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Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Jenny Pleinen

Klasse

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 10.03.2015
https://docupedia.de//zg/Klasse

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.584.v1

Artikelbild: Klasse

Reinigung in New York, Samstagnacht, 17. November 2007, Foto: Boston Bill <a rel="nofollow" class="external text" href="https://www.flickr.com/photos/8533266@N04/2703993259/in/photolist-57WEZ…; (<a rel="nofollow" class="external text" href="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/">CC BY-NC-SA 2.0</a>)

Der Begriff „Klasse” ist eng mit der Entstehung der modernen Soziologie als Disziplin verknüpft und verdeutlicht gleichzeitig die besondere Standortgebundenheit jeder Beschäftigung mit sozialer Ungleichheit. Jenny Pleinen führt in die Verwendung des Klassenbegriffs ein und skizziert seine Bedeutung für die geschichtswissenschaftliche Forschung: von der Begriffsgeschichte, über die Marx‘sche und Weber’sche Definition bis hin zum Gebrauch durch die Bielefelder Sozialgeschichte. Abschließend fragt sie nach dem analytischen Mehrwert einer Operationalisierung des Klassenkonzepts heute.

Klasse

von Jenny Pleinen

„Wearing overalls on weekdays, painting somebody else's house to earn money? You're working class. Wearing overalls at weekends, painting your own house to save money? You're middle class.”[1]

Mit dieser Definition des Begriffs „class” gewann 1990 ein Leser des „Sunday Correspondent” einen von dieser Zeitung ausgeschriebenen Wettbewerb und damit – nicht ohne Ironie – einen Vorrat des emblematischen Lieblingsgetränks der englischen Arbeiterklasse: Ale.[2] Die Ausschreibung war Teil einer größeren gesellschaftlichen Debatte, die in Großbritannien Anfang der 1990er-Jahre über die eben zu Ende gegangene Ära Thatcher geführt wurde. Es ging u.a. um die Frage, ob Großbritannien angesichts der erheblichen Schwächung der Gewerkschaften und der zunehmenden sozialen Ungleichheit überhaupt noch eine Arbeiterklasse habe. Kritiker des „Thatcherism” wie der Dramatiker John Mortimer beschrieben die Situation in Großbritannien gar wie folgt: „People are either middle-class or sleeping in a cardboard box.”[3]

Der Klassenbegriff ist als Klassiker der Sozialstrukturforschung eng mit der Entstehung der modernen Soziologie als Disziplin verknüpft und verdeutlicht gleichzeitig die besondere Standortgebundenheit jeder Beschäftigung mit sozialer Ungleichheit: Sie findet statt in einem Spannungsfeld aus wissenschaftlichen Analysen, medial vermittelter Wahrnehmungsmuster sowie darauf reagierender politischer Reformforderungen und Rechtfertigungen. Gleichzeitig prägen ungleiche Chancen, Zugänge und Ressourcen die täglich erlebte Wirklichkeit sowohl der interessierten Forscher/innen als auch der Menschen in Gegenwart und Vergangenheit, die sie zu ihrem Untersuchungsgegenstand machen. Dementsprechend sind Konzepte und Begriffe zur Erforschung sozialer Ungleichheit auch Bestandteil gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen und politischer Aushandlungsprozesse. Dies gilt umso mehr für den Klassenbegriff, der unter ihnen zweifellos am stärksten politisch aufgeladen ist.

Die Angewohnheit der Geschichtswissenschaft, sich Elemente ihrer Nachbardisziplinen (vor allem der Soziologie) anzueignen, bedeutet, dass – wie Jürgen Kocka es einmal treffend ausgedrückt hat – „Begriffe wie ‚Klasse’ […] zu Teilen eines breiteren, argumentativen, beschreibenden und erklärenden Kontextes [werden], der seinerseits nicht oder kaum durch explizite Theoriebildung geleitet ist”.[4] Auf der Anwendungsebene besteht zwischen sozialen Klassen und anderen Begriffen wie Schicht, Stand oder Milieu häufig kein eindeutiger Unterschied.[5] Dennoch handelt es sich um Konzepte, die für verschiedene Zugänge zu Ungleichheit stehen und mit unterschiedlichen theoretischen Vorannahmen verbunden sind. Der folgende Artikel soll eine kurze Einführung in die Verwendung des Klassenbegriffs und seine Bedeutung für die geschichtswissenschaftliche Forschung bieten.


Abgrenzung zu Stand, Schicht und Milieu

Klasse versus Stand

Das lateinische Wort „classis” findet sich bereits in antiken römischen Quellen, verlor aber aufgrund der Dominanz des zunehmend christlich geprägten Ständebegriffs während der Spätantike und des Mittelalters an Bedeutung.[6] Die Nationalökonomie des 18. Jahrhunderts griff den Begriff Klasse wieder auf, zunächst im Physiokratismus, dann in der liberalen Wirtschaftslehre.[7] Feudale Kategorien wurden in diesem ökonomischen Konzept nicht mehr berücksichtigt, und der Klassenbegriff fand vor dem Hintergrund von Industrialisierungsprozessen und aufweichenden Adelsprivilegien seit dem späten 18. Jahrhundert zunehmend Verbreitung. Der Standesbegriff starb nicht aus, sondern wurde neu definiert: Die oberen Stände unterschieden sich nun häufig nicht mehr durch adlige Geburt, sondern durch Sitten und Bildungstitel von den unteren und öffneten sich daher für das aufstrebende Bürgertum.[8] Eine klare Abgrenzung zwischen Klasse und Stand war durchaus nicht immer gegeben – zudem wurde der Klassenbegriff sowohl gesellschaftskritisch (etwa von den Frühsozialisten) als auch deskriptiv verwendet, ohne dass mit ihm ein spezifisches Theoriemodell verbunden gewesen wäre. Dies änderte sich erst durch die Klassentheorie von Marx und Engels. Die langlebigste Variante des Standesbegriffs findet sich im „Mittelstand”, der als kollektive Selbstbeschreibung noch bis in die frühe Bundesrepublik hinein politisch wirkmächtig blieb.[9]


Klasse versus Schicht

Infolge einer kritischen Auseinandersetzung mit der marxistischen Klassentheorie entwickelte der Soziologe Theodor Geiger (1891-1952) bereits während der 1920er-Jahre seinen multidimensionalen Begriff der Schicht und operationalisierte ihn in mehreren Studien zur deutschen Sozialstruktur.[10] Demnach bestanden Schichten aus Mitgliedern mit ähnlichen sozialen Lagen wie Einkommen, Vermögen, Privilegien und (Aus-)Bildung. Geigers Schichtbegriff berücksichtigte neben diesen objektiven Schichtmerkmalen auch subjektive Schichtzugehörigkeiten („Mentalitäten”), die sich nicht zwangsläufig aus der sozioökonomischen Situation ergaben.[11]

„Bolte-Zwiebel 2“ von Karl Martin Bolte, Datum unklar ca. 1989/90 - Vorlesungsskript von Bolte, Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bolte-Zwiebel_2.jpg Wikimedia Commons] ([http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinfreiheit?uselang=de gemeinfrei]).
„Bolte-Zwiebel 2“ von Karl Martin Bolte, Datum unklar ca. 1989/90 - Vorlesungsskript von Bolte, Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).


Nach dem Zweiten Weltkrieg schien der Schichtbegriff vielen Soziologen und Historikern eine flexible analytische Alternative zur Klasse zu bieten, die nicht durch eine prominente Rolle in der Systemkonkurrenz des Kalten Kriegs belastet war. Darstellungen einfacher Schichten-Modelle wie die sogenannte Bolte-Zwiebel mit ihrer Bildsprache des Normalfalls Mittelstand (77% der Bevölkerung) avancierten zur visuellen Selbstrepräsentation der durch wirtschaftlichen Boom geprägten Bundesrepublik.[12] Im sogenannten Dahrendorf-Haus war die Sozialstruktur der Bundesrepublik im Jahr 1965 demgegenüber noch von einer relativ homogenen Arbeiterschicht (45% sowie 5% Arbeiterelite) geprägt, während der Mittelstand nur 20% ausmachte, hinzu kamen 12% „falscher Mittelstand”, deren Einkommen ihrem Habitus nicht entsprach.[13] Auch wenn Klasse und Schicht in geschichtswissenschaftlichen Arbeiten oft synonym verwendet werden,[14] unterscheiden sich die Konzepte in einigen zentralen Punkten: Soziale Schichten sind durchlässiger und weniger statisch als Klassen, setzen also implizit die Möglichkeit von sozialer Mobilität voraus. Außerdem distanzieren sich die meisten Schichtenmodelle vom Postulat eines grundsätzlichen Konflikts zwischen sozialen Gruppen, das zumindest den am Marx'schen Klassenmodell orientierten Klassentheorien zugrunde liegt. Der Schichtbegriff erwies sich als international wesentlich weniger durchsetzungsstark als „Klasse”: Er wurde in seinen Übersetzungen wie „social stratum” oder „couche sociale” relativ wenig verwendet und blieb ein weitgehend deutsches Phänomen.

„Dahrendorf-Haus”, gezeichnet von Gavin Mitchell, 12. Januar 2008, Quelle: [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dahrendorf_Haus.jpg?uselang=de Wikimedia Commons] ([http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinfreiheit?uselang=de gemeinfrei]).
„Dahrendorf-Haus”, gezeichnet von Gavin Mitchell, 12. Januar 2008, Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).



Klasse versus Milieu

Die beiden Modelle Klasse und Schicht basieren trotz der erwähnten Unterschiede letztlich auf ökonomischen Faktoren wie dem Einkommen einer Personengruppe. Demgegenüber geht das Milieukonzept von politisch-kulturellen Zugehörigkeiten aus, für die die objektive Lage ihrer Mitglieder nicht mehr der ausschlaggebende Faktor ist. Durch diese Orientierung wurde das Milieukonzept zum Anknüpfungspunkt für neuere, von der Postmoderne geprägte Ansätze wie der Lebensstil-Forschung, die ihre Blütezeit während der 1980er- und 1990er-Jahre erlebten.[15] Eingang in die deutsche Geschichtswissenschaft fand das Milieumodell durch den Soziologen Mario Rainer Lepsius: Er wandte es auf das Wahlverhalten sozialer Gruppen im Kaiserreich und der Weimarer Republik an, um zu erklären, warum sich die deutschen Parteien zu Gesinnungsgemeinschaften fixierten, die überkommene Konflikte ritualisierten und so die Demokratisierung der Gesellschaft hemmten.[16] Lepsius' Milieubegriff wurde zu einem wichtigen Bezugspunkt sowohl der Forschung zu politischer Kultur als auch zu sozialer Ungleichheit, auch wenn seine Einteilung der deutschen Gesellschaft vor 1933 in ein relativ starres und homogenes katholisches, sozialistisches, liberales und konservatives Milieu in dieser zugespitzten Form empirisch so nicht bestätigt wurde.[17] Die maßgeblich von den Arbeiten von Karl Rohe geprägte historische Wahlforschung fasst Milieu als eine Gemeinschaft, die durch geteilte Deutungen und soziale Praktiken der Sinnstiftung zusammengehalten wird,[18] und wendet den Begriff auch auf zeitgeschichtliche Fallbeispiele an.


Der Marx'sche Klassenbegriff

Durch den besonderen Stellenwert von „Klasse” im Werk von Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) wurde der Begriff nun erstmals mit einer Großtheorie zur Entwicklung von Gesellschaften verknüpft. Klassen waren für Marx und Engels bedingt durch ihren Anteil an den Produktionsmitteln (zum Beispiel Geld, Fabriken und Rohstoffe) und ihre Stellung in der Arbeitsteilung einer Gesellschaft.[19] Diese materialen Klassenlagen bestimmten nicht nur die Lebenschancen der Menschen und ihren Anteil an der politischen Macht, sondern auch ihre Wahrnehmung der sozialen Verhältnisse: „Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.” [20] Letztlich war das Marx'sche Modell dichotom von zwei Klassen geprägt, den auf Erwerbsarbeit angewiesenen Proletariern und den Kapitalisten,[21] während „Dritte” wie Handwerker durch die Konkurrenz industrieller Produktion zunehmend verarmten und ins Proletariat abrutschten. Konflikte zwischen Proletariern und Kapitalisten stellten den Motor für gesellschaftliche Veränderungen dar, die sich in Stufen von der antiken Sklavenhaltergesellschaft bis zur – nach der Revolution des Proletariats – klassenlosen Gesellschaft vollzögen.


Die politische Dimension des Marx'schen Klassenmodells

Seine volle politische Bedeutung entfaltete der Marx'sche Klassenbegriff und die Vorstellung von Geschichte als Abfolge von Klassenkämpfen erst durch die Schriften von Wladimir Iljitsch Lenin(1870-1924).[22] Lenin postulierte im Gegensatz zu Marx und Engels, eine Revolution sei im agrarisch geprägten Zarenreich bereits vor der vollen Entfaltung des Kapitalismus möglich. Nötig dafür sei die Ausbildung einer revolutionären Elite, die dem Proletariat das nötige Klassenbewusstsein vermitteln und den Klassenkampf organisieren könne. An die Stelle des Proletariats als entscheidende politische Kraft traten also Berufsrevolutionäre wie Lenin selbst, die statt der Herrschaft des Proletariats eine Erziehungsdiktatur als Übergangsstufe zur klassenlosen Gesellschaft errichten sollten.[23]

Das Lenin'sche Modell des Klassenkampfes prägte nach 1920 die Staatsdoktrin der Sowjetunion und wurde von Stalin in den 1930er-Jahren um die Vorstellung erweitert, der Erfolg des Klassenkampfes hänge nicht von der Weltrevolution ab, sondern sei auch in einem einzelnen Land möglich.[24] Die Anwendung des eigentlich international angelegten Klassenkonzepts auf die jeweiligen Nationalgeschichten erzeugte einen Konflikt, der sich vor allem in denjenigen Ländern des Ostblocks, in denen die Nationalstaatsbildung nur schwer als Errungenschaft einer Klasse dargestellt werden konnte, kaum auflösen ließ.[25] Im offiziellen Sprachduktus der DDR wurde „Klasse” synonym mit „Arbeiterklasse” verwendet, da laut SED-Doktrin die übrigen Klassen im Niedergang begriffen seien und für die Gesellschaft keine Bedeutung mehr hätten. Um diese Darstellung aufrechterhalten zu können, wurden klassisch bürgerliche Berufsgruppen wie Akademiker zu Mitgliedern der Arbeiterklasse deklariert.[26] Im Wissenschaftsfeld der DDR ebenso wie in anderen Ländern, die zum kommunistischen Herrschaftsbereich gehörten, war das häufig floskelhaft verwendete Vokabular des Marxismus-Leninismus eine Voraussetzung, um überhaupt veröffentlicht werden zu können.[27]

In der westlichen Geschichtswissenschaft des 20. Jahrhunderts wurde der Marx'sche Klassenbegriff zwar zahlreichen Kritiken und Modifikationen unterworfen, blieb aber ein zentraler Bezugspunkt, und zwar sowohl für Richtungen, die sich selbst als marxistisch definierten als auch für bürgerlich-liberale Forschungsstränge.[28] Die politische Bedeutung des Klassenbegriffs und der Diagnose der eigenen Gesellschaft als Klassengesellschaft war im Westen sehr unterschiedlich ausgeprägt, wie eine Gegenüberstellung des britischen und des westdeutschen Beispiels zeigt: In Großbritannien fand die Einteilung in eine „Upper Class”, eine häufig nochmals unterteilte „Middle Class” sowie eine „Working Class” weite Verbreitung[29] – bereits seit 1913 basierten auch die offiziellen Statistiken auf einem kontinuierlich angepassten Klassenmodell.[30] Sowohl „Working Class”[31] als auch „Middle Class”[32] waren in Großbritannien zudem positiv konnotierte Selbstbeschreibungen gesellschaftlicher Großgruppen. In der Bundesrepublik hingegen adaptierten die mittleren Schichten der Gesellschaft keine klassenbezogene Selbstbeschreibung. Dies trug ebenso wie die direkte ideologische Konfrontation mit der DDR mit dazu bei, dass der Begriff hier nie ganz seine marxistisch-revolutionäre Konnotation verloren hat.[33]


Von Max Weber zur Bielefelder Schule

Eine zentrale Modifikation aus nicht-marxistischer Perspektive erfuhr der Klassenbegriff[34] durch den Soziologen Max Weber (1864-1920). Weber zufolge entstanden Klassenlagen durch eine ungleiche Verteilung von Einkommen und Besitz in der Wirtschaftsordnung, und Menschen, die in der gleichen Klassenlage waren, bildeten eine Klasse. Er beschrieb drei verschiedene Typen von Klassen: Erwerbs-, Besitz- und soziale Klassen, die je nach Marktorientierung der Gesellschaft unterschiedlich stark ausgeprägt seien. Die Klassenlagen der Besitzklassen (vor allem Rentenbezieher und Gläubiger verschiedener Art) wurden durch Besitzunterschiede bestimmt, die der Erwerbsklassen hingegen durch „die Chancen der Marktverwertung von Gütern und Leistungen” (Händler, Unternehmer, Beamte, die „freien Berufe” und Arbeiter).[35] Klassenmitglieder konnten positiv oder negativ privilegiert sein, je nach der Stärke ihrer Position. Weniger klar als Besitz- und Erwerbsklassen war der dritte Typ: die sozialen Klassen: Sie zeichneten sich durch interne Mobilität aus und umfassten sowohl Arbeiter als auch das Kleinbürgertum, Angestellte und Intellektuelle. Zwischen den drei Klassen gab es Überlappungen: So konnten Unternehmer als positiv privilegierte Mitglieder der Erwerbsklassen gleichzeitig zu den Besitzklassen gehören. Zur Grundlage eines „vergesellschafteten Klassenhandelns” (politischer Einfluss und Interessenvertretung) konnten gemeinsame Klassenlagen aber nur unter bestimmten Bedingungen werden, etwa wenn eine Klasse durch externe Eliten gegen einen direkten Gegner gelenkt würde.[36] Webers Modell kombinierte die Klassenlagen mit „ständischen Lagen” – der ungleichen Verteilung von Anerkennung, Prestige und Wertschätzung durch die Sozialordnung. Die Sozialordnung stand laut Weber zwar in Wechselwirkung mit der Wirtschaftsordnung, zeigte aber auch Eigenlogiken.[37]

Die Rezeption Webers durch die deutsche Geschichtswissenschaft riss durch den Nationalsozialismus zunächst ab. Nach Kriegsende fand sein Klassenmodell in der Geschichtsschreibung der jungen Bundesrepublik aufgrund der dominierenden Verbindung des Begriffs mit dem Gesellschaftsmodell der DDR zunächst nur wenig Beachtung,[38] obwohl Weber, der die Gesetzmäßigkeit der historischen Abfolge von Klassenkämpfen bestritt, von Marxisten als „bourgeoiser”, reformistischer Klassentheoretiker abgelehnt wurde.[39] Die erneute Hinwendung zu den Weber'schen Konzepten erfolgte in Westdeutschland als eine Art Reimport über den Impuls strukturfunktionalistischer US-amerikanischer Soziologen wie Talcott Parsons (1902-1979).[40]

Vertreter der Sozialgeschichte Bielefelder Prägung nutzten Webers Konzept marktbedingter Klassen zusammen mit seiner Idealtypenlehre, um sich von der klassischen Politikgeschichte abzugrenzen und gesellschaftliche Ungleichheitsstrukturen zu analysieren. Ein Fokus lag dabei auf der Entwicklung von Klassenstrukturen seit dem 19. Jahrhundert und ihrer Rolle bei der Entstehung der Arbeiterbewegung, was meist am Beispiel von Industriestädten untersucht wurde.[41] So zeigte Jürgen Kocka in seiner einflussreichen Studie zur deutschen Sozialgeschichte während des Ersten Weltkriegs, dass die gemeinsame relative Verarmung der Lohnempfänger in der Kriegsökonomie klasseninterne Unterschiede verringerte und die Differenz zum Bürgertum umso schärfer hervortrat.[42] Als zentrales Merkmal einer Verhärtung von Klassenstrukturen wurde fehlende soziale Mobilität ausgemacht, die u.a. auf intergenerationelle „Vererbung” von Berufen sowie klasseninternes Heiratsverhalten zurückgeführt wurde.[43] Kritik an der Verwendung des Quellen- und Kampfbegriffs Klasse als Analysekategorie kam auch aus den eigenen Bielefelder Reihen: So forderte Reinhart Koselleck (1923-2006) die konsequente Historisierung der Sprache vergangener Konflikte als „Minimalforderung” einer Begriffsgeschichte, die sich als integraler Bestandteil der Sozialgeschichte verstand.[44] Nach einer Hochphase der Forschung zur Arbeiterklasse während der 1960er-, 1970er- und frühen 1980er-Jahre fokussierte ein Bielefelder Sonderforschungsbereich während der 1990er-Jahre die Entwicklung des deutschen Bürgertums in europäischer Vergleichsperspektive und relativierte die ökonomische Klassenlage des Bürgertums zugunsten eines Konzepts, demzufolge es sich vor allem über Bildung, Ehrvorstellungen und Verhaltensweisen konstituiere.[45]


Drei Debattenstränge

Im Folgenden soll es darum gehen, die Debatte um die Verwendung des Klassenbegriffs anhand von drei zentralen Problemen kurz zu skizzieren und einige Impulse aufzuzeigen , die sich daraus ergaben. Im Anschluss wird vor dem Hintergrund eines erneut zunehmenden Forschungsinteresses an Fragen sozialer Ungleichheit diskutiert, ob der Klassenbegriff dazu noch einen Beitrag leisten kann.

„Klasse an sich” versus „Klasse für sich”

Ein viel diskutierter Aspekt der Erforschung von Klassen ist der Zusammenhang zwischen der gemeinsamen sozioökonomischen Situation der Klassenangehörigen und der Herausbildung eines politischen Kollektivs:[46] Zwar wiesen die meisten sozialgeschichtlichen Klassenstudien in Anlehnung an Weber explizit darauf hin, dass kein Automatismus bei der Ausbildung politischer Interessen(svertretung) unterstellt werden dürfe. Viele Arbeiten gingen jedoch zumindest von einer Dominanz sozioökonomischer Klassenlagen aus.[47] Kritiker führten an, dass zumindest eine orthodoxe Anwendung des Klassenbegriffs alle Sinnstiftungsversuche, die den unterstellten Interessen der Klasse nicht entsprächen, als Verblendung abqualifiziere.[48]

Die Vorstellung, sozioökonomische Lagen alleine entschieden über die Formierung sozialer Gruppen, negierte die Bedeutung konkurrierender Zugehörigkeiten wie Gender oder Ethnizität und Rasse bzw. ging der Modernisierungstheorie folgend von einem zunehmenden Verblassen dieser Faktoren aus. Das häufige Vorgehen der Sozialgeschichte, die Rolle von Geschlechterbeziehungen bei der Entwicklung von Lebens- und Arbeitswelten auf die eher banale Feststellung, die soziale Situation der Frau hinge von der ihres Mannes ab, zu beschränken,[49] stieß auf heftige Kritik: Vor allem die feministisch orientierte Genderforschung plädierte mit dem Verweis auf erhebliche Unterschiede zwischen genderspezifischen Lebenslagen dafür, Klasse als nur eine Variable multipler Identitäten zu betrachten.[50]

Die deutsche Arbeiterklasse wurde darüber hinaus häufig nicht nur als männlich, sondern auch als ethnisch homogen gedacht.[51] Studien wie die von Klaus Tenfelde zu den „Ruhrpolen” und ihrem ethnisch-konfessionell definierten Vereinswesen zeigten jedoch die große Bedeutung dieser Zugehörigkeit innerhalb der Arbeiterklasse auf.[52] Hinzu kam der sozioökonomische Effekt einer ethnischen „Unterschichtung”,[53] der den „einheimischen” Arbeitern einen relativen sozialen Aufstieg ermöglichte. Gleichzeitig konkurrierten sie mit den Arbeitsmigranten um die niedrigsten Löhne.[54] Angesichts der starken Mobilität im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der Auswirkungen des europäischen Kolonialismus[55] auf globale Migrationsbewegungen wurde gefordert, Ethnizität als ein mit sozialer Klasse gleichgestelltes Strukturmerkmal zu erforschen.[56] In den USA wurde die Debatte um das Verhältnis der Zugehörigkeiten Klasse und Rasse bereits seit den 1940er-Jahren geführt.[57] Ungeachtet der stärkeren Aufmerksamkeit, die die Bürgerrechtsbewegung auf rassistische Diskriminierung lenkte, führte die Hochphase der „Labor History” laut Kritikern wie David Roediger auch hier bis in die 1990er-Jahre dazu, dass der Faktor class gegenüber race „überbetont” wurde.[58] Es finden sich auch Ansätze – vor allem im Feld der Postcolonial Studies –, die Klasse, Gender und Rasse kombinieren. Sie machen allerdings nur einen kleinen Teil der Ungleichheitsforschung aus.[59]


Akteur versus Struktur

Durch den Fokus auf Einkommensverhältnisse und andere aggregierte Daten gerieten die Individuen häufig aus dem Blick der Forschung. Impulse für einen produktiven Umgang mit dieser Problematik kamen aus Frankreich und Großbritannien: Sowohl der Historiker E.P. Thompson (1924-1993) als auch der Soziologe Pierre Bourdieu (1930-2002) versuchten, den Gegensatz zwischen Subjektivismus und Objektivismus zu überwinden, indem sie die Analyse von Klassenstrukturen mit einem Akteursansatz verbanden. Beide setzten sich mit ihrer Operationalisierung des Klassenbegriffs sowohl von der kommunistischen Parteiorthodoxie als auch von der strukturalistischen Strömung innerhalb der marxistischen Geschichtsschreibung westlicher Prägung ab.[60]

In seinem 1963 erschienenen Werk „The Making of the English Working Class” (Untersuchungszeitraum 1780-1832) analysierte Thompson die Arbeiterklasse als eine spezifische Beziehung ihrer Mitglieder zueinander.[61] Arbeiter und Arbeiterinnen erschienen hier nicht nur als Opfer sozioökonomischer Umstände, sondern als ernstzunehmende Akteure, auch wenn Proteste wie die Luddismus-Bewegung gegen die Industrialisierung zum Scheitern verurteilt waren.[62] Thompson verband die Untersuchung solcher Bewegungen, die er als Ausdruck eines sich im späten 18. Jahrhundert entwickelnden Klassenbewusstseins sah, mit der Analyse von Arbeits- und Lebensbedingungen. Sein Werk wirkte in den späten 1960er-Jahren als Initialzündung der „New Social and Labor History”[63] und prägte als eines der ersten Lehrbücher der „Open University”[64] die Vorstellung breiter Bevölkerungsteile zur Geschichte der britischen Arbeiterklasse.

Ähnlich wie Thompson ging es auch Bourdieu mit seinem Klassenbegriff um eine spezifische Form sozialer Beziehungen. Allerdings fokussierte er in seinem Hauptwerk „Die feinen Unterschiede” vor allem die Frage, wie sich Klassen voneinander abgrenzten. Über die Stellung eines Akteurs im sozialen Raum, seine Wahrnehmung und seine Handlungsoptionen entschied Bourdieu zufolge sein Besitz an Kapital, das jedoch im Gegensatz zum Marx'schen Kapitalbegriff nicht auf Produktionsmittel beschränkt war. Neben dem ökonomischen Kapital manifestiert sich soziale Ungleichheit für ihn durch kulturelles, symbolisches und soziales Kapital, das sich ebenso im Verhalten der Akteure ausdrücken konnte (inkorporiertes Kapital) wie in der Aneignung distinguierender Gegenstände (objektiviertes Kapital) oder im Tragen anerkannter Bildungstitel (institutionalisiertes Kapital).[65] Bourdieu zeigte die Beziehungen innerhalb einer Klasse am Beispiel Frankreichs der 1960er-Jahre in ihrer Ambivalenz: Neben Klassensolidarität trat der Versuch aufstiegsorientierter Akteure, sich von den im sozialen Feld Nahestehenden zu distanzieren, wenn diese ihre angestrebte soziale Identität bedrohten.[66] Bourdieus Kapital- und Klassenbegriff wurde seit Mitte der 1980er-Jahre vor allem von konstruktivistischen und kulturalistischen Strömungen innerhalb der Sozial- und Geisteswissenschaften aufgegriffen.[67]

Die Synthese von Struktur- und Akteursansatz wurde in Anlehnung an Thompson und Bourdieu zwar zu einer häufig wiederholten Forderung, blieb jedoch bei der Operationalisierung des Klassenbegriffs meist auf ein weitgehend unverbundenes Nebeneinander beschränkt.[68]


Klassen- versus Konsumgesellschaft

Als dritten Punkt lässt sich die Frage anführen, ob der Klassenbegriff nur auf von Industrialisierungsprozessen geprägte Gesellschaften anwendbar ist oder ob er sich in formalisierter Form auch in andere soziale Kontexte transponieren lässt. Eine Variante dieser Diskussion drehte sich um die Analyse von Konflikten in antiken[69] und mittelalterlichen Gesellschaften als Klassenkämpfe. Innerhalb der Mediävistik auf Zuspruch gestoßen ist eine solche Anwendung im Fall der europäischen Bauernkriege.[70]

Eine ähnliche Anwendungsdebatte wurde in Bezug auf ländliche Gebiete geführt, in denen keine Industrie oder nur „Protoindustrie” angesiedelt war. Die deutsche Sozialgeschichte war insgesamt auf die politisch wirkmächtige Industriearbeiterschaft des 19. Jahrhunderts fokussiert.[71] Im Vergleich mit ihnen erschienen Landarbeiter/innen und andere ländliche Unterschichten aufgrund ihrer fehlenden politischen Organisation häufig als unterwürfige Elemente einer vormodernen dörflichen Gemeinschaft. Entgegen dieser häufig sozialromantisch unterfütterten Vorstellung zeigte Josef Moosers Pionierstudie zur „ländlichen Klassengesellschaft” zwischen 1770 und 1848 die Konflikte zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen und vor allem die Ausbildung eines „rebellischen Konservativismus der Unterschichten gegen die ‚bürgerliche’ Gesellschaft”.[72]Trotz der unbestrittenen Gemeinsamkeiten, die die sozioökonomischen Lagen ländlicher Unterschichten aufwiesen, setzte sich die Diagnose ländlicher Klassen in der Geschichtswissenschaft nicht durch.[73] Die Frage, ob der Klassenbegriff eine industrielle Arbeitsteilung voraussetzte, verband sich in dieser Diskussion mit dem bereits thematisierten Konnex zwischen Klassenlage und Klassenbewusstsein.

Einen weiteren Aspekt behandelt die Frage, ob sich der Klassenbegriff für die Analyse prosperierender demokratischer Gesellschaften eignet, in denen soziale Konflikte durch politische Interessenvertretung und Umverteilung weitgehend befriedet wurden und in denen die von Marx postulierte Verelendung ausgeblieben ist. Die Debatte darum begann innerhalb der westdeutschen Sozialwissenschaften bereits während der 1950er-Jahre, als Helmut Schelsky (1912-1984) seine Vorstellung einer „nivellierten Mittelstandsgesellschaft” als Antithese zum marxistisch-leninistischen Klassenmodell und seiner Funktion in der Staatsideologie der DDR formulierte:[74] Wirtschaftliche Prosperität[75] und gewerkschaftliche Interessenvertretung habe, so Schelsky, einen sozialen Aufstieg der Arbeiter bewirkt, während bisherige Eliten wie Adel und Besitzbürgertum (vor allem unter den Vertriebenen) durch Kriegszerstörungen und Enteignungen relativ verarmt seien. Beides zusammen führe zu einer kleinbürgerlich-mittelständischen Gesellschaft, die nicht mehr von Klassenkonflikten, sondern von einer schichtenübergreifenden Orientierung an Freizeitvergnügen und Konsum geprägt sei. Schelsky löste mit seiner These innerhalb der Soziologie zwar scharfe Kritik aus, hatte jedoch damit eines der zentralen Selbstdeutungsmuster der jungen Bundesrepublik formuliert.[76] Die Bildungsexpansion der späten 1960er- und 1970er-Jahre sowie der Ausbau des Sozialstaats schienen die Auflösung der Klassen zu beschleunigen.[77]

Der Soziologe Ulrich Beck erstellte in den 1980er- und 1990er-Jahren eine Diagnose zeitgenössischer Entwicklungen, die einen ähnlich starken gesellschaftlichen Widerhall wie Schelskys Thesen fand und zu einem zentralen Bezugspunkt gegenwartsnaher Sozialforschung wurde: Fortgeschrittene moderne Gesellschaften wie die Bundesrepublik seien nicht mehr von einer klassenspezifischen Ungleichverteilung von Reichtum, sondern von einer „Logik der Risikoverteilung” geprägt.[78] Neben der Entwicklung zur „Risikogesellschaft” sah Beck die Bundesrepublik als „individualisierte Arbeitnehmergesellschaft”, die sich auszeichne durch eine „neue Unmittelbarkeit” zwischen Individuum und Gesellschaft. Traditionale soziale Unterschiede und Zugehörigkeiten verblassten ihm zufolge, während „unentrinnbare” Merkmale wie Ethnizität, Geschlecht und sexuelle Orientierung für die Individuen an Bedeutung zunähmen.[79]

Entgegen dieser Thesen, die auf eine Auflösung der Klassenstrukturen seit dem Zweiten Weltkrieg hinausliefen, postulierten zahlreiche einflussreiche Soziologen deren Fortbestehen.[80] So betonte Ralf Dahrendorf als Gegenstimme zu Schelsky, dass für die Existenz von Klassen nicht das Wohlstandsniveau insgesamt ausschlaggebend sei, sondern die relative Verteilung von Wohlstand und Macht.[81] Er verstand die These von einer nivellierten, weitgehend egalitären Gesellschaft als „ideologischen Schirm” der Privilegierten gegenüber Forderungen nach größerer Umverteilung.[82] Auch der Ausbau der Systeme sozialer Sicherung stand dem Fortbestand von Klassenstrukturen nicht per se entgegen: So hat Rainer Lepsius auf die Entstehung neuer Klassenlagen durch sozialstaatliche Interventionen hingewiesen („Versorgungsklassen”).[83] Die Wohlfahrtsstaaten zögen ein soziokulturelles Existenzminimum ein und vermittelten ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe, würden aber bestimmte Gruppen benachteiligen – insbesondere alleinerziehende Mütter – und neue Formen sozialer Ungleichheit schaffen.[84]

Nur wenige sozialgeschichtliche Studien zur Bundesrepublik[85] haben den Klassenbegriff operationalisiert. Josef Moosers Studie „Arbeiterleben” zeichnete als eine Ausnahme für die westdeutschen Arbeiter der 1960er-Jahre ein ambivalentes Bild: Prozesse von Entproletarisierung und sozialem Aufstieg standen neben kontinuierlichen Klassenstrukturen wie einem geringen Bildungsniveau, körperlicher Arbeit, den daraus folgenden Gesundheitsrisiken und vergleichsweise schlechter Bezahlung.[86] Die These von der Auflösung von Klassenstrukturen seit dem Zweiten Weltkrieg setzte wie bereits erwähnt voraus, dass Interessengegensätze durch zunehmende Prosperität, Umverteilung und sozialstaatliche Sicherung entschärft wurden. In der Bundesrepublik spielte das sozialversicherte Arbeitsverhältnis als biografischer Normalfall dabei eine zentrale Rolle. Das Entstehen eines „Prekariats”,[87] das aufgrund geringfügiger und zeitlich befristeter Arbeitsverhältnisse weder gewerkschaftlich vertreten wurde noch nennenswerte Rentenansprüche erwarb,[88] hat jedoch zu einem Revival des Klassenbegriffs in Form einer angeblich neuen „Unterklasse” geführt.


Schluss

Die sozioökonomischen Veränderungen vor allem der letzten zwanzig Jahre haben der Erforschung sozialer Ungleichheit insgesamt eine neue Brisanz verliehen, vor deren Hintergrund im nun folgenden Schluss des Artikels kurz überlegt werden soll, welche Rolle der Klassenbegriff dabei spielt. Vor allem die Finanzkrise seit 2008 hat den Blick nachdrücklich auf die Frage nach der Regulierbarkeit des globalen Finanzkapitalismus und seinen sozialen Folgekosten gelenkt. Dazu gehört zum einen die Einsicht, dass die zunehmend globalisierte Arbeitsteilung vor allem den Reichtum der Industrie- und einiger weniger Schwellenländer vermehrt hat, während die ärmeren Länder weiter zurückgefallen sind.[89] Zum anderen hat die zunehmende soziale Ungleichheit innerhalb der Industrieländer[90] auch hier Verteilungskonflikte verschärft, sodass deren Etikettierung als Klassenkämpfe vielen Beobachtern nun wesentlich plausibler erscheint als während der ersten Nachkriegsjahrzehnte.[91] Als weiteres Argument für die erneute Anwendung des Klassenbegriffs ließe sich die schwache soziale Mobilität anführen, die sowohl schwache Wohlfahrtsstaaten wie die USA als auch traditionell starke Sozialstaaten wie die Bundesrepublik zeigen.[92] Trotz der genannten Befunde verspricht eine Operationalisierung des Klassenkonzepts nur dann einen analytischen Mehrwert, wenn sie sich nicht in einer plakativen Etikettierung als „Klassengesellschaft”[93] erschöpft. Die Debatte um die „mediale Klassengesellschaft” und den Konsum von „Unterschichtenfernsehen” hat gezeigt, wie wenig fruchtbar ein solcher Zugang wäre.[94] Vielmehr wäre es sinnvoll, nach der konkreten Ausformung sozialer Ungleichheitsstrukturen zu fragen, und anhand von Variablen wie „Durchlässigkeit” zu erforschen, ob es sich um Klassenstrukturen oder um andere flexiblere Formen sozialer Ungleichheit handelt.[95] Eine neue methodische Debatte über die Operationalisierung der Konzepte sozialer Ungleichheit – und dabei auch über die Verwendung des Klassenbegriffs – kann etwa im Rahmen der anstehenden Erforschung der 1980er- und 1990er-Jahre einen wichtigen Beitrag dazu leisten, gesellschaftliche Veränderungen und Kontinuitäten auch jenseits des Zeitgeists analytisch zu erfassen.

Working Class Hero, Foto: Dennis Aycicek, Barcelona, 17. April 2012, Quelle: [https://www.flickr.com/photos/54270942@N05/7490889016 Flickr] ([https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/ CC BY-NC-SA 2.0]).
Working Class Hero, Foto: Dennis Aycicek, Barcelona, 17. April 2012, Quelle: Flickr (CC BY-NC-SA 2.0).


Empfohlene Literatur zum Thema

Brückweh, Kerstin / Steber, Martina, Aufregende Zeiten? Ein Forschungsbericht zu Neuansätzen in der britischen Zeitgeschichte des Politischen, Verwissenschaftlichung von Politik nach 1945, Köln [u.a.] 2010: J.H.W. Dietz 
Conze, Werner / Oexle, Otto Gerhard / Walther, Rudolf, Stand, Klasse, Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Stuttgart 1990: Klett-Cotta 
Haupt, Heinz-Gerhard / Wehler, Hans-Ulrich (Hrsg.), Klassen in der europäischen Sozialgeschichte: 9 Beitr, Göttingen 2010: Vandenhoeck & Ruprecht 
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Jenny Pleinen, Klasse, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 10.3.2015, URL: http://docupedia.de/zg/Klasse

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Anmerkungen

    1. Zitiert nach: Sheila Rule, Now It's Noblesse Oblige vs. the Trickle-Downers, in: The New York Times (London Journal), 31.10.1990, online unter http://www.nytimes.com/1990/10/31/world/london-journal-now-it-s-noblesse-oblige-vs-the-trickle-downers.html?pagewanted=all&src=pm (13.11.2014).
    2. Brad Beaven, Leisure, Citizenship and Working-Class Men in Britain 1850-1945, Manchester 2005, S. 64.
    3. Rule, Now It's Noblesse Oblige.
    4. Jürgen Kocka, Sozialgeschichte. Begriff, Entwicklung, Probleme, Göttingen ²1986, S. 84.
    5. Ihre Kombination kann analytisch fruchtbar gemacht werden, wie etwa das Konzept eines „Working-Class Milieu“ für Forschungen zur Weimarer Republik gezeigt hat. Siehe z.B. Karen Hagemann, Men's Demonstrations and Women's Protest: Gender in Collective Action in the Urban Working-Class Milieu during the Weimar Republic, in: Gender & History 5 (1993), Nr. 1, S. 101-119; Claus-Christian Szejnmann, The Rise of the Nazi Party in the Working-Class Milieu of Saxony, in: Conan Fischer (Hrsg.), The Rise of National Socialism and the Working Classes in Weimar Germany, Oxford 1996, S. 189-215.
    6. Siehe zur Begriffsgeschichte Werner Conze/Otto Gerhard Oexle/Rudolf Walther, Stand, Klasse, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 6, Stuttgart 1990, S. 155-284, bes. S. 218f.
    7. Conze, Stand, Klasse, S. 222-229. Adam Smith (1723-1790) beschrieb die britische Gesellschaft in seinem Hauptwerk „The Wealth of Nations“ 1776 als aus drei „classes“ bestehend, deren Einteilung sich bereits auf die Einkommensformen in der kapitalistischen Wirtschaft bezog: Lohn, Profit und Rente.
    8. Conze, Stand, Klasse, S. 216f.
    9. Hans-Ulrich Wehler bezeichnete den „Mittelstand“ im fünften Band seiner „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“ zwar als „anachronistisch“, zeigte aber gleichzeitig, dass sich in der Bundesrepublik unter diesem Begriff eine Lobby von Handwerkerorganisationen formierte, der es Anfang der 1950er-Jahre gelang, die von den USA forcierte Einführung der völligen Gewerbefreiheit 1953 durch eine neue Handwerksordnung rückgängig zu machen. Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 5 Bundesrepublik und DDR 1949-1990, München 2008, S. 64.
    10. Siehe Geigers Hauptwerke, die als Klassiker der Ungleichheitsforschung auch heute noch lesenswert sind: Theodor Julius Geiger, Die soziale Schichtung des deutschen Volkes. Soziographischer Versuch auf statistischer Grundlage, Stuttgart 1967 (zuerst 1932); Theodor Geiger, Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel, Köln 1948.
    11. Geiger, Die soziale Schichtung, S. 77-79.
    12. Siehe zur Bolte-Zwiebel: Karl Martin Bolte/Dieter Kappe/Friedhelm Neidhardt, Soziale Schichtung in der Bundesrepublik Deutschland, in: Karl Martin Bolte (Hrsg.), Deutsche Gesellschaft im Wandel, Band 1, Opladen 1967, S. 233-351.
    13. Dahrendorfs Modell verdeutlichte im Gegensatz zur Bolte-Zwiebel auch die unterschiedliche Durchlässigkeit der verschiedenen Schichtengrenzen. Siehe zum Dahrendorf-Haus: Ralf Dahrendorf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965, S. 105.
    14. Siehe als Beispiele: Andreas Rödder, Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, München 2004, S. 191 sowie Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918. Band 1: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 1994, S. 415-418. Im letztgenannten Fall plädiert der Autor zwar für die Verwendung des Begriffs Klasse anstelle des „vielfältigeren, weniger schroff abgrenzenderen“ Begriffs der Schicht. Tatsächlich taucht „Schicht“ dennoch häufiger in diesem Standardwerk auf als „Klasse“.
    15. Gunnar Otte, Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung, Wiesbaden 2004, S. 12 sowie Thomas Meyer, Das Konzept der Lebensstile in der Sozialstrukturforschung. Eine kritische Bilanz, in: Soziale Welt 52 (2001), H. 3, S. 255-272.
    16. Mario Rainer Lepsius, Parteiensystem und Sozialstruktur. Zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft, in: Mario Rainer Lepsius (Hrsg.), Demokratie in Deutschland. Soziologisch-historische Konstellationsanalysen; ausgewählte Aufsätze, Göttingen 1993, S. 25-50.
    17. Siehe zur Kritik am Konzept eines solchen konservativen Milieus: Frank Bösch, Das konservative Milieu. Vereinskultur und lokale Sammlungspolitik in ost- und westdeutschen Regionen (1900-1960), Göttingen 2002, S. 12-15; zur Kritik am Konzept eines katholischen Milieus siehe Wilfried Loth, Soziale Bewegungen im Katholizismus des Kaiserreichs, in: Geschichte und Gesellschaft 17 (1991), H. 3, S. 279-310, sowie David Blackbourn, Progress and Piety. Liberalism, Catholicism and the State in Imperial Germany, in: History Workshop Journal 26 (1988), S. 57-78.
    18. Siehe dazu grundlegend: Karl Rohe, Wahlen und Wählertraditionen in Deutschland, Frankfurt a.M. 1992, S. 9-15. Siehe zu den Schwierigkeiten, die bei der Operationalisierung des Milieubegriffs bestehen: Karl Rohe, Wahlanalyse im historischen Kontext. Zu Kontinuität und Wandel von Wahlverhalten, in: Historische Zeitschrift 234 (1982), S. 337-357, hier S. 350.
    19. „Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren respektive Einkommensquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen.“ Zitiert nach: Karl Marx, Das Kapital, 3. Buch (Druckfassung von 1894), abgedruckt in: MEW Band 25, Berlin 1964, S. 892. Bei der Analyse konkreter historischer Situationen – zum Beispiel in „Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte“ – bezog Marx jedoch auch andere Kriterien wie Bildung, politisches Bewusstsein und Organisation mit ein.
    20. Zitiert nach: Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie (Druckfassung von 1859), abgedruckt in: MEW Band 13, Berlin 1961, S. 9.
    21. Grundbesitzer waren zwar nicht am Produktionsprozess beteiligt, dennoch kam ihr Einkommen an Grundrenten laut Marx nur durch Abschöpfung des Mehrwerts der Kapitalisten zustande. Siehe dazu: Karl Marx, Das Kapital, 3. Buch (Druckfassung von 1894), in: MEW Band 25, Berlin 1964, S. 829.
    22. Siehe zur Weiterentwicklung der Marx’schen Klassentheorie durch Lenin: Wolfgang Küttler/Gerhard Lozek, Der Klassenbegriff im Marxismus und in der idealtypischen Methode Max Webers, in: Jürgen Kocka (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Göttingen 1986, S. 173-192, bes. S. 180.
    23. W.I. Lenin, Was tun?, in: W.I. Lenin Werke. Band 5 Mai 1901-Februar 1902, Berlin 1955, S. 361-537, bes. S. 425-451.
    24. Karl-Peter Sommermann, Staatsziele und Staatszielbestimmungen, Tübingen 1997, S. 121f.
    25. Vgl. Lutz Raphael, Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München ²2010, S. 57-59.
    26. Eintrag „Klasse“, in: Birgit Wolf, Sprache in der DDR, Berlin/New York 2000, S. 121.
    27. Siehe zur Etablierung der marxistischen Geschichtswissenschaft in der DDR und besonders zu ihrer Abgrenzung von der „bürgerlichen“ Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik: Martin Sabrow, Das Diktat des Konsenses. Geschichtswissenschaft in der DDR 1949-1969, München 2001, bes. S. 252-341.
    28. Georg G. Iggers, Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 1993, S. 63.
    29. Siehe zur Wirkmächtigkeit der eher schwammig gefassten Selbstbeschreibung einer Klassengesellschaft in Großbritannien: Kerstin Brückweh/Martina Steber, Aufregende Zeiten. Ein Forschungsbericht zu Neuansätzen der britischen Zeitgeschichte des Politischen, in: Archiv für Sozialgeschichte 50 (2010), S. 671-701, bes. S. 676f.
    30. Siehe zur Veränderung der Kategorien: David Rose/David J. Pevalin, The National Statistics Socio-economic Classification. Unifying Official and Sociological Approaches to the Conceptualisation and Measurement of Social Class, ISER Working Papers 4 (2001).
    31. Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde in Großbritannien das Aufkommen einer „New Working Class“ diskutiert, die die Zugehörigkeit zur traditionellen Arbeiterklasse ablehnte und sich an der „Middle Class“ orientierte (sog. „Embourgeoisement Thesis“). Bestritten wurde diese Entwicklung unter anderem von John Goldthorpe und David Lockwood. Siehe zur Kontroverse um die „Embourgeoisement Thesis“: Fiona Devine, Talking about Class in Britain, in: dies./Mary C. Waters (Hrsg.), Social Inequalities in Comparative Perspective, Oxford 2004, S. 191-213, bes. S. 193-195.
    32. Seit dem späten 19. Jahrhundert sollte der Begriff der „Middle Class“ in England eine Abgrenzung aufstrebender Berufsgruppen wie Juristen, Ingenieure, Unternehmer und Ärzte vom unproduktiven Adel markieren. Vgl. dazu Harry Ritter, Dictionary of Concepts in History, Westport 1986, S. 46.
    33. Siehe als Beispiel für die kontinuierliche Verwendung des Klassenbegriffs als Mittel der politischen Auseinandersetzung in der Bundesrepublik: Martin Wengeler, „Der alte Streit ‚hier Marktwirtschaft, dort Planwirtschaft’ ist vorbei“. Ein Rückblick auf die sprachlichen Aspekte wirtschaftspolitischer Diskussionen, in: Georg Stötzel/Martin Wengeler (Hrsg.), Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1995, S. 35-92, bes. S. 76.
    34. Ähnlich wie der Marx’sche Klassenbegriff durchlief auch Webers Konzept im Laufe seiner Forschungstätigkeit zahlreiche Veränderungen und wurde in seinem Werk verstreut immer wieder modifiziert. Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Max Webers Klassentheorie und die neuere Sozialgeschichte, in: Kocka (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, S. 193-203, bes. S. 193.
    35. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1922, S. 177.
    36. Als Beispiel führt Weber den Konflikt zwischen Arbeitern und Unternehmern an – nicht auf diese Weise politisierbar sei hingegen der Interessenkonflikt zwischen Grundherren und Bauern. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 179.
    37. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 179f.
    38. Wehler, Max Webers Klassentheorie, S. 199.
    39. Küttler/Lozek, Der Klassenbegriff im Marxismus, S. 176, 189.
    40. Detlev J.K Peukert, Die Rezeption Max Webers in der Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik Deutschland, in: Kocka (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, S. 264-277, hier S. 264f. Cohen zufolge führte eine fehlerhafte Interpretation Parsons dazu, dass die Bedeutung von Normen und Werten für soziales Handeln in der Weber-Rezeption nachhaltig überschätzt wurde. Jere Cohen, u.a., De-Parsonizing Weber. A Critique of Parsons’ Interpretation of Weber’s Sociology, in: American Sociological Review 40 (1975), S. 229-241.
    41. Siehe als Beispiel Karl Ditt, Industrialisierung, Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung in Bielefeld 1850-1914, Darmstadt 1982 sowie zur Entwicklung dieses Forschungsfelds in den USA: Jürgen Kocka, Stadtgeschichte, Mobilität und Schichtung, in: Archiv für Sozialgeschichte 18 (1978), S. 546-558.
    42. Vgl. Jürgen Kocka, Klassengesellschaft im Krieg. Deutsche Sozialgeschichte 1914-1918, Göttingen 1978 (zuerst 1973), S. 96f., online unter http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00048636_00001.html?sort=sortTitle+asc&subjectRVK={Wirtschaftswissenschaften}&mode=simple.
    43. Vgl. Jürgen Kocka u.a., Familie und soziale Platzierung. Studien zum Verhältnis von Familie, sozialer Mobilität und Heiratsverhalten an westfälischen Beispielen im späten 18. und 19. Jahrhundert, Opladen 1980; Jürgen Kocka, The Study of Social Mobility and the Formation of the Working Class in the 19th Century, in: Mouvement social 111 (1980), S. 97-117; Klaus Tenfelde, Arbeiter, Bürger, Städte. Zur Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 203), Göttingen 2012, S. 89f.; Dorothee Wierling, Mädchen für alles. Arbeitsalltag und Lebensgeschichte städtischer Dienstmädchen um die Jahrhundertwende, Berlin 1987, S. 252.
    44. Vgl. Reinhart Koselleck, Begriffsgeschichte und Sozialgeschichte (zuerst 1972), in: Bettina Hitzer/Thomas Welskopp (Hrsg.), Die Bielefelder Sozialgeschichte. Klassische Texte zu einem geschichtswissenschaftlichen Programm und seinen Kontroversen, Bielefeld 2010, S. 279-295, bes. S. 284. Siehe zu den Debatten zu dieser Frage: Stephan Schlak, Am Erwartungshorizont der Begriffsgeschichte. Reinhart Koselleck und die ungeschriebenen Grundbegriffe der Bundesrepublik, in: Jens Hacke/Matthias Pohlig (Hrsg.), Theorie in der Geschichtswissenschaft. Einblicke in die Praxis des historischen Forschens, Frankfurt a.M. 2008, S. 171-179, bes. S. 175.
    45. Siehe Peter Lundgreen (Hrsg.), Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums. Eine Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsbereichs (1986-1997), Göttingen 2000; Thomas Mergel, Die Bürgertumsforschung nach 15 Jahren. Für Hans-Ulrich Wehler zum 70. Geburtstag, in: Archiv für Sozialgeschichte 41 (2001), S. 515-538 sowie Iggers, Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, S. 73f.
    46. Marx unterscheidet zwischen Klasse an sich und Klasse für sich, während Weber eine ähnliche Unterscheidung zwischen Klassenlage und sozialer Klasse vornimmt.
    47. Vgl. als Beispiel Kocka, Klassengesellschaft im Krieg, S. 4-6.
    48. Vgl. als Beispiel Wolfgang Harböck, Stand, Individuum, Klasse. Identitätskonstruktionen deutscher Unterschichten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Münster 2006, S. 9.
    49. So etwa in Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3: Von der Deutschen Doppelrevolution bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849-1914, München 1995, S. 700f.
    50. Kathleen Canning, Gender History in Practice. Historical Perspectives on Bodies, Class and Citizenship, Ithaca 2006, S. 15; Eileen Yeo, Gender in Labour and Working-Class History, in: Lex Heerma van Voss/Marcel van der Linden (Hrsg.), Class and Other Identities. Gender, Religion and Ethnicity in the Writing of European Labour History, New York 2002, S. 73-87.
    51. Vgl. zum Umgang der „Labour History“ mit der Kategorie Ethnizität: John Belchem, Ethnicity and Labour History, in: Heerma van Voss/van der Linden (Hrsg.), Class and Other Identities, S. 88-100.
    52. Klaus Tenfelde, Schmelztiegel Ruhrgebiet? Polnische und türkische Arbeiter im Bergbau. Integration und Assimilation in der montanindustriellen Erwerbsgesellschaft, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 36 (2006), S. 7-28, online unter http://www.isb.ruhr-uni-bochum.de/mam/content/mitteilungsblatt/volltexte/tenfelde_mtb36.pdf.
    53. Ulrich Herbert, Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge, München 2001, S. 185.
    54. Kevin O’Rourke u.a., Mass Migration, Commodity Market Integration and Real Wage Convergence. The Late-Nine-Teenth-Century Atlantic Economy, in: Tim Hatton/Jeffrey G. Williamson (Hrsg.), Migration and the International Labor Market 1850-1939, London 1994, S. 198-215.
    55. Zine Magubane, Bringing the Empire Home. Race, Class and Gender in Britain and the Colonial South Africa, Chicago 2004.
    56. Ulrike von Hirschhausen, Die Grenzen der Gemeinsamkeit. Deutsche, Letten, Russen und Juden in Riga 1860-1914, Göttingen 2006, S. 14f.
    57. Gunnar Myrdal fasste in seinem Werk „American Dilemma“ (Erstveröffentlichung 1944) die vorliegenden Studien zur „Rassenfrage“ zusammen und zog aus ihnen den Schluss, dass Afro-Amerikaner ähnlich einer eigenen Kaste von weißen Arbeitern getrennt seien. Er verwandte den Kastenbegriff dabei als eine Extremform von Klasse, da ein Aufstieg aus ihr im Gegensatz zu sozioökonomischen Klassen praktisch nicht möglich sei. Gunnar Myrdal, An American Dilemma. Volume II The Negro Problem and Modern Democracy, New Brunswick 2009, S. 675.
    58. David R. Roediger, The Wages of Whiteness. Race and the Making of the American Working Class, New York 1991.
    59. Christoph Conrad, Die Dynamik der Wenden. Von der neuen Sozialgeschichte zum Cultural Turn, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (2006), S. 133-160, bes. S. 145, online unter http://www.unige.ch/lettres/istge/hco/Enseignants/Conrad/documents/dynamik.pdf.pdf.
    60. Iggers, Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, S. 68.
    61. E.P. Thompson, The Making of the English Working Class, London 1991 (zuerst 1963), S. 8.
    62. Thompson, The Making, S. 540-542.
    63. Siehe zur wissenschaftlichen Rezeption des Buchs in Großbritannien und den USA: Elizabeth Faue, Gender, Class, and History, in: John Russo/Sherry Lee Linkon (Hrsg.), New Working-Class Studies, New York 2005, S. 19-31, bes. S. 21; Dennis Dworkin, Class Struggles, New York 2007, S. 51. Siehe zum Umgang der britischen Geschichtswissenschaft mit der Kategorie Klasse: Gareth Stedman Jones, Klassen, Politik und Sprache. Für eine theoriegeleitete Sozialgeschichte, hg. v. Peter Schöttler, Münster 1988, S. 77.
    64. Die 1969 gegründete „Open University“ war als Fernuniversität ein wichtiger Schritt zur Bildungsexpansion in Großbritannien und ist heute eine der größten Universitäten Europas. http://www.open.ac.uk/.
    65. Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt a.M. 1987 (zuerst 1979).
    66. Bourdieu, Die feinen Unterschiede, S. 251.
    67. Siehe zur Rezeption Bourdieus in der Geschichtswissenschaft: Olaf Blaschke/Lutz Raphael, Im Kampf um Positionen. Änderungen im Feld der französischen und deutschen Geschichtswissenschaft nach 1945, in: Jan Eckel/Thomas Etzemüller (Hrsg.), Neue Zugänge zur Geschichte der Geschichtswissenschaft, Göttingen 2007, S. 69-109.
    68. Welskopp, Klasse als Befindlichkeit? Vergleichende Arbeitergeschichte vor der kulturhistorischen Herausforderung, in: Archiv für Sozialgeschichte 38 (1998), S. 301-336, hier S. 303.
    69. Die Debatte begann 1952 innerhalb der britischen Altertumswissenschaft mit einem Buch von Herbert Hill, in dem er die Ritter des antiken Roms als Mittelklasse bezeichnete. Vgl. Herbert Hill, The Roman Middle Class in the Republican Period, Oxford 1952. Kritisch dazu Moses I. Finley, The Ancient Economy, Berkeley 1972, S. 49.
    70. Siehe als Beispiele Samuel K. Cohn, Popular Protest in Late Medieval English Towns, Cambridge 2013 und David M. Bessen, The Jacquerie. Class-War or Co-opted Rebellion, in: Journal of Medieval History 11 (1985), S. 43-59. Siehe hingegen für eine Deutung der Bauernkriege als Folge kriegsbedingter Instabilität des politischen Systems den Eintrag „Jacquerie“, in: John A. Wagner, Encyclopedia of the Hundred Years War, Westport 2006, S. 171.
    71. Gerhard Schildt, Die Landarbeiter im 19. Jahrhundert – eine unvollendete Klasse, in: Archiv für Sozialgeschichte 36 (1996), S. 1-26, bes. S. 2.
    72. Josef Mooser, Ländliche Klassengesellschaft 1770-1848. Bauern und Unterschichten, Landwirtschaft und Gewerbe im östlichen Westfalen, Göttingen 1984, S. 22.
    73. Siehe als weiteres Beispiel für die Interpretation der Landarbeiter als soziale Klasse: Jens Flemming, Die vergessene Klasse. Literatur zur Geschichte der Landarbeiter in Deutschland, in: Klaus Tenfelde (Hrsg.), Arbeiter und Arbeiterbewegung im Vergleich. Berichte zur internationalen historischen Forschung, München 1986, S. 389-418. Siehe zur weiteren Rezeption von Moosers Studie zur ländlichen Klassengesellschaft: Stefan Brakensiek, Ländliche Klassengesellschaft. Eine Relektüre, in: Barbara Lüthi/Pascal Maeder/Thomas Mergel (Hrsg.), Wozu noch Sozialgeschichte? Eine Disziplin im Umbruch, Göttingen 2012, S. 27-42.
    74. Siehe zur Entwicklung der These und ihrer Zuspitzung: Helmut Schelsky, Die Bedeutung des Klassenbegriffs für die Analyse unserer Gesellschaft, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft 12 (1961), S. 237-269, bes. S. 240.
    75. Wie Paul Nolte angemerkt hat, führte Schelsky dieses Argument zu einem Zeitpunkt an, als die westdeutsche Gesellschaft noch deutlich eher von Mangelerfahrungen als von Prosperität geprägt war. Paul Nolte, Die Ordnung der deutschen Gesellschaft. Selbstentwurf und Selbstbeschreibung im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 320.
    76. Axel Schildt, Bürgerliche Gesellschaft und kleinbürgerliche Geborgenheit. Zur Mentalität im westdeutschen Wiederaufbau der 50er Jahre, in: Axel Schildt (Hrsg.), Annäherungen an die Westdeutschen. Sozial- und kulturgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik, Göttingen 2011, S. 159-178, bes. S. 160.
    77. Vgl. zu diesem Deutungsmuster Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Band 5: Bundesrepublik und DDR 1949-1990, München 2008, S. 113f.
    78. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a.M. 1986, S. 25.
    79. Ulrich Beck, Jenseits von Stand und Klasse, in: Ulrich Beck/Elisabeth Beck-Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften, Frankfurt a.M. 1994, S. 43-60, bes. S. 58f., online unter http://www.hitzler-soziologie.de/seminare/ws0809/Individuum%20und%20Gesellschaft/001%20Jenseits%20von%20Stand%20und%20Klasse.pdf
    80. Siehe als soziologisches Beispiel: Rainer Geißler, Kein Abschied von Klasse und Schicht. Ideologische Gefahren der deutschen Sozialstrukturanalyse, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 48 (1996), S. 319-338.
    81. Klaus Kraemer, Ralf Dahrendorf. Class and Class Conflict in Industrial Societies, in: Hans-Peter Müller/Michael Schmid (Hrsg.), Hauptwerke der Ungleichheitsforschung, Wiesbaden 2003, S. 67-69, bes. S. 69.
    82. Ralf Dahrendorf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965, S. 148. Ähnlich hat Thomas Welskopp die Beck’sche „Risikogesellschaft“ sowie den von Gerhard Schulze geprägten Begriff „Erlebnisgesellschaft“ (vgl. Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a.M. 1992) angesichts weltweit zunehmender sozialer Ungleichheit als unzureichende, plakative Denkfiguren kritisiert. Siehe Welskopp, Klasse als Befindlichkeit?, S. 324.
    83. M. Rainer Lepsius, Soziale Ungleichheit und Klassenstrukturen in der Bundesrepublik Deutschland. Lebenslagen, Interessenvermittlung und Wertorientierung, in: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.), Klassen in der europäischen Sozialgeschichte, Göttingen 1979, S. 166-209, bes. S. 169.
    84. Siehe Christiane Kuller, Ungleichheit der Geschlechter, in: Hans Günter Hockerts/Winfried Süß (Hrsg.), Soziale Ungleichheit im Sozialstaat. Die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien im Vergleich, München 2010, S. 65-88. Zudem waren wichtige Teile des westdeutschen Sozialstaats wie das Rentensystem auf eine Statussicherung der mittleren Gesellschaftsschichten hin ausgerichtet. Siehe Dagmar Hilpert, Wohlfahrtsstaat der Mittelschichten? Sozialpolitik und gesellschaftlicher Wandel in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1975 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 208), Göttingen 2012, S. 174; Winfried Süß, Armut im Wohlfahrtsstaat, in: Hockerts/Süß (Hrsg.), Soziale Ungleichheit im Sozialstaat, S. 19-41, bes. S. 25.
    85. Siehe als eher rare Beispiele für Beiträge zur Sozialgeschichte der Bundesrepublik die im Forschungsprojekt „Bayern im Bund“ entstandenen Studien: Dietmar Süß, Kumpel und Genossen. Arbeiterschaft, Betrieb und Sozialdemokratie in der bayrischen Montanindustrie 1945 bis 1976 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 55), München 2003; Thomas Schlemmer, Industriemoderne in der Provinz. Die Region Ingolstadt zwischen Neubeginn, Boom und Krise 1945 bis 1975 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 57), München 2009 sowie Andreas Eichmüller, Arbeiterbauern in Bayern nach 1945, in: Thomas Schlemmer/Hans Woller (Hrsg.), Gesellschaft im Wandel 1949 bis 1973 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 53), München 2002, S. 179-268.
    86. Josef Mooser, Arbeiterleben in Deutschland 1900-1970. Klassenlagen, Kultur und Politik, Frankfurt a.M. 1984.
    87. Siehe als Beispiel für die Verwendung des Prekaritätsbegriffs Ulrich Brinkmann u.a., Prekäre Arbeit. Ursachen, Ausmaß, soziale Folgen und subjektive Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse, Bonn 2006, online unter http://library.fes.de/pdf-files/asfo/03514.pdf.
    88. Robert Castel, Die Wiederkehr der sozialen Ungleichheit, in: Robert Castel/Klaus Dörre (Hrsg.), Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 2009, S. 21-34.
    89. ILO-Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, Eine faire Globalisierung. Chancen für alle schaffen, Genf 2004, online unter http://www.ilo.org/public/english/wcsdg/docs/reportg.pdf. Siehe zum Versuch, die Analyse von Klassen auf globale Ungleichheit zu übertragen: Bettina Mahlert, Familie und Nationalstaat. Zu den globalen Bezügen des Klassenbegriffs von Talcott Parsons, in: Peter A. Berger/Anja Weiß (Hrsg.), Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden 2008, S. 89-105.
    90. OECD, Growing Unequal. Income Distribution and Poverty in OECD Countries, Paris 2008. Siehe als besonders einflussreichen Vertreter der These zunehmender sozialer Ungleichheit innerhalb der Industrieländer Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, München 2014.
    91. Siehe zur US-amerikanischen Diskussion um die Konfrontation zwischen den „1%“ und den „99%“: Larry M. Bartels, Unequal Democracy. The Political Economy of the New Gilded Age, Princeton 2008.
    92. Siehe zur Abnahme sozialer Mobilität in den USA seit den 1980er-Jahren: Daniel Aaronson/Bhashkar Mazumder, Intergenerational Economic Mobility in the US, 1940 to 2000, in: Journal of Human Resources 43 (2008), H. 1, S. 139-172. Siehe zur Bundesrepublik: Steffen Hillmert, Soziale Ungleichheit und Familie. Von der Diagnose herkunftsbedingter Lebenschancen zur Analyse sozialer Reproduktion, in: Peter A. Berger/Karsten Hank u.a., Reproduktion von Ungleichheit durch Arbeit und Familie, Wiesbaden 2011, S. 279-300. Siehe zur „Vererbung“ von sozialem Status zwischen Großeltern- und Enkelgeneration: Tak Wing Chan/Vikki Boliver, The Grandparents Effect in Social Mobility. Evidence from British Birth Cohort Studies, in: American Sociological Review 78 (2013), S. 662-678, online unter http://users.ox.ac.uk/~sfos0006/papers/asr2013.pdf.
    93. Siehe zu den Kriterien für das Konzept der Klassengesellschaft nach Giddens: Anthony Giddens, The Class Structure of Advanced Societies, London 1980, S. 134.
    94. Siehe dazu: Michael Jäckel/Peter Winterhoff-Spurk, Mediale Klassengesellschaft? Politische und soziale Folgen der Medienentwicklung, München 1996; Paul Nolte, Generation Reform. Jenseits der blockierten Republik, München 2004, S. 42; Katharina Iskandar/Michael Hanfeld, Willkommen in der Unterschicht, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.4.2005, online unter http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/fernsehkonsum-willkommen-in-der-unterschicht-1234609.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 (4.2.2015).
    95. Siehe Jürgen Kocka, Lohnarbeit und Klassenbildung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in Deutschland 1800-1875, Berlin 1983, sowie Lepsius, Soziale Ungleichheit, S. 167.