen Stereotypen wie das angebliche jüdische Streben nach Weltherrschaft, der übergroße Einfluss „der Juden" in Presse, Kultur, Wirtschaft usw. bildeten, „erklärt" durch die Konstrukte des Rassenantisemitismus des 19. Jahrhunderts, die Themen der Propaganda. Dazu gehörten die aus Russland importierten „Protokolle der Weisen von Zion" als verschwörungstheoretische Welterklärung, die von Hitler zitiert, vom Chefideologen Alfred Rosenberg kommentiert und vom Parteiverlag der NSDAP kolportiert wurden. Auf niedrigstem Niveau agierte Julius Streicher seit 1923 als Herausgeber der Zeitung „Der Stürmer", die unter dem von Treitschke entlehnten Motto „Die Juden sind unser Unglück" bis 1945 ausschließlich wüste Hetze gegen Juden trieb.

Mit dem Machterhalt der NSDAP 1933 wurde Antisemitismus Staatsziel: Die Verdrängung der Juden zuerst aus dem öffentlichen Leben, aus der Wirtschaft und der Gesellschaft, dann aus dem deutschen Staatsgebiet war das Programm. Die Realisierung erfolgte nach anfänglichen öffentlichen Exzessen, zu denen die Boykott-Aktion im Frühjahr 1933 gehörte – sie war durch die Unterstellung einer „Kriegserklärung der Juden" an das deutsche Volk begründet –, durch gesetzliche Maßnahmen. Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom April 1933 wurden nicht nur Juden aus dem öffentlichen Dienst entfernt, sondern auch durch den „Arierparagraphen" gesellschaftlich geächtet. Jüdische Rechtsanwälte erhielten ebenfalls im April 1933 Berufsverbot, das „Schriftleitergesetz" im Oktober 1933 machte jüdische Journalisten erwerbslos, jüdische Viehhändler durften nicht mehr arbeiten, Ärzte verloren erst die Kassenzulassung, dann die Approbation. Die „Nürnberger Gesetze" vom September 1935 bedeuteten die Rücknahme der Emanzipation: Juden waren nicht mehr Bürger des Deutschen Reiches, sondern nur noch Staatsangehörige ohne politische Rechte („Reichsbürgergesetz"). Das „Blutschutzgesetz" verbot die Eheschließung mit Nichtjuden und stellte sexuelle Kontakte zwischen Juden und „Ariern" als „Rassenschande" unter Strafe.

Zur Diskriminierung durch Gesetz kam die Propaganda. Höhepunkte waren die Ausstellung „Der ewige Jude" im November 1937 in München mit anschließenden Stationen in Wien, Berlin, Bremen, Dresden und Magdeburg. Aus der diffamierenden Propagandaschau entstand Fritz Hipplers gleichnamiger Film, der 1940 in die Kinos kam. Er wurde in synchronisierten Fassungen auch in den besetzten Gebieten gezeigt; die Kompilation gab sich als Dokumentarfilm, in dem judenfeindliche Klischees mit höhnischen Kommentaren montiert waren, um Stimmung gegen die Minderheit zu machen. Mit subtileren Mitteln verfolgten die Filme „Jud Süß" (Veit Harlan 1940), „Die Rothschilds" und viele andere das gleiche Ziel.

Nicht nur Joseph Goebbels an der Spitze des Reichspropagandaministeriums bemühte sich, feindselige Zerrbilder über Juden zu verbreiten, die den Weg zum organisierten Massenmord bereiteten. Robert Ley, Reichsorganisationsleiter der NSDAP, hetzte gegen die Minderheit, Göring war nicht weniger exzessiv judenfeindlich als Himmler und die anderen Potentaten des NS-Staats.

Die Novemberpogrome 1938 kennzeichnen den Übergang von der Ausgrenzung zur Verfolgung. Durch „Arisierung" wurden Juden aus der Wirtschaft entfernt, ihr öffentliches Leben als Minderheit kam zum Erliegen. Das Jahr 1939 brachte Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und mit den „Judenhäusern" eine Art Ghettoisierung. Der Druck mit dem Ziel der Auswanderung, der im November durch Inhaftierung von fast 30.000 Juden in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen forciert wurde, nahm zu. Nach Kriegsbeginn gab es neue Schikanen gegen die deutschen Juden (abendliches Ausgangsverbot, Reduktion der Lebensmittelversorgung, Verbot Autos, Telefone etc. zu benutzen usw.) Mit dem „Madagaskarplan" erörterten das Auswärtige Amt und das Reichssicherheitsamt 1940 die Deportation der Juden auf die ostafrikanische Insel.

Im Sommer 1941 begann die letzte Phase des praktizierten Antisemitismus: die Vernichtung der physischen Existenz der Juden. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion ermordeten „Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD" systematisch die jüdische Bevölkerung. Das Auswanderungsverbot für deutsche Juden und die Kennzeichnung durch den „Judenstern" im September 1941 bereiteten die Deportationen in die Ghettos und Vernichtungslager im Osten vor. Als im Januar 1942 unter Vorsitz Reinhard Heydrichs die Wannsee-Konferenz stattfand, war der organisierte Judenmord durch Massenerschießungen vor allem im Baltikum, in Weißrussland und in der Ukraine längst im Gange. In den Konzentrationslagern Auschwitz (ab Herbst 1941) und Majdanek (Herbst 1942) wurden Juden in Gaskammern ermordet. Ein Vernichtungslager wurde auf polnischem Boden in Chelmno („Warthegau") im Herbst 1941 errichtet. Ohne Aufenthalt wurden die Opfer in „Gaswagen" erstickt. In den drei Vernichtungslagern der „Aktion Reinhardt" Belzec (November 1941), Sobibor (Frühjahr 1942), Treblinka (Juni 1942) wurden bis 1943 insgesamt 1,75 Millionen Juden mit Gas ermordet. Im Holocaust kulminierte die Ideologie des Antisemitismus durch den Genozid an sechs Millionen Juden.[20]

Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes ist der Antisemitismus keineswegs verschwunden. Neben den traditionellen Erscheinungsformen (christlicher Antijudaismus und Rassenantisemitismus) entstand der „sekundäre Antisemitismus" als Reflex auf den Holocaust, geboren aus Schuld- und Schamgefühlen, der sich u.a. an Restitutionsleistungen festmacht. Zunehmende Bedeutung haben die als Antizionismus auftretenden Ressentiments, die sich vordergründig gegen den Staat Israel richten, dessen Existenzrecht bestreiten, sich aber gegen Juden insgesamt richten.


 

Theorien der Judenfeindschaft

Der interdisziplinäre Charakter der Antisemitismusforschung bedingt nicht nur ihren Methodenpluralismus, sondern auch viele Erklärungsmodelle.[21] Die Vielfalt der Theorien des Antisemitismus entspricht der Vielfalt der Erscheinungsformen des Phänomens. Historische Interpretationen, zurückgehend bis zur Judenfeindschaft in der Antike,[22] haben in vieler Beziehung Vorreiterfunktion. Der „moderne Antisemitismus" im 19. Jahrhundert wird von der historischen Forschung als Reflex einer Modernisierungskrise dargestellt,[23] bei dem ganz verschiedene Einflüsse, Traditionen, Strukturen zusammenwirken, um auf soziale Umschichtungsprozesse, Wert- und Legitimationsprobleme der bürgerlichen Gesellschaft zu reagieren. Nation und Nationalismus bieten ein Erklärungsmodell für Judenfeindschaft;[24] die politische Positionierung ist ebenfalls von Bedeutung und kann charakteristische Ausprägungen von Antisemitismus zur Folge haben.[25] Die Krisentheorie ist anwendbar auf verschiedene Epochen, auf die Industrialisierungsphase ebenso wie auf die Periode nach dem Ersten Weltkrieg und – partiell – auf die Zeit nach der Wende in Deutschland; die Krisenzeiten sind jeweils charakterisiert durch erhebliche soziale Spannungen, die Frustrationen und Aggressionen zur Folge haben, die nach Entladung drängen und Objekte suchen, die die Funktion von „Schuldigen" erfüllen („Sündenbock"-Theorie). Die Angst vor individuellem oder kollektivem Statusverlust ist konstitutiv für das Krisenmodell – in der Nachwendekrise der 1990er-Jahre spielen Ausländer (Asylbewerber ebenso wie Ansässige) die Rolle des Aggressionsobjektes wie in der Modernisierungskrise des ausgehenden Jahrhunderts die Juden.[26]

Theorien der Psychologie und der Psychoanalyse sind seit langem in der Antisemitismusforschung etabliert.[27] Die Lehre vom autoritären Charakter,[28] der Ansatz über die Wechselwirkung von Frustration und Aggression sind ohne die Erkenntnisse der Freudschen Psychoanalyse nicht denkbar. Im Zusammenwirken mit den Sozialwissenschaften haben sich individuale Erklärungsmodelle (Autoritätskonflikt, Erziehungstraumata, Frustration aus innerem Konflikt) zu Gruppentheorien erweitert, die Antisemitismus als Vorurteilsstrukturen definieren, die im Verhältnis von (jüdischer) Minderheit und Mehrheitsgesellschaften in Konfliktsituationen zum Tragen kommen.[29] Konkurrenzbeziehungen sozialer und ethnischer Genese spielen in solchen Erklärungsmodellen eine große Rolle; sie sind insbesondere hilfreich bei der Interpretation von ideologisch bestimmten Konflikten, die ursprünglich auf Konkurrenzprobleme zurückgehen, wie etwa Xenophobie.

Erfahrung oder Befürchtung von Mangel (oft in Verbindung mit drohendem Statusverlust) sind wesentlich bei der Selbstwahrnehmung sozialer Positionen und prägen das Verhalten gegenüber Minderheiten, deren Wertigkeit geringer als die eigene eingeschätzt wird. Daraus abgeleitet erklärt die Deprivationstheorie die Entstehung und Wirkung von Vorurteilen aus Erfahrungen (z.B. mit vermeintlich bessergestellten Einwanderern), die den sozialen Aufstieg von Minderheiten vor dem befürchteten Abstieg der eigenen Gruppe zum Hintergrund haben und sich in negativen Stereotypen äußern.[30]

Monokausale Erklärungen werden dem komplexen Phänomen des Antisemitismus nicht gerecht; das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen, Methoden und Theorien ist notwendig. Der Antisemitismus kann aufgrund seiner langen Existenz und seiner vielfältigen Erscheinungsweisen als das exemplarische Phänomen für die Erforschung von Gruppenkonflikten und sozialen Vorurteilen gelten. Mit den gegenwärtigen Migrationsprozessen und mit der Neuformierung von Gesellschaften mit großen ethnischen Minderheiten in Europa wiederholen sich strukturell viele Konflikte und Problemstellungen, die wir aus der Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Nichtjuden kennen. Deswegen kann sich Antisemitismusforschung nicht auf den engeren Gegenstand der Feindschaft gegen Juden beschränken. Das Fach muss sich erweitern – von der Untersuchung des speziellen Ressentiments und seiner Wirkungen zur allgemeinen und übergreifenden Problematik von Vorurteil und Diskriminierung, Ausgrenzung von Minderheiten und Xenophobie. Migrationsprozesse und Minoritätenkonflikte sind daher unter allgemeinen und übergreifenden theoretischen Ansätzen ebenso Teil der Antisemitismusforschung wie die Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung einzelner soziologischer, ethnischer, religiöser, politischer Minderheiten. Ziel ist eine umfassende Vorurteilsforschung, die grundsätzlich jedes geeignete Forschungsfeld einbeziehen kann, wenn es paradigmatischen Charakter hat. Komparatistische Studien haben dementsprechend korrespondierend zur Methodenvielfalt hohen Stellenwert in der Antisemitismusforschung.[31]

In diesem Sinn muss schließlich der Begriff des Antisemitismus erweitert und als Forschungsstrategie verstanden werden, die Phänomene wie die Verfolgung der Sinti und Roma oder die Diskriminierung von Minderheiten wie z.B. der „Asozialen" einbezieht und die ausgrenzenden Ideologien, die mit biologistischem Determinismus, Sozialdarwinismus, rassistischen anti-egalitären Bestrebungen und ähnlichen Theoremen agieren, in den Blick nimmt. Jugendgewalt, Rechtsextremismus, Ausländerhass sind damit Themenfelder einer Antisemitismusforschung, die Antworten auf komplexe Problemzusammenhänge sucht und die vielfältigen Feindbilder und Vorurteile in politischem, sozialem und kulturellem Zusammenhang analysiert.

Im Zeichen aktueller Entwicklungen – der Fixierung auf die Bedrohung Israels durch einen sich ausbreitenden aggressiven Antizionismus insbesondere in der islamischen Welt – wird Antisemitismusforschung als Wissenschaft aus politischem Interesse in Frage gestellt. Entsprechende Kampagnen sind undifferenziert und verlangen die Einnahme unbedingter Positionen. Wissenschaftliche Analyse und Interpretation des Problems der Judenfeindschaft, die sich nicht in den Dienst manichäischer Weltsicht nehmen lassen dürfen, werden dann ebenso fanatisch diffamiert wie die Betrachtung der Methoden der Diskriminierung anderer Minderheiten als der jüdischen, wenn Erkenntnisse der Antisemitismusforschung paradigmatisch benutzt werden. Das wird als Relativierung des ausschließlich zu beklagenden Übels der Judenfeindschaft verstanden und von politischen und publizistischen Interessenvertretern mit dem törichten Argument bekämpft, der Vergleich (z.B. traditioneller Praktiken des Antisemitismus mit dem Vorgehen von „Islamkritikern") werte das eine ab und das andere auf.

Anders als gegenüber Holocaust-Leugnung und Volksverhetzung aus nationalistischen und erkennbar rassistischen Motiven ist es schwierig, praktikable Formen der Abwehr gegen Judenfeindschaft zu finden. Die beste Praxis gegenüber Ressentiments und Vorurteilen besteht in Bildungsangeboten und anhaltender Aufklärung, dafür sprechen Meinungsumfragen wie Kriminalstatistiken in allen Ländern, in denen das Problem interessiert.


English Version: Wolfgang Benz, Anti-Semitism and Anti-Semitism Research, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 01.07.2011

Empfohlene Literatur zum Thema

Alex Bein, Die Judenfrage. Biographie eines Weltproblems, 2 Bde., DVA, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-01963-0.

Wolfgang Benz, Was ist Antisemitismus?, Beck, München 2004, ISBN 3-406-52212-2.

Wolfgang Benz (Hrsg.), Jahrbuch für Antisemitismusforschung, Bd. 1-10 Campus Verlag, ab Bd. 11 ff. Metropol Verlag, Campus/Metropol, Frankfurt a. M./Berlin 1992 ff., ISSN 0941-8563.

Wolfgang Benz, Werner Bergmann (Hrsg.), Vorurteil und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus, Herder, Freiburg i.B. 1997, ISBN 3-451-04577-X.

Wolfgang Benz (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Saur, München 2009, ISBN 978-3-598-24071-3.

Wolfgang Benz, Der ewige Jude. Metaphern und Methoden nationalsozialistischer Propaganda, Metropol, Berlin 2010, ISBN 978-3-940938-68-8.

Werner Bergmann, Antisemitismus in öffentlichen Konflikten. Kollektives Lernen in der politischen Kultur der Bundesrepublik 1949-1989, Campus, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3-593-35765-8.

Rainer Erb, Werner Bergmann, Die Nachtseite der Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in Deutschland 1780-1860, Metropol, Berlin 1989, ISBN 3-926893-77-X.

Hermann Greive, Geschichte des modernen Antisemitismus, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-08859-X.

Klaus Holz, Die Gegenwart des Antisemitismus, Hamburger Editionen, Hamburg 2005, ISBN 3-936096-59-7.

Jacob Katz, Vom Vorurteil bis zur Vernichtung. Der Antisemitismus 1700-1933, Beck, München 1989, ISBN 3-406-33555-1.

Martin Kloke, Israel und die deutsche Linke. Geschichte eines schwierigen Verhältnisses, 2. Auflage. Haag & Herchen, Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-86137-148-0.

Peter G. J. Pulzer, Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Österreich 1867-1914, Mohn, Gütersloh 1966.

Shulamit Volkov, Die Juden in Deutschland 1780-1918, Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-55059-4.

Zitation

Wolfgang Benz, Antisemitismus und Antisemitismusforschung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11.2.2010, URL: http://docupedia.de/zg/Benz_antisemitismus_v1_de_2010

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Anmerkungen

    1. Vgl. Thomas Nipperdey/Reinhard Rürup, Antisemitismus, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Stuttgart 1972-1992, Bd. 1, S. 129-153; siehe auch Christhard Hoffmann, Christlicher Antijudaismus und moderner Antisemitismus. Zusammenhänge und Differenzen als Problem der historischen Antisemitismusforschung, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz (Hrsg.), Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus. Theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen, Frankfurt a. M. 1994, S. 293-317.
    2. Deutsche Übersetzung 2008 durch European Forum on Antisemitism/American Jewish Committee Berlin.
    3. Vgl. Wolfgang Benz und Angelika Königseder (Hrsg.), Judenfeindschaft als Paradigma. Studien zur Vorurteilsforschung, Berlin 2002.
    4. Zum Antijudaismus vgl. Johannes Heil, Gottesfeinde – Menschenfeinde. Die Vorstellung von jüdischer Weltverschwörung (13. bis 16. Jahrhundert), Essen 2006.
    5. Vgl. Rainer Erb/Albert Lichtblau, Es hat nie einen jüdischen Ritualmord gegeben. Konflikte um die Abschaffung der Verehrung des Andreas von Rinn, in: Zeitgeschichte 17 (1989), S. 127-162.
    6. Rainer Erb (Hrsg.), Die Legende vom Ritualmord. Zur Geschichte der Blutbeschuldigung gegen Juden, Berlin 1993.
    7. Thomas Kaufmann, Luthers Judenschriften in ihren historischen Kontexten, Göttingen 2005.
    8. Vgl. Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit, hrsg. im Auftrag des Leo Baeck Instituts von Michael A. Meyer unter Mitwirkung von Michael Brenner, 4 Bde., München 1996-1997.
    9. Hellmut G. Haasis, Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer, Reinbek bei Hamburg 1998; Selma Stern, Jud Süß. Ein Beitrag zur deutschen und zur jüdischen Geschichte, München 21973 (1. Aufl.1929).
    10. Jacob Katz, Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819, Berlin 1994.
    11. Werner Bergmann, Geschichte des Antisemitismus, München 2002; Reinhard Rürup, Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur Judenfrage der bürgerlichen Gesellschaft, Göttingen 1975.
    12. Ulrich Langer, Heinrich von Treitschke. Politische Biographie eines deutschen Nationalisten, Düsseldorf 1998; Karsten Krieger (Bearbeiter), Der Berliner Antisemitismusstreit 1879-1881. Eine Kontroverse um die Zugehörigkeit der deutschen Juden zur Nation. Kommentierte Quellenedition, im Auftrag des Zentrums für Antisemitismusforschung, 2 Bde., München 2004.
    13. Anja Lobenstein-Reichmann, Houston Stewart Chamberlains rassentheoretische Geschichts-„philosophie“, in: Werner Bergmann/Ulrich Sieg (Hrsg.), Antisemitische Geschichtsbilder, Essen 2009, S. 139-166.
    14. Dieter Borchmeyer/Ami Maayani/Susanne Vill (Hrsg.), Richard Wagner und die Juden, Stuttgart 2000.
    15. Massimo Ferrari Zumbini, Die Wurzeln des Bösen. Gründerjahre des Antisemitismus: Von der Bismarckzeit zur Hitler, Frankfurt a. M. 2003.
    16. Doris Sottopietra, Variationen eines Vorurteils. Eine Entwicklungsgeschichte des Antisemitismus in Österreich, Wien 1997.
    17. George Whyte, The Dreyfus Affair. A Chronological History, New York 2005; Daniel Gerson, Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich. Judenfeindschaft im Elsass, 1778-1848, Essen 2006.
    18. Heinz-Dietrich Löwe, The Tsars and the Jews: Reform, Reaction and Anti-Semitism in Imperial Russia 1772-1917, London 1993.
    19. Wolfgang Benz, Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung, München 2007.
    20. Wolfgang Benz (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991.
    21. Herbert A. Strauss/Werner Bergmann (Hrsg.), Current Research on Antisemitism, 3 Bde., Berlin 1987; Lars Rensmann, Kritische Theorie über den Antisemitismus. Studien zu Struktur, Erklärungspotential und Aktualität, Hamburg 1998; Detlev Claussen, Grenzen der Aufklärung. Zur gesellschaftlichen Geschichte des modernen Antisemitismus, Frankfurt a. M. 1987.
    22. Vgl. Zvi Yavetz, Judenfeindschaft in der Antike, München 1997.
    23. Rainer Erb/Werner Bergmann, Die Nachtseite der Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in Deutschland 1780-1860, Berlin 1989; Shulamit Volkov, Die Juden in Deutschland 1780-1918, München 1994.
    24. Klaus Holz, Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung, Hamburg 2001.
    25. Matthias Brosch u.a. (Hrsg.), Exklusive Solidarität. Linker Antisemitismus in Deutschland, Berlin 2007; Thomas Haury, Antisemitismus von links. Kommunistische Ideologie, Nationalismus und Antizionismus in der früheren DDR, Hamburg 2002.
    26. Samuel Salzborn, Zur Politischen Theorie des Antisemitismus. Sozialwissenschaftliche Antisemitismus-Theorien im theoretischen und empirischen Vergleich, Politikwissenschaftliche Habilitationsschrift, Gießen 2008.
    27. Vgl. die gesellschaftstheoretischen und psychoanalytischen Beiträge des „Psychiatrischen Symposions zum Antisemitismus“ aus dem Jahr 1944 in New York: Ernst Simmel (Hrsg.), Antisemitismus, Frankfurt a. M. 1993; Elisabeth Brainin/Vera Ligeti/Samy Teicher, Vom Gedanken zur Tat. Zur Psychoanalyse des Antisemitismus, Frankfurt a. M. 1993.
    28. Theodor W. Adorno, Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt a. M. 1973; ders./Max Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a. M. 1986.
    29. Benz/Königseder (Hrsg.), Judenfeindschaft als Paradigma. 
    30. Vgl. Wolfgang Benz, Antisemitismusforschung, in: Michael Brenner/Stefan Rohrbacher (Hrsg.), Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holocaust, Göttingen 2000, S. 111-120.
    31. Werner Bergmann/Mona Körte (Hrsg.), Antisemitismusforschung in den Wissenschaften, Berlin 2004.