Publikationsserver des Leibniz-Zentrums für
Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

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Stefanie Middendorf

„Masse“

Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 05.11.2013
https://docupedia.de//zg/Masse

DOI: https://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.32.v1

Artikelbild: „Masse“

Rushhour in Dhaka (Bangladesch) 2008. Foto: lepetitNicolas, Quelle: <a rel="nofollow" class="external text" href="https://www.flickr.com/photos/petitnic/4414589748/">Flickr</a&gt; (<a rel="nofollow" class="external text" href="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/">CC BY-NC-SA 2.0</a>)

Die Masse ist ein Gespenst der europäischen Geschichte – und dennoch, so zeigt es Stefanie Middendorf in ihrem Beitrag auf, als zeithistorischer Forschungsgegenstand relativ unentdeckt geblieben. In ihrem Beitrag gibt Middendorf einen Aufriss zur Geschichte der Masse, erläutert deren verschiedene Interpretationsansätze und plädiert dafür, sich der Geschichte des Massenbegriffs, seinen erfahrungs- und wahrnehmungsbedingten Aufladungen sowie seinem analytischen Wert vermehrt aus historiografischer Sicht zu widmen.

„Masse“

von Stefanie Middendorf

Bilder und Begriffe: Die Entdeckung der Masse

Die „Masse” ist ein Gespenst der europäischen Geschichte. Sie geistert durch unzählige Weltbeschreibungen und bringt als vage „Angstmetapher” sich wandelnde Erfahrungen von Verdichtung und Vereinzelung zum Ausdruck.[1] Als Gegenstand wissenschaftlicher Erörterungen trat sie erstmals um 1800, noch als weitgehend konturlose Bevölkerungsmenge und abstrakte Vorstellung, in Staatstheorie und Policeywissenschaft auf. Die Französische Revolution bildete für die Massenwahrnehmung das zentrale erfahrungsgeschichtliche Ereignis. Aufrührerische Kollektive und ihr Handeln erschienen zu diesem Zeitpunkt in den europäischen Gesellschaften als eigenständige Macht, deren Genese auf den in der „Sattelzeit” grundlegend veränderten Wissenszusammenhang von Humanisierung und Rationalisierung zurückgeführt wurde.[2]

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts drängte die Masse immer stärker in den Blick der Zeitgenossen in Europa, auch jenseits des diskursiven Höhenkamms. Auf Gemälden und Fotografien, in der Literatur und im Kino, in Technikbeschreibungen und Architektur wurden die bewegte Masse, der Menschenauflauf, der brutale Mob, aber auch der Selbstverlust unter den Vielen und die Vereinzelung in der Moderne erfasst.[3] An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der Massenbegriff schließlich zum terminologischen Signum eines ganzen Zeitalters erhoben und als eigenständiger Gegenstand der Wissenschaften entdeckt, der neben andere europäische Kollektivkonzepte wie „Volk”, „Klasse” oder „Nation” trat.[4]

Kritische Äußerungen über die Vielen und die Kontrastierung mit einem geistig und ethisch überlegenen Individuum reichen gleichwohl bis in die Antike zurück. Der Gestus elitärer Selbstdistanzierung von der Barbarei der Überzahl und die Sorge vor der Verführung des Pöbels durch das Laster („Brot und Spiele”) besaßen insofern eine eigene Kontinuität und finden sich schon in der griechischen und römischen Philosophie des Politischen. Sie spielten als intellektuelle Anknüpfungspunkte für die Massenbeobachtungen im 19. Jahrhundert eine eigene Rolle, und dies bei solch unterschiedlichen Denkern wie Nietzsche und Marx.[5] Doch erhielt die Perzeption der Masse seit dem späten 19. Jahrhundert zugleich eine andere Qualität. Hier ging es nicht mehr nur um die Bestimmung sozialer Hierarchien und politischer Partizipationsmöglichkeiten, sondern um die umfassende Selbstreflexion moderner Gesellschaften. Darin wurden konkrete politische, technische, ökonomische und soziale Veränderungen der Zeit ebenso verhandelt wie ein damit verknüpfter säkularer Egalisierungs- und Mobilisierungsprozess, der in den aufsteigenden Wissenschaften in zunehmend professionalisierter Form dokumentiert wurde. Diese moderne Debatte veränderte die Idee des Individuums und erhob in ihrem weiteren Verlauf die Masse zu einer spezifischen Sozialkategorie, die nicht mehr allein durch ihre zahlenmäßige Abgrenzung vom zivilisierten Einzelnen erklärbar und von deren Permanenz in der Sozialordnung auszugehen war. Die Menschenmengen der Großstädte, die Technisierung der Lebenswelten, die ausgreifende Industrialisierung, die Beschleunigung von Welterfahrung, die politische Demokratisierung und die wachsende kommunikative Vernetzung spielten dabei zusammen und konturierten eine krisenhafte Problemwahrnehmung, aber auch moderne Machbarkeitsphantasien.[6]

Angenommen wurde dabei, dass die Zukunft des Individuums in den Gesellschaften der Moderne prekär geworden sei und die bisherigen sozialen Zuordnungen nicht mehr funktionierten. Die Masse wurde als ein Äußeres der gesellschaftlichen Ordnung beschrieben und rückte doch zugleich ins Innere eines neuen Ordnungsdenkens. In diesem Massenkonzept wurde das ambivalent gewordene Verhältnis von Einzelnem und Gemeinschaft/Gesellschaft erfasst und zugleich zu organisieren versucht. Diese anhand der Massen diskutierte Problemstellung entwickelte sich im 20. Jahrhundert zur Kernerfahrung einer Moderne, die sich ihren Beobachtern immer weniger als Fortschrittsentwicklung und immer mehr als konflikthafte, oft gewaltsame „Aushandlung” und als zwiespältiges Kontingenzphänomen darstellte.[7]

Am Konzept der Masse lassen sich somit gesellschaftshistorische Konstellationen und ihr Wandel über die Zeit ablesen. Gerade weil die Masse bis zu einem gewissen Grad ein catch-all-Begriff war, konnte sie in unterschiedlichen Zusammenhängen für die Zuspitzung von Problemwahrnehmungen herangezogen werden. In dem, was als Masse jeweils erkannt wurde, zeigten sich wichtige Erfahrungsmuster und Handlungsstrategien, stets bezogen auf die für die Moderne so grundlegende Ambivalenz von Kollektivität und Individualität. Als vielseitig verwendbares Deutungskonzept erlangte die Masse nicht nur beschreibende, sondern auch konstitutive Bedeutung für politische, soziale und kulturelle Prozesse.

Doch hat sich die Historiografie der Geschichte des Massenbegriffs, seinen erfahrungs- und wahrnehmungsbedingten Aufladungen sowie seinem analytischen Wert bisher nur vereinzelt gewidmet. Allenfalls wird die Masse beiläufig als deskriptive Kategorie für diverse Viel- und Mehrheitsphänomene oder als kulturpessimistisches Schlagwort verwandt.[8] Zwar ist in den vergangenen Jahren, angeregt sowohl durch die neuartigen multitudes der Netzgesellschaft als auch durch die seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gestiegene Bedeutung von (medialisierten) Massenevents, in den Sozial- und Kulturwissenschaften eine Wiederentdeckung der Masse und ihrer bekanntesten Theoretiker zu beobachten, doch findet diese bisher weitgehend ohne Beteiligung der Geschichtswissenschaft statt. Die Masse bleibt daher für die zeithistorische Forschung sowohl als Konstrukt mit eigener Geschichte als auch als Konzept zur Analyse historischer Konstellationen noch zu entdecken.


Massendeutungen

Wie andere Sozialphänomene unterlag auch die Deutung der Masse zeitweilig einer Verwissenschaftlichung. Diese nahm ihren Ausgang an der Wende zum 20. Jahrhundert. Doch bereits zuvor war die Masse Gegenstand akademischer Diskussionen gewesen. In philosophischen, literarischen, physikalischen, medizinischen und kriminologischen Weltbeschreibungen erhielt die Masse erste Konturen als spezifischer Terminus und zugleich als Sinnbild einer problematischen Gegenwartsempfindung, bevor sie mit dem Aufstieg der Sozialwissenschaften seit 1900 zu einer Grundkategorie gesellschaftlicher Ordnungsentwürfe wurde.[9]

Politische Philosophie

Bei den europäischen Staatsdenkern des 18. und frühen 19. Jahrhunderts diente der mit dem Begriff der Masse verknüpfte Befund der Vervielfältigung sozialer Beziehungen und der politischen Präsenz des Volkes vor allem als Ausgangspunkt des Nachdenkens über eine regulierende und regierende Instanz; die Massen blieben demgegenüber Randerscheinung. So bildete etwa bei Hegel, wie zuvor bei Hobbes, die „formlose Masse” nur die theoretische Opposition zum Staat als dem „in sich geformten Ganzen”, dem das eigentliche Interesse galt.[10]

In der Pauperismus-Diskussion des Vormärz und im Marxismus nahm der Begriff der Masse dann eine Mittelposition ein zwischen dem noch auf die Ständegesellschaft rekurrierenden Terminus „Pöbel” und dem Klassenkonzept des „Proletariats”: Die Masse war darin die Unterschicht, die nicht mehr ständisch gebändigt war, ihre Rolle im Klassenkampf aber noch nicht gefunden hatte. Der Begriff beschrieb somit einen Übergangszustand des Zerfalls und der Trägheit der „vereinzelten Einzelnen” im Moment vor der Mobilisierung, insofern wurde er kaum theoretisch gefasst. Er erhielt allerdings ein deutlicheres Sozialprofil, da er vorrangig für die heimatlosen, in urbanen und industriellen Kontexten zusammengefassten „Arbeitermassen” verwendet wurde. Irrationalität, Lasterhaftigkeit, Dissoziation und Geistfeindlichkeit wurden in diesem Zuge zu Eigenschaften der Masse erklärt.[11] Letztlich aber war der Begriff der Masse für Marx und Engels allenfalls eine temporär genutzte Kampfvokabel in der Auseinandersetzung mit den Junghegelianern.[12]

Chemnitz, Karl Marx-Monument, FDJ-Versammlung 10. Oktober 1971, Fotograf: Wolfgang Thieme, Quelle: [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-K1010-0007,_Chemnitz,_Karl-Marx-Denkmal,_FDJ_Versammlung.jpg Wikimedia Commons/Bundesarchiv, Bild 183-K1010-0007] ([https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en CC BY-SA 3.0 DE]).
Chemnitz, Karl Marx-Monument, FDJ-Versammlung 10. Oktober 1971, Fotograf: Wolfgang Thieme, Quelle: Wikimedia Commons/Bundesarchiv, Bild 183-K1010-0007 (CC BY-SA 3.0 DE).


Als erster europäischer Theoretiker der Massengesellschaft gilt Alexis de Tocqueville, der anhand der amerikanischen Demokratie die Spannung zwischen Prozessen der Egalisierung und der Vereinzelung im Privaten beschrieb. Die Masse war bei ihm nicht mehr abgrenzbares soziales Gebilde, sondern ein umfassendes Prinzip der Atomisierung, der „Despotismus der Mehrheit”.[13] Auch de Tocqueville strebte die Überwindung der Massengesellschaft an, jedoch nicht durch Klassenkampf, sondern durch Versittlichung und Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Anders als bei Hegel war für de Tocqueville hierfür der bürokratische Staat nicht die Lösung, sondern die eigentliche Gefahr. De Tocquevilles abwägende Positionen entfalteten nach seinem Tod allerdings zunächst kaum mehr Wirkung; die Rolle der lautstarken Deuter der Massengesellschaft übernahmen andere, etwa der historisch arbeitende Philosoph und Kulturkritiker Hippolyte Taine mit seinen Beschreibungen animalischer und verführter Massen in der Revolution.[14] Hannah Arendt und Emil Lederer entwickelten de Tocquevilles Thesen in ihren Totalitarismusanalysen seit den 1940er-Jahren weiter; über deren Rezeption gelangten sie schließlich auch in das Repertoire der Historiografie.[15]

Naturwissenschaften und Medizin

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Masse in den Blick der physikalischen und mathematischen Wissensproduktion. Zustände von Bevölkerungskonglomeraten dienten der Physik zur Veranschaulichung eigener Versuchsannahmen und Paradigmen, etwa bei Ludwig Boltzmann. In der disziplinären Debatte, insbesondere in James Clerk Maxwells Arbeiten zur kinetischen Gastheorie, verlagerte sich zugleich die Perspektive immer stärker von der deterministisch exakten Beschreibung „träger” Massen als Materie und physikalische Gleichgewichtszustände in Richtung thermodynamischer Abläufe und probabilistischer Zusammenhänge, die schließlich in die Relativitätstheorie mündeten. „Kraft”, „Bewegung” und „Energie” waren Begriffe, die nun aus der Physik in die massengesellschaftliche Selbstbeschreibung übernommen wurden und mechanische Konzeptionen sozialer Ordnung transformierten. Terminologisch ging dabei, jedenfalls in den englischen Originaltexten, der Wandel vom technischen Wort mass zum Begriff der crowd als pejorativ aufgeladenem Sozialkonzept einher.[16]

Für solche naturwissenschaftlich geprägten Deutungen der Massengesellschaft erlangten darüber hinaus statistische Studien Bedeutung, insbesondere die Arbeiten Adolphe Quetelets, die sich auf der Basis von Wahrscheinlichkeitsrechnungen der „sozialen Physik” von Massenerscheinungen und dem „Gesetz der großen Zahl” widmeten. Die Masse wurde in diesem Zusammenhang zu einer Kategorie der Normalisierung. Sie sollte den Faktor der Individualität aus sozialen Erscheinungen herausrechnen und durch den Faktor des mathematischen Mittelmaßes ersetzen.[17] Diese analytische Annahme einer Gleichförmigkeit der Menschen im jeweils untersuchten Zusammenhang erwies sich zu weiten Teilen als wissenschaftliche Fiktion; gleichwohl wirkte die Zähmung der Masse als Zahl und die Vorstellung von der „Gesetzmäßigkeit” von Massenphänomenen bis ins 20. Jahrhundert weiter und prägte ein modernes Ordnungsdenken der Massengesellschaft, das sich mit Machbarkeitsphantasien und technokratischen Optionen verbinden ließ.[18]

In der Medizin verknüpfte sich der Massenbegriff im 19. und frühen 20. Jahrhundert vor allem mit der Konjunktur des Begriffs der „Ansteckung” und dem wachsenden Interesse für Phänomene des Irrationalen. Die wissenschaftshistorische Dominanz des Positivismus in dieser Phase brachte insbesondere in Frankreich eine Konstellation hervor, in der medizinische und biologistische Erklärungsmuster für soziale Entwicklungen besondere Plausibilität besaßen.[19] Wahnsinn, Neurasthenie und Verbrechen als Erscheinungen des „Anormalen” wurden dabei mit dem Konzept der Masse in Beziehung gebracht, das hier nicht Durchschnittlichkeit verkörperte, sondern Devianz. Gerade die hypnotisierte und durch Suggestionen fehlgeleitete Menschenmenge entwickelte sich um 1900 zu einem Sozialkonzept, das Gültigkeit für die Beschreibung der Gesamtgesellschaft beanspruchte und in der von Dekadenzdebatten geprägten Öffentlichkeit des fin de siècle große Aufmerksamkeit erhielt. Was im Falle des Individuums zuvor als irrationale Abweichung und monströse Ausnahme angesehen worden war – Perversion, Nervenschwäche, Barbarei – erschien für die modernen Massen ganz regulär; die Unvernunft und Triebhaftigkeit des Einzelnen wiederum wurden zum Ausdruck seines aufscheinenden Massencharakters.

Kriminologie und Psychologie

Gustave Le Bon, der bekannteste und in der Geschichtswissenschaft am häufigsten zitierte Massentheoretiker der Jahrhundertwende, legte mit seiner 1895 veröffentlichten Psychologie des foules eine publikumswirksame Synthese von auf die Masse bezogenen naturwissenschaftlichen, medizinischen, sozialdarwinistischen, rassenkundlichen und kulturpessimistischen Wissensbeständen seiner Zeit vor. Das Buch, in dem Le Bon die psychologische Kontur sowie die soziale Wirkmacht der „Massenseele” umriss und verschiedene Massenarten vorstellte, wurde zu einem Bestseller und ließ Le Bon vielfach als Begründer einer eigenen Wissenschaft von den Massen erscheinen.[20] Vergleichbare sozialpathologische und psycho-physiologische Deutungsweisen von Massenerscheinungen waren aber zuvor bereits im Kontext kriminologischer Diskussionen um die Ursachen von Verbrechen und Gewalt herangezogen worden, insbesondere von der italienischen Schule um Cesare Lombroso, Enrico Ferri und Scipio Sighele sowie von dem französischen Juristen und Sozialphilosophen Gabriel Tarde.[21]

In diesen Debatten um die Massenkriminalität wurde die Primitivität und Bedrohlichkeit von Massenverhalten betont, wie man sie mit der Pariser Commune oder den anarchistischen Attentaten der 1890er Jahre in Frankreich erlebt hatte, doch zugleich auch zwischen guten und schlechten Massenerscheinungen unterschieden. Die Ambivalenz von Massenphänomenen, die in der Rezeptionsgeschichte dieser Theoretiker lange Zeit ausgeblendet wurde, hat insbesondere Tarde konzeptualisiert: in der Kontrastierung von „Massen” (foules) und medial erzeugten „Öffentlichkeiten” (publics). Letztere erschienen ihm als mögliche Hoffnungsträger einer vernetzten Weltgemeinschaft, die das Zeitalter der national bestimmten Massen (und Staaten) hinter sich lasse.[22] Dieser Aspekt hat in den vergangenen Jahren zu einer (Wieder-)Entdeckung Tardes als Theoretiker einer modernen Form des Sozialen, basierend auf Intersubjektivität und medialen Konfigurationen, beigetragen.[23]

Nicht nur als Kulturkritik, sondern als Konzeption einer „Politik der Kontrolle eines mit Eigenlogik ausgestatteten Gegenstands – kurz: der Kontrolle selbstreferenzieller Massen”,[24] die Dezentralität und Zentralität in modernen Gesellschaften zusammenzudenken versuchte, beschreibt die Massenpsychologie der Jahrhundertwende somit grundlegende Problemlagen auch der Zeitgeschichte. Als Vordenker komplexer Strukturbedingungen und Sozialtechnologien der Moderne – jenseits simpler Konzeptionen von elitärer Herrschaft und „Charisma”[25] – bleibt daher auch der vermeintliche Kulturpessimist Le Bon historisch noch neu zu verorten.[26] Mit den Theorien Le Bons und Tardes sowie den an sie anknüpfenden europäischen Massenpsychologen wie Sigmund Freud wurde die Masse zum unwiederbringlichen (und nicht mehr außerhalb der Ordnung, sondern in ihrem Zentrum stehenden) gesellschaftlichen Faktum erhoben.[27] Dies war in vielschichtiger Weise verkoppelt mit einem fundamentalen Krisenempfinden und Fortschrittszweifel, die sie von früheren Massendeutungen unterschieden. In dieser Phase thematisierte die Massenwahrnehmung also ein umfassendes Gefühl des Selbstverlustes und zugleich Visionen gesellschaftlicher (Selbst-)Steuerung.

Soziologie und Kulturtheorie

Dieses Zusammenspiel von Kulturkritik und Ordnungsdenken prägte seit 1900 auch die Soziologie in ihrem Selbstverständnis als neue Leitwissenschaft der Massengesellschaft.[28] Nach der Hochphase der französischen Massenpsychologie in den 1890er-Jahren dominierten zunächst kulturdiagnostische Perspektiven, die eher Ausdruck (bildungs-)bürgerlichen Krisendenkens denn sozialer Wissenschaft waren. So kritisierte Robert Michels 1902, der Begriff der Masse habe immer „etwas […] sonntagnachmittagmäßiges an sich”. Zumeist beginne der Begriff der Masse „haarscharf unter [der] eigenen […] sozialen Stellung” des Betrachters, bringe also eher Distinktionsbemühungen als wissenschaftliche Erkenntnisinteressen zum Ausdruck.[29] Dieser Befund gilt insbesondere für die deutschsprachige Massenperzeption mit ihrer Universalsemantik von „Bildung und Kultur”.[30]

So war etwa in Nietzsches Kritik an „Pöbel-Mischmasch” und „Maschinen-Cultur” oder in Werner Sombarts Beschreibung der Masse als „amorpher Bevölkerungshaufen” und „tote Menge von lauter Einsen” das Massenphänomen eine arbiträre Kategorie, die keine ausführliche wissenschaftliche Analyse erforderte.[31] Selbst Georg Simmel, der gelegentlich als „der deutsche Tarde”[32] gilt, widmete dem Phänomen der Masse keine eigene Studie, sondern erwähnte sie eher beiläufig – vermittels der Rezeption der französischen Terminologie – als eine „Vielheit als aktuell zusammenbefindliche Menge”.[33] Erst in der Zwischenkriegszeit formte sich in Deutschland eine soziologische Deutung der Massen, die sich als akademisch begriff und methodisch arbeitete. Zugleich brachte sie die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges sowie der Novemberrevolution zum Ausdruck. Jüngere Wissenschaftler wie Theodor Geiger, Gerhard Colm oder Wilhelm Vleugels entdeckten in der „Aktion” der Massen ein intellektuelles Arbeitsfeld und zugleich ein organisierbares Moment der Gruppenidentität und der Gemeinschaftsstiftung im „Wirerlebnis” (Colm).[34] Außerdem rückte die „Massenkultur” als Form der Modernität, beschrieben insbesondere von Siegfried Kracauer und Walter Benjamin, in den Fokus.[35] Seither standen Massen und Massengesellschaft als Sozialkategorien in engem Zusammenhang mit der Geschichte der Soziologie als Disziplin in Europa; doch die meisten der genannten deutschen Massensoziologen konnten sich akademisch zunächst nicht etablieren, sondern wurden im nationalsozialistischen Deutschland zur Emigration gezwungen.[36]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelangte der sozialwissenschaftliche Massendiskurs zunächst an ein Ende; der Begriff der „Masse” überwinterte im Bereich der Kulturkritik. Die Rezeption der bereits in den 1930er-Jahren entstandenen Thesen Ortega y Gassets sowie die Wiederentdeckung der Kritik an der organisierten Massengesellschaft und den Verführungen einer Kulturindustrie, die Theodor W. Adorno und Max Horkheimer seit der Zwischenkriegszeit vertreten hatten, verengten den Massendiskurs vor allem in Deutschland auf eine kulturpessimistische Sicht der Gegenwart. Diese wurde gespeist von den verstörenden Erfahrungen der formierten und manipulierten Massengesellschaft des Nationalsozialismus.[37]

International und unter Einfluss der amerikanischen Sozialforschung kam es zeitweilig zu einer gewissen Aufwertung der Massenkultur und vor allem der Massenmedien als Gegenstand der intellektuellen Auseinandersetzung, womit in einigen Ländern auch kulturpolitische Ziele verfolgt wurden. Ausgehend von ihrer Medialisierung wurde die Masse hierbei zunehmend als Abstraktion im Sinne eines Durchschnitts von Konsumenten gefasst, was mit der Individualisierung des Konzepts und dem zunehmenden Wegfall des Plurals („Massen”) einherging. In der Medienforschung und Demoskopie wurde die Vorstellung einer virtuellen Masse wichtig und unter verschiedenen Parallelkonzepten (wie etwa der „Quote” oder der „öffentlichen Meinung”) gefasst.[38] Als sozialwissenschaftlicher Terminus für die umfassende Beschreibung der Gesellschaften in Europa verlor der Begriff der Masse in dieser Phase aber seine Überzeugungskraft. In der Soziologie wurde er von Kollektivtheorien der „Gruppe” und dem Konzept der „sozialen Bewegungen” überlagert.[39]

In den Cultural Studies angelsächsischer Provenienz, insbesondere bei Raymond Williams, blieb das Massenhafte zwar grundsätzlich von Interesse, löste sich im Zuge eines Aufwertungsprozesses aber in der optimistischeren Kategorie des „Populären” auf. Ähnliches gilt auch für die französische Kulturtheorie. Diese Positionen inspirierten historiografische Forschungen, die sich mit volksnahen, folkloristischen oder milieubedingten Sozial- und Kulturformen beschäftigten, den Begriff der Masse aber vermieden.[40]

Seit den 1980er-Jahren ist jedoch international wieder eine gewisse Konjunktur des Massenbegriffs zu erkennen.[41] Diese hat in den vergangenen Jahren insbesondere die Kulturtheorie erreicht, die sich mit soziologischen Diskussionen um „Netzwerkgesellschaft”, „Schwarmintelligenz” und multitudes verbindet.[42] Wenngleich die Entstehung dieser Massendebatte wiederum in den Krisen- und Deregulierungserfahrungen des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts zu verorten ist, hat sie sich anders als ihre Vorgängerin um 1900 von kulturkritischen Tönen weitgehend befreit. Auch sie sieht sich gleichwohl als wissenschaftliche Form der Gegenwartsdiagnose und bietet eine (nun allerdings relativ optimistische) Einschätzung der Verhaltenslogiken von Viel- oder Mehrheiten. Gegenüber den Massenbegriffen der Jahrhundertwende betont diese Massendebatte stärker die Selbststeuerung und das offene Beziehungsgeflecht zwischen Einzelnen, die sich als fortbestehende „Singularitäten” im Kontext einer (realen oder virtuellen) Menge bewegen. Der demokratische „Möglichkeitssinn” in Massenkonstellationen rückt dabei ebenso in den Fokus wie die Erfahrung von „Kontingenz” als Sinnbild der Gestaltungsoffenheit gegenwärtiger Gesellschaften.[43] Andererseits sind aber auch zahlreiche Übertragungen aus älteren Massenperzeptionen zu beobachten, etwa in der biologistischen Metaphorik, in den Annahmen über die spontane Herausbildung sozialer Bindungen in der Menge oder in der besonderen Aufmerksamkeit für Phänomene der Affektivität.[44]


Masse(n) in der Zeitgeschichte

In der Geschichtsschreibung und insbesondere in der Zeitgeschichte wurde die Masse bisher nur selten als historisch wandelbares Wahrnehmungs- und Deutungsphänomen mit eigener Geschichte untersucht. Sie gerät vor allem dort in den Fokus, wo sich die historischen Erscheinungen der Forschung in irgendeiner Form als „massenhaft” darstellen oder bereits zeitgenössisch solcherart beschrieben wurden. Dann wird die Masse jedoch zumeist als gegebener Gegenstand und nicht als spezifische Konstruktion verstanden (auch wenn dies nicht immer klar zu trennen ist). Ein konturiertes Feld der historiografischen Auseinandersetzung mit Massenphänomenen existiert ebenso wenig wie eine geschichtswissenschaftliche Diskussion um die verwendeten analytischen Massenkonzepte. Nachfolgend zeigen gleichwohl einige exemplarische Forschungsbereiche Problemlagen, Selbstbeschreibungen und Phänomene der Massengesellschaft seit dem 19. Jahrhundert auf und bieten Anregungen für die Weiterentwicklung der zeithistorischen Perspektive auf die Masse.

Masse und Macht

Nicht nur in der Deutung der Französischen Revolution, sondern auch in der geschichtswissenschaftlichen Analyse der Arbeiterbewegung und des sozialen Protests im 19. und 20. Jahrhundert hat die Figur der Masse eine Rolle gespielt, meist allerdings in eher metaphorischer Verwendung und nicht als elaboriertes Konzept. In diesem Zusammenhang wurde diskutiert, inwiefern das Agieren großer Menschenmengen nicht nur als Form des revolutionären Aufbegehrens und der gewaltsamen Überwindung von Ordnung, sondern auch als ordnungsstiftendes Moment moderner Vergemeinschaftung „von unten” gedeutet werden muss.[45] Bedeutung hat das Phänomen der Masse darüber hinaus in der Analyse totalitärer Massenpolitik und Herrschaftspraxis erlangt. Der mobilisierende Mythos des Massenhaften (auch der Massengewalt) war schon um 1900 von linken wie rechten Denkern entdeckt worden und wurde auch in der historiografischen Analyse herangezogen, insbesondere um die Faszinations- und Formationsmacht des Nationalsozialismus und des Faschismus zu erklären.[46] Die Mystik des in der Masse inszenierten Gemeinwillens sowie das innere Verhältnis von Masse und Nation rückten dabei ebenso in den Fokus wie die spezifische Modernität der geführten und geformten Masse. Neben massenpsychologischen Deutungen in der Nachfolge Le Bons haben für die geschichtswissenschaftliche Forschung hier insbesondere Elias Canettis anthropologische Skizzen der gewaltbasierten Massengesellschaft eine Rolle gespielt. Canettis Thesen zum Verhältnis von „Masse und Macht” resultierten aus seiner eigenen Erfahrung der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur. Sie haben auf der Ebene der gesellschaftstheoretischen Reflektion zwar eine gewisse Aufmerksamkeit gefunden, die zeithistorische Empirie bisher aber nicht explizit geformt.[47]

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts verlor zudem die erfahrungsgeschichtliche Prägekraft der „anwesenden Masse” an Relevanz, sodass sich auch Historiker/innen unter dieser Perspektive bisher der Zeit nach 1945 wenig gewidmet haben. Dies gilt insbesondere für die westeuropäische Historiografie. Eine gewisse Rolle spielt die Frage der Perzeption der Masse in der jüngeren Forschung zu Staatsgewalt, Protestbewegungen und Sicherheitspolitik, da sie in diesem Bereich auch einen wiederkehrenden Quellenbegriff darstellt. Doch wird dabei eine Systematisierung der historiografischen Erkenntnisse unter einem analytischen Konzept der Masse vermieden, vielmehr für die wissenschaftliche Beschreibung nach alternativen Termini wie etwa „die Vielen” (Alf Lüdtke) gesucht.[48] Die Masse sowohl in ihrer konkreten als auch in ihrer abstrakten, medialen Form als Objekt einer spezifischen Problemwahrnehmung wie auch als Element einer elaborierten Symbolpolitik zu verstehen, die nicht nur von autoritären Staaten angewandt wurde, sondern auch in demokratischen Kontexten Bedeutung besaß, bleibt somit noch eine offene Forschungsfrage. Hier bieten sich auch Anschlusspunkte für eine „neue Politikgeschichte” bzw. eine Kulturgeschichte des Politischen.

Masse und (Sozial-)Technik

Eine weitere Forschungsperspektive richtet sich auf die Rolle der Masse als Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion und sozialtechnischer Formierung. Die psychologischen und soziologischen Massentheorien des 19. Jahrhunderts sahen sich als Beiträge zur Sozialanalyse und Sozialprognose; sie spielten daher eine Rolle nicht nur für das engere Feld der Politik, sondern auch für den Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Bereich der Sozialfürsorge und Wohlfahrt. Insbesondere das Massenverbrechen wurde unter dieser Perspektive in den Blick genommen; biologistische Deutungen von Kriminalität verwoben sich dabei mit kulturkritischem Pessimismus und sozialtechnologischen Phantasien einer möglichen Gesundung des „Gesellschaftskörpers” von den vermeintlichen Masseninfektionen der Zeit.[49] Der in den modernen Gesellschaften an Bedeutung gewinnende Typus des Sozialexperten, für den auch einige der Massentheoretiker standen, fand zudem dort einen Wirkungskreis, wo es um eine massenhafte Steuerung von Prozessen der Reproduktion ging: So war Bevölkerungspolitik in ihrer Konzeption vielfach Massenpolitik. Der sozialwissenschaftliche Begriff der „Population” nahm in diesem Zusammenhang Elemente der Massenwahrnehmung auf, die bis heute in Theorien der Biopolitik und der Gouvernementalität weiterwirken.[50]

Die Frage der Formung von kollektivem wie individuellem Verhalten werfen auch die materiellen Techniken der Massengesellschaft auf. Die Forschung hat hier bisher vor allem die Industriegesellschaft mit ihren fordistischen Produktionsmechanismen und Strategien des Massenkonsums (vielfach im Kontext von „Amerikanisierung in den Blick genommen;[51] für die Wissens- und Informationsgesellschaft des 20. und 21. Jahrhundert wären andere Technologien einzubeziehen, insbesondere virtuelle Kommunikationsströme und Netzwerke.[52] Inwiefern diese informationellen Infrastrukturen tatsächlich, wie oft vorausgesetzt, massenhafte und zugleich egalitäre Verfügbarkeit besitzen oder inwiefern auch in der virtuellen Welt mittels der Technik formierte soziale Schichtungen und gruppenspezifische Verhaltensweisen eine Rolle spielen, bleibt zeithistorisch noch zu untersuchen. Dies gilt auch für die Frage nach der zentralen Steuerung solcher auf Dezentralität ausgelegten Technologien.

Massenkultur und Massenmedien

In der zeithistorischen Forschung dominieren gegenwärtig insgesamt die in einem engeren Sinne kulturgeschichtlichen Perspektiven auf Massenphänomene. Zunächst sind hier die Analysen der bildungsbürgerlichen Kritik an der Massengesellschaft und des seit 1900 geführten Abwehrkampfes gegen die (meist: „amerikanische”) Massenkultur zu erwähnen, welche die These eines deutschen „Sonderwegs” für den Bereich der Kultur aufgriffen und schließlich in die Diskussion um „Westernisierung” und soziokulturelle „Liberalisierung” seit den 1960er-Jahren mündeten.[53] Hinzu kommen Forschungen zu Einzelbereichen wie Film, Werbung, Funk, Jugendkultur, Konsum und Freizeit, die hier nicht dokumentiert werden können und ob ihrer Diversität bisher auch keinen gemeinsamen Forschungszusammenhang im Hinblick auf die Analyse einer Kultur moderner Massengesellschaften bilden.[54]

Stärker systematisiert und mit Bezug auf massentheoretische Aspekte konzeptionell reflektiert wurden hingegen neuere Debatten zur Medien- und Kommunikationsgeschichte des 20. Jahrhunderts, die etwa eine „massenmediale Sattelzeit” (Habbo Knoch/Daniel Morat) zwischen 1880 und 1960 postulieren.[55] Darüber hinaus erweisen sich auch Forschungen zu kulturellen Masseninszenierungen und Massenfesten als anregend für eine reflektierte kulturgeschichtliche Perspektive auf die Masse in der Zeitgeschichte. Insbesondere Osteuropahistoriker/innen haben hier in den vergangenen Jahren Studien vorgelegt, welche den kulturpolitischen Umgang mit dem Faktor Masse nicht mehr als vermeintlich universelles Instrument der Manipulation verstehen, sondern als vielschichtigen Ausdruck systemspezifischer Herrschaftspraktiken, ökonomischer Bedingungen, gesellschaftlicher Erfahrungen und national unterschiedlicher Deutungsweisen analysieren.[56]

Die Kultur der Massen wird in solchen historiografischen Forschungen als soziales und politisches Konstrukt erkennbar gemacht. Gleichwohl wird das analytische Verfahren selten geöffnet für historisch-anthropologische, diskursanalytische oder wissenssoziologische Methoden. Begriffshistorische Kontextualisierungen und die Berücksichtigung national unterschiedlicher Semantiken und Institutionen des Massenhaften werden allenfalls angedeutet. Hier kann die Zeitgeschichte von der Einbeziehung neuerer literaturhistorischer und kulturwissenschaftlicher Forschungen profitieren, die (wenn auch häufig ohne historische Tiefenbohrung) den Wandel von Massenkonzepten untersuchen und diese Perspektive auch für das Ende des 20. und den Beginn des 21. Jahrhunderts fortführen.[57] In der Historiografie ist eine solche eigenständige Perspektivierung der Bedeutung von Massenperzeptionen im kulturellen Feld, die sich nicht auf eine Geschichte der Kulturkritik und elitären Massenverachtung beschränkt, erst noch zu konturieren.[58]

Insbesondere im Bereich der Kultur war die „Masse” eng verbunden mit dem „Populären”. Diese Dualität war zunächst verknüpft mit der Dichotomie von Abwertung („Massenkultur” als Form der Entfremdung) und Aufwertung („Populärkultur” als Ausdruck der Selbstbestimmung), bevor das Populäre das Massenhafte zunehmend als Deutungskategorie ersetzte. Dies brachte einen Rückgang der Kritik an der kulturellen Manipulation ungebildeter Unterschichten mit sich, die von der Wahrnehmung der Aktivität breiterer Gruppierungen bzw. „Bewegungen”, der Annahme eines „Eigensinns” dieser Gruppen sowie von der Akzeptanz eines größeren Publikums im Feld der Kultur abgelöst wurde. In der Folge wurde das Populäre als „Pop” nicht nur immer mehr zum Signum des Mainstream, sondern zunehmend ästhetisiert und von seiner Funktion als Ausdruck politischer oder sozialer Entwicklungen gelöst. Damit einher gingen schließlich Theoretisierung und Akademisierung, die inzwischen auch die Zeitgeschichte erreicht haben. Die historische Bedeutung, welche die Zurückdrängung des Begriffs der Masse bzw. der Massenkultur zugunsten des Konzepts des Populären für die Produktion und Rezeption der entsprechenden Kulturformen und für ihre gesellschaftliche Wirkmacht hatte, ist bisher aber kaum untersucht worden. Auch steht eine historiografisch entwickelte Definition der verschiedenen Begriffe bzw. eine Analyse des mit ihnen zeitgenössisch jeweils Beschreibbaren aus. Das gegenwärtig entstehende Feld der „Pop History” stellt sich diesen Fragen nach Begriffen, Inhalten und Zäsuren einer Geschichte von Massen- und Populärkultur verstärkt, ist aber bisher eher medien- als geschichtswissenschaftlich geprägt. [59]

Madagaskar, Dance Flashmob in Baku 2011, Urheber: Ekolok, Quelle: [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Madagascar_Flashmob_1.jpg?uselang=de Wikimedia Commons] ([https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de CC BY-SA 3.0]).
Madagaskar, Dance Flashmob in Baku 2011, Urheber: Ekolok, Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0).


Forschungsperspektiven: Problemgeschichten der Massengesellschaft

Eine analytische Produktivität des Konzepts der Masse ist für die Historiografie vor allem durch die Einbeziehung wissenssoziologischer und sozialkonstruktivistischer Überlegungen zu seiner Entstehung und Verwendung in sich verändernden historischen Kontexten zu erwarten. Empirische Erkenntnisse über (national) unterschiedliche Massensemantiken und entsprechende Dispositive in Europa stellen Forschungsdesiderate dar, denen sich die Geschichtswissenschaft widmen sollte. Nationale Varianten der Begriffsverwendung von crowd/foule/massa/Masse und international verschränkte zeitgenössische Rezeptionsprozesse wären dann mit den von der Historiografie verwendeten analytischen Kategorien kritisch zu verbinden, die Massentheorie der Zeitgenossen also mit der Massentheorie der Zeitgeschichte in Beziehung zu setzen. Dies bedeutet auch, die Masse aus dem engen Feld der Kulturkritik zu lösen und sie nicht mehr allein anhand der selbstreferenziellen Codes intellektueller Eliten und ihrer Theorieentwürfe aufzusuchen. Vielmehr gilt es, nach den historisch besonders wirkmächtigen Dimensionen des Massenhaften zu fragen, anhand der Kategorie der Masse also problemgeschichtliche Perspektiven zu entwickeln. Dies betrifft insbesondere ihre Verknüpfung mit der Konstruktion von Subjektivität, Sozialität und Modernität.

Masse und Subjektivität

Die bereits im 19. Jahrhundert diagnostizierte Spannung zwischen dem Ideal des autonomen Individuums und der kollektivierenden Massenerfahrung ist auch für die Zeitgeschichtsschreibung relevant. Angesichts gegenwärtiger Diskussionen um Handlungsspielräume und agency, um die reflexive Moderne und um Subjektivierung durch soziale Interaktion wird auch die Frage, wie sich im 20. Jahrhundert das Individuelle im Verbund mit dem Kollektiven rekonstituierte bzw. wie sich dieses Wechselverhältnis historiografisch beschreiben lässt, aufgeworfen.[60] So erscheint es beispielsweise notwendig, den Einfluss von sich wandelnden Massenkonstellationen auf die Wiederermächtigung des Individuums, den die neueren Sozial- und Kulturtheorien betonen, auch in der zeithistorischen Forschung stärker zu berücksichtigen. Der ältere sozialwissenschaftliche Befund der „Individualisierung” in der Massengesellschaft der derzeit in der geschichtswissenschaftlichen Erforschung des späten 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen wird, wäre dabei zu ergänzen um Aspekte der Reorganisation von Subjektivität aus der Kommunikation und dem vernetzten Handeln verstreuter Massen.[61] Ansätze der praxeologischen Forschung zu einer Theorie des „dezentrierten Subjekts” bieten hier in der Zeitgeschichte noch ungenutzte Anschlussmöglichkeiten.[62]

Masse und Sozialität

Wie das Schicksal des Individuums so war mit der Masse auch immer die Frage der Vergemeinschaftung in der Moderne verknüpft.[63] Zeithistorisch wurde dieser Aspekt lange Zeit vor allem anhand politischer Massenorganisation und elitärer Massenbeherrschung diskutiert, den theoretischen Ausgangspunkt dafür bildeten die Annahmen der älteren Massenpsychologie zu Irrationalität und Außengeleitetsein von Massenhandeln. Inwiefern aus Massenerfahrungen auch Mechanismen der kollektiven Selbststeuerung sowie soziale Strukturen auf horizontaler Ebene entstehen können, ist hingegen bisher geschichtswissenschaftlich kaum untersucht worden. Gerade dieser Aspekt aber hat in der erwähnten sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskussion der letzten Jahre im Vordergrund gestanden. In einer interaktionistischen Perspektive auf Massenphänomene wurde – auch unter den abgewandelten Massenbegriffen von Schwärmen oder multitudes – gefragt, welche Rationalitäten und Beziehungsgeflechte innerhalb von Massen wirksam sind und welche Bedeutung diese für Prozesse der Konstitution von Gesellschaften und für die Ausbildung von Sozialität gewinnen können (zumal, wenn Klassen- und Schichtenbegriffe an Plausibilität eingebüßt haben). Für die Zeitgeschichte läge entsprechend die Herausforderung darin, massenhafte Handlungsweisen (etwa Kommunikationsbeziehungen, Organisationshandeln oder statistisch erfasste Verhaltensweisen) sowohl in ihrer individuellen Beschaffenheit als auch in ihrer strukturellen Bedingtheit zu verstehen, d.h. die Wechselwirkung zwischen atomisierten Massenerfahrungen und umgebenden Sozialstrukturen zu berücksichtigen.

Masse und Modernität

Masse und Modernität spielten als Kategorien stets ineinander, dies gilt auch noch für die sogenannte Postmoderne.[64] Denkt man die jeweilige Praxis von Massenpolitik und Massenhandeln mit, so öffnen sich über den Massendiskurs Perspektiven auf die Konstitution von Gesellschaften, die sich als modern begriffen, diese Modernität aber jeweils unterschiedlich konzipierten.[65] Allerdings benötigte der zeithistorische Blick dafür eine Sensibilität für die longue durée und für gesellschaftliche Erfahrungsschichten, die vom 19. bis ins frühe 21. Jahrhundert reichen. In diesem Zusammenspiel ließe sich das Konzept der Masse als eine Grundkategorie synchron wie diachron vergleichender und transfergeschichtlicher Geschichtsschreibung verwenden. Eine solche komparative Fokussierung der Massenproblematik würde dazu beitragen, insbesondere mit dem Blick auf die gegenwärtig stark diskutierte Geschichte von Ordnungsdenken und social engineering, europäische Modernität als Resultat von national unterschiedlichen Theorien und Experimenten von Gesellschaft zu erschließen.[66]


Empfohlene Literatur zum Thema

Michael Gamper, Masse lesen, Masse schreiben. Eine Diskurs- und Imaginationsgeschichte der Menschenmenge 1765-1930, Wilhelm Fink Verlag, München 2007, ISBN 9783770544363.

Timm Genett, Angst, Hass und Faszination. Die Masse als intellektuelles Problem und die Beharrlichkeit des Projizierten, in: Neue Politische Literatur. Bd. 44, Nr. 2, 1999, ISSN 0028-3320, S. 193-240.

Lucas Marco Gisi, Eva Horn (Hrsg.), Schwärme – Kollektive ohne Zentrum. Eine Wissensgeschichte zwischen Leben und Information, Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 9783837611335.

Reinhart Koselleck, Fritz Gschnitzer, Karl Ferdinand Werner, Bernd Schönemann, Volk, Nation, Nationalismus, Masse, in: Reinhart Koselleck, Werner Conze, Otto Brunner (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Bd. 7, Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 9783129039120, S. 141-431.

Michael Makropoulos, Modernität und Massenkultur, in: Andreas Reckwitz, Thorsten Bonacker (Hrsg.), Kulturen der Moderne. Soziologische Perspektiven der Gegenwart. Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2007, ISBN 9783593383545, S. 219-250.

Stefanie Middendorf, Massenkultur. Zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Modernität in Frankreich 1880-1980, Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 9783835305427.

Zitation
Stefanie Middendorf, „Masse“, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 5.11.2013, URL: http://docupedia.de/zg/Masse

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Anmerkungen

    1. Ich danke Ulrike Schulz und Diana Hillebrand für ihre Anmerkungen zu einer ersten Version dieses Textes. Michael Gamper/Peter Schnyder (Hrsg.), Kollektive Gespenster. Die Masse, der Zeitgeist und andere unfaßbare Körper, Freiburg i.B. 2006; Norbert Krenzlin (Hrsg.), Zwischen Angstmetapher und Terminus. Theorien der Massenkultur seit Nietzsche, Berlin 1992.
    2. Hierzu Michael Gamper, Masse lesen, Masse schreiben. Eine Diskurs- und Imaginationsgeschichte der Menschenmenge, 1765-1930, München 2007; Stefanie Middendorf, Massenkultur. Zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Modernität in Frankreich 1880-1980, Göttingen 2009.
    3. Vgl. etwa Richard Thomson, The Troubled Republic. Visual Culture and Social Debate in France 1889-1900, New Haven/London 2004, bes. Kap. 2; Heide Schlüpmann, Ungeheure Einbildungskraft. Die dunkle Moralität des Kinos, Frankfurt a.M. 2007; Wulf Wülfing, Metropolis und Eisenbahn. Zu Massen-Diskursen im 19. Jahrhundert, in: Andrea Jäger/Gerd Antos/Malcom H. Dunn (Hrsg.), Masse Mensch. Das „Wir“ – sprachlich behauptet, ästhetisch inszeniert, Halle 2006, S. 271-281; Markus Bernauer, Die Ästhetik der Masse, Basel 1990; John Plotz, The Crowd. British Literature and Public Politics, Berkeley 2000; Regine Zeller, „Einer von Millionen Gleichen“. Masse und Individuum im Zeitroman der Weimarer Republik, Heidelberg 2011; Inge Münz-Koenen/Wolfgang Schaeffner (Hrsg.), Masse und Medium. Verschiebungen in der Ordnung des Wissens und der Ort der Literatur 1800/2000, Berlin 2002.
    4. Vgl. Wolfgang Eßbach, Elemente ideologischer Mengenlehren: Rasse, Klasse, Masse, in: Justin Stagl/Wolfgang Reinhard (Hrsg.), Grenzen des Menschseins. Probleme einer Definition des Menschlichen, Wien u.a.2005, S. 727-755; Reinhart Koselleck/Fritz Gschnitzer/Karl Ferdinand Werner/Bernd Schönemann, Volk, Nation, Nationalismus, Masse, in: Otto Brunner/Werner Conze/ders. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 7, Stuttgart 1992, S. 141-431; Gunther Mai, Europa 1918-1939. Mentalitäten, Lebensweisen, Politik zwischen den Weltkriegen, Stuttgart 2001, S. 30-40.
    5. Diese Linien verfolgen Patrick Brantlinger, Bread & Circuses. Theories of Mass Culture as Social Decay, Ithaca/London 1983, S. 53-81; John S. McClelland, The Crowd and the Mob. From Plato to Canetti, London u.a. 1989.
    6. Zu den diversen gesellschaftlichen Veränderungen etwa Jean-Pierre Rioux/Jean-François Sirinelli, Le temps des masses. Le vingtième siècle (= Histoire culturelle de la France, 4), Paris 1998.
    7. Hierzu u.a. Thorsten Bonacker/Andreas Reckwitz (Hrsg.), Kulturen der Moderne. Soziologische Perspektiven der Gegenwart, Frankfurt a.M./New York 2007; Markus Holzinger, Kontingenz in der Gegenwartsgesellschaft. Dimensionen eines Leitbegriffs moderner Sozialtheorie, Bielefeld 2007; Wolfgang Knöbl, Die Kontingenz der Moderne. Wege in Europa, Asien und Amerika, Frankfurt a.M. 2007.
    8. Eine – konzeptuell allerdings unbefriedigende – Ausnahme bilden Ulrich Lappenküper/Joachim Scholtyseck/Christoph Studt (Hrsg.), Masse und Macht im 19. und 20. Jahrhundert. Studien zu Schlüsselbegriffen unserer Zeit, München 2003.
    9. Als geistesgeschichtliche Überblicksdarstellungen für das 19. und 20. Jahrhundert vgl. Timm Genett, Angst, Hass und Faszination. Die Masse als intellektuelles Problem und die Beharrlichkeit des Projizierten, in: NPL 44 (1999), Nr. 2, S. 193-240; Stephan Günzel, Der Begriff der „Masse“ in Philosophie und Kulturtheorie, in: Dialektik. Zeitschrift für Kulturphilosophie 2 (2004), S. 117-135, 1 (2005), S. 123-140 , 2 (2005), S. 113-130.
    10. G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts [1821], Hamburg 1995, S. 244f. Hierzu auch Sidonia Blättler, Der Pöbel, die Frauen etc. Die Massen in der politischen Philosophie des 19. Jahrhunderts, Berlin 1995.
    11. Vgl. Helmut König, Zivilisation und Leidenschaften. Die Masse im bürgerlichen Zeitalter, Reinbek b. Hamburg 1992, S. 127ff.
    12. Hierzu Eßbach, Elemente, S. 746-748; Dieter Hertz-Eichenrode, „Massenpsychologie“ bei den Junghegelianern, in: International Review of Social History 7 (1962), Nr. 2, S. 231-259.
    13. Alexis de Tocqueville, De la démocratie en Amérique, Bd. 2, Paris 141864, S. 207. Hierzu und zum Folgenden König, Zivilisation, S. 133.
    14. Vgl. insbesondere seine wirkmächtige Studie Les origines de la France contemporaine, 6 Bde., Paris 1874-1893.
    15. Hierzu Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Frankfurt a.M. 1955; Matthias Meier, Phänomene der Massengesellschaft nach Hannah Arendt; Frankfurt a.M. 2002; Emil Lederer, The State of the Masses. The Threat of the Classless Society, New York 1940.
    16. Vgl. Gamper, Masse lesen, S. 434f. und 442-446; Thomas Brandstetter (Hrsg.), Zeichen der Kraft. Wissensformationen 1800-1900, Berlin 2008; Max Jammer, Der Begriff der Masse in der Physik, Darmstadt 1964.
    17. Vgl. Gamper, Masse lesen, S. 308-323; Jürgen Link, Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird, Opladen u.a. 1998.
    18. Hierzu auch Theodore M. Porter, Trust in Numbers. The Pursuit of Objectivity in Science and Public Life, Princeton 1995; Stephen Stigler, Statistics on the Table. The History of Statistical Concepts and Methods, Cambridge u.a. 1999; Ian Hacking, The Taming of Chance, Cambridge 1990; Heinrich Hartmann, Der Volkskörper bei der Musterung. Militärstatistik und Demographie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, Göttingen 2011; Daniela Döring, Zeugende Zahlen. Mittelmaß und Durchschnittstypen in Proportion, Statistik und Konfektion, Berlin 2011.
    19. Vgl. Jan Goldstein, „Moral Contagion“. A Professional Ideology of Medicine and Psychiatry in Eighteenth- and Nineteenth-Century France, in: Gerald L. Gison (Hrsg.), Professions and the French State, 1700-1900, Philadelphia 1984, S. 181-222; Lutz Raphael, Vom Sozialphilosophen zum Sozialingenieur? Die Position der anwendungsorientierten Sozialwissenschaften in der französischen Wissenschaftskultur der Jahrhundertwende, in: Gangolf Hübinger/Rüdiger vom Bruch/Friedrich-Wilhelm Graf (Hrsg.), Kultur und Kulturwissenschaften um 1900, Bd. II, Stuttgart 1997, S. 296-317.
    20. Gustave Le Bon, Psychologie des foules, Paris 1895. Hierzu u.a. Robert A. Nye, The Origins of Crowd Psychology. Gustave Le Bon and the Crisis of Mass Democracy in the Third Republic, London 1975; Susanna Barrows, Distorting Mirrors. Visions of the Crowd in Late Nineteenth Century France, New Haven u.a. 1971; Jaap van Ginneken, Crowds, Psychology and Politics, 1871-1899, Cambridge 1992.
    21. Hierzu insbes. Scipio Sighele, Psychologie des Auflaufs und der Massenverbrechen [1891], Dresden/Leipzig 1897; Gabriel Tarde, Les crimes des foules, in: Archives de l’anthropologie criminelle et des sciences pénales 7 (1892), S. 353-386.
    22. Gabriel Tarde, Le public et la foule, in: La Revue de Paris, 15. Juli 1898, S. 287-306, 1. August 1898, S. 615-635.
    23. Vgl. Laurent Mucchielli, Tardomania? Réflexions sur les usages contemporains de Tarde, in: Revue d’histoire des sciences humaines 3 (2000): Gabriel Tarde et la criminologie au tournant du siècle, S. 161-184; Klaus Gilgenmann, Gabriel Tarde oder die Erfindung und Nachahmung eines Klassikers, http:///www.home.uni-osnabrueck.de/kgilgen/archiv/kg-2010-TardeRezension.pdf; sowie Christian Borch/Urs Stäheli (Hrsg.), Soziologie der Nachahmung und des Begehrens, Frankfurt a.M. 2009.
    24. Urs Stäheli, Emergenz und Kontrolle in der Massenpsychologie, in: Eva Horn/Lucas Marco Gisi (Hrsg.), Schwärme – Kollektive ohne Zentrum. Eine Wissensgeschichte zwischen Leben und Information, Bielefeld 2009, S. 85-99, hier S. 87; ders., Protokybernetische Figuren in der Massenpsychologie, in: Michael Hagner/Erich Hörl (Hrsg.), Transformationen des Humanen. Beiträge zur Kulturgeschichte der Kybernetik, Frankfurt a.M. 2008, S. 299-325.
    25. Hierzu in jüngerer Zeit noch einmal Michael Günther, Masse und Charisma. Soziale Ursachen des politischen und religiösen Fanatismus, Frankfurt a.M. 2005.
    26. Vgl. etwa Olivier Bosc, Gustave Le Bon, un mythe du XXe siècle?, in: Mil neuf cent. Revue d’histoire intellectuelle 28 (2010), Nr. 1, S. 101-120.
    27. Vgl. Sigmund Freud, Massenpsychologie und Ich-Analyse, Leipzig 1921.
    28. Hierzu Helmuth Berking, Masse und Geist. Studien zur Soziologie in der Weimarer Republik, Berlin 1984; Joseph Vogl, Über soziale Fassungslosigkeit, in: Gamper/Schnyder, Gespenster, S. 171-189.
    29. Robert Michels, Begriff und Aufgabe der „Masse“ (1902), in: ders., Soziale Bewegungen zwischen Dynamik und Erstarrung. Essays zur Arbeiter-, Frauen- und nationalen Bewegung, hrsg. von Timm Genett, Berlin 2008, S. 88-93, hier S. 88.
    30. Georg Bollenbeck, Bildung und Kultur. Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmuster, Frankfurt a.M. u.a. 1994, S. 225-288.
    31. Werner Sombart, Der proletarische Sozialismus, Jena 1924, S. 99f.; Renate Reschke, „Pöbel-Mischmasch“ oder vom notwendigen Niedergang aller Kultur. Friedrich Nietzsches Ansätze zu einer Kulturkritik der Masse, in: Krenzlin, Angstmetapher, S. 14-42.
    32. Christian Borch/Urs Stäheli, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Soziologie, S. 24-30, hier S. 29.
    33. Georg Simmel, Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung [1908], in: ders., Gesamtausgabe 11, hrsg. v. Otthein Rammstedt, Frankfurt a.M. 1992, S. 205. Hierzu und zum Folgenden auch Christian Borch, Between Destructiveness and Vitalism. Simmel’s Sociology of Crowds, in: Conserveries mémorielles 8 (2010), online unter http://cm.revues.org/744#text.
    34. Gerhard Colm, Die Masse. Ein Beitrag zur Systematik der Gruppen, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 52 (1924), S. 680-694, hier S. 681; Theodor Geiger, Die Masse und ihre Aktion. Ein Beitrag zur Soziologie der Revolutionen [1926], Nachdruck Stuttgart 1967; Wilhelm Vleugels, Die Masse. Ein Beitrag zur Lehre von den sozialen Gebilden, München u.a. 1930.
    35. Vgl. Siegfried Kracauer, Das Ornament der Masse, in: Frankfurter Zeitung, 9. und 10. Juni 1927; Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit [autorisierte dt. Fassung v. 1939], in: ders., Drei Studien zur Kunstsoziologie, Frankfurt a.M. 1963, S. 7-63.
    36. Hierzu Christian Borch, The Politics of Crowds. An Alternative History of Sociology, Cambridge/New York 2012; Paul Nolte, Die Ordnung der deutschen Gesellschaft. Selbstentwurf und Selbstbeschreibung im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 107-127 und 273-318; Stefanie Middendorf, Massenwissenschaften in Frankreich und Deutschland um 1900. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven, in: Gangolf Hübinger (Hrsg.), Europäische Wissenschaftskulturen und politische Ordnungen in der Moderne, 1890-1970 (Schriften des Historischen Kollegs, Bd. 87), München 2013, S. 51-78 (i.E.).
    37. Vgl. José Ortega y Gasset, Der Aufstand der Massen [Orig. 1929], Hamburg 1956; Max Horkheimer/Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente [1944], Frankfurt a.M. 1981 (= Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 3), S. 141-191 und 299-335 sowie exemplarisch für die Rezeption dieser Thesen die Diskussionen u.a. mit Adorno in Fritz Neumark (Hrsg.), Individuum und Organisation, Darmstadt 1954. In dieser Tradition auch Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1: Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution, München 1956.
    38. Wichtig u.a. Umberto Eco, Apocalittici e Integrati. Communicazioni di massa e teorie della cultura di masse, Mailand 1964; Edgar Morin, L’esprit du temps. Essai sur la culture de masse, Paris 1962; David Riesman/Reuel Denney/Nathan Glazer, The Lonely Crowd. A Study of the Changing American Character, New Haven 1950; Marshall McLuhan: Understanding Media. The Extensions of Man, New York 1964. Hierzu Nicolas Labarre, Du Kitsch au Camp. Théories de la culture de masse aux États-Unis, 1944-1964, Rennes 2007; Brian Rigby, Popular Culture in Modern France. A Study of Cultural Discourse, London 1991.
    39. Vgl. Manfred Franke, Der Begriff der Masse in der Sozialwissenschaft. Darstellung eines Phänomens und seiner Bedeutung in der Kulturkritik des 20. Jahrhunderts, Univ. Diss. Mainz 1985; Christian Borch, The Exclusion of the Crowd. The Destiny of a Sociological Figure of the Irrational, in: European Journal of Social Theory 9 (2006), Nr. 1, S. 83-102.
    40. Vgl. u.a. Raymond Williams, Culture and Society, 1780-1950, London 1958; Geneviève Poujol/Raymond Labourie (Hrsg.), Les cultures populaires. Permanence et émergences des cultures minoritaries locales, ethniques, sociales et religieuses, Toulouse 1979; Françoise Gaillard, La culture populaire à l’âge du loisir de masse, in: Australian Journal of French Studies 35 (1998), Nr. 1, S. 5-19; kritisch dazu Pierre Bourdieu, Vous avez dit “populaire”?, in: Actes de la recherche en sciences sociales, 1983, Nr. 46, S. 98-105. Vgl. unten auch die Ausführungen zu Massenkultur und Populärkultur.
    41. Vgl. u.a. Serge Moscovici, L’âge des foules. Un traité historique de psychologie des masses, Paris 1981; Helge Pross/Eugen Buß (Hrsg.), Soziologie der Masse, Heidelberg 1984; Angelika Schade, Vorstudien für eine neue Soziologie der Masse, Frankfurt a.M. u.a. 1993.
    42. Hierzu Eva Horn/Lucas Marco Gisi (Hrsg.), Schwärme – Kollektive ohne Zentrum, Bielefeld 2009; Manuel Castells, The Information Age. Economy, Society, and Culture, Bd. 3: The Rise of the Network Society, Oxford u.a. 1996; Howard Rheingold, Smart Mobs. The Next Social Revolution, Cambridge 2003; Albert-László Barabási, Linked. The New Science of Networks, Cambridge 2002; Steven Johnson, Emergence. The Connected Lives of Ants, Brains, Cities, and Software, New York 2001; Eric Bonabeau/Marco Dorigo/Guy Theraulaz, Swarm Intelligence. From Natural to Artificial Systems, New York u.a. 1999; Michael Hardt/Antonio Negri, Multitude. War and Democracy in the Age of Empire, New York 2004.
    43. Vgl. etwa Michael Makropoulos, Theorie der Massenkultur, München 2008; ders., Modernität als Kontingenzkultur. Konturen eines Konzepts, in: Gerhard von Graevenitz/Odo Marquard (Hrsg.), Kontingenz, München 1998, S. 55-79; Hannelore Bublitz, In der Zerstreuung organisiert. Paradoxien und Phantasmen der Massenkultur, Bielefeld 2005; Eric Macé, Sociologie de la culture de masse. Avatars du social et vertigo de la méthode, in: Cahiers internationaux de sociologie 112 (2002), S. 45-62.
    44. Vgl. Anne von der Heiden/Joseph Vogl (Hrsg.), Politische Zoologie, Berlin u.a. 2007; Kevin Kelly, Out of Control. The Rise of Neo-Biological Civilization, Reading u.a. 1994; Andrew Adamatzky, Dynamics of Crowd-Minds. Patterns of Irrationality in Emotions, Beliefs, and Actions, London 2005.
    45. Vgl. Robert J. Holton, The Crowd in History: Some Problems of Theory and Method, in: Social History 3 (1978), Nr. 2, S. 218-233, hier bes. S. 225ff. Hierzu auch Georges Rudé, The Face of the Crowd. Studies in Revolution, Ideology, and Popular Protest, New York u.a. 1988; Eric Hobsbawm, Primitive Rebels. Studies in Archaic Forms of Social Movement in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Manchester 1959; Edward P. Thompson, The Moral Economy of the English Crowd in the Eighteenth Century, in: Past and Present 50 (1971), S. 76-136. Aus der neueren Forschung Jessica Wardhaugh, In Pursuit of the People. Political Culture in France, 1934-39, Basingstoke u.a. 2009.
    46. Vgl. u.a. George L. Mosse, Die Nationalisierung der Massen. Politische Symbolik und Massenbewegungen in Deutschland von den Napoleonischen Kriegen bis zum Dritten Reich, Berlin 1976, bes. S. 10-32; Emilio Gentile, The Struggle for Modernity. Nationalism, Futurism, and Fascism, Westport 2003, bes. S. 77-88; Sven Reichardt, Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, 2., durchges. und erg. Aufl. Köln 2009; Franz Dröge/Michael Müller (Hrsg.), Die Macht der Schönheit. Avantgarde und Faschismus oder die Geburt der Massenkultur, Hamburg 1995. Zur Mythologie der Massengewalt auch Hans Barth, Masse und Mythos. Die ideologische Krise an der Wende zum 20. Jahrhundert und die Theorie der Gewalt, Hamburg 1959; Willy Gianinazzi, Naissance du mythe moderne. Georges Sorel et la crise de la pensée savante, Paris 2006.
    47. Elias Canetti, Masse und Macht, München 1960. Hierzu auch Petra Kuhnau, Masse und Macht in der Geschichte. Zur Konzeption anthropologischer Konstanten in Elias Canettis Werk Masse und Macht, Würzburg 1996; Daniel Morat, Zur Tiernatur des Menschen. Elias Canetti: Masse und Macht (1960), in: Uffa Jensen u.a. (Hrsg.), Gewalt und Gesellschaft. Klassiker modernen Denkens neu gelesen, Göttingen 2011, S. 257-265.
    48. Hierzu die Beiträge in Alf Lüdtke/Herbert Reinke/Michael Sturm (Hrsg.), Polizei, Gewalt und Staat im 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2011; ders./Michael Wildt (Hrsg.), Staats-Gewalt. Ausnahmezustand und Sicherheitsregimes. Historische Perspektiven, Göttingen 2008.
    49. Hierzu Peter Becker/Richard Wetzell (Hrsg.), Criminals and their Scientists. The History of Criminology in International Perspective, New York u.a. 2006; Cha Kyung-Ho, Humanmimikry. Poetik der Evolution, München 2010, hier bes. S. 239f.; Hannelore Bublitz/Christine Hanke/Andrea Seier, Der Gesellschaftskörper. Zur Neuordnung von Kultur und Geschlecht um 1900, Frankfurt a.M. u.a. 2000.
    50. Vgl. Urs Stäheli, Der Aufstand der Populationen, in: Susanne Lüdemann/Uwe Hebekus (Hrsg.), Massenfassungen. Beiträge zur Diskurs- und Mediengeschichte der Menschenmenge, München 2010, S. 43-64.
    51. Hierzu etwa Volker Berghahn, Industriegesellschaft und Kulturtransfer. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen im 20. Jahrhundert, Göttingen 2010; Adelheid von Saldern/Rüdiger Hachtmann, Das fordistische Jahrhundert: Eine Einleitung, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 6 (2009), H. 2, online unter http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Editorial-2-2009; Joachim Bischoff/Richard Detje, Massengesellschaft und Individualisierung. Krise des „Fordismus“ und die Strategie der Linken, Hamburg 1989.
    52. Hierzu auch Jürgen Danyel, Zeitgeschichte der Informationsgesellschaft, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 9 (2012), H. 2, online unter http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Danyel-2-2012.
    53. Vgl. insbes. die diversen Arbeiten von Kaspar Maase, neuerdings: Die Kinder der Massenkultur. Kontroversen um Schmutz und Schund seit dem Kaiserreich, Frankfurt/New York 2012; sowie Georg Bollenbeck, Tradition, Avantgarde, Reaktion. Deutsche Kontroversen um die kulturelle Moderne, 1880-1945, Frankfurt a.M. 1999. Zu den Konzepten vgl. Ulrich Herbert, Liberalisierung als Lernprozess, in: ders. (Hrsg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland, Göttingen 2002, S. 7-49; Anselm Doering-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen 1999.
    54. Hierzu aber die Beiträge in Jean-Yves Mollier/Jean-François Sirinelli/François Valloton (Hrsg.), Culture de masse et culture médiatique en Europe et dans les Amériques, 1860-1940, Paris 2006. Einen neueren Vorschlag für eine gemeinsame Methodik der Zeitgeschichte in diesem Feld machen Klaus Nathaus/C. Clayton Childress, The Production of Culture Perspective in Historical Research: Integrating the Production, Meaning and Reception of Symbolic Objects, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 10 (2013), H. 1, online unter http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Nathaus-Childress-1-2013.
    55. Habbo Knoch/Daniel Morat, Medienwandel und Gesellschaftsbilder 1880-1960. Zur historischen Kommunikologie in der massenmedialen Sattelzeit, in: dies. (Hrsg.), Kommunikation als Beobachtung. Medienwandel und Gesellschaftsbilder 1880-1960, München 2003, S. 9-33. Hierzu auch Ute Daniel/Axel Schildt (Hrsg.), Massenmedien im Europa des 20. Jahrhunderts, Köln u.a. 2010; Frank Bösch/Manuel Borutta (Hrsg.), Die Massen bewegen. Medien und Emotionen in der Moderne, Frankfurt a.M. 2006.
    56. Vgl. etwa Malte Rolf, Das sowjetische Massenfest, Hamburg 2006, hier bes. S. 298-322; Katharina Kucher, Der Gorki-Parkt. Freizeitkultur im Stalinismus 1928-1941, Köln 2007.
    57. Hierzu u.a. Lüdemann/Hebekus, Massenfassungen; Christina Bartz, MassenMedium Fernsehen. Die Semantik der Masse in der Medienbeschreibung, Bielefeld 2007; Martina Munk, Ungeheuerliche Massen. Tierbilder für das Phänomen des Massenhaften in der Literatur des 20. Jahrhunderts, Köln 2011.
    58. Zu kulturkritischen Deutungen vgl. Georg Bollenbeck, Eine Geschichte der Kulturkritik. Von Rousseau bis Günther Anders, München 2007; John Carey, Hass auf die Massen. Intellektuelle 1880-1939, Göttingen 1996; Jerzy Jedlicki, Die entartete Welt. Die Kritiker der Moderne, ihre Ängste und Urteile, Frankfurt a.M. 2007.
    59. Hierzu Thomas Hecken, Pop. Geschichte eines Konzepts 1955-2009, Bielefeld 2009; Christoph Jacke/Jens Ruchartz/Martin Zierold (Hrsg.), Pop, Populäres und Theorien. Forschungsansätze und Perspektiven zu einem prekären Verhältnis in der Medienkulturgesellschaft, Münster 2011; Marcus S. Kleiner /Michael Rappe (Hrsg.), Methoden der Populärkulturforschung. Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele, Münster 2012.
    60. Hierzu Stefan Deines/Stephan Jaeger/Ansgar Nünning, Historisierte Subjekte – subjektivierte Historie. Zur Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit von Geschichte, Berlin/New York 2003; Andreas Wirsching, Konsum statt Arbeit? Zum Wandel von Individualität in der modernen Massengesellschaft, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 57 (2009), H. 2, S. 171-199; Moritz Föllmer, Individuality and Modernity in Berlin. Self and Society from Weimar to the Wall, Cambridge 2013.
    61. Vgl. Lutz Raphael/Anselm Doering-Manteuffel, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008, bes. S. 45-53; Frank Bösch, Grenzen der Individualisierung: Soziale Einpassungen und Pluralisierungen in den 1970/80er Jahren, in: Thomas Großbölting u.a. (Hrsg.), Nach der Moderne? Italien und die Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Berlin 2013 (i.E.).
    62. Vgl. Andreas Reckwitz, Die Transformation der Kulturtheorien. Zur Entwicklung eines Theorieprogramms, Weilerswist 2000; Marian Füssel, Die Rückkehr des „Subjekts“, in: Deines u.a., Subjekte, S. 141-159, hier S. 151f.
    63. Hierzu Jäger/Antos/Dunn, Masse Mensch.
    64. Vgl. Jacques Zylberberg (Hrsg.), Masses et postmodernité, Paris 1986; Panajotis Kondylis, Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform. Die liberale Moderne und die massendemokratische Postmoderne, Weinheim 1991.
    65. Hierzu das Themenheft „Mass Culture as Modernity. European Perceptions, 1900-1980 (= Journal of Modern European History 10 (2012), H. 2), hrsg. v. Stefanie Middendorf und Ulrich Herbert.
    66. Vgl. Lutz Raphael (Hrsg.), Theorien und Experimente der Moderne. Europas Gesellschaften im 20. Jahrhundert, Köln 2012.